«Lehrerinnen und Lehrer brauchen bessere
Arbeitsbedingungen» lautet der Titel einer Medienmitteilung des
Erziehungsdepartements Basel-Stadt. Eine Kurzbotschaft von fast historischer
Selbstverständlichkeit.
Im
darauf folgenden Text wird dann ausgeführt, dass die Vielzahl der Lasten
reduziert werden müsse, damit den Lehrkräften wieder mehr Kraft für das
eigentliche Kerngeschäft zur Verfügung stehe und die Schule ihren
Bildungsauftrag optimal erfüllen könne. «Belastend», erfahren wir weiter,
«erweisen sich unter anderem die Heterogenität der Klassen, administrative
Pflichten, Aufgaben ausserhalb des Unterrichts, das berufliche Image sowie
Veränderungen im Schulsystem.» Ins Deutsche übersetzt: schwierige Schüler,
überhastete Reformen, überflüssige Sitzungen, lästige Bürokratie, überbordende
Papierflut.
Diese
einleuchtenden Erklärungen liefert jeder halbwegs erfahrene Pädagoge mit ein
paar Jahren Praxiserfahrung gratis und franko. In diesem Fall jedoch wurde das
Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung in Zürich unter
professoraler Leitung bemüht, um eine 40-seitige Untersuchung über
Arbeitsbedingungen, Belastungen und Ressourcen der Lehrkräfte des Kantons
Basel-Stadt zu erstellen. Die emsigen Forscher kommen denn auch zum wenig
überraschenden Schluss, dass in «allen vergleichbaren Gemeinwesen ähnliche
Verhältnisse herrschten», wie jetzt in dieser Studie wissenschaftlich
festgestellt worden sei.
Worte sind Zwerge, Basler Zeitung, 1.6. von Roland Stark
Eine
Arbeitsgruppe des Departements wurde mit der Umsetzung geeigneter Massnahmen
zur Verbesserung der Situation betraut. Unterstützung bietet das Projekt «hot»
an. Auf Frühenglisch: help our teachers. Vordringlich sei «eine Reduktion der
bei den Lehrerinnen und Lehrern anfallenden Lasten und eine Konzentration auf
das Hauptgeschäft Unterricht».
Nach
100 Tagen im Amt zog auch der neue Erziehungsdirektor eine erste Bilanz. Die
von ihm eingerichtete Hotline für gestresste Lehrkräfte wird offenbar rege
benutzt. Die Pädagogen hätten Anregungen gegeben und ihr Herz ausgeschüttet.
Das «Sorgenkind» Integration sei häufig ein Thema gewesen. Conradin Cramer
will, so lesen wir hoch erfreut im Bericht der Basler Zeitung, die Verwaltung
verschlanken, die Schulbürokratie abbauen und dafür sorgen, dass die Lehrer
sich wieder vermehrt ihrer Kernaufgabe, dem Unterrichten, widmen könnten. (BaZ,
19. 5. 2017)
Was
aber hat die eingangs erwähnte Studie mit den Aussagen des frisch gebackenen
Erziehungsdirektors zu tun, werden sich die Leserinnen und Leser nun zu Recht
fragen. Der Inhalt ist doch in beiden Fällen im Wesentlichen identisch und wird
von keiner Seite ernsthaft bestritten.
Zwischen
der alarmierenden Untersuchung von Professor Eberhard Ulich und der
ernüchternden Bilanz von Conradin Cramer liegen 15 Jahre und vier Monate. Die
zitierte Presseerklärung des Erziehungsdepartements stammt vom 30. 1. 2002
(01.00 Uhr). Als Absenderadresse wird noch der ehrwürdige Münsterplatz genannt.
Wir
wollen für einmal glauben, dass den schönen Worten nun auch energische und an
der Schulfront wirksame Taten folgen werden. Es darf ja wohl nicht wahr sein,
dass jeder Erziehungsdirektor zu Beginn seiner Amtszeit ähnliche Versprechungen
macht und dann die gleichen Probleme Jahrzehnte später ungerührt an seinen
Nachfolger weiterschiebt.
Kontrolltermin
Frühling 2033. In 16 Jahren. Gerne auch früher.
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