9. Februar 2017

Rhetorische Volten in Zeiten von Passepartout

Alain Pichard erinnert sich im Zusammenhang mit dem Französischlehrmittel "Mille feuilles" an die widersprüchlichen Aussagen zur neuen Fremdsprachendidaktik.

Heute so - morgen anders, Quelle: Alain Pichard, 8.2.



Ich erinnere mich an ein Rundschreiben vom „Schulverlag plus“, dem für die neuen, exorbitant teuren Französischlehrmittel verantwortlichen Verlag, in welchem uns Lehrkräften die Durchführung von „Dictées“, „Grammatiktests“ oder „Wörtlitests“ ausdrücklich untersagt wurde. Mein Erstaunen war gross, als ein Monat später ein erzürnter Peter Uhr, Geschäftsführer des besagten Verlages, erklärte: „Was mich am meisten stört, sind die komplett falschen Behauptungen, dass man keine „Wörtli“ oder Grammatik mehr lernen müsse.“ – Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern? Ob sich dieser Satz mithilfe von Herrn Uhrs Lehrmitteln ins Französische übersetzen lässt?


Ich und meine Kollegen nahmen zur Kenntnis, wie der Berner Erziehungsdirektor Bernhard Pulver an einer Elternversammlung in Biel erklärte, das neue Französischlehrmittel sei keine Bibel, die Lehrkräfte könnten ohne Weiteres auch andere Materialien verwenden. Wenig später fragte unsere Schulleitung in diesem Zusammenhang beim örtlichen Schulinspektorat nach und erhielt diese unmissverständliche Antwort: „Die offiziellen Lehrmittel und die dazugehörige Methodik sind nicht verhandelbar!“ Man muss nicht in Richtung USA schauen, um sich über Fake-News wundern zu können, ja noch nicht einmal Themen von weltpolitischer Bedeutung sind dafür erforderlich. Die aufrechten Kritiker einer aus den Fugen geratenen Bildungspolitik mit ihrer fehlgeleiteten Reformitis erleben Ähnliches seit Jahren – immer wieder.

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