11. Dezember 2016

Albanisch statt Französisch

Die schlechte Lesekompetenz vieler Schüler befeuert den Streit um die Fremdsprachen in der Primarschule. In mehreren Kantonen wird 2017 darüber abgestimmt, ob auf dieser Stufe nur eine statt zwei Fremdsprachen unterrichtet werden soll. Die Initianten sehen sich durch die Pisa-Resultate bestätigt. «Man kann nicht auf drei Hochzeiten gleichzeitig tanzen», sagt etwa der ehemalige Zürcher Bildungsrat Hanspeter Amstutz und meint damit Deutsch, Englisch und Französisch. «Am Schluss sind die Kinder in keiner Sprache wirklich zu Hause.»
Lehrerverband: Kein Französisch für Migranten, NZZaS, 11.12. von René Donzé


Selbst beim Schweizer Lehrerverband, der eigentlich hinter den beiden Fremdsprachen steht, kommen Zweifel auf. Nun bringt er einen neuen Vorschlag ins Spiel. «Man könnte neu zugezogene Schüler mit fremder Muttersprache entlasten», sagt Jürg Brühlmann, Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle des Verbands. Er schlägt vor, dass sie in Kursen weiterhin ihre Sprache anstelle einer zweiten Fremdsprache lernen. «Das wäre keine Dispensation, sondern ein Ersatz», sagt Brühlmann. So hätten sie mehr Kapazitäten frei für das Erlernen von Deutsch. Im Zeugnis stünden dann Deutsch, Englisch oder Französisch und die Muttersprache.


Christoph Eymann, Präsident der Erziehungsdirektorenkonferenz, spricht von einem «guten Ansatz, den man diskutieren kann». Allerdings müssten Massnahmen im Einzelfall geprüft werden und dürften nicht für ganze Gruppen gelten. Zudem gebe es auch viele Schweizer Kinder mit Leseschwäche. Man müsse das Lesen «generell früh und intensiv fördern», sagt er.

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