Der St. Galler Kantonsrat will am
Konzept mit Englisch ab der 3. und Französisch ab der 5. Primarklasse
festhalten. Für Schüler und Lehrer wurde am Dienstag im Parlament ein
vermehrter Austausch zwischen den Sprachregionen gefordert.
Kantonsrat hält an zwei Fremdsprachen in der Primarschule fest, sda, 25.4.
Im Februar 2014 war aus dem St. Galler
Kantonsrat von CVP, FDP, GLP, SP und SVP ein parteiübergreifender Vorstoss
eingereicht worden. Darin wurden Auskünfte über die praktischen Erfahrungen mit
dem Unterricht von zwei Fremdsprachen in der Primarschule verlangt.
Der Bericht der Regierung stützte sich
auf ein "kantonal erhobenes Meinungsbild" ab. Rund die Hälfte der
Befragten hatten darin kritisiert, dass auf der Primarstufe zwei Fremdsprachen
erlernt werden müssen. Eine substanzielle Begründung für diese Kritik lasse
sich aber aus der Befragung nicht herleiten, stellte die Regierung fest.
Vor allem finde die These, dass die
Schülerinnen und Schüler mit dem Erlernen von zwei Fremdsprachen in der
Primarschule überfordert wären, keine Bestätigung: Sowohl in einer Studie wie
auch in der kantonalen Erhebung gebe es keine Belege für eine generelle
Überforderung durch den Fremdsprachenunterricht.
Französisch nicht auf die
Oberstufe verschieben
Die Regierung kam deshalb zu zwei
Schlussfolgerungen. Die eine: Die Strategie des Kantons für den
Fremdsprachenunterricht ist tragfähig. Die andere: Im subjektiven Empfinden ist
der Französischunterricht "tendenziell unbeliebt und entsprechend wird
sein Sinn angezweifelt".
Objektiv bestehe damit kein Anlass,
vom Sprachenkonzept abzuweichen, folgerte die Regierung. Vor allem sei darauf
zu verzichten, den Französischunterricht "gewissermassen zum
Selbstzweck" auf die Oberstufe zu verschieben. Dies wäre
"staatspolitisch ungut" und würde "zu belastenden Auseinandersetzungen"
um die verhältnismässige Gewichtung auf der Oberstufe führen.
Neues Lehrmittel und
Halbklassen
Die vorberatende Kommission
unterstützte die Haltung der Regierung: Der Französischunterricht in der
Primarschule überfordere die Kinder nicht. Dies zeigten Studien und Umfragen.
Der Kanton St. Gallen soll deshalb am Konzept mit Englisch ab der 3. und Französisch
ab der 5. Klasse festhalten. Die Kommission ist aber besorgt über die geringe
Motivation der Schüler beim Erlernen von Französisch.
Regierungsrat Stefan Kölliker kündigte
Verbesserungen an. Auf das Schuljahr 2017/2018 werden zwei Differenzierungslektionen
- Unterricht in Schülergruppen - eingeführt. Weiter werde das "der
modernen Mehrsprachendidaktik" verpflichtete Lehrmittel "dis
donc!" bereitgestellt. Es sei das erste Lehrmittel, das auch digital
verfügbar sei, sagte der Bildungsdirektor.
Austauschprogramm fördern
Das Parlament nahm vom Bericht der
Regierung zu den Fremdsprachen in der Volksschule Kenntnis. Die SVP-Fraktion
sprach von einem Gefälligkeitsgutachten. Die SVP beharrte auf dem mangelnden
Nutzen von zwei Fremdsprachen in der Primarschule. Ein Grossteil der Schüler
sei überfordert, und der Französischunterricht müsse in die Oberstufe verlagert
werden, sagte der SVP-Sprecher.
Der Kanton sei dem HarmoS-Konkordat
verpflichtet, sagte der Sprecher der CVP-GLP-Fraktion. Die Offenheit gegenüber
neuen Sprachen und Kulturen habe die Ostschweiz weit gebracht.
Austauschprogramme für Schüler und Lehrer in einem anderen Landesteil seien zu
fördern.
Auch die FDP-Fraktion ist der
Auffassung, dass das System mit zwei Fremdsprachen beibehalten werden soll. Stellt
aber die Frage, ob die Lektionentafel überladen ist.
Die mündlichen Kompetenzen im
Französisch hätten sich verbessert, sagte der Sprecher der SP-Grünen-Fraktion.
Mit einer Verlagerung in die Oberstufe würden die Deutschkenntnisse nicht
automatisch besser.
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