22. Januar 2018

Bald wieder Einführungsklassen in Riehen?

Bis zu den Gemeindewahlen in Riehen sind es noch knapp zwei Wochen. Genügend Zeit also – oder vielleicht höchste Zeit für die Lokalpolitik –, um den bisher doch eher lauen Wahlkampf anzuheizen. Zum Beispiel mit einer Gemeindeinitiative oder einer Petition, beide zum Thema Einführungsklassen. Die Initiative («Einführungsklassen: Eine Chance für Riehen») ist eine Idee des SVP-Einwohnerrats Peter A. Vogt, der das Komitee zusammen mit dem Schulratspräsidenten Peter Hochuli präsidiert. Offizieller Start ist morgen, im Gespräch ist sie aber schon seit letztem Sommer. Die Petition («Einführungsklassen jetzt!») wurde von der Riehener EVP lanciert und soll noch im März eingereicht werden. Die Unterschriftensammlung dafür hat bereits begonnen.
Ein Wahlkampfthema für den Endspurt, Basler Zeitung, 22.1. von Alessandra Paone


Die Einführungsklassen, kurz EK genannt, wurden im Kanton Basel-Stadt im Zuge der Schulharmonisierung vor fünf Jahren abgeschafft. Im Gegensatz zum Nachbarkanton Baselland, wo sie erfolgreich weitergeführt werden. Sie richten sich an Kindergärtler, die nach Gesetz zwar eingeschult werden müssen, aber die erforderliche Schulreife noch nicht haben. In Riehen hat man nie aufgehört, den EK nachzutrauern; letztes Jahr wurden die Rufe nach der Wiedereinführung immer lauter.

Die zuständige freisinnige Gemeinderätin Silvia Schweizer stellte aber wiederholt fest, dass das kantonale Schulgesetz keine Einführungsklassen vorsehe und Riehen sich daran halten müsse. Zumindest vorerst, denn im Basler Grossen Rat ist eine Motion der SP-Parlamentarierin Kerstin Wenk hängig, die eine Wiedereinführung der EK verlangt. Die Kantonsregierung wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres darüber befinden.
Als Alternative zu den EK schlug Silvia Schweizer eine optimierte Variante des bereits existierenden dritten Kindergartenjahrs vor. Sie brachte die Vorlage im Einwohnerrat zwar durch, zufrieden damit war jedoch kaum jemand. EVP-Einwohnerrat Alfred Merz sagt: «Der Vorschlag ist schlicht ungenügend und vor allem nichts Neues.» Merz ist ein eiserner Verfechter der EK und gehört zu den Erstunterzeichnern der EVP-Petition.

Rechtsweg als Ausweg
Das Initiativkomitee rund um Peter A. Vogt wird nun beobachten, wie die Basler Regierung auf Wenks Vorstoss reagiert, und die Initiative, die von mehreren Parteien unterstützt wird, zu gegebener Zeit einreichen. Auch im Falle eines negativen Beschlusses will Vogt sie nicht zurückziehen. «Und sollte der Gemeinderat Riehen das Begehren dann für ungültig erklären, werden wir den Rechtsweg beschreiten», sagt der SVP-Einwohnerrat. «Wir wollen, dass die Einführungsklasse in Riehen wieder eingeführt wird.»

Während die Gemeindeinitiative den Fokus ausschliesslich auf die Einführungsklassen richtet, ist die EVP-Petition etwas offener formuliert. Sie fordert die notwendigen gesetzlichen Veränderungen, damit in der Volksschule neben den individuellen Fördermassnahmen zusätzlich Angebote im Klassenverband wie Einführungsklassen und andere Formen zur Verfügung stehen.

Die Petition soll die Motion von Kerstin Wenk im Grossen Rat unterstützen. «Wir wollen beim Regierungsrat Druck machen. Er soll merken, dass die Einführungsklassen ein breit abgestütztes Anliegen sind», sagt Annemarie Pfeifer, die für die EVP sowohl im Riehener Gemeinderat als auch im Grossen Rat politisiert. Ziel sei es, 500 Unterschriften zu sammeln. «Wir sind gut unterwegs», sagt sie.

Passend zum Thema will Pfeifer sich zu Beginn des zweiten Legislaturjahrs mit einem Anzug dafür einsetzten, dass in Basel-Stadt ähnlich wie in den Kantonen Bern, Freiburg oder Tessin der Eintritt in den Kindergarten sanfter gestaltet wird. Zum Beispiel mit einem zu Beginn reduzierten Programm.

Die Idee einer Volksinitiative
Da Vogt und die EVP in Riehen dasselbe Ziel verfolgen, stellt sich die Frage, wieso sie nicht zusammenspannen. In der Tat hatte Peter A. Vogt die EVP angefragt, ob sie bei der Initiative mitmache, jedoch eine abschlägige Antwort bekommen. «In Riehen ist Wahlkampf», sagt er. Die Petition sei bei Vogts Anfrage bereits gedruckt gewesen, rechtfertigt Annemarie Pfeifer das Vorgehen ihrer Partei. Ausserdem mache eine Initiative auf Gemeindeebene wenig Sinn. Wenn schon brauche es eine kantonale Volksinitiative. Sollte der Basler Regierungsrat weder auf Kerstin Wenks Motion noch auf die EVP-Petition eingehen, könne eine solche in Erwägung gezogen werden.


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