Claudia Lauener, Präsidentin der Aargauer Primarlehrkräfte, kämpft gegen die Sparmassnahmen im Bildungsbereich, Bild: alv
Nicht sparen mit Gegenwehr, Wohler Anzeiger, 26.9. von Annemarie Keusch
Frust,
Resignation, Verzweiflung. Die Delegierten des Primarlehrervereins des Kantons
Aargau konnten ihre Gefühle kaum verstecken. Zu emotional ist das Thema der
geplanten Sparmassnahmen. Zu wenig Verständnis können sie dafür aufbringen,
dass bei der Schule, bei den Kindern, bei der Zukunft also, gespart werden
soll. „Es gibt nur eine Sache, die teurer ist als Bildung – keine Bildung“,
zitierte Präsidentin Claudia Lauener den ehemaligen US-Präsidenten John F.
Kennedy. „Der Abbau bei der Bildung kommt den Kanton teuer zu stehen“,
prophezeit sie.
Weniger Abteilungen, weniger Schüler
Trotzdem
will der Kanton bei der Bildung sparen. Die Lehrerinnen und Lehrer werden sich
aber weiterhin dagegen wehren. Erste Wirkung hat dies bereits gezeigt. War am
Anfang noch geplant, die Einschulungsklassen ersatzlos zu streichen, sollen
jetzt einfach die Stunden gekürzt werden. „Wenn wir weniger Zeit für die Kinder
haben, kann man die Klassen gerade ganz auflösen. Das wäre ehrlicher“, zeigt
sich eine erboste Lehrerin enttäuscht.
Ziel
des Kantons ist es, die Zahl der Einschulungsklassen auf die Hälfte zu reduzieren.
Analog dazu soll auch die Zahl der Einschulungsklassenkinder um ein Drittel
gesenkt werden. Damit dies erreicht werden kann, beträgt die Mindestschülerzahl
für Einschulungsklassen neu zehn statt wie bisher acht Kinder.
Als
weitere Massnahme erhalten die Klassen weniger ungebundene Lektionen. Das
heisst, dass die Einschulungsklassen während weniger Stunden in Teilgruppen
aufgeteilt werden können. „Eine Einschulungsklassenlehrerin kann also künftig
gar nicht mehr 100 Prozent arbeiten, weil nicht mehr genügend Stunden zur
Verfügung stehen“, moniert eine Lehrerin.
Auch
will der Kanton, dass künftig nur acht Prozent der ersten beiden
Primarschuljahrgänge in die Einschulungsklassen gehen dürfen. Die Delegierten
des PLV sind damit überhaupt nicht einverstanden. „Schüler, die dem Übertritt
in die erste Klasse noch nicht gewachsen sind, brauchen die Einschulung. Wenn
sie diese nicht besuchen können, ist ein guter Start in die Schulzeit nicht
gewährleistet und die Kinder werden während der ganzen neun Jahre hinter den
anderen Schülern herhinken“, lautet der Tenor der Primarlehrerinnen und
-lehrer. Sie bringen vor, dass ein Schüler, der zwangsweise in die Regelklasse
muss, dort aber nicht mitkommt und später an die Heilpädagogische Schule
wechselt, dem Kanton viel mehr Kosten verursacht, als eine Einschulungsklasse
zu führen.
„Alle Bereiche müssen Einbussen
hinnehmen“
Gegen
die verschiedenen Voten der Lehrerschaft hatten Christian Aeberli, Leiter der
Abteilung Volksschule des Departements Bildung, Kultur und Sport (BKS), und
Michael Umbricht, Generalsekretär des BKS, einen schweren Stand. Wiederholt
betonten sie, dass nicht nur das Bildungswesen von den Sparmassnahmen des
Kantons betroffen ist. „Wenn wir wirklich sparen wollen, müssen in allen Bereichen
Abstriche gemacht werden“, erklärte Aeberli. Umbricht doppelte nach, dass alles
nur noch schlimmer werde, wenn jetzt nicht gespart wird. „Klar, ich verstehe
Sie. Niemand hat gerne, wenn in seinem Bereich gespart wird. Ähnliche Argumente
hören wir von der Gesundheitsbranche, dem Naturschutz und vielen mehr“,
versuchte er auf Verständnis zu stossen.
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