Die Lia
Rumantscha und Pro Grigioni Italiano stellen sich gegen die Fremdspracheninitiative.
Die Initiative bringe für den Kanton zu viele Nachteile.
Graubünden als Exot der Schweiz, Südostschweiz, 15.5. von Corinne Raguth Tscharner
«Mit
nur einer Fremdsprache auf Primarschulstufe würde der Kanton Graubünden zu
einem Exoten werden», sagte der Präsident der Lia Rumantscha, Johannes Flury,
gestern im Hinblick auf die Volksabstimmung über die Fremdspracheninitiative im
kommenden September. Die Initiative sieht vor, dass in den Bündner
Primarschulen künftig nur noch eine Fremdsprache obligatorisch ist. Im
aktuellen System sind es zwei.
Flury
sagte, dass die Schweiz sich entschieden habe. «Und ich nde es wichtig, dass
wir in Graubünden nicht etwas anderes machen als alle anderen Kantone im Land.»
Zudem verursache eine erneute Umstellung des Sprachensystems Kosten und
organisatorische Schwierigkeiten. Es würde die Bündner Schulen zu einer
weiteren Veränderung zwingen. «Mein Hauptargument ist: Lasst die Schule mal in
Ruhe», so Flury. Ausserdem würden die sprachlichen Minderheiten des Kantons
klar benachteiligt werden. Die italienische noch mehr als die romanische. So
spricht sich auch die Organisation Pro Grigioni Italiani (Pgi) gegen die
Initiative aus. Das Argument, dass die Schüler überfordert seien, lasse er
nicht gelten, sagte Franco Milani, Präsident der Pgi. Die versäumten Unterrichtsstunden
auf Primarschulstufe müssten von Gesetzes wegen auf Sekundarschulstufe
nachgeholt werden und würden dort zur Überlastung führen. «Ausserdem können
sich die Schüler bereits heute vom Unterricht befreien lassen», sagte Milani.
Auch
der Gegenvorschlag mit nur einer Kantonssprache als Fremdsprache mag Milani und
Flury nicht überzeugen. «Wir verstehen nicht, wieso wir als dreisprachiger
Kanton vom Zweisprachensystem wegkommen möchten», so Milani. «Der Trend in der
Schweiz geht klar in Richtung mehr Sprachen. Es ist nicht zeitgemäss, dass wir
in die umgekehrte Richtung gehen.»
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