Eine dürre sda-Meldung berichtete kürzlich über den Präsidentenwechsel
bei der „Städteinitiative Bildung“. Ansonsten erfährt die Öffentlichkeit kaum
etwas von dieser nicht demokratisch legitimierten, meist im Hintergrund
agierenden Lobby-Organisation, in der Exekutivmitglieder Schweizer Städte
vertreten sind. Zur Legitimierung ihrer vom Steuerzahler bezahlten Lobbyarbeit
behauptet die „Städteinitiative Bildung“, der Einfluss der Städte in
Bildungsfragen sei zu gering. Damit ist der Einfluss der städtischen Exekutiven
und ihrer Verwaltung und nicht etwa derjenige der Gemeindeparlamente oder der
Stadtbevölkerung gemeint. Als Lobbyorganisation vertritt die Städteinitiative
die Interessen der städtischen Exekutiven und ihrer Verwaltungen auf lokaler,
nationaler und internationaler (OECD, EU usw.) Ebene gegenüber
Politik (Parlamente), Medien und Öffentlichkeit (Souverän). Unser
direktdemokratisches System – von der Städteinitiative abschätzig als
„Parallelstrukturen“ bezeichnet - passt ihnen nicht, weil es bewusst die Macht
der Exekutive in Schranken hält.
"Städteinitiative Bildung" agiert im Hintergrund, 2.2. von Peter Aebersold
www.staedteinitiative-bildung.ch
Deshalb will die „Städteinitiative Bildung“ die nach
Abschaffung der Lehrerwahl und der Bezirksschulpflege noch verbliebenen
demokratischen Aufsichtsorgane (Schulpräsidenten, Schulpflege,
Schulkommissionen) innerhalb der Städte abschaffen und nur noch als ihr
unterstellte Angestellte wie Schulleiter, Lehrer, Schulevaluationsteam dulden.
Unter Umgehung der Gemeinde- und Kantonsparlamente sowie ohne öffentliche
demokratische Diskussion versuchen sie im Hintergrund die Weichen nach ihren
eigenen Interessen zu stellen. Ein besonderer Dorn im Auge ist ihnen die
demokratisch gewählte Schulpflege, die als Volks- und Parteienvertreter die
Aufsicht über die Volksschule wahrnimmt.
Die «Städteinitiative Bildung» hat neben der Abschaffung der
Milizschulpflegen ein ganzes Paket von Forderungen geschnürt: Die Schule soll
allein der Exekutive unterstellt werden, damit diese freie
Hand bei der „Schulentwicklung“ (Einführung Lehrplan 21 usw.) habe.
Im Berufsauftrag der Lehrer wollen sie ausgeprägte Kompetenzen im Umgang mit
unterschiedlichen Kulturen und Wertehaltungen festschreiben. Der
Stadtbevölkerung (urbane Gesellschaft) wollen sie eine „gelebte Heterogenität“
vorschreiben, weil sie „nur in einer mobilen und international vernetzten Welt
bestehen könnten“. Die „Frühförderung bei sprachlichen und sozialen
Kompetenzen“ sei systematisch auszubauen, weil sie Schlüssel für eine positive
Schullaufbahn seien. Altersdurchmischtes Lernen soll wie in der (vom Zürcher
Stimmvolk abgelehnten!) Basis/Grundstufe „Ausdruck eines konstruktiven Umgangs
mit Vielfalt“ sein, das angeblich „die Chancengerechtigkeit erhöhe“.
Gegliederte, leistungsorientierte Schulen, Sonderschulen und Kleinklassen
(„frühe separierende Übertritte“) sollen vermieden werden, weil sie angeblich
stigmatisieren und benachteiligen. Jedoch sollen die Leistungen der Schulen
systematisch mit einem Bildungs-Monitoring erfasst werden, das
Qualitätsentwicklung ermöglichen würde. Zeugnisse sollen mit dem
Kompetenzraster (Kompetenzorientierung) ausgestellt werden. Umfassende
Tagesbetreuung (auch in der Ferienzeit) und Tagesschulen seien eine „Chance für
eine ganzheitliche Entwicklung und Förderung“ und ermöglichen den Müttern
berufstätig zu bleiben (!). Lehrpersonen sollen neben der Unterrichtszeit zu
einer gewissen Präsenzzeit in der Schule verpflichtet werden, um „ihre
Mitverantwortung am Gesamtwohl einer Schule zu stärken“.
Es wäre interessant, der Frage nachzugehen, warum die
gesellschaftsverändernden Positionen der von rot-grünen Städten dominierten
«Städteinitiative Bildung» ausgerechnet und weitgehend mit denjenigen der
Wirtschaftsorganisation OECD und globaler Bildungskonzerne übereinstimmen? Ein
Hinweis findet sich bei der OECD-Kompetenzorientierung (nach Weinert, wie beim
Lehrplan 21), mit der Motivation, Willen und soziale Bereitschaften verändert
werden sollen.
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