2. Oktober 2016

Ankli steht hinter Lehrplan 21

Der Solothurner Erziehungschef Remo Ankli verteidigt die Neuerungen des Lehrplans 21.
"Der Lehrplan 21 ist kein Gesetzbuch", Basler Zeitung, 29.9. von Daniel Aenishänslin


Gemeindepräsident Mark Seelig stellte gleich in seiner Begrüssung die Frage, ob der Lehrplan 21 in zehn Jahren bereits wieder überholt sei? Dann, wenn die digitalen Medien das Schulzimmer erobert hätten, dann, wenn die Schule 4.0 Tatsache sei. Eine erste Antwort gab der Solothurner FDP-Regierungsrat Remo Ankli in seinem Referat in der Witterswiler Mehrzweckhalle. Der Vorsteher des Departements für Bildung und Kultur stand für den Lehrplan 21 ein. Damit widersprach er als Erster dem EVP-Kantonsrat René Steiner, der das Komitee Ja zu einer guten Volksschule ohne Lehrplan 21 präsidiert. Abgestimmt wird am 17. Mai kommenden Jahres. Zur Veranstaltung geladen hatte die FDP der Gemeinden Witterswil, Bättwil, Hofstetten-Flüh Metzerlen und Rodersdorf. Moderator war FDP-Kantonsrat Mark Winkler.

«Kein Gesetzbuch» ist der neue Lehrplan gemäss Ankli. Es werde nicht «jedes Wort auf die Goldwaage gelegt». Zu 80 Prozent sei der Lehrplan 21 mit seinem Vorgänger identisch, nur zehn Prozent seien wirklich neu. Remo Ankli verwies darauf, dass der Lehrplan in Basel-Stadt von der 1. bis zur 9. Klasse bereits «erfolgreich» angewendet wird, im Baselbiet in der Primarschule. «Kompetenzen können nicht auf Wissen und Inhalt verzichten», entgegnete er den Kritikern, «der Lehrerverband steht dahinter». Methodenfreiheit bleibe gewährleistet. Auf die Informatik-Bildung, in der Solothurn eine Vorreiterrolle einnehme, werde auch künftig nicht verzichtet werden müssen.
Lehrplan mit vielen Freiräumen
René Steiner legte seine gegenteilige Sicht dar. «Niemand produziert mehr Nobelpreisträger pro Kopf als die Schweiz», sagte Steiner. Ein Grund, an Bewährtem festzuhalten. Radikale Kompetenzorientierung scheitere überall, wo sie länger angewendet werde. Der Lehrplan 21 mit seinen vielen Freiräumen, einem Lernen, in dem die Lehrperson vor allem das Umfeld schaffe, sei «super für starke Schüler, aber eine komplette Überforderung für alle anderen». Letztere seien zu stark auf sich alleine gestellt.

Rolf Knechtli, Geschäftsführer Aprentas und Vorstandsmitglied der Handelskammer beider Basel, erklärte, diese Art zu lernen, sei in der Berufsbildung seit Jahren üblich. Zudem bemerkte er: «Die Gymnasien sind bereit.» Susan Gronki, Gesamtleiterin Schulen Leimental, meinte, der Lehrplan 21 könne auf das Schuljahr 2018/­2019 eingeführt werden. Bis in zehn Jahren gebe es genügend Lehrer, die kompetent Sammelfächer unterrichten können. Andreas Walter, Amtsvorsteher Volksschulamt Solothurn, sagte: «Die Umsetzung wird uns keine zusätzlichen Kosten bringen.» Eine grössere Korrektur sei gewesen, die Anzahl der Lektionen während der neun Schuljahre um 1400 zu erhöhen und damit auf einen Durchschnittswert zu kommen.


Udo Spornitz, Präsident Zweckverband Schule Leimental und ehemaliger Präsident der Baselbieter FDP, hatte «erhebliche Bedenken», dass die Umstellung reibungslos ablaufe. Noch überforderten Sammelfächer die Lehrpersonen. Er stehe aber «voll» dahinter. «Würden wir immer noch machen, was Pestalozzi propagierte, wären wir heute nirgends.» Entscheidend sei, «die Lehrpersonen nicht zu verunsichern, sondern zu motivieren».

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