4. Juli 2016

Schaffhauser Kantonsrat gegen Volksinitiative zum Lehrplan 21

Der Schaffhauser Kantonsrat findet nicht, dass Lehrpläne in Zukunft von den Stimmberechtigten genehmigt werden sollten. Das Parlament hat am Montag mit 33 zu 22 Stimmen beschlossen, die Ablehnung der Volksinitiative "Ja zu Lehrpläne vors Volks" zu empfehlen.
Schaffhauser Kantonsrat: Lehrpläne sollen nicht vors Volk, sda, 4.7.

Ziel der Volksinitiative ist es, dass Lehrpläne vom Kantonsrat genehmigt werden und zwar mit obligatorischer Referendumspflicht. Wenn der Kantonsrat also nicht mit 4/5-Mehrheit zustimmt, muss eine Volksabstimmung durchgeführt werden. Weil Lehrpläne Zukunft und Entwicklung der Kinder beeinflussten, müssten Eltern mehr Mitsprache haben, sagte Mariano Fioretti (SVP).

Bislang werden Lehrpläne vom Erziehungsrat verabschiedet. Dies sei eine bewährte Praxis und es gebe keinen sachlichen Grund, an dieser Zuständigkeit etwas zu ändern, findet dagegen der Regierungsrat. Er hatte empfohlen, die Initiative mit dem Antrag auf Ablehnung zu empfehlen.

Überdies sei kein Grund ersichtlich, die derzeit laufenden Vorbereitungsarbeiten betreffend Umsetzung und Einführung des neuen Schaffhauser Lehrplan 21 in Frage zu stellen oder gar zu stoppen. "Der Lehrplan 21 wurde über mehrere Jahre erarbeitet und ist breit abgestützt", sagte Erziehungsdirektor Christian Amsler (FDP).

Der Lehrplan 21 ist das eigentliche Ziel der Initiative, denn auch dieser soll nachträglich noch zur Genehmigung vorgelegt werden, obwohl bereits beschlossen ist, ihn in Schaffhausen auf das Schuljahr 2018/19 einzuführen.

Keine Mehrheit für Gegenvorschlag

Der Lehrplan 21 sei kein Gesetz, sondern eine Grundlage für Lehrer und ein dynamisches Instrument, das laufend revidiert werde. Darüber abstimmen zu lassen, sei "so sinnvoll wie wenn man den Fahrplan der Verkehrsbetriebe dem Stimmvolk vorlegen würde", sagte Kurt Zubler (SP).

Um den Gegnern des Lehrplans 21 den Wind aus den Segeln zu nehmen, beantragte Jürg Tanner (SP) einen Gegenvorschlag zur Initiative zu erarbeiten. Es gebe ein gewisses Unbehagen gegenüber den vielen Reformen im Schulbereich. Dieses sollte man ernster nehmen.

Amsler betonte, er sei vom gemeinsamen Lehrplan 21 überzeugt und wisse gar nicht, was ein Gegenvorschlag enthalten sollte. Der Kantonsrat lehnte die Erarbeitung eines Gegenvorschlags mit 16 zu 36 Stimmen ab.

Mit zwei parlamentarischen Vorstössen hatte Erwin Sutter (EDU) bereits im vergangenen Jahr versucht, die Einführung des Lehrplan 21 zu verhindern. Ein Postulat und eine Motion wurden mit 31 zu 18 beziehungsweise mit 32 zu 18 abgelehnt. Ähnliche Vorstösse wie in Schaffhausen gab es auch in anderen Kantonen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen