Der Aargau hat das erste Lehrmittel der Schweiz für
4.- bis 6.-Klässler zum Völkermord an den Juden entwickelt.
Der Völkermord an den Juden wird neu in der Primarschule thematisiert, Bild: SRF
Die volle Wahrheit wird den Primarschülern noch nicht zugemutet, SRF, 26.4.
«Bereits in der Primarstufe wird man als Lehrer mit
Fragen zum Holocaust konfrontiert», sagt Christian Mathis. Er ist Professor an
der pädagogischen Hochschule in Zürich und hat das Lehrmittel «Verfolgt und vertrieben»
zusammen mit Urs Urech von der Fachhochschule Nordwestschweiz entwickelt.
«Kinder brauchen andere Zugänge als Erwachsene, das
haben wir mit diesem Lehrmittel geschafft», erklärt Mathis. Die Kinder können
sich in dem Lehrmittel mit den Flüchtlingsgeschichten von vier Kindern
befassen. Dabei wird bewusst auch die Zeit vor der Flucht beschrieben.
«Wir haben gemerkt, dass die Primarschüler nicht
wissen, dass die Juden vor der Flucht eine immer stärker werdende Ausgrenzung
erlebt haben», zeigt Christian Mathis auf. So wird in diesem Lehrmittel
beschrieben, wie die Mitschüler der kleinen Hanna plötzlich anfingen, ihr
Steine nachzuwerfen.
«Bis an die Tore
von Auschwitz, aber nicht weiter»
Die Kinder lernen aber auch etwas über die Rolle
der Schweiz. Beispielsweise, dass die Flüchtlinge ab 1933 an der Grenze
zurückgewiesen wurden. Auch dass der Bundesrat über den Holocaust Bescheid
wusste, wird beschrieben.
«Wir gehen bis an die Tore von Auschwitz, aber
nicht weiter», so beschreibt Christian Mathis sein Lehrmittel. Die ganze
Wahrheit über die Gräueltaten an den Juden will man den Primarschülerinnen und
-schülern noch nicht zumuten. Dies könne dann in der Oberstufe thematisiert
werden, sagt Mathis.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen