5. April 2016

Eymanns Mühe mit Kritik

Regierungsrat EymannsReplik auf den Artikel «Ein Flop, den niemand sofort stoppen will» von BaZ-Journalist Thomas Dähler besteht darin, ihm vorzuwerfen, er würde nicht sachlich berichten. Diese Igeltaktik passt haargenau zum gängigen Abwehrmechanismus der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), deren Präsident Eymann ist: Kritiker werden reflexartig als unwissend oder schlecht informiert hingestellt und so diffamiert. Ähnlich ergeht es auch den zahlreichen, sachlich Kritik übenden Eltern und Basler Lehrpersonen, denen vorgehalten wird, sie verstünden halt eben das System (noch) nicht. Der EDK ist Kritik, so fundiert und belegt sie auch immer ist, ein Dorn im Auge – diese könnte ja den Elfenbeinturm zum Einsturz bringen.



















Die Gymnasiastin Alina Isler knüpft sich EDK-Chef Eymann vor, Bild: Basler Zeitung
Eymann negiert die Realität, Basler Zeitung, 5.4. von Alina Isler

Bildungsdirektor Eymann ist der Ansicht, im Moment scheine «ein Streit der Studien zu herrschen». Da verwechselt er offensichtlich etwas ganz gehörig. Sämtliche wissenschaftlichen Studien weisen klipp und klar nur in eine einzige Richtung: Die von der EDK ausgetüftelte neue Bildungsideologie wird in einem Fiasko enden. Dählers Formulierung, «eine halbe Generation wird damit leben müssen, dass sie in der Schule als Versuchskaninchen für ein unausgereiftes Sprachenkonzept herhalten musste», könnte nicht treffender sein. Die Wirksamkeit der neuen und bei den Fachpersonen heftig kritisierten Passepartout-­Fremdsprachendidaktik hingegen konnte noch mit keiner einzigen Studie auch nur ansatzweise belegt werden.

Die wissenschaftliche Studie von Simone Pfenninger von der Universität Zürich als qualitativ ungenügend zu bezeichnen und ihr die Aussagekraft abzusprechen, ist ein starkes Stück vom Basler Bildungsdirektor und zeigt vielmehr, in welchem Argumente-Notstand er sich befindet. Gleichermassen bemerkenswert wie widersprüchlich ist auch seine Forderung, dass man von den Schüler/-innen etwas fordern darf, damit sie sich gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen können, gleichzeitig aber eingesteht, dass niemand erwartet, dass die Abgänger/-innen der obligatorischen Schule eine Fremdsprache «können» müssen. Wozu dient dann der Unterricht? Ich frage mal meine Lehrerinnen und Lehrer am Gymnasium.

Ich befürworte einen stufengerechten und klassischen Sprachunterricht mit einem erheblichen spielerischen Anteil an den Primarschulen, der die Kinder motiviert und begeistert. Gleichwohl sollen die Lernenden in kleinen Schritten einen grammatikalischen Aufbau als Fundament der Sprache gelehrt bekommen, sich einen alltagstauglichen Wortschatz aneignen und so die Sprache kontinuierlich verstehen und anwenden lernen. Dies mit einem Lehrmittel, das einen verständlichen roten Faden hat und nicht einem teuren Comicheft ähnelt, das als Einweg-Lehrmittel nach kurzer Zeit im Altpapier landet. Die neuen Lehrmittel «Mille feuilles» und «New World» verfehlen diese Anforderungen deutlich.

Die wenig staatsmännische Replik von Regierungsrat Christoph Eymann hat mich nicht überzeugt.
Alina Isler ist Vorstandsmitglied Starke Schule Baselland.

1 Kommentar:

  1. Ich frage mich oft, wann ein Politiker die Zeit findet, in Ruhe zu reflektieren, was ihm die verschiedenen Fachgruppen auf den schon ohnehin hohen Dokumentenstapel legen. In einem Fachgebiet kompetent zu sein, bedeutet für mich, wachsam und überlegt zu handeln, sich Diskussionen offen zu stellen und länger darüber nachzudenken, was einem von verschiedenen Seiten zugetragen worden ist. Kennen Politiker aus eigener Erfahrung Ruhe und Achtsamkeit, Ehrlichkeit und freies Denken?

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