Der neue Basler Erziehungsdirektor Conradin
Cramer wird sich vom ersten Tag seiner Amtszeit an mit den Schulreformen seines
Vorgängers beschäftigen müssen: Das reformkritische Komitee Starke Schule
Baselland dehnt seine Tätigkeit auf den Kanton Basel-Stadt aus und konstituiert
sich neu als Verein Starke Schule beider Basel. Drei Initiativprojekte plant
der neue Verein.
Bildungsreformen jetzt auch in Basel-Stadt unter Druck, Basler Zeitung, 2.2. von Thomas Dähler
Mit der Ausdehnung auf Basel-Stadt reagiere die Starke Schule auf
«die vielen Anfragen aus Basel-Stadt in den vergangenen drei Jahren», erklärte
Geschäftsleiterin Saskia Olsson gestern in Birsfelden. Die Infrastruktur in
Birsfelden werde damit in Zukunft für Aktivitäten in beiden Kantonen genutzt.
Die Basler Schulsynode sei zur «Handlangerin der reformfreudigen
Regierung» geworden, sagte Olsson. Deshalb brauche es einen Verein wie die
Starke Schule beider Basel, der dem unbefriedigenden Zustand entgegenwirken
könne. Gemäss Olsson herrsche heute in Basel eine Angstkultur unter den
Lehrkräften, welche diese von kritischen Äusserungen zu den Bildungsreformen
abhalte. Der neue Verein schliesse damit eine Lücke, denn in Basel-Stadt habe
es, anders als in den anderen Nordwestschweizer Kantonen Solothurn, Aargau und
Baselland, bisher keine Organisation gegeben, die den Lehrplan 21 und die
Reformen kritisch hinterfragt haben.
Harmonisierung mit Baselland
Die Starke Schule werde dies jetzt auch in Basel tun. Sie prüft
insbesondere die Lancierung von drei konkreten Volksinitiativen. Im Vordergrund
steht dabei ein Volksbegehren, die eben eingeführten neuen Sammelfächer in der
Sekundarschule gleich wieder abzuschaffen. Gelingt es, in den Basler
Sekundarschulen wieder die traditionellen Fächer Geschichte, Geografie, Chemie,
Physik und Biologie einzuführen, wäre das Schulsystem in diesem Bereich wieder
mit dem Nachbarn Baselland harmonisiert.
Weiter gibt es ein Projekt, nach dem Vorbild im Kanton Baselland
auch in Basel-Stadt zwei Volksinitiativen zum Ausstieg aus dem Fremdsprachenprojekt
Passepartout und zur Beschränkung auf eine einzige Fremdsprache auf
Primarschulstufe zu lancieren. Gleichlautende Initiativen sind in Baselland
bereits zustande gekommen. Die Volksabstimmung dazu steht jedoch aus.
Heute zählt die Starke Schule in Basel-Stadt nur gerade rund 200
Sympathisanten. In den kommenden Monaten beabsichtigt die Starke Schule
deshalb, sich in Basel-Stadt zu positionieren und die notwendige Stärke zu
erzielen. Damit könnte die Voraussetzung geschaffen werden, die es braucht, um
Volksinitiativen auch tatsächlich zu lancieren.
Olsson übte dabei Kritik am bisherigen Erziehungsdirektor
Christoph Eymann, der nach einem Mailversand der Starken Schule die Lehrerinnen
und Lehrer in Basel-Stadt aufgefordert hatte, den kritischen Maildienst
abzubestellen – was einige auch tatsächlich taten.
Dass es in Basel aber ein Potenzial an Kritikern der
Bildungsreformen gibt, schliesst Olsson aus dem Umstand, dass auch in Basel in
vielen Leserbriefen und an Podiumsveranstaltungen Reformen im Zusammenhang mit
dem Lehrplan 21, den Sammelfächern, der neuen Unterrichtsideologie mit dem
selbst organisierten Lernen in Lernlandschaften oder dem neuen
Fremdsprachenkonzept mit der Mehrsprachigkeitsdidaktik hinterfragt wurden.
Erfolge im Baselbiet
Die Starke Schule Baselland kann heute auf mehrere Erfolge im
Baselbiet zurückblicken. Entstanden ist die Gruppierung 2011 rund um den
Birsfelder Landrat und Sekundarlehrer Jürg Wiedemann. Der erste Erfolg war der
Kampf gegen die Abschaffung der Berufsvorbereitenden Schule 2 (BVS 2), der
zu einem Nein zum Baselbieter Entlastungsrahmengesetz führte.
Auch der Einsatz gegen zu grosse Schulklassen war erfolgreich. Das
Baselbieter Stimmvolk schränkte die Klassengrössen mit einem Ja zum
Gegenvorschlag ein.
Mit der Volksinitiative «Bildungsqualität für schulisch
Schwächere» setzte sich die Starke Schule ebenfalls erfolgreich für das
kaufmännische Brückenangebot im Baselbiet ein. Schliesslich wurde im
vergangenen Jahr die Parlamentarische Initiative gegen die Einführung der
Sammelfächer vom Volk angenommen.
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