Dieser Artikel analysiert
auf Basis der PISA-Daten die Entwicklung der schulischen Ungleichheit in der
Schweiz zwischen 2003 und 2012. Wir zeigen zunächst, dass sich die kantonalen
Bildungssysteme auf zwei Ebenen unterscheiden: einerseits in Bezug auf das
durchschnittliche Kompetenzniveau der Schüler am Ende der obligatorischen
Schulzeit (der sogenannten «Wirksamkeit») – und andrerseits in Bezug auf die je
nach sozio-ökonomischer Lage ihrer Familie ungleichen Verteilung dieses
erworbenen Schulwissens. Danach vergleichen wir zwei Formen, wie Schülerinnen und
Schüler auf der Sekundarstufe I Leistungsklassen zugeteilt werden: einerseits
solche, die gleichaltrige Schüler in mehreren, nach schulischem Niveau
getrennten Schultypen unterrichten; andrerseits integrierte Systeme, die alle
Leistungsniveaus in denselben Klassen einschulen. Dabei zeigt sich, dass
getrennte Schulsysteme tendenziell Ungleichheiten im Erwerb von Kenntnissen
zwischen den Schülern verstärken. Dies erklärt sich aus der Rolle der
schulischen Segregation. Schultypen, die Schülerinnen und Schüler nach dem
Niveau ihrer schulischen Leistungen in getrennten Schulen und Klassen
unterrichten, separieren sie indirekt auch nach ihren sozialen Merkmalen. Das
hat einen Einfluss darauf, welche Bildung Schülerinnen und Schüler aus
unterschiedlichen sozialen Milieus angeboten wird.
Tabelle: Felouzis & Charmillot |
Schulische Ungleichheit in der Schweiz, Georges Felouzis und Samuel Charmillot, Universität Genf, 11. April 2017
Dieser Beitrag wurde im Rahmen des Forschungsprojekts « Comment organiser l’enseignement secondaire obligatoire ? Une étude des réformes scolaires et de leurs effets dans trois cantons romands » (100019_156702/1) des Schweizerischen Nationalfonds geschrieben.
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