17. Juni 2016

Im Versuchslabor

So geht es also: Man legt den Fremdsprachenunterricht um zwei Jahre nach vorne mit der Begründung, die Kinder lernten die Sprache auf diese Weise eben viel besser. Dann beginnt man von den neuen Lernmethoden und den tollen Lehrmitteln zu schwärmen, die das Fremdsprachenlernen eben ganz neu anpackten. In Wahrheit befindet man sich in einem Versuchslabor und hat keinen Schimmer, wie man jungen Primarschülern unter sehr beschränkten Zeitvorgaben (2 bis 3 Wochenlektionen) gleich zwei Fremdsprachen beibringen soll. Dazu kommt, dass sie ja auch noch Hochdeutsch lernen sollten und viele Kinder eine Migrantensprache sprechen.
Fremdsprachen im Schulunterricht, NZZ, 17.6. Leserbrief von Urs Kalberer

Angesichts des absehbaren Debakels und unter dem Druck der Forschung, die aufzeigt, wie hoffnungslos das Unterfangen ist, beginnt nun das Rückzugsgefecht. Der Artikel von Walter Bernet zum Fremdsprachenlernen reiht sich nahtlos ein in die manipulative Berichterstattung der NZZ zu aktuellen schulpolitischen Themen und ist einer seriösen Zeitung unwürdig.


Anstatt den Lesern endlich die Argumente im Streit um den Fremdsprachenunterricht zu präsentieren, interpretiert der Autor seine Rolle als Sprachrohr der umstrittenen «neuen» Methodik. Offenbar geblendet von den Schmusewörtern der Fortschrittspädagogik, erklärt er der staunenden Leserschaft, es gehe gar nicht darum, dass die Schüler eine Sprache lernten. Es gehe vielmehr darum, die Erwartungen realistischer einzuschätzen. Das heisst, es müsse mehr auf «erleben» statt auf «erlernen» gesetzt werden. Walter Bernet will dies ohne Anspruch auf Perfektion durchgesetzt sehen. Damit würde der Boden für die «funktionale Mehrsprachigkeit unserer Gesellschaft» gelegt. Welch ein teurer Unsinn!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen