9. Juli 2016

"Wir wollen kein Französisch in der Primarschule"

Am Mittwochnachmittag hatte die Thurgauer Regierung mitgeteilt, dass sie enttäuscht sei über den Entscheid des Bundesrates, eine Vernehmlassung zur Harmonisierung des Sprachenunterrichts durchzuführen. Mit diesem Schritt greife der Bund unverhältnismässig in die Bildungshoheit der Kantone ein.
Monika Knill hält am Ausstiegsplan für Primarfranz fest, Bild: Reto Martin
Monika Knill: "Wir wollen kein Französisch in der Primarschule", St. Galler Tagblatt, 6.7.

Entschieden sei noch nichts, sagte die Thurgauer Bildungsdirektorin Monika Knill gegenüber der Nachrichtenagentur sda: «Es ist ein sehr langer Weg bis der Bund die geplante Verschärfung in Kraft setzen könnte.»

Am Plan, den Französischunterricht aus der Primarschule zu verbannen und die Landessprache statt während fünf nur noch während drei Jahren zu unterrichten, rüttle die Thurgauer Regierung vorerst nicht. «Fremdsprachenunterricht ist ein langsamer Dampfer. Die Umstellung ist ein jahrelanger Prozess», sagte Knill.

Auswirkungen auf Lehrerbildung
Es brauche nicht nur einen neuen Lehrplan und neue Lehrmittel, sondern auch Anpassungen beim Lehrpersonal und bei dessen Ausbildung. Der Entscheid, den Französisch-Unterricht aus der Primarschule zu verbannen, habe sich rasch auf die Primarlehrer-Ausbildung ausgewirkt. «Viele Studentinnen und Studenten strichen Französisch von ihrem Ausbildungs-Plan», sagte Knill.

Zu viele Französisch-Lektionen
Bereits kurz nachdem der Grosse Rat Mitte 2014 beschlossen hatte, vom interkantonalen Lehrplan 21 abzuweichen und den Französisch-Unterricht auf der Primarstufe zu streichen, habe der Regierungsrat mit der Ausarbeitung eines neuen Thurgauer Lehrplans begonnen.

Ende Juni sei die Vernehmlassung zum Lehrplan abgelaufen. Ausgewertet werde diese jedoch erst nach den Sommerferien, sagte Knill. Erste Reaktionen in der Öffentlichkeit zeigten, dass vor allem die Stundentafel Kritik hervorrufe.

Da die Thurgauer Schülerinnen und Schüler trotz des späteren Unterrichtsbeginns am Ende der obligatorischen Schulzeit gleich gut Französisch können sollen, wurde die Gesamtzahl der Lektionen beibehalten. «Das heisst, dass die Oberstufenschüler in den drei Jahren 14 Lektionen und damit praktisch jeden Tag Französisch hätten», sagte Knill. Möglicherweise könne man dank des Repetitions-Effekts die Zahl der Französisch-Lektionen leicht reduzieren.

Abstimmung abwarten
Neben der Vernehmlassung werde der Regierungsrat bei der Ausarbeitung des Lehrplans auch das übergeordnete Gesetz beachten. Am Ziel, den Französisch-Unterricht ab Schulbeginn 2017 gestaffelt auf die Oberstufe zu verlegen, halte die Regierung vorerst fest. Erst nach der Volksabstimmung am 27. November über die Initiative gegen den Lehrplan 21, die allerdings nicht mit dem Fremdsprachenunterricht zusammenhängt, könne die Regierung den Lehrplan erlassen.
 


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