30. März 2017

Hauswirtschaft: Mehr Inhalte bei weniger Lektionen

War im Kanton Baselland das Fach Hauswirtschaft einst Teil der sogenannten «Mädchenschule», so ist es nach der Aufhebung des geschlechtsspezifischen Unterrichts längst zu einem Pflichtfach für Sekundarschülerinnen und Sekundarschüler Niveaus A und E aufgestiegen und dort auch promotionsrelevant. Niveau-P-Schülerinnen und -Schüler können das Fach derzeit allerdings nur als Freifach wählen.
Heute eine Lebensschule, Basler Zeitung, 30.3. vpm Esther Schmid und Barbara Wenziker

Kern des Faches war und ist die Gestaltung von Alltagskultur und Lebensführung. Lernende sollen befähigt werden, die vielfältigen haushaltsbezogenen Entscheidungen kompetent zu treffen und auszuführen.

Gesellschaftliche Bedeutung
Im Lehrplan 21 ist nun vorgesehen, dass die Jugendlichen aller schulischen Niveaus eine haushaltsbezogene Bildung in Gestalt des Faches Hauswirtschaft erhalten, das heisst, eine grundlegende Bildung in gesellschaftlich wichtigen Kompetenzen der Bereiche Ernährung, Konsum, Wirtschaft und Ökologie. Der Umfang des Fachs wurde damit noch einmal deutlich erweitert.

Die Ernährung ist lediglich ein Teilbereich des weit umfassenden Themenkataloges des Faches Hauswirtschaft, und schon dieser beschränkt sich nicht auf die Nahrungszubereitung. Vielmehr werden in diesem Themenbereich praktisches Können und theoretisches Wissen zur gesunden Ernährung miteinander verknüpft.

Ebenso werden aber Themen wie der Umgang mit dem eigenen Geld, Fragen der Nachhaltigkeit, Einsichten in die Wertschöpfungskette, der Einfluss der Werbung auf das Individuum et cetera vermittelt und erforscht. Keines dieser Themen ist für das Niveau P weniger relevant als für die anderen Niveaus.

Der Wandel des Fachs unterstreicht seine gesellschaftliche Bedeutung. Indem es die gesellschaftlichen Veränderungen mitmacht, bleibt es mit seinen Fragestellungen und seinen Themen immer ganz nah an der Lebenswelt der Menschen, die es lernen, lehren und erforschen.

Neue Stundenverteilung
Waren bisher für Sekundarschülerinnen und -schüler der Niveaus A und E vier Wochenlektionen Hauswirtschaft in der 2. Klasse obligatorisch und vier Wochenlektionen Hauswirtschaft Wahlpflichtfach der 3. Klasse möglich, so ist es neu vorgesehen, insgesamt fünf Wochenlektionen Hauswirtschaft verteilt auf zwei Jahre obligatorisch in allen Niveaus zu unterrichten.

Dies scheint im Vergleich mit vielen anderen Fächern viel zu sein. Es muss aber berücksichtigt werden, dass die meisten anderen Fächer auf der Sekundarstufe II fortgeführt werden, während die Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe II kaum mehr mit Hauswirtschaft in Berührung kommen.

Kein Fach zweiter Klasse
Im Rahmen der Sekundarlehrerausbildung an den pädagogischen Hochschulen ist Hauswirtschaft heute ein Fach wie jedes andere. Die Ausbildung ist gleichermassen anspruchsvoll, und auch die schulischen Voraussetzungen (gymnasiale Maturität) sind dieselben. Die Ansprüche, die man auf den unterschiedlichen Niveaus A, E und P im modernen Fach Hauswirtschaft an die Schülerinnen und Schüler stellen kann, stehen denjenigen anderer Fächer in nichts nach, und ebenso, wie auch die Bedeutung der Musik, der gestalterischen Fächer und des Sports in keinem Niveau bestritten ist, gibt es keinen Grund, der Hauswirtschaft so, wie sie heute ist, die Daseinsberechtigung auf dem Niveau P abzusprechen.

Das Bild von der Hauswirtschaft als Kochkurs gehört definitiv ins Reich der Kindheitserinnerungen unserer Eltern oder gar Grosseltern verbannt.

Esther Schmid, Präsidentin Verein textiles Gestalten und Hauswirtschaft BL Barbara Wenziker, Hauswirtschaftslehrerin


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