14. Dezember 2016

PISA 2015 – traditionelle Bildungssysteme an der Weltspitze

Während die asiatischen Länder mit ihren traditionellen Bildungssystemen weiterhin Weltspitze sind, stürzen die westlichen Länder, die ihr Bildungswesen auf die neoliberale „OECD-Kompetenzorientierung“ radikal umgebaut haben, seit Jahren beim  Pisa-Ranking immer weiter ab.  
PISA 2015 – traditionelle Bildungssysteme an der Weltspitze, 14.12. von Peter Aebersold

Was ist das Geheimnis des schulischen Erfolgs der asiatischen Spitzenländer? Bei ihnen wird beim Lernen die Beziehungsorientierung hochgehalten. Sie streben eine breite Allgemeinbildung mit der Sozialform des Klassenunterrichts an, wo der Lehrer erklärt und die Schüler zusammenfassen. Dabei erfolgt die Integration verschiedener Meinungen. Gesunder Wettbewerb ist nicht verpönt. Schulische Leistungen bestehen primär darin, sich möglichst viel vom Wissen des Lehrers anzueignen. Systematisches Auswendiglernen und Verinnerlichen gilt als sehr wichtig. Dabei kommen Techniken des Memorierens zur Anwendung, bei denen eine möglichst umfassende Darstellung der Lehrinhalte, durch entsprechende Dokumentation zum Auswendiglernen angereichert wird. Als Persönlichkeitsideal gilt Bescheidenheit, soziale Verantwortung und Vertrauen, Selbstbeherrschung und Konflikttoleranz sowie Respekt und Höflichkeit. Autorität muss nicht weiter legitimiert werden. Die Lehrer haben in allen asiatischen Ländern traditionell ein hohes Ansehen.  Je mehr ein Lehrer weiss und weitergibt, desto mehr Achtung wird ihm gezollt.

Das sind alles Merkmale, die auch in der europäischen Bildungstradition bis in die 1990er Jahre einen hohen Stellenwert hatten. Die radikale Wende wurde von der 1961 gegründeten Wirtschaftsorganisation OECD eingeleitet, als dort die Chicagoer Schule mit ihrem Neoliberalismus Einzug hielt.  Obwohl die Chicago Boys von der blutigen Militärdiktatur in Chile in den 1970er Jahren freie Hand erhielten, alle staatlichen Institutionen inklusive Bildungswesen nach ihren neoliberalen Wirtschaftstheorien radikal umzubauen und für den globalen Markt zu privatisieren, scheiterten sie kläglich und hinterliessen einen Scherbenhaufen, vom dem sich Chile bis heute nicht erholt hat.  Selbst die grösste Weltwirtschaftskrise 2008 mit dem Scheitern der „Globalisierung“ hat nicht zu einem Umdenken bei der neoliberalen Ausrichtung der OECD auf die globalen Bildungskonzerne geführt, die diesen weltweite Umsätze von über 6000 Milliarden USD pro Jahr bringt.

Mit ihrer neoliberalen „Kompetenzorientierung“, die die OECD vom Psychologen Weinert 1999 „konstruieren“ liess, wird seither in einem OECD Land nach dem anderen das bewährte Bildungswesen samt Klassenunterricht und Lehrer abgeschafft. Der Klassenunterricht wird mit dem umstrittenen „selbstgesteuerten Lernen“ ersetzt, das einen Wissensabbau von mindestens 50% bringt und in den „Grundlagen für den Lehrplan 21“ als die „moderne“  Methode propagiert wird.

„Vieles, was wir grossartig als „Globalisierung“ und „Anpassung an internationale Standards“ feiern, ist in Wirklichkeit Anpassung an den US-amerikanischen Provinzialismus.“ (G. Fröhlich: Evaluation wissenschaftlicher Leistungen. Schweizerische Gesellschaft für Strahlenbiologie und Medizinische Physik, Bulletin 2/2006) 


1 Kommentar:

  1. Zum "selbstgesteuerten Lernen", wie es auch durch den Lehrplan 21 propagiert wird, gibt es einen Filmbeitrag der ARD.
    www.youtube.com/watch?v=Y3nR8op9hNg

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