12. Februar 2017

Criblez: "Geschichtsstreit ist ideologisch und mit Sicherheit überzogen"

Mit der Einführung des Lehrplans 21 in der Deutschschweiz wird das Fach Geschichte definitiv Geschichte. Neu wird es gemeinsam mit Geografie und politischer Bildung unter dem Sammelfach «Räume, Zeiten, Gesellschaften» (RZG) subsumiert. Dafür sollen gemäss Richtwert der Macher des Lehrplans für die erste bis dritte Oberstufe je 3 Wochenlektionen vorgesehen werden, also insgesamt 9 Wochenlektionen. Heute liegt der Durchschnitt aller Kantone dafür bei 9,5 Wochenlektionen. Die Bandbreite geht von 6 bis 13.
Geschichte verschwindet als Fach, NZZaS, 12.2. von René Donzé


Im Kanton Zürich haben Sekschüler je nach Freifach-Wahl neu 8 bis 11 Lektionen RZG. «Es gibt keinen Abbau zur heutigen Regelung», sagt Bildungsdirektorin Silvia Steiner. Eigentlich wurden in Zürich Geschichte und Geografie schon mit dem alten Lehrplan in Realien zusammengeführt. Im Alltag aber hat sich das nicht richtig durchgesetzt. In den Stundenplänen steht meist noch Geografie und Geschichte, oft werden sie von verschiedenen Lehrern unterrichtet. Das hat mit den Präferenzen der Lehrer zu tun und auch mit deren Ausbildung.


Lehrpläne sind zwar wichtige Referenzdokumente für die Schulen, doch in der Umsetzung sind sie relativ frei. Das betrifft sowohl Stundenpläne als auch Inhalte. Die Lehrer können ihre Unterrichtsstoffe weitgehend autonom bestimmen – selbst die Wahl der Lehrmittel ist nicht vorgeschrieben. «Die Schulorganisation vor Ort folgt oftmals pragmatischen Kriterien», sagt der Zürcher Bildungsforscher und Bildungsrat Lucien Criblez. Und fügt an: «Der ideologische Streit, der derzeit stattfindet, ist mit Sicherheit überzogen.»

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