2. Februar 2017

Starke Schule Baselland wird zum Verein Starke Schule beider Basel

Der neue Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer wird sich vom ersten Tag seiner Amtszeit an mit den Schulreformen seines ­Vorgängers beschäftigen müssen: Das reformkritische Komitee Starke Schule Baselland dehnt seine Tätigkeit auf den Kanton Basel-Stadt aus und konstituiert sich neu als Verein Starke Schule beider Basel. Drei Initiativprojekte plant der neue Verein.
Bildungsreformen jetzt auch in Basel-Stadt unter Druck, Basler Zeitung, 2.2. von Thomas Dähler


Mit der Ausdehnung auf Basel-Stadt reagiere die Starke Schule auf «die vielen Anfragen aus Basel-Stadt in den vergangenen drei Jahren», erklärte Geschäftsleiterin Saskia Olsson gestern in Birsfelden. Die Infrastruktur in Birsfelden werde damit in Zukunft für Aktivitäten in beiden Kantonen genutzt.

Die Basler Schulsynode sei zur «Handlangerin der reformfreudigen Regierung» geworden, sagte Olsson. Deshalb brauche es einen Verein wie die Starke Schule beider Basel, der dem unbefriedigenden Zustand entgegenwirken könne. Gemäss Olsson herrsche heute in Basel eine Angstkultur unter den Lehrkräften, welche diese von kritischen Äusserungen zu den Bildungs­reformen abhalte. Der neue Verein schliesse damit eine Lücke, denn in Basel-Stadt habe es, anders als in den anderen Nordwestschweizer Kantonen Solothurn, Aargau und Baselland, bisher keine Organisation gegeben, die den Lehrplan 21 und die Reformen kritisch hinterfragt haben.

Harmonisierung mit Baselland
Die Starke Schule werde dies jetzt auch in Basel tun. Sie prüft insbesondere die Lancierung von drei konkreten Volksinitiativen. Im Vordergrund steht dabei ein Volksbegehren, die eben eingeführten neuen Sammelfächer in der Sekundarschule gleich wieder abzuschaffen. Gelingt es, in den Basler Sekundarschulen wieder die traditionellen Fächer Geschichte, Geografie, Chemie, Physik und Biologie einzuführen, wäre das Schulsystem in diesem Bereich wieder mit dem Nachbarn Baselland harmonisiert.

Weiter gibt es ein Projekt, nach dem Vorbild im Kanton Baselland auch in Basel-Stadt zwei Volksinitiativen zum Ausstieg aus dem Fremdsprachen­projekt Passepartout und zur Beschränkung auf eine einzige Fremdsprache auf Primarschulstufe zu lancieren. Gleichlautende Initiativen sind in Baselland bereits zustande gekommen. Die Volksabstimmung dazu steht jedoch aus.

Heute zählt die Starke Schule in Basel-Stadt nur gerade rund 200 Sympathisanten. In den kommenden Monaten beabsichtigt die Starke Schule deshalb, sich in Basel-Stadt zu positionieren und die notwendige Stärke zu erzielen. Damit könnte die Voraussetzung geschaffen werden, die es braucht, um Volksinitiativen auch tatsächlich zu ­lancieren.
Olsson übte dabei Kritik am bisherigen Erziehungsdirektor Christoph Eymann, der nach einem Mailversand der Starken Schule die Lehrerinnen und Lehrer in Basel-Stadt aufgefordert hatte, den kritischen Maildienst abzubestellen – was einige auch tatsächlich taten.

Dass es in Basel aber ein Potenzial an Kritikern der Bildungsreformen gibt, schliesst Olsson aus dem Umstand, dass auch in Basel in vielen Leserbriefen und an Podiumsveranstaltungen Reformen im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21, den Sammelfächern, der neuen Unterrichtsideologie mit dem selbst ­organisierten Lernen in Lernlandschaften oder dem neuen Fremdsprachenkonzept mit der Mehrsprachigkeits­didaktik hinterfragt wurden.

Erfolge im Baselbiet
Die Starke Schule Baselland kann heute auf mehrere Erfolge im Baselbiet zurückblicken. Entstanden ist die Gruppierung 2011 rund um den Birsfelder Landrat und Sekundarlehrer Jürg Wiedemann. Der erste Erfolg war der Kampf gegen die Abschaffung der Berufsvorbereitenden Schule 2 (BVS 2), der zu einem Nein zum Baselbieter Entlastungsrahmengesetz führte.

Auch der Einsatz gegen zu grosse Schulklassen war erfolgreich. Das Baselbieter Stimmvolk schränkte die Klassengrössen mit einem Ja zum Gegenvorschlag ein.


Mit der Volksinitiative «Bildungsqualität für schulisch Schwächere» setzte sich die Starke Schule ebenfalls erfolgreich für das kaufmännische ­Brückenangebot im Baselbiet ein. Schliesslich wurde im vergangenen Jahr die Parlamentarische Initiative gegen die Einführung der Sammel­fächer vom Volk angenommen.

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