Die Strategie Sonderschulung soll bis 2016 stehen, Bild: Beat Mathys
Sonderschulen: Jetzt will Pulver vorwärtsmachen, Berner Zeitung, 26.2. von Sandra Rutschi
Seit fünf
Jahren soll eine Strategie für die Sonderschulung erarbeitet werden. Doch unter
der Federführung der Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) kam das Vorhaben
nur schleppend voran. Nun lässt die Einladung zu einer
Informationsveranstaltung für Beteiligte aufhorchen. Denn diese ist nicht von
Gesundheits- und Fürsorgedirektor Philippe Perrenoud (SP), sondern von
Erziehungsdirektor Bernhard Pulver (Grüne) unterzeichnet.
Erwin Sommer,
Vorsteher des Amtes für Kindergarten, Volksschule und Beratung, bestätigt, dass
die Erziehungsdirektion (ERZ) mittlerweile für die Strategie Sonderschulung
zuständig ist. Wie zuvor arbeiten GEF und ERZ bei dem Vorhaben zwar zusammen –
den Lead hat nun aber Pulver. Die Erziehungsdirektion sei an einer Klausur von
verschiedenen Kreisen dazu aufgefordert worden, den Vorsitz zu übernehmen, sagt
Sommer, worauf Perrenoud und Pulver «dies gemeinsam vereinbarten und
umsetzten».
Auf der langen Bank
Dem Vernehmen
nach wurde sowohl verwaltungsintern als auch vonseiten diverser
Behindertenorganisationen ein Wechsel gefordert. Insider begrüssen es, dass
dieser nun vollzogen ist – mit Pulver an der Spitze gehe es zügiger voran, und
bei der ERZ sei das Geschäft thematisch sowieso am besseren Ort, so der Tenor.
Dass die
Strategie stockte, zeigt ein Blick auf die letzten Jahre: Bereits 2007 wurde im
Grossen Rat eine Motion überwiesen, wonach die gesamte Bildung – auch die
Sonderschulen – in der Erziehungsdirektion zusammenzufassen sei. Drei Jahre
später traten Perrenoud und Pulver vor die Medien und verkündeten, in der
Strategie Sonderschulung ein Sonderpädagogikkonzept zu erarbeiten, wie dies
auch die Bundesverfassung seit 2008 für die Kantone vorsieht.
Die Regierungsräte
wollten die Schnittstellen zwischen Kindergarten, Volksschule und Sonderschule
optimieren, den Beitritt zum Sonderpädagogikkonkordat prüfen und eine neue
rechtliche Grundlage erarbeiten. All das hätte zum grössten Teil bis 2012
passieren sollen.
Doch
geschehen ist wenig Konkretes: Die bestehende Verordnung ist 2013 durch eine
Übergangsverordnung ersetzt worden, welche gilt, bis die Sonderschul-strategie
steht. 2013 und 2014 klärte das Alters- und Behindertenamt in einem anderen
Zusammenhang den Bestand an Heimplätzen und Angeboten im Rahmen einer
Versorgungsplanung ab (siehe Kasten). Diese Informationen fliessen in die
Strategie Sonderschulung mit ein.
«Viel Fingerspitzengefühl»
Amtsleiter
Erwin Sommer sagt, die ERZ könne auf von der GEF geleistete Arbeit aufbauen. Er
geht davon aus, dass die Strategie Sonderschulung im Jahr 2016 steht. «Das
Projekt wird nach wie vor Zeit beanspruchen, weil es sehr komplex ist und viel
Fingerspitzengefühl erfordert», sagt er. Im März will der Erziehungsdirektor erste
Richtungsentscheide vorlegen und später Hearings dazu durchführen, um die
Richtungsentscheide falls nötig anzupassen. Dabei dürfte es um die zentralen
Fragen gehen, die sich im Zusammenhang mit der Strategie stellen. Dazu gehören
die Anstellungsbedingungen für die Lehrkräfte, die im Sonderschulbereich meist
tiefere Löhne haben und nicht der kantonalen Pensionskasse angehören.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen