12. August 2017

Bündner Lehrer fordern 10 Prozent mehr Lohn

Firmenchefs würden ob dieser Forderung wohl kreidebleich: 10 Prozent mehr Lohn für alle Angestellten! In der Bildungspolitik werden solche Zahlen gelassener aufgenommen, lösen aber regelmässig eine Debatte aus. So wie jetzt zum Schulbeginn: Die Lehrerverbände Bern und Graubünden verlangen für ihre Primarlehrer eine massive Gehaltserhöhung. 
Kantone kämpfen um die besten Pädagogen, Südostschweiz am Wochenende, 12.8. von Yannick Nock


Besonders in den unteren Stufen gebe es Nachholbedarf, sagt Anna-Katharina Zenger vom Verband Bildung Bern. Sie war selbst 20 Jahre als Lehrerin tätig. «Si e müssen auf einer höheren Gehaltsklasse einsteigen», sagt sie. Das entspreche eine r Lohnerhöhung um 9 Prozent. Die Lehrer in Graubünden fordern sogar 10 Prozent mehr auf der Primarstufe. Ihr 72000 - Franken-Jahreslohn zählt zu den tiefsten in der Schweiz. 

Mit den geplanten Sparmassnahmen im Bildungsbereich sind die Erfolgs - chancen aller d ings klein. Ein Problem , denn der Lohn ist natürlich ein Fakto r bei der Berufswahl. In mehreren Kan - tonen droht zusätzlich zur laufende n Pensionierungs welle wegen der steigenden Schülerzahlen ein Lehrermangel. Schwierig wird es für Schulleiter, wenn der Nachbarkanton deutlich höher e Anfangsgehälter zahlt. So beginnt ei n Primarlehrer in Bern mit einem Jahresgehalt von 73 600 Franken, was monatlich 5600 Franken entspricht. Die Kollegen in Solothurn verdienen jährlich 7000 Franken mehr. Nach zehn Jahren im Beruf sind es jährlich gar 20000 Franken mehr. Graubünden kennt das Proble m nicht nur bei den Lehrern, sonder n schon bei den Auszubildenden . 

«Den Braindrain spüren wir bei Abgängern der PH Graubünden», sagt Jöri Schwärzel vom Lehrerverband. Die pädagogische Hochschule bilde zurzeit ei - nen beträchtlichen Teil künftiger Lehrer für andere Kantone aus. «Es ist lohnmässig massiv einfach attraktiver, in Zürich zu arbeiten», sagt er. Wer in der Deutschschweiz am meisten verdienen will, muss in den bevölkerungsreichsten Kanton. Zürich bezahlt Junglehrern 90750 Franken im Jahr. 18 000 mehr als in Graubünden. Am wenigsten verdienen nach zehn Jahren die Aargauer . Diskriminierende Löhne? Weil in den tieferen Stufen meistens Frauen unterrichten, kam es gar zu einer Klage einer Aargauer Primarlehre - rin. Im Juli wies das Bundesgericht diese allerdings ab. Es handle sich nicht um eine geschlechtsspezifische Lohndiskriminierung, vielmehr würden im Kanton Aargau die Lehrer einfach weniger verdienen. Zurzeit erarbeitet der Aargauer Lehrerverband mit dem Kanton ein neues Lohnsystem. Dabei steht die Gehaltsentwicklung im Zentrum. Der Lohn soll kontinuierlich und deutlich stärker als bisher steigen. Im internationalen Vergleich schneidet die Schweiz aber hervorragend ab. Gemäss der Organisation für internationale wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) verdienen vo n den 35 Mitgliederstaaten Lehrer nur in Luxemburg mehr als hierzulande. Für den Lehrerverband zählt dieses Argument allerdings kaum. Andere Berufs - gruppen mit ähnlich hohen Anforderungen würden in der Schweiz deutlich mehr 
verdienen .

1 Kommentar:

  1. Ich kann mir nicht vorstellen, das diese Gier gerechtfertigt ist. Wenn man dann gegenüberstellt, was Personen nach ihrer Pensionierung bekommen bzw. diese Jahr mehr bekommen, kann man diese Forderung nur als unverschämt bezeichnen.
    Aber wen interessiert schon die Meinung einer alten Frau, die ich vorwiegend online mit Kreuzworträtseln beschäftigt

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