3. Mai 2018

Gewalt gegen Lehrer

«Wenn wir uns, wie in diesem Fall, an Sie wenden, bitten wir Sie, dieses Schreiben sehr ernst zu nehmen, da die Lage an der Schule derzeit sehr ernst ist»heisst es in einem Brief an die Eltern der Schüler einer Grundschule in Sachsen-Anhalt. Wie der Spiegelberichtet, stammt der Brief vom 2. Februar diesen Jahres. Der Brief ist unterschrieben von acht Lehrkräften der Schule, inklusive der Schulleiterin. Darin berichten die Pädagogen von «permanent auftretenden, gravierenden Verhaltensproblemen vieler Schüler», von «extremer körperlicher Gewalt» und von einer «Gefühlskälte» gegenüber anderen Mitschülern.
Körperliche Gewalt gegen Lehrer an jeder dritten deutschen Grundschule, NZZ, 2.5.


Was genau an der Grundschule vorgefallen war, dazu wollten die Unterzeichner des Briefs an die Eltern nichts sagen. Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) zeigt, ist die betroffene Schule aber kein Einzelfall.
An etwa jeder dritten Grundschule in Deutschland sind Lehrkräfte in den vergangenen fünf Jahren laut der Studie körperlich angegriffen worden. Über alle Schulformen hinweg berichtete rund jede vierte Schulleitung von Fällen körperlicher Gewalt gegen Lehrkräfte.
Ausserdem gab fast die Hälfte der Schulleitungen (48 Prozent) an, dass es an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren Fälle von psychischer Gewalt gab - also Fälle, bei denen Lehrkräfte direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Fälle von Mobbing, Diffamierung und Belästigung über das Internet gab es laut Studie an jeder fünften Schule.

«Die Ergebnisse sind so eindeutig, wie erschütternd», sagte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann, der die Studie präsentierte, gemäss Focus. Seit der letzten Umfrage im Jahr 2016 habe sich nichts verbessert, schreibt der VBE auf seiner Webseite. Es wird davon ausgegangen, dass viele Vorfälle nicht gemeldet oder angezeigt werden. Rund 36 Prozent der 1200 in der Studie befragten Schulleitungen schätzen das Thema nämlich nach wie vor als Tabu-Thema ein.


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