8. Oktober 2015

Integration von Flüchtlingen braucht mehr Unterstützung

Beat Zemp will von Bund und Kantonen mehr Geld für die Integration von Flüchtlingskindern. 













Ein Flüchtlingsmädchen an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien, Bild: Keystone
Flüchtlingskinder ohne Begleitung fordern die Schulen, Tages Anzeiger, 8.10. von Anja Burri


Bis Ende August sind 1224 Kinder ohne Eltern oder Verwandte in die Schweiz geflüchtet. Das sind bald doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr. Die meisten sind zwischen 13 und 17 Jahre alt – ein Alter, in dem hierzulande die schu­lischen Weichen für die berufliche Zukunft gestellt werden. «Das neue Phänomen der unbegleiteten Teenager-Flüchtlinge stellt die Schulen vor grosse Herausforderungen», sagt Beat Zemp, Präsident des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH).
Für die Integration der oft traumatisierten Jugendlichen brauche es spezielle Deutschkurse, intensive Begleitung und Möglichkeiten zur Traumaverarbeitung. «Eine gute Integration kostet Geld. Da muss sich auch der Bund stärker beteiligen», sagt er. Die Kantone müssten sich bewusst sein, dass Sparmassnahmen in der Schule und die Integration von Flüchtlingskindern nicht mitein­ander vereinbar seien. Das gelte auch für die Flüchtlingskinder, die mit ihren ­Eltern in die Schweiz kämen.
Der LCH erarbeitet mit seiner Westschweizer Schwesterorganisation ein Positionspapier. In vielen Kantonen werden vor allem die älteren der unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden separat unterrichtet. Wenn möglich kommen sie in die Volksschule. «Der Normalbetrieb in der Volksschule ist nicht auf die Integration vieler Flüchtlingskinder ausgerichtet», sagt auch der Präsident der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Christoph Eymann. Die Kantone könnten aber auf ihre Erfahrungen mit den Flüchtlingskindern aus dem Balkan aufbauen.
Ab 16 Jahren sind die Jugendlichen nicht mehr schulpflichtig, doch fehlt ihnen oft das schulische Rüstzeug für eine Lehre. Die EDK klärt nun mit dem Bund ab, ob es spezielle Massnahmen braucht: etwa Vorbereitungskurse für den Einstieg ins Berufsleben. Schon heute besuchen ältere Flüchtlingskinder in den Kantonen zum Teil Brückenangebote, Kurse oder machen eine Attestlehre.


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