Studienplätze für Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sind
gefragt, und die öffentlichen Schulen haben grossen Bedarf nach diesen
Lehrkräften. Doch etliche Pädagogische Hochschulen müssen jedes Jahr
Studienanwärter abweisen.
Schweizer Hochschulen müssen Heilpädagogik-Studienanwärter abweisen, Telebasel, 17.4. von Mario Brunner
Die Interkantonale
Hochschule für Heilpädagogik (HfH) in Zürich bekommt beim Master in Schulischer
Heilpädagogik und beim Bachelor Logopädie jedes Jahr mehr Bewerbungen, als sie
Studienplätze anbieten kann. Dies sagte Rektorin Barbara Fäh der Nachrichtenagentur sda.
Kantone können Plätze kaufen
Beim Master-Studiengang in Schulischer Heilpädagogik kann die
von 13 Kantonen und Liechtenstein getragene HfH 70 Prozent der Angemeldeten
aufnehmen. Das sind laut Fäh knapp 300 pro Jahr. Für das Bachelor-Studium Logopädie
können etwa 60 Prozent der Angemeldeten aufgenommen werden – also gegen 40 im
Jahr.
Die Schweizer Schulen umgekehrt benötigen mehr Heilpädagogen.
Erst im vergangenen Sommer hatte Beat Zemp, der Präsident des Dachverbands
Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH), von einem ausgewiesenen Mangel
gesprochen.
«Die Kantone entscheiden, wie viele Studienplätze zur Verfügung
gestellt werden», sagt HfH-Rektorin Barbara Fäh dazu. Eine interkantonale
Vereinbarung garantiert jedem Trägerkanton der HfH eine gewisse Anzahl
Studienplätze.
Weitere Plätze könnten die Kantone einkaufen. Der Kanton Zürich
zum Beispiel habe im laufenden Jahr zusätzliche 95 Plätze in Schulischer
Heilpädagogik eingekauft, sagt Fäh: «Jeder weitere Studienplatz ist mit
Mehrkosten verbunden.»
Beschränkung in Freiburg
Auch Westschweizer Ausbildungsstätten können nicht alle Frauen
und Männer für ein Heilpädagogik-Studium aufnehmen, die sich anmelden. Die
Universität Freiburg zum Beispiel ist für etwa 40 Absolventen des
Master-Studiums eingerichtet, hat 2016 aber 120 aufgenommen, wie der zuständige
Departementsleiter Gérard Bless sagt.
Im Herbst schränkte die Universität den Zugang zum
Master-Studium ein: Nur Kandidaten der eigenen sonderpädagogischen Abteilung
werden berücksichtigt sowie Anwärter aus anderen Pädagogischen Hochschulen. Die
übrigen müssen sich anderswo umsehen. Diese Situation kritisieren nicht nur
Abgewiesene, sondern auch Bless selbst.
An der Pädagogischen Hochschule Waadt (HEP Vaud) in Lausanne ist
die Zahl der Studierenden stark angestiegen, von 45 bis 50 im Jahr 2015 auf um
die 80. Zum Beginn des nächsten Studienjahres rechnet die Hochschule mit
ungefähr 140 Anwärtern.
Cyril Petitpierre, Bildungsverantwortlicher der HEP Vaud, führt
den starken Andrang darauf zurück, dass Bachelor- und Master-Inhaber verwandter
Disziplinen an ihre Ausbildung ein Studium in Heilpädagogik anhängen wollen.
Attraktives Studium
Die Aussichten für diplomierte Heilpädagogen und -pädagoginnen,
einen Job zu finden, sind nach Einschätzungen der Verantwortlichen der
Westschweizer Hochschulen sehr gut. Die grosse Nachfrage, die
Arbeitsbedingungen, die Bezahlung und die Möglichkeit, an Regelschulen zu
arbeiten, macht die Arbeit laut Bless attraktiv.
Barbara Fäh, die Rektorin der HfH in Zürich, schildert, weshalb
die Master-Ausbildung zum Schulischen Heilpädagogen auf derart viel Interesse
stösst: «Sie erlaubt es, sich vertieft mit den spezifischen Bedürfnissen der
Kinder und Jugendlichen mit besonderen Bildungsbedürfnissen
auseinanderzusetzen.»
Schülerinnen und Schüler sollten in einer zunehmend heterogenen
Schule entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten gefördert werden, sagt
Fäh. Die Heilpädagogik-Studierenden könnten sich das Wissen dafür aneignen.
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