Hilfe für die Berufswahl, NZZ, 24.3.
Mit der Berufswahl steht bei vielen Jugendlichen im
8. Schuljahr eine wichtige Entscheidung an. Es gilt, aufgrund der eigenen
Vorlieben, Kompetenzen und Stärken den passenden Beruf zu wählen. Dies setzt
voraus, dass Jugendliche, Eltern und Schule die Anforderungen der einzelnen
Berufe kennen. Am Montag haben der Gewerbeverband und die
Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) eine neue Orientierungshilfe vorgestellt,
welche die schulischen Anforderungsprofile in rund 190 Berufen systematisch
darstellt. Derzeit sind 153 Berufe erfasst. Auf der Website ist beispielsweise
zu erfahren, dass die Lehre zum Tierpfleger hohe Anforderungen ans Deutsch
stellt. Zentral für die Ausbildung sind die Kompetenzen Hören, Teilnahme an
Gesprächen und zusammenhängendes Sprechen. In der Mathematik liegen die
Anforderungen zwischen einfach und mittel. Gar nicht gefragt sind laut dem
Berufsprofil Kenntnisse in Fremdsprachen. Damit der Beruf besser fassbar wird,
sind zu einigen Profilen typische Arbeitssituationen beschrieben. Auf dem
Onlineportal können bis zu fünf Profile verglichen werden.
Die Profile beantworteten die Frage, was die
Jugendlichen mitbringen müssten, um eine Lehre zu starten und dort Tritt zu
fassen, sagte Projektleiter Walter Goetze. Die Anforderungsprofile orientieren
sich an den Kompetenzmodellen der EDK. In einer aufwendigen Arbeit haben
jeweils mehrere Experten die Berufe unabhängig voneinander eingestuft. Die
schulischen Anforderungen in der Grundbildung sind laut Goetze noch nie so
gründlich, systematisch und umfassend beurteilt worden. Dabei habe sich
gezeigt, dass es nicht einfache und schwierige Berufe gebe. Jeder Beruf stelle
spezifische schulische Anforderungen, sagte Goetze. Er warnte davor, die
Anforderungen als fixe Grösse oder gar als Urteil zu betrachten. Neben dem
Können seien Willen und Motivation ebenso wichtig.
Laut Gewerbeverbandsdirektor Hans-Ulrich Bigler
soll das neue Instrument helfen, die Zahl der Lehrabbrüche oder
Lehrstellenwechsel - je nach Branche bis zu 30 Prozent - zu reduzieren. Bei den
Profilen handle es sich nicht um ein Test- oder Selektionsinstrument, sagte
EDK-Präsident Christoph Eymann. Die EDK werde nun prüfen, wie die Profile mit
den Lehrplänen verbunden werden könnten.
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