19. Juni 2016

Deutscher Schulleiter ohne Ausbildung geht

Die Stimmung war von Anfang an schlecht. Nun zieht der Schul­leiter der Sekundarschuleinheit Spitz in Kloten die Konsequenzen und geht ­– auf eigenen Wunsch, wie es heisst. Dabei handelt es sich um Andreas Wellendorf, der seit Anfang 2014 als Schulleiter in Kloten wirkte und in dieser Zeit für grossen Wirbel sorgte.Hauptgrund für die schlechte Stimmung: Wellendorfs Anstellung erfolgte gegen den Willen der gesamten Lehrerschaft im betroffenen Schulhaus. Die gegen 30 Lehrpersonen im Spitz hatten ihn in einer Anhörung befragen dürfen und waren danach unisono zu einem negativen Verdikt gekommen.
Fast alle bisherigen Lehrkräfte sind weg, Bild: Madeleine Schoder
Umstrittener Klotener Schulleiter geht, Zürcher Unterländer 16.6. von Christian Wüthrich
 
Umstritten war insbesondere, dass es sich um einen deutschen Pädagogen handelte, der in der Schweiz nicht als Lehrer an der Volksschule zugelassen war und bei seiner Anstellung auch noch keine Schulleiterausbildung vorweisen konnte. Provokative Aussagen zur eigenen Person und zu seiner Führungseinstellung sorgten ebenfalls für Unverständnis, wie aus dem damaligen Lehrerteam zu vernehmen war.
Der fragliche Schulleiter hat sich gemäss Angaben der Schule Kloten erst am Montag vor einer Woche dazu entschieden, «eine neue Herausforderung anzunehmen», teilte die Schulverwaltung Klotens gestern auf Anfrage mit. Weitergehende Informationen zum Abgang des Schulleiters könne man nicht preisgeben. Wie viel eine Person über die Gründe eines Weggangs bekannt gebe, liege in ihrem eigenen Ermessen. Der betreffende Schulleiter selber schweigt.

Kommunikation ja, aber nicht immer an erster Stelle
«Wir verstehen, dass der Weggang von Herrn Wellendorf zu Spekulationen anregen kann», tönt es zugleich seitens der Schule Kloten.

Ein aktuelles Fazit der Schulverantwortlichen fällt dennoch einigermassen positiv aus. «Das vergangene Schuljahr war für uns geprägt von einem hochmotivierten und engagierten Lehrerteam, das während des vergangenen Jahres sehr gute Leistungen erbracht hat. Den Teamgeist unter den Lehrpersonen haben wir als sehr gut erlebt.»

Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es aktuell wiederum acht Abgänge aus dem rund 30-köpfigen Team zu verzeichnen gibt, was von den Verantwortlichen bedauert wird. Gleichzeitig betont man von offizieller Seite, dass für die Schülerinnen und Schüler zuletzt ein geordneter, ruhiger und guter Unterricht stattgefunen habe. Das war nicht immer so. Zeitweise gab es in einzelnen Klassen bis zu acht verschiedene (Deutsch-)Lehrpersonen innerhalb des Schuljahres 2014/15.

«Wir sind uns bewusst, dass wir uns in einem sensibilisierten Umfeld befinden. Es ist uns aber auch wichtig, dass wir in der Kommunikation unsere Abläufe, die in allen Schuleinheiten gelten, einhalten», begründet die Schule Kloten ihr bisheriges Schweigen zur jüngsten Abgangswelle. Ziel sei es vielmehr, dass der Schulbetrieb möglichst ruhig weiterlaufen könne. Wenn man nun wegen mangelnder Kommunikation – genau das wurde von externen Stellen wiederholt angemahnt – in die Kritik komme, «dann müssen wir das so akzeptieren».

Dass ein hässlicher Streit ausgebrochen war in der zuvor ruhig geführten Sekundarschule Spitz in Kloten, zwischen der Lehrerschaft, der Schulverwaltung und der Schulpflege mit dem damals soeben neu gewählten Stadtrat Roger Isler (FDP) an der Spitze, war im Mai vor zwei Jahren an die Öffentlichkeit durchgesickert. Die zuständigen Behörden reagierten mit einer Medienmitteilung, in welcher sie die Lage erklärten, aber den Unmut nicht beseitigen konnten.

Die fragliche Anstellung erfolgte noch unter Islers Vorgängerin Corinne Thomet (CVP). Die Klotener Schulbehörden reagierten noch unter ihr, im Frühling 2014, äusserst hart: Alle 26 Lehrpersonen des betreffenden Schulhauses wurden offiziell verwarnt, ihre befristeten Verträge wurden nicht verlängert und den ehemaligen Schulleiter versetzte man kurzerhand in ein anderes Schulhaus. Später einigte man sich darauf, dass die meisten Lehrer mit befristeten Verträgen doch bleiben durften. Doch die erwünschte Ruhe war nie mehr eingekehrt seither. Schon per Ende des letzten Schuljahres waren bis auf zwei Klassenlehrpersonen der «alten Garde» fast alle erfahrenen Kräfte gegangen – teils freiwillig, teils wurde ihnen gekündigt.

Interne Lösung bahnt sich an – kommuniziert wird später
So ist in den vergangenen zwei Jahren praktisch das gesamte Lehrerteam ausgetauscht worden. Seit letztem Herbst wurde es zwar etwas ruhiger, nur das streckenweise desaströse Zeugnis einer externen Schulevaluation sorgte noch einmal für Aufsehen. Im ganzen Konflikt hielten die Klotener Schulpflege mit Schulpräsident Roger Isler an der Spitze und die einflussreiche Geschäftsleitung der Schule aber stets am umstrittenen Schulleiter fest.

Wie geht es nun weiter? «Es gibt bereits eine Nachfolgeregelung», heisst es aus dem Stadthaus. Die Schulleiterstelle werde zurzeit nicht ausgeschrieben. Das deutet auf eine interne Lösung hin. «Zuerst werden wir nun das Lehrerteam informieren, dann die Eltern sowie Schülerinnen und Schüler», teilte die Schule Kloten gestern mit.


1 Kommentar:

  1. Mehr zu Corinne Thomet hier:
    http://www.kantonsrat.zh.ch/Mitglieder/Mitglieder.aspx?PersonID=eb5501f3-739b-49d5-b2d6-d4820073445b

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