10. November 2016

Baselland will Lehrplan 21 mit Inhalten und Schulstoff ergänzen

Der Kanton Baselland will den neuen Lehrplan für die Sekundarschulen zwei Jahre später als geplant einführen. Regierungsrätin Monica Gschwind erklärte gestern vor den Medien in Liestal, die Bildungsdirektion brauche dafür Zeit bis 2020. Sie plane, die Kompetenzen des Lehrplans 21 mit konkreten Inhalten und Schulstoff zu ergänzen. Im gleichen Zeitraum sollen zudem die vier hängigen Volksinitiativen zum Lehrplan zur Abstimmung gelangen.
Der Verzicht auf Inhalte und Stoff im Deutschschweizer Lehrplan 21 ist nach Ansicht der Gegner der zentrale Kritikpunkt an der Mustervorlage für die Lehrpläne. Die Beschränkung auf Kompetenzen sei eine neue, untaugliche Bildungsphilosophie, wird moniert. Die Baselbieter Bildungsdirektorin teilt diese Ansicht nicht, wie sie gestern ausführte. Sie verstehe es als «Verfeinerung und Arbeitshilfe», wenn sie für den Baselbieter Volksschul-Lehrplan die Kompetenzen des Lehrplans 21 mit sogenannten Stoffverteilungsplänen versehen will. Dies entspreche auch der Vorgabe des Landrats, der dafür eine entsprechende Motion von Landrätin Regina Werthmüller überwiesen hat. Einer Volksinitiative des Komitees Starke Schule Baselland, die einseitig auf klar definierte Stoffinhalte und ­Themen fokussiert, erteilte Gschwind eine Absage.
Es gebe keinen Bruch zwischen ihr und der Starken Schule, stellt Monica Gschwind fest, Bild: C. Jaeggi
Neuer Sekundarschul-Lehrplan erst 2020, Basler Zeitung, 10.11. von Thomas Dähler


Mehrere Initiativen hängig
Gschwind hielt jedoch ausdrücklich fest, dass es keinen Bruch zwischen der Starken Schule und ihr gebe, auch wenn sie sich nicht in allen Punkten mit den Anliegen des Komitees einverstanden erklären könne. Die Ergebnisse der Volksabstimmungen wolle sie, wenn nötig, laufend in die Erarbeitung der Lehrpläne einfliessen lassen. Neben der Initiative für Lehrpläne mit klar definierten Stoffinhalten und Themen sind Volksbegehren zum Ausstieg aus dem Fremdsprachen-Projekt Passepartout, zur Abschaffung der zweiten Fremdsprache an der Primarschule und zur Niveaudifferenzierung in der Sekundarschule hängig. Aussergewöhnlich sei diese Häufung von Initiativen nicht, meinte Gschwind. Ähnliche Abstimmungen werde es auch in zehn anderen Kantonen geben.

Die Differenzen zwischen der geplanten Umsetzung der Motion von Landrätin Werthmüller und der Initiative für Lehrpläne mit klar definierten Stoffinhalten und Themen seien ihrer Ansicht nach lediglich theoretischer und technischer Natur, sagte Gschwind. Sie werde versuchen, das Komitee Starke Schule Baselland zu einem Rückzug der Initiative zu bewegen. Dieses teilte jedoch gestern in einem Communiqué mit, es halte an dem Volksbegehren fest.

Dem Landrat will Gschwind mit einer Vorlage zur Motion von Landrätin Werthmüller beliebt machen, den Stoffverteilungsplänen für die Primar- und Sekundarschulen ohne Anpassung des Bildungsgesetzes zuzustimmen. Dies werde es ermöglichen, einen Entscheid zum neuen Lehrplan Volksschule im dritten Quartal 2019 zu fällen. Beim dritten Quartal 2019 handelt es sich um das erste Quartal der neuen Legislaturperiode nach den nächsten Wahlen.
«Marschhalt» beendet
Die Bildungsdirektorin erklärte ­gestern auch den vor einem Jahr beschlossenen «Marschhalt» für be­­endet. Es sei in dieser Zeit gelungen, Ruhe in den Baselbieter Volksschulen einkehren zu lassen, mit dem Volks­entscheid gegen die Sammelfächer die Weichen für den Lehrplan neu zu stellen und den Fahrplan für dessen Erarbeitung zu beschliessen. Die Arbeitsgruppe Marschhalt habe es ermöglicht, die Planung mit den Bildungsfach­leuten und den Vertretern der Politik «miteinander statt gegeneinander» einzuleiten.

Inzwischen hat Gschwind ein Beratungsgremium «Plattform Bildung» ins Leben gerufen. Sie werde es ermöglichen, einmal monatlich das Gespräch mit allen beteiligten Kreisen über die laufenden Arbeiten zu führen. «Die Plattform Bildung ist keine Konkurrenz zum Bildungsrat», hielt Gschwind fest. Sie habe keine Entscheidungskom­petenz. Anders als die bisherige Arbeitsgruppe Marschhalt würden in der ­Plattform Bildung alle Schulstufen berücksichtigt, auch die Primarschule.

Mit dem «Leitmotiv Laufbahnorientierung» will die Bildungsdirektorin mit einem Masterprojekt weiter eine Fokussierung der Bildung auf die Laufbahn. Eine sinnvolle Ausbildung müsse das Ziel verfolgen, den Anschluss an Gesellschaft und Wirtschaft zu finden. ­Schüler sollten ihren Weg zielgerichtet wählen können, sagte Gschwind. Entsprechend brauche es in der Verwaltung darauf ausgerichtete Strukturen. Optimiert werden müsse unter ­anderem die Zusammenarbeit mit den Gemeinden sowie die Aufsicht der Schule.


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