23. April 2017

Initiative verlangt Sekundarlehrerausbildung an Universität

Die Volksinitiative der Starken Schule Baselland will die Sekundarlehrerausbildung an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) aushebeln: Stimmt das Volk am 21. Mai der Initiative «Ja zu fachlich kompetent ausgebildeten Lehrpersonen» zu, können die auf dem Normalweg an der Pädagogischen Hochschule (PH) der FHNW ausgebildeten Sekundarlehrerinnen und -lehrer nicht mehr unbefristet im Baselbiet angestellt werden. Mehr noch: Auch alle anderen Ausbildungen an einer Deutschschweizer PH reichten dafür nicht mehr aus. Begünstigen wollen die Initianten einseitig eine Lehrerausbildung, der eine Matura und ein Fachstudium an der Universität zugrunde liegen – und zwar für Sekundarlehrer aller drei Niveaus.
Soll die Uni die Baselbieter Seklehrer ausbilden? Basler Zeitung, 22.4. von Thomas Dähler


Wer ist schon gegen fachlich kompetent ausgebildete Lehrer? Der verführerische Titel des Volksbegehrens um­schreibt allerdings nur das Verbot einer Langzeitanstellung für alle Sekundarlehrer, die über kein Fachstudium mit mindestens 60 Credit Points pro Fach an einer Universität verfügen. Dieser sogenannte konsekutive Studiengang wird heute nur von Studierenden gewählt, die eine Anstellung an einer progymnasialen Sekundarklasse – im Baselbiet das Niveau P – anstreben.

Wer den heute normalen, integrierten Studiengang an der eigenen PH absolvieren würde, müsste bei einem Ja zur Initiative in Zukunft eine Anstellung ausserhalb des Baselbiets suchen. Dies gälte bei einer Neuanstellung auch für gestandene Lehrkräfte, denn auch frühere Ausbildungen erfüllten die verlangten Anforderungen der Initiative nicht. Auch die einstige Sekundarlehramts-Ausbildung enthielt kein Fachstudium von mindestens 60 Credit Points.

Lanciert wurde die Initiative noch während der Amtszeit des früheren Bildungsdirektors Urs Wüthrich (SP). Die Initianten rechneten vermutlich damit, dass der Landrat der «unformulierten Volksinitiative» zustimmt und sie nach eigenem Gusto neu formuliert. Doch inzwischen hat die Freisinnige Monica Gschwind, selber einst Mitinitiantin des Begehrens, die Bildungsdirektion übernommen – und mit der PH FHNW Verbesserungen an der von vier Kantonen getragenen Sekundarlehrer-Ausbildung durchgesetzt. Die PH FHNW bietet ab diesem Jahr, wie auch die PH Freiburg, eine integrierte Ausbildung für die Sekundarstufe I an, die mehr Fachausbildung umfasst als die Ausbildungsgänge an den übrigen Pädagogischen Hochschulen der Deutschschweiz.

Rückzug verpasst
Die Be­mühungen Gschwinds, die Initianten zum Rückzug der Initiative zu bewegen, fruchteten nicht. Entsprechend gelangt die Initiative mit einem schroffen Nein von Regierung und Parlament zur Abstimmung. Auffällig ist auch, dass sich einige Mitglieder des Initiativkomitees bereits bei der Debatte im Landrat von dem Begehren abgesetzt haben, nicht nur Gschwind. Auch die Komiteemitglieder Paul Wenger, Caroline Mall und Georges Thüring waren im Landrat gegen die eigene Initiative. Am 21. Mai kommt es nun zum Showdown zwischen der Bildungs­direktorin und der Starken Schule.

Löhne werden angepasst
Der von den Initianten bevorzugte konsekutive Studiengang besteht aus einem Fachstudium mit Bachelor- Abschluss an einer Universität, gefolgt von einem berufsbezogenen Studium an einer PH mit Master-Abschluss. Der Nachteil: Diese Studienvariante umfasst nur zwei Fächer, dauert mindestens ein halbes Jahr länger und ist erheblich teurer – steht damit auch im Widerspruch zu den aktuellen Sparforderungen von Baselland an die Universität Basel.

Einen Teilerfolg konnten die Initianten im Parlament erreichen: Die unterschiedlichen Löhne für Sekundarlehrer mit konsekutiver und integrativer Ausbildung sollen abgeschafft werden. Der Landrat hat gleichzeitig mit der Nein-Parole zur Initiative den Regierungsrat beauftragt, die Ungleichheit aufzuheben. Ob nach oben oder nach unten, liess er offen. Nach Auskunft der Landeskanzlei kann die Regierung die Anpassung in eigener Kompetenz beschliessen, sofern keine zusätzlichen finanziellen Mittel erforderlich sind.


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