10. Februar 2018

Baselbiet stoppt das "Verheizen" von Schülern

Der Kanton Baselland steigt aus dem Projekt Passepartout der Kantone Basel-Stadt, Baselland, Bern, Solothurn, Freiburg und Wallis aus. Der Landrat hat gestern in Liestal mit 47 zu 36 Stimmen die nicht formulierte Initiative «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen: Ausstieg aus dem gescheiterten Passepartout-Fremdsprachenprojekt» angenommen. Der Entscheid fiel überraschend und gegen den Antrag der Regierung.
Aus fürs Fremdsprachenkonzept, Basler Zeitung, 9.2. von Thomas Dähler


Beim Projekt Passepartout handelt es sich um die Vereinbarung von sechs Kantonen, den Fremdsprachenunterricht in der Reihenfolge Französisch vor Englisch mit der umstrittenen Mehrsprachendidaktik zu unterrichten. Die Initiative verlangt insbesondere, dass die Lehrmittel «Mille feuilles», «Clin d’œil» und «New World» in den Baselbieter Schulen nicht mehr verwendet werden. Mit der Zustimmung zur nicht formulierten Initiative ist eine sofortige Volksabstimmung nicht mehr nötig: Der Landrat wird den Ausstieg aus Passepartout und das Aus für die umstrittenen Lehrmittel in einem nächsten Schritt gesetzlich verankern.

«Einfach ein Mist»
Am pointiertesten äusserte sich in der in zwei Teilen geführten Debatte der Freisinnige Balz Stückelberger zum Fremdsprachenprojekt: «Es ist schlicht und einfach ein Mist.» Deshalb müsse man den Mut aufbringen, den Stecker zu ziehen.

In der Debatte sahen dies jedoch einige anders. SP, Grüne und Teile der CVP verteidigten das Fremdsprachenprojekt trotz seiner Mängel, vertrauten auf die Korrekturen und wollten, wie die Regierung, die offiziellen Studien über den Spracherwerb des ersten Jahrgangs abwarten, der seine gesamte Schulzeit mit dem umstrittenen Konzept absolviert hat. Man nehme die Kritik ernst, meinte Roman Brunner (SP), genauso gebe es aber auch positive Berichte, Stimmen und Erfahrungen. Béatrix von Sury (CVP) erklärte, in Reinach seien die Erfahrungen mit «Mille feuilles» positiv. Und Florence Brenzikofer (Grüne) meinte, ein Ausstieg aus Passepartout sei mit Blick auf die anderen Kantone problematisch.

FDP und SVP stellten sich hingegen klar hinter die Initiative. Pascale Uccella sagte, das anvisierte Sprachbad funktioniere nicht, für das Konzept würden «Millionen ohne Mehrwert verpulvert». Paul Hofer (FDP) empfahl «lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende». Jürg Wiedemann (GU), Kopf des Komitees Starke Schule Baselland, das die Initiative lanciert hatte, wies darauf hin, dass ohne ein Ja zur Initiative jedes Jahr ein ganzer Jahrgang nach dem System unterrichtet werde und «x-hundert Kinder» weiter belastet würden, wenn nicht gehandelt werde. Das System könne nicht mit einer Überarbeitung der Lehrmittel verbessert werden, weil damit die falsche Didaktik beibehalten werde.

Gschwind wehrt sich vergeblich
Regierungsrätin Monica Gschwind stellte sich auf den Standpunkt, dass noch nicht gesagt werden könne, ob das Projekt gescheitert sei. Die beteiligten Kantone hätten mehrere Massnahmen ergriffen, mit denen auf die Defizite der Lehrmittel reagiert werde. Der Verlag habe zugesagt, «Mille feuilles» zu überarbeiten. Gschwind erklärte, sie stehe dem Projekt ebenfalls kritisch gegenüber. Vergeblich forderte sie aber, mit einem negativen Entscheid zuzuwarten. Erst müssten die Resultate der Evaluation abgewartet werden.


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