6. Oktober 2016

Solothurner Raucherzimmer sorgt für Unmut

Kein anderes Suchtmittel fordert so viele Todesopfer: Über 9000 Menschen sterben in der Schweiz jährlich an den Folgen des Tabakkonsums. Rauchen macht abhängig, Rauchen gefährdet die Gesundheit, Rauchen ist tödlich – diese Botschaften kann heute wohl niemand mehr locker umschiffen.
Raucherraum für Lehrer, Anti-Rauchkampagnen für Schüler, Bild: Solothurner Zeitung
Eine doppelte Moral, Solothurner Zeitung, 6.10. Kommentar von Sven Altermatt
Rauchern soll allenthalben die Lust auf die Kippen ausgetrieben werden. Und damit Jugendliche erst gar nicht der Sucht verfallen, fliesst üppig Geld in die Tabakprävention an Schulen.

In dieses Umfeld platzt eine der grössten Schulen im Solothurnischen jetzt mit befremdlichen Neuigkeiten. Das Schulzentrum Derendingen-Luterbach will seinen Lehrern weiterhin einen Raucherraum zur Verfügung stellen, mehr noch: Das Fumoir wird in diesen Tagen sogar baulich aufgerüstet. Der Widerstand von Teilen der Lehrerschaft blieb erfolglos, Präventionsexperten schütteln den Kopf.

Auch am Wasserämter Schulzentrum gibt es für die Schüler regelmässig Anti-Raucher-Lektionen. Rauchen ist selbstverständlich strikt verboten. Bei der Tabakprävention geht es nicht um Bevormundung.

Jeder Jugendliche soll später als Erwachsener so viel rauchen dürfen, wie er will. Das gehört zur freiheitlichen Selbstbestimmung eines Bürgers. Wenn der Nutzen für einige jedoch die Kosten für die Gesamtheit übersteigt, muss der Staat vor negativen Folgen warnen.

Präventionskurse für die Schüler, ein Fumoir für die Lehrer: Die Schulleitung offenbart damit nicht nur eine doppelte Moral. Sie gewährt Rauchern auch ein Privileg, das als antiquiert gilt. An einer Bildungsinstitution mit Vorbildfunktion hat dieses erst recht nichts verloren.
Wer es als Lehrer ernst meint mit der Tabakprävention, sollte als Vorbild vorangehen – und die Glimmstängel auf dem gesamten Schulareal gleich in der Tasche lassen.


1 Kommentar:

  1. Ein scheinheiliger Kommentar aus Solothurn. "Jeder Jugendliche soll später als Erwachsener so viel rauchen dürfen, wie er will. Das gehört zur freiheitlichen Selbstbestimmung eines Bürgers." Gilt offenbar für Lehrpersonen nicht.

    Und dann noch diese Stilblüte: "Wenn der Nutzen für einige jedoch die Kosten für die Gesamtheit übersteigt, muss der Staat vor negativen Folgen warnen."

    Und wenn die Lehrer eine Vorbildfunktion haben sollten, dann sollten auch die Journalisten eine solche für unsere Sprache wahrnehmen.

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