Die Volksinitiative der Starken Schule
Baselland will die Sekundarlehrerausbildung an der Fachhochschule
Nordwestschweiz (FHNW) aushebeln: Stimmt das Volk am 21. Mai der
Initiative «Ja zu fachlich kompetent ausgebildeten Lehrpersonen» zu, können die
auf dem Normalweg an der Pädagogischen Hochschule (PH) der FHNW ausgebildeten
Sekundarlehrerinnen und -lehrer nicht mehr unbefristet im Baselbiet angestellt
werden. Mehr noch: Auch alle anderen Ausbildungen an einer Deutschschweizer PH
reichten dafür nicht mehr aus. Begünstigen wollen die Initianten einseitig eine
Lehrerausbildung, der eine Matura und ein Fachstudium an der Universität
zugrunde liegen – und zwar für Sekundarlehrer aller drei Niveaus.
Soll die Uni die Baselbieter Seklehrer ausbilden? Basler Zeitung, 22.4. von Thomas Dähler
Wer
ist schon gegen fachlich kompetent ausgebildete Lehrer? Der verführerische
Titel des Volksbegehrens umschreibt allerdings nur das Verbot einer
Langzeitanstellung für alle Sekundarlehrer, die über kein Fachstudium mit
mindestens 60 Credit Points pro Fach an einer Universität verfügen. Dieser
sogenannte konsekutive Studiengang wird heute nur von Studierenden gewählt, die
eine Anstellung an einer progymnasialen Sekundarklasse – im Baselbiet das
Niveau P – anstreben.
Wer
den heute normalen, integrierten Studiengang an der eigenen PH absolvieren
würde, müsste bei einem Ja zur Initiative in Zukunft eine Anstellung ausserhalb
des Baselbiets suchen. Dies gälte bei einer Neuanstellung auch für gestandene
Lehrkräfte, denn auch frühere Ausbildungen erfüllten die verlangten
Anforderungen der Initiative nicht. Auch die einstige
Sekundarlehramts-Ausbildung enthielt kein Fachstudium von mindestens
60 Credit Points.
Lanciert
wurde die Initiative noch während der Amtszeit des früheren Bildungsdirektors
Urs Wüthrich (SP). Die Initianten rechneten vermutlich damit, dass der Landrat
der «unformulierten Volksinitiative» zustimmt und sie nach eigenem Gusto neu
formuliert. Doch inzwischen hat die Freisinnige Monica Gschwind, selber einst
Mitinitiantin des Begehrens, die Bildungsdirektion übernommen – und mit
der PH FHNW Verbesserungen an der von vier Kantonen getragenen
Sekundarlehrer-Ausbildung durchgesetzt. Die PH FHNW bietet ab diesem Jahr, wie
auch die PH Freiburg, eine integrierte Ausbildung für die Sekundarstufe I
an, die mehr Fachausbildung umfasst als die Ausbildungsgänge an den übrigen
Pädagogischen Hochschulen der Deutschschweiz.
Rückzug
verpasst
Die
Bemühungen Gschwinds, die Initianten zum Rückzug der Initiative zu bewegen,
fruchteten nicht. Entsprechend gelangt die Initiative mit einem schroffen Nein
von Regierung und Parlament zur Abstimmung. Auffällig ist auch, dass sich
einige Mitglieder des Initiativkomitees bereits bei der Debatte im Landrat von
dem Begehren abgesetzt haben, nicht nur Gschwind. Auch die Komiteemitglieder
Paul Wenger, Caroline Mall und Georges Thüring waren im Landrat gegen die
eigene Initiative. Am 21. Mai kommt es nun zum Showdown zwischen der
Bildungsdirektorin und der Starken Schule.
Löhne
werden angepasst
Der
von den Initianten bevorzugte konsekutive Studiengang besteht aus einem
Fachstudium mit Bachelor- Abschluss an einer Universität, gefolgt von einem
berufsbezogenen Studium an einer PH mit Master-Abschluss. Der Nachteil: Diese
Studienvariante umfasst nur zwei Fächer, dauert mindestens ein halbes Jahr
länger und ist erheblich teurer – steht damit auch im Widerspruch zu den
aktuellen Sparforderungen von Baselland an die Universität Basel.
Einen
Teilerfolg konnten die Initianten im Parlament erreichen: Die unterschiedlichen
Löhne für Sekundarlehrer mit konsekutiver und integrativer Ausbildung sollen
abgeschafft werden. Der Landrat hat gleichzeitig mit der Nein-Parole zur Initiative
den Regierungsrat beauftragt, die Ungleichheit aufzuheben. Ob nach oben oder
nach unten, liess er offen. Nach Auskunft der Landeskanzlei kann die Regierung
die Anpassung in eigener Kompetenz beschliessen, sofern keine zusätzlichen
finanziellen Mittel erforderlich sind.
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