13. Dezember 2017

Empfehlungen für den Französischunterricht mit dem Lehrmittel "Clin d'oeil" auf der Realstufe

Basierend auf Erkenntnissen aus der Literatur und der von S. Zbinden (2017) verfassten Masterarbeit "Leseverstehen mit altem und neuem Lehrmittel im Vergleich. Eine empirische Studie über das Verstehen von französischen Texten auf der Sekundarstufe 1" können für den Französischunterricht, insbesondere für die Förderung der Fertigkeit "Leseverstehen", folgende Empfehlungen zusammengefasst werden:
Empfehlungen für den Französischunterricht mit dem Lehrmittel "Clin d'oeil" auf der Realstufe, Dezember 2017, von Susanne Zbinden


1. Wortschatz und auch Grammatik werden in der Literatur allgemein beim schulischen Fremdsprachenerwerb, so auch beim Verstehen von Texten, eine zentrale Rolle zugeschrieben. Dabei nehmen Nomen eine Schlüsselfunktion ein. Die Vermutung liegt nahe, dass die schlechteren Leistungen der Clin d'oeil-Lernenden bei vorliegender Studie u.a. durch die Reduktion der Sprachmittel erklärbar sind. Zudem haben Lernende rückgemeldet, dass sie insbesondere Alltagswortschatz erwerben möchten. Es scheint also sinnvoll, mit ihnen vermehrt alltagsrelevante Nomen zu lernen (vgl. Jeon/Yamashita 2014; Furtner/Sachse 2008; u.a.).

2. Mit dem Strategientraining wünscht man, die Leistungen des Arbeitsgedächtnisses zu verbessern. Schmidt (2006) fand heraus, dass die Arbeitsgedächtnisleistungen beim Textverständnis jedoch erst auf Sprachniveau C1 relevant waren, auf tieferem Sprachniveau waren die Wortschatzkenntnisse entscheidend. Auch bei vorliegender Untersuchung auf der Realstufe konnten keine Auswirkungen des Strategientrainings gemessen werden: Clin d'oeil - Lernende waren nicht in der Lage, Strategien erfolgreicher anzuwenden als bisherige Lernende. Daraus lässt sich folgern, dass die Lernzeit zur Förderung des Leseverstehens womöglich besser in ein Wortschatz- anstatt in das Strategientraining investiert wird.

3. Der Einsatz von authentischen Texten wird von verschiedenen Autoren für Lernende im Anfangsstadium nicht empfohlen (Nation 2000; 2006; 2015; Schmitt 2008; Dlaska/Krekeler 2009). Hu und Nation (2000) gingen der Frage nach, wie hoch die Dichte an unbekannten Wörtern in einem Text sein kann, damit ein Lernender diesen noch versteht. Aus ihren Ergebnissen folgerten sie, dass ein Lernender ungefähr 90% der Wörter verstehen muss, um einen Text entschlüsseln zu können. Weiter argumentiert Nation (2015), dass es bei weniger als 98% bekannten Wörtern schwierig wird, neue Wörter aus dem Kontext heraus zu erschliessen. Er betont, dass auch Texte für junge L1- Sprechende für Fremdsprachenlernende zu schwierig seien, da bereits ein 7-jähriges Kind mindestens 5'000 Wörter kennt. Gemäss Dlaska/Krekeler (2009) werden Lernende motiviert, wenn sie eine Aufgabe für anspruchsvoll aber lösbar halten. Somit wäre es möglicherweise gewinnbringend, authentische Texte dem Niveau der Lernenden entsprechend anzupassen. Hinweis: Auf der Passepartout-Homepage befinden sich vereinfachte Zusatzmaterialien.


4. Bei vorliegender Untersuchung war "verbindlich gelernt" verglichen mit "im Unterricht angetroffen" oder mit einer Strategieanwendung tendenziell der beste Prädiktor. So beispielsweise beim Wort "jouer" in "jouer au hockey sur glace": Clin d'oeil-Lernende, welche dieses Wort im Unterricht angetroffen, aber nicht verbindlich gelernt hatten, verstanden es schlechter als bisherige Lernende, welche "jouer" auf ihrer Wörterliste vorfanden. Solchen Fragen wurde jedoch nicht umfassend nachgegangen, weshalb keine präzisen Aussagen gemacht werden können.

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