Die Gegner der Initiative «Ja zu einer guten
Volksschule ohne Lehrplan 21» haben mit einem Podium über ihre Argumente
informiert.
Ein Podium, acht Leute, eine Meinung: Seldwyla in Olten. Bild: Bruno Kissling
"Eine Insellösung liegt für Solothurn nicht drin", Oltner Tagblatt, 22.4.
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«Es gibt noch genug Anlässe, wo wir fighten
können», erklärte Moderator Andreas Gasche gleich zu Beginn der zweistündigen
Veranstaltung am Oltner Berufsbildungszentrum. Deshalb haben sich die
Organisatoren, das Solothurner Komitee «Bildungsbremse NEIN», für einen
Informationsanlass und gegen eine kontradiktorische Diskussion entschieden.
Eingeleitet wurde der Abend von Regierungsrat Remo
Ankli, dem Vorsteher des Departements für Bildung und Kultur. Er betonte, wie
wichtig es sei, diesen neuen Lehrplan einzuführen. Dazu verwies er auf die
Bundesverfassung, in der steht, dass die kantonalen Schulsysteme harmonisiert
werden sollen.
Ankli führte weiter aus: «Wir haben keinen Plan B.
Bei Annahme der Initiative müsste ein neuer, eigener Lehrplan ausgearbeitet
werden, was den Kanton konservativ geschätzt rund 600'000 bis 900'000 Franken
kosten würde.» Später in der Diskussion sagte Adrian van der Floe, Präsident
des Solothurnischen Schulleiterverbands dazu: «Der Kanton Solothurn kann sich
keine Insellösung leisten.»
Kein Bürokratiemonster
Nach Anklis Einleitung erklärte Yolanda Klaus die
grössten Änderungen, die der Lehrplan 21 bringt. Als stellvertretende Volksschulamtsvorsteherin
hat sie selbst daran mitgearbeitet und konnte so fundiert Auskunft geben.
Klaus strich vor allem heraus, dass der Lehrplan 21
nicht das Bürokratiemonster ist, als das er betitelt wird: «Der Schritt zum
Lehrplan 1992 war viel grösser als derjenige vom Lehrplan 92 zum Lehrplan 21.»
Die grösste inhaltliche Veränderung ist der Ausbau der MINT-Fächer, was eine
Reaktion auf die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 25 Jahre ist.
Danach wurde das acht Personen umfassende Podium
eröffnet. Schon bald unterstrich Beatrice Schaffner die Aussagen von Yolanda
Klaus: «Der Lehrplan umfasst rund 500 Seiten, also etwa einen Bundesordner. Das
ist nicht viel, jede Qualitätssicherung eines KMU ist auch so lang.»
Auch dass der Lehrplan 21 eine Weiterentwicklung
seines Vorgängers ist und keine komplette Neuerfindung, findet sie positiv:
«Der Lehrplan 21 ist eine Evolution und keine Revolution.» Damit konnten sich
gleich mehrere Podiumsteilnehmer identifizieren. So meinte etwa Karin Büttler,
Kantonsrätin und vierfache Mutter: «Meine Kinder sollen nicht mit einem
Lehrplan aus dem letzten Jahrhundert auf das jetzige vorbereitet werden.» Es
ist ihr wichtig, dass die Schule Gesellschaft und Wirtschaft angepasst ist.
Berufseinstieg wird erleichtert
In die gleiche Kerbe schlug auch der
Wirtschaftsvertreter Josef Maushart: «Man muss sich möglichst schnell den
aktuellen Gegebenheiten anpassen. So, und durch eine Vereinheitlichung der
Schule in den verschiedenen Kantonen, steigt die Qualität der Ausbildung. Das
wiederum ist wichtig für die Verteidigung des unter Druck geratenen Werkplatzes
Schweiz.»
Die Vereinheitlichung finde er wegen den
Berufsschulstandorten notwendig. «Es gibt Lehrberufe, die nur an einer einzigen
Schule unterrichtet werden und deshalb Schüler aus verschiedenen Kantonen in
derselben Klasse sind. Bis jetzt ging viel Zeit damit verloren, diese Schüler
auf den gleichen Stand zu bringen. Mit einem einheitlichen Lehrplan kann diese
Zeit für vertiefte Ausbildung verwendet werden.»
Heinz Flück, Leiter der Förderpädagogik an der GIBS
in Olten, sieht einen weiteren Vorteil im Lehrplan 21 für die Lehrberufe: «In
der Berufsbildung wird seit langem mit Kompetenzen gearbeitet. Wird nun auch
der Volksschullehrplan so formuliert, erleichtert das den Übergang und die
Kommunikation zwischen den beiden Schulstufen.»
Auf den Vorwurf, die Lehrer würden zu Lerncoaches
degradiert, antwortet Dagmar Rösler, Präsidentin des Solothurnischen
Lehrerverbands, folgendes: «Nirgends ist das Wort «Coach» zu lesen. Und wenn
schon; ist Coach eine Degradierung? Niemand behauptet, ein Fussballcoach habe
keinen Einfluss und sitze nur rum.»
Durch die grosse Anzahl Redner konnte eine Vielfalt
an Argumenten präsentiert werden, obwohl alle für den Lehrplan 21 und gegen die
Initiative sind. Allerdings waren nur etwa 30 Zuhörer anwesend. Es ist gut
möglich, dass Betroffene und dadurch Interessierte nicht teilnehmen konnten,
weil der Termin in den Schulferien lag. Zudem steht vor der Abstimmung noch der
zweite Wahlgang der Regierungsratswahlen an, weshalb sich das Interesse am
Thema noch in Grenzen hält.
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