8. März 2017

Ehrliche Auseinandersetzung mit dem Fremdsprachenunterricht

Der Beitrag von Marco Baschera zum Thema «Mehrsprachigkeit in der Schweiz» (NZZ 1. 3. 17) weist auf einige sehr bedenkenswerte Aspekte hin, verliert sich jedoch in zu weit hergeholten internationalen Bezügen. Angesichts widersprüchlicher Entscheide wie jenes des kantonalzürcherischen Bildungsrates bezüglich Nichtbewertung des Französischen in der Aufnahmeprüfung ins Kurzzeitgymnasium müsste man sich einmal ehrlich mit der eindeutig mangelhaften Effizienz (adäquate Mittel) und Effektivität (sinnvolle Zielsetzung) des Fremdsprachunterrichts an den schweizerischen Primarschulen auseinandersetzen. 
Mehrsprachigkeit, NZZ, 7.3. Leserbrief von Christian Cunier


Ein realistischer Blick auf die Thematik diagnostiziert sogleich eine klare Überforderung aufgrund der stets grösser werdenden Heterogenität der Klassen und allgemeiner stofflicher Überfrachtung. Dann aber kommt eine Art hausgemachte ideologische Blindheit dazu, die sich in der Unterrichtsmethode und ganz besonders in wenig brauchbaren Lehrmitteln niederschlägt. Was völlig fehlt, ist ein vertieftes Sprachkulturverständnis der zuständigen Meinungsführer: Wörterlisten sind – wenn überhaupt vorhanden – schludrig zusammengestellt und unüberlegt in der Auswahl der für Anfänger wichtigen Wörter – vieles wäre noch zu erwähnen. Man mag in diesem Zusammenhang auch an symptomatische Entscheidungen an philologischen Fakultäten von Universitäten denken, die Latein als nicht mehr relevant bei ihren Aufnahmebedingungen über Bord werfen.
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Deshalb: Hüten wir uns vor dem eidgenössischen Sprachvogt und lasst uns generell im Bildungswesen mutig neue Wege beschreiten nach dem Grundsatz «Weniger ist mehr»! Dass eine Verbesserung der Sprachkultur nur aus einer seriösen Auseinandersetzung mit der «Muttersprache» hervorgehen kann, dürfte allerdings klar sein.

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