24. April 2018

Sollen Gemeinden zum Schwimmunterricht gezwungen werden?

Die Zuger Version des Lehrplans 21 ist unter Dach und Fach. Per 1. August 2019 soll die Reform in Kraft treten. In Bezug auf den Schwimmunterricht hat der Zuger Bildungsrat entschieden, dass «Gemeinden im Bereich Schwimmen eine Lehrplan­reduktion beantragen dürfen, wenn die dafür notwendige Hallenbadzeit erwiesenermassen nicht eingekauft werden kann». Dies ist der Medienmitteilung zum Erlass zu entnehmen.
Kinder im Hallenbad Loreto, Bild: Stefan Kaiser
Wird in Zug zu wenig geschwommen? Luzerner Zeitung, 22.4. von Andrea Muff


Der Schwimmunterricht könnte allerdings zum Zankapfel werden: Während Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP) gegenüber unserer Zeitung von einer «pragmatischen Lösung» spricht (Ausgabe vom 4. April), sieht Kantonsrat Zari Dzaferi (SP/Baar) eine «Hintertür». Er gelangt nun mit einer Interpellation an den Regierungsrat und will mehr über die Möglichkeit dieser Lehrplanreduktion wissen. Er will erfahren, welche Gemeinden zurzeit auf welchen Schulstufen in welchem Umfang Schwimmunterricht anbieten. Die zentrale Frage für den Kantonsrat, der als Sekundarlehrer in Menzingen arbeitet, ist: «Wäre aus Sicht des Regierungsrats eine Koordination unter den Gemeinden bei der ­Vergabe von Schwimmzeiten der Möglichkeit einer Lehrplanreduktion vorzuziehen?»

Dzaferi führt auf Anfrage unserer Zeitung aus: «In einigen Gemeinden wird geschwommen, weil zu wenig Sporthallen zur Verfügung stehen. In anderen Gemeinden wird praktisch nicht geschwommen, weil kein Hallenbad vorhanden ist.»

Lehrplanreduktion sei keine Lösung

Einige Gemeinden ­hätten deshalb Nachholbedarf. ­«Dieser soll in der Interpellation nochmals thematisiert werden», sagt Dzaferi. Eine Lehrplan­reduktion sei jedenfalls nicht die Lösung: «Gemeinden müssen zum Handeln gezwungen werden. Die Erfahrung zeigt, dass, wenn man bei Lehrplanreduktionen Hintertüren aufmacht, einige Gemeinden nicht handeln.»

Es ist nicht das erste Mal, dass der Schwimmunterricht Thema eines politischen Vorstosses ist. Bereits der einstige SP-Kantonsrat Martin B. Lehmann reichte 2009 eine Motion betreffend Einführung eines obligatorischen Schwimmunterrichts ­sowie 2010 ein Postulat mit dem Titel «Alle Zuger Kinder können schwimmen» ein. Zari Dzaferi stellt fest: «Seit den Vorstössen von Lehmann ist in diesem Thema praktisch nichts gemacht worden. Es ist an der Zeit, dass wir weiterkommen.» Es solle keinen Freipass für die Gemeinden geben, um nur das Minimum an Schwimmunterricht anzubieten. «Das Ziel soll sein, dass der Lehrplan ohne Ausreden umgesetzt wird», findet der SP-Kantonsrat und fügt hinzu: «Es wäre tragisch, wenn zuerst ein Kind ertrinken müsste, bis unsere politischen Mühlen zu mahlen beginnen.» Der Wassersicherheitscheck, der in allen Gemeinden erfüllt werden müsse, «ist aus meiner Sicht eine Alibiübung». Für ihn sei es sehr bedauerlich, dass von der Regierung nicht mehr verlangt werde. «Aus meiner Sicht scheut der Bildungs­direktor die Konfrontation mit den Gemeinden.»


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