Hürzeler beantragt eine Verschiebung der Übergabe des Lehrplans an die Kantone auf März 2015, Bild: SVP AG
Lohnerhöhung: Aargauer Lehrer sollen 1 Prozent mehr verdienen, Aargauer Zeitung, 23.10. von Hans Fahrländer
Die «Ära
Stöckli» an der Verbandsspitze ist abgeschlossen (davon später mehr), die «Ära
Abbassi» ist fulminant lanciert. Die rund 100 Delegierten des alv erlebten im
Rittersaal auf Schloss Lenzburg zunächst einen rhetorischen Disput zwischen der
neuen Präsidentin Elisabeth Abbassi und Bildungsdirektor Alex Hürzeler. Abbassi
votierte angriffig, Hürzeler versöhnlich.
Die teuren
Sparübungen
In ihrem
präsidialen Rückblick sprach Elisabeth Abbassi von einem «Jahr der teuren
Sparübungen». Die Leistungsanalyse, für sie das «Unwort des Jahres», fokussiere
mit ihren Massnahmen im Bereich der Bildung zu stark auf kurzfristige
Budgetgewinne und bedenke zu wenig die langfristigen Schäden und Verteuerungen
im System. Besonders verwerflich seien die Sparübungen auf dem Buckel der
Schwächsten und der Begabtesten. Abbassi lobte die «geballte Entschlossenheit»,
mit welcher sich alle Akteure im Bildungswesen, inklusive Eltern, im Widerstand
gefunden hätten.
Regierungsrat
Hürzeler, Kummer von dieser Seite gewohnt, parierte in seinem Grusswort den
Angriff auf seine diplomatische Art: Die Sichtweisen auf die Finanzlage und die
Notwendigkeit des Sparens seien naturgemäss völlig verschieden, trotzdem sei
konstruktive Zusammenarbeit zwischen Departement und Lehrerschaft unabdingbar,
Hürzeler lobte den alv sogar für «den Schwung und den Mut», den er in die
Debatte gebracht habe. Er betonte, noch sei nichts in Stein gemeisselt,
Änderungen beim Bildungssparen zeichneten sich ab (vgl. Kasten unten).
Regierung
beantragt 1 Prozent
Der
Bildungsdirektor brachte zwei Primeurs mit aufs Schloss. Zum einen: Die
Regierung beantragt dem dafür zuständigen Grossen Rat, die Löhne der
Lehrpersonen für 2015 um 1 Prozent zu erhöhen. Auch dies ist allerdings noch
nicht in Stein gemeisselt, denn das tat sie auch für 2014 – doch das Parlament
verordnete eine Nullrunde.
Der zweite
Primeur: Alex Hürzeler wird in der Steuerungsgruppe, welche die Erarbeitung des
Lehrplans 21 koordiniert, beantragen, die definitive Verabschiedung des
Lehrplandokuments zuhanden der Kantone sei vom November 2014 auf den März 2015
zu verschieben. «Der Überarbeitungsprozess ist zwar gut gelaufen, aber das
Dokument ist noch nicht ganz reif.»
Absage an die
Lehrplan-Gegner
Das Thema
Lehrplan 21 tauchte auch bei den bildungspolitischen Forderungen auf, welche
die Delegierten einstimmig verabschiedeten:
«Lehrinhalte
gehören nicht ins Gesetz», so die eine Forderung. Gerichtet ist die Kampfansage
an die Gruppierung, welche im Aargau Unterschriften gegen den LP 21 sammelt.
Kommt die Initiative durch, wird eine verbindliche Fächerliste ins Schulgesetz
geschrieben. Der alv will dieses Ansinnen mit allen Mitteln bekämpfen.
Und die zweite
Forderung: Der alv fordert vom Arbeitgeber Kanton «ein diskriminierungsfreies,
verlässliches Lohnsystem». Insbesondere soll das System Vergütungen für
spezielle Fachlaufbahnen enthalten, damit auch Lehrpersonen Karriere machen
können.
Würdiger Abschied
Mit
dem Ende des Schuljahres 2013/14 endete auch die dreizehnjährige Amtszeit von
alv-Präsident Niklaus Stöckli. Mehrere Redner würdigten die grosse Arbeit, die
er für die Lehrerschaft geleistet hat, darunter Beat W. Zemp, Präsident des
Schweizer Dachverbandes LCH. «Stöckli hat nicht nur hervorragende Analysen
geliefert, er hat sie auch derart gut vorgetragen, dass sie meistens
durchkamen», lobte Zemp. Stöckli bleibt noch Mitglied der LCH-Geschäftsleitung.
Nachfolgerin
Elisabeth Abbassi präsentierte eine eindrücklich lange Liste von bildungs- und
standespolitischen Meilensteinen, welche die Ära Stöckli geprägt haben. «Ich
sah mich nie als Märtyrer für den Lehrerstand, ich habe diese Arbeit einfach
gerne gemacht», sagte Stöckli gerührt. Mit Akklamation wählten ihn die
Delegierten zum Ehrenmitglied des Verbandes.
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