28. Mai 2017

Widerspruch zwischen Theorie und Praxis bei Inklusion

Gemäss Professor Peter Lienhard von der Hochschule für Heilpädagogik (HfH) ist es wissenschaftlich ganz klar, dass inklusive Settings für alle Beteiligten eine Wohltat sind. Auf die Frage, warum es denn in der Praxis nicht ganz so tollklappe, lässt er durchblicken, dass eben zu wenig Geld und Fachwissen inhiesige Integrationsprojekte gesteckt würden.
NZZaS, 28.5. Leserbrief von René Walcher

Das ist wohl ein schlechter Witz! Die Studien, auf die sich der Fachmann beruft, stammen nämlich zum grössten Teil aus dem angelsächsischen Bereich, und dort werden ganz sicher nicht mehr Ressourcen in derartige Projekte gesteckt – im Gegenteil. Was der Professor verschweigt und wahrscheinlich auch gern verdrängt, ist der Fakt, dass seit dem Erscheinen der bis heute grössten erziehungswissenschaftlichen Metastudie des neuseeländischen Bildungsforschers John Hattie im Jahre 2013 eigentlich klar sein sollte, dass die Implementation inklusiver Settings nicht zu empfehlen ist.

Der Faktor Inklusion erzielt in dieser Studie einen unterdurchschnittlichen, sogenannten Effektwert, und der beruht doch immerhin auf 90 Einzelstudien. Damit existiert der Widerspruch zwischen Theorie und Praxis eigentlich gar nicht mehr – zumindest für Fachleute, die sich einem evidenzbasierten Wissenschafts-Credo verpflichtet fühlen.


1 Kommentar:

  1. Die Reformturbos für Integration/Inklusion beziehen sich immer auf die Erklärung von Salamanca (Weltkonferenz "Pädagogik
    für besondere Bedürfnisse: Zugang und Qualität"
    Salamanca, Spanien, 7. - 10. Juni 1994). Diese verlangt jedoch nur, dass die Staaten die Behinderten wie die übrigen Kinder (gratis) unter dem Dach der Volksshule beschulen, aber nicht, dass Länder, die bereits spezielle Fachleute und Einrichtungen darüber hinaus haben, diese abschaffen und auf das weltweit Tiefe gemeinsame Niveau herunterfahren. Es zeigt sich nun immer mehr, dass dieser ideologische Zwang zur Total-Integration auf dem Buckel und zum Schaden aller Schüler scheitern wird.

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