Dieses ernüchternde Buch aus dem Alltag einer Frankfurter
Hauptschule und über den Umgang mit eingewanderten Jugendlichen müsste zu einer
Pflichtlektüre für Bildungs- und Sozialpolitiker werden. Allerdings ist damit
zu rechnen, dass ihnen dann die wohlfeilen Sonntagsreden vom Aufstieg durch
Bildung oder die Integration durch Bildung im Halse stecken blieben. Was Ingrid
Freimuth, eine Diplom-Pädagogin, die später Lehramt für die Sekundarstufe I
studierte und dann an einer Integrierten Gesamtschule, in der Lehrerausbildung
sowie an Haupt- und Realschulen tätig war, aus 40 Jahren Berufsleben berichtet,
ist harte Kost. Mangelnde Einblicke wird man der erfahrenen und engagierten
Pädagogin, die am Ende ihrer Tätigkeit wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen
mit einem Burnout in einer Klinik wieder aufgebaut werden musste, nicht
vorwerfen können. Sie hat im Einzelunterricht für Schüler der
sozialpädagogischen Lernhilfe und in Kursen an der Volkshochschule für Deutsch als Zweitsprache die unüberwindlichen
Hindernisse bei der Integration miterlebt. Und sie hat darunter gelitten, dass
sie mit kaum einem Außenstehenden, selbst mit guten Freunden nicht darüber
reden konnte, weil ihre Äußerungen immer vorschnell als ausländerfeindlich oder
rassistisch abgestempelt wurden. „Bis heute ist es aus Gründen politischer
Korrektheit riskant, Unterschiede zwischen Menschen wahrzunehmen und zu
beschreiben. Das Fremde als fremd zu erkennen und zu benennen ist nahezu tabu“,
schreibt die Pädagogin.
Bild: Europa Verlag
Schonungslose Einblicke in den Schulalltag, FAZ, 15.5. von Heike Schmoll
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