30. Oktober 2016

Initiative bekämpft Ideologie des Lehrplans 21

Das ging schnell: In den Sommerferien kündigte die Starke Schule Baselland, die den Lehrplan 21 und die Auswirkungen des Harmos-Konkordats bekämpft – die Initiative «Ja zu Lehrplänen mit klar definierten Stoffinhalten und Themen» an. Vier Wochen später seien die nötigen 1500 Unterschriften bereits gesammelt gewesen; «es lief äusserst gut», erklärte Alina Isler, Vorstandsmitglied der Starken Schule. Gestern jedenfalls übergab sie der Landeskanzlei 2602 Unterschriften.
Alina Isler und Saskia Olsson von der Starken Schule Baselland, Bild: Daniel Wahl
Schotten dicht gegen Lehrplan-21-Ideologie, Basler Zeitung, 28.10. von Daniel Wahl
Der Vorgang ist vor folgendem Hintergrund bemerkenswert: Bereits hat der Landrat einen Vorstoss von Regina Werthmüller (parteilos, vorher Grüne) überwiesen, wonach Themen und Lerninhalte im Kanton Baselland definiert werden müssen, um das Kompendium vom 3500 Kompetenzen im umstrittenen Lehrplan 21 zu ergänzen. Derzeit arbeitet die Bildungsdirektion daran, diesen Vorstoss umzusetzen. Ferner haben die Baselbieter beim Urnengang im Juni die Einführung von Sammel­fächern wie «Natur und Technik», in welchem Biologie, Chemie und Physik vermolzen wären, versenkt. Indirekt wurde so der Lehrplan  21 zur Makulatur erklärt. Darüber hinaus habe Bildungsdirektorin Monica Gschwind in der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) darauf hingewirkt, dass der Lehrplan 21 zur «Mustervorlage» degradiert werden konnte, berichtet die Starke Schule und zitiert Gschwind als Beleg in der TagesWoche, wonach «die Kantone in der Ausgestaltung der eigenen Lehrpläne frei» sind. Insofern reüssierte die Starke Schule mit ihren Zielen. Der Lehrplan 21 als Harmonisierungs-Ins­trument ist kaputt. Weshalb braucht es denn eine neue Initiative?

Offenbar will die Starke Schule nun die Schotten dicht machen und den Lehrplan-21-Geist, der «kompetenzorientierten Unterricht» und «selbst gesteuertes Lernen» verlangt, gänzlich aus der Volksschule verbannen. Die Blitzinitiative verlangt mehr, als die Bildungsdirektion will: Themen und Stoff­inhalte sollen nicht nur «verbindlich» eingeführt und im überarbeiteten Lehrplan mit den Lehrplan-21-Kompetenzen «mitgeführt» werden. Vielmehr verlangt die Initiative, dass «ausschliesslich Stoffinhalte und Themen massgebend» sind. Die Kompetenzbeschreibungen sollen fortan den Lehrern nur noch «als Hilfeleistungen» dienen.
Gemäss dem Modell, das die Bildungsdirektion derzeit ausarbeitet, hätten Kompetenzbeschreibungen einen zu hohen Stellenwert, und es wäre unklar, inwieweit die Unterrichtsphilosophie durch die Hintertür hereinkommt, begründete Saskia Olsson, Geschäftsführerin der Starken Schule.

Obschon die Bevölkerung im Juni die Obhut über den Lehrplan der Volksschule nicht in die Hände das Landrats geben wollte, sondern beim Bildungsrat belässt und indirekt den Lehrplan 21 bestätigt hat, nimmt die Starke Schule mit dem Initiativrecht nun politisch Einfluss auf die Ausgestaltung des Lehrplans. Olsson sieht es nicht als Widerspruch zum Volkswillen. «Damals wollten wir zu viel, jetzt geht es spezifisch darum, die Ideologie zu verhindern.»


«Die Initiative ‹Ja zum Austritt aus dem gescheiterten und überteuerten Harmos-Konkordat› wird zurückgezogen. «Sie ist unnötig geworden, es gibt keine Harmonisierung mehr», sagt Isler.

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