9. April 2015

Mehr Praxisbezug gefordert

Rund die Hälfte der Quereinsteiger, die sich an der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz (PH) zur Lehrkraft ausbilden lassen, wünschen sich eine stärkere Ausrichtung auf die Unterrichtspraxis. Dies geht aus einer Studienbefragung des Bildungsraums Nordwestschweiz hervor. Den Bildungsraum Nordwestschweiz bilden die Kantone Basel-Stadt, Baselland, Aargau und Solothurn.
Befragt wurden Studierende des ersten bis fünften Semesters, die das Studienprogramm für erfahrene Berufsleute absolvieren – sogenannte Quereinsteiger. Mit einer Rücklaufquote von 61 Prozent ist die Umfrage repräsentativ. Insgesamt machen die Studierenden beim Einstieg in den Lehrerberuf sehr unterschiedliche Erfahrungen.
Für Lehrerausbildung mit mehr Praxis, Basler Zeitung, 9.4. von Thomas Dähler


Die Kritik an der zu schwachen ­Ausrichtung auf die Unterrichtspraxis deckt sich mit früheren Einschätzungen bei den Normal-Studiengängen. Im Herbst 2013 war bei einer Befragung von Mitarbeitenden an der PH herausgekommen, dass zwei Drittel den zu hohen Forschungsanteil an den Studiengängen kritisieren. Vor einem Jahr hatte in der Folge der Ausschuss des Fachhochschulrats verlangt, dass die PH ein verändertes Konzept für den Praxisbezug erarbeitet. Bezüge zur Praxis dürften «nicht bloss zufällig auftreten», hielten die Fachleute fest. Die PH wurde beauftragt, bis Ende 2014 strategische Empfehlungen vorzulegen.
Die jüngste Umfrage bei den Quereinsteigern bestätigt, dass das Anliegen dringlich ist. Ein Viertel der Studierenden des dritten und fünften Semesters gab an, dass der Berufseinstieg für sie schwierig gewesen sei, was «mit der mangelnden Unterstützung beim Einstieg in die Berufspraxis oder dem hohen Arbeitsaufwand» begründet ist, wie es in der Zusammenfassung der Umfrageergebnisse heisst, die die vier Kantone den Studierenden zustellten. Nahezu ein weiteres Viertel der Studierenden berichten von «gemischten Gefühlen». Nur zwischen einem Drittel und der Hälfte haben den Berufseinstieg durchwegs positiv erlebt.
Die vom Fachhochschulrat verlangte Aufwertung der Bezüge zur Praxis sind bei der PH gut aufgenommen worden, erklärte Kommunikationsleiter Christian Irgl der BaZ. Die Empfehlungen bestätigten die laufenden Entwicklungen und würden «in den Strategieprozess integriert». Zur Erneuerung der Studiengänge auf gesamtschweizerischer Ebene ist zurzeit ein sogenannter Reakkreditierungsprozess im Gang. Dabei sei beabsichtigt, besonderes Gewicht auf die Theorie-Praxis-Bezüge zu legen. Vorgesehen ist, wie Irgl sagt, «das erfolgreiche Partnerschulmodell mit immersiven Praktika auszubauen».
Zurzeit hat die PH Nordwestschweiz bei den Bildungsdepartementen und den Verbänden Stellungnahmen eingefordert, die ebenfalls in die Konzeption der Studiengänge einfliessen sollen. Der Reakkreditierungsprozess werde 2017 abgeschlossen sein, teilte die PH der BaZ mit.
In der Zusammenfassung der Umfrageergebnisse bei den Quereinsteigern heben die vier Nordwestschweizer Kantone die für die PH günstigen Teile der Umfrageergebnisse hervor. So würden gegen 60 Prozent der Befragten im dritten und fünften Semester von einer problemlosen Stellensuche berichten, obwohl die gegenwärtigen Strukturänderungen in den Kantonen dies eigentlich erschweren, heisst es. Fast ein Drittel der Studierenden gebe an, den Berufseinstieg «durchwegs positiv» erlebt zu haben.
«Tendenziell positives Bild»
Der Vergleich mit anderen Rückmeldungen bestätige «das tendenziell positive Bild». «Das Studienprogramm für erfahrene Berufspersonen ist an­spruchsvoll, da es auf einen anspruchsvollen Beruf vorbereitet», wird in dem Ergebnisbericht präzisiert. Und: «Es gibt wie in den Vorjahren keinerlei Hinweise darauf, dass es mit erfahrenen Berufspersonen im Lehrberuf zu unverhältnismässig schwierigen Situationen in den Schulen kommt.»

Die Ergebnisse der Umfrage bei den Quereinsteigern wurden auch nicht öffentlich vorgestellt. Der Bildungsraum Nordwestschweiz kommuniziert seit einiger Zeit sehr zurückhaltend. Auf der Homepage wurde letztmals im Juni 2014 eine Mitteilung veröffentlicht.

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