31. März 2014

Ein Bild für den Bildungsraum Schweiz

Am 21. Mai 2006 hat das Volk die Neuordnung der Verfassungsbestimmungen zur Bildung angenommen. Die Zuger Bildungsdirektion will nun für die Idee eines gemeinsamen Schweizer Bildungsraums ein sichtbares Zeichen setzen. Und zwar in jedem Schulzimmer.




Endlich werden bei der Harmonisierung Nägel mit Köpfen gemacht, Bild: Bildungsdirektion Zug

Ein Bild für den Bildungsraum Schweiz, Kanton Zug - Direktion für Bildung und Kultur

Sparpotenzial bei Wahlfächern falsch berechnet

Das Sparpotenzial bei Wahlfächern der Aargauer Oberstufe ist viel höher als ursprünglich kommuniziert wurde. Handelt es sich dabei um eine bewusste Taktik des Kantons? Das Bildungsdepartement gibt zu, dass die Schätzung bis zu einer Million oder mehr zu tief liege. 

Aargauer Bezschüler demonstrieren für ihre Wahlfächer, Bild: Stefanie Suter

Das Bildungsdepartement hat Sparpotenzial bei Wahlfächern zu tief geschätzt, Aargauer Zeitung, 31.3. von Hans Fahrländer

Das grosse Sprachenquiz

Es gibt etwa 6000-7000 Sprachen auf der Welt. Sogar sprachbegabte Leute kratzen da nur ein wenig an der Oberfläche. Das Spiel bietet eine Auswahl von ca. 80 Sprachen an, die es gilt auseinanderzuhalten. Spannende Sache!





Testen Sie Ihr Sprachwissen


The Great Language Game

Übertrittsgespräch als Machtdemonstration

Immer mehr Lehrer setzen Primarlehrer unter Druck. Niedrige Einstufungen für die Sekundarschule werden kaum akzeptiert. Für die Eltern geht es um Prestige.






An der Primarschule Liestal akzeptiert fast ein Viertel der Eltern den Lehrerentscheid nicht, Bild: Keystone

Streitfall Übertrittsgespräch, Basler Zeitung, 31.3. von Boris Gygax

30. März 2014

Industrialisiertes Schulsystem begünstigt Ritalin-Abgabe

Ritalin sei in 95 Prozent aller Fälle überflüssig, sagt Uno-Berater Pascal Rudin. ADHS werde als Krankheit definiert, lasse sich aber medizinisch kaum messen. Nun wird ein Eingreifen der Uno erwartet, die der Schweiz eine Einschränkung des Ritalin-Konsums empfehlen wird. 
Rudin denkt, dass individuellere Ansätze für die Schüler helfen könnten, der exzessiven Verschreibung von Ritalin einen Riegel vorzuschieben.



Rudin: Ritalinkonsum sollte massiv reduziert werden, Bild: Tomas Wüthrich


"Ritalin ist fast immer überflüssig", NZZaS, 30.3. von Sarah Nowotny


Schweiz bricht auseinander

Nun wissen wir es also: Die Schweiz ist in Gefahr auseinanderzubrechen. Dies befürchtet Georges Lüdi, emeritierter Basler Professor und Berater bei der Vorverlegung des Fremdsprachenunterrichts. Für den Romanisten Lüdi ist klar, welche Sprachen die Jugendlichen wirklich benötigen - sicher nicht das Englische: "Die meisten Lehrabgänger arbeiten in einem KMU. Und die haben nun mal mehr mit Deutschland und Frankreich zu tun als mit Japan oder Russland". Weitere markante Aussagen des Experten für Mehrsprachigkeit:
  • Früher lernte nur eine Elite Französisch. Heute soll es jeder Schüler beherrschen.
  • Viele Lehrer haben nicht ein allzu hohes Sprachniveau im Französischen.
  • Die Romands haben noch nie gerne Deutsch gelernt, das ist nichts Neues. Das finde ich aber weniger beunruhigend als die Deutschschweizer Tendenz der letzten 20 Jahre, das Französische zu vernachlässigen.
  • Kein Französisch zu lernen, ist die Arroganz der Mehrheit.
  • Der durchschnittliche Schweizer spricht miserabel Englisch.



Georges Lüdi: Abenteuerliche Aussagen eines Professors, Bild: 20 Minuten

"Gefahr, dass die Schweiz auseinanderbricht", 20 Minuten, 29.3.


29. März 2014

Harmos-Kündigungen im Oktober verschickt

Der Kanton Baselland braucht in Zukunft weniger Sekundarlehrkräfte. Wegen der Harmonisierung der Dauer der Primar- und Sekundarstufe werden aber auf der Primarstufe mehr Lehrer gebraucht. Bis Ende April sollen nun die Schulleitungen provisorisch festlegen, wem gekündigt wird (resp. welche befristeten Anstellungen nicht mehr erneuert werden).

Bis Ende Oktober wird den überflüssigen Seklehrern gekündigt, Bild: EDK

Kündigungen folgen im Oktober, Basler Zeitung, 29.3. von Boris Gygax

28. März 2014

Leitfaden Disziplinarmassnahmen Bern

Leitfaden für Lehrpersonen, Schulleitungen und Schulkommissionen.
Disziplinarmassnahmen und Unterrichtsausschluss in den Volksschulen des Kantons Bern, Erziehungsdirektion Kanton Bern

Leitfaden Disziplinarmassnahmen Solothurn

Der Kanton Solothurn hat einen Leitfaden Disziplinarmassnahmen Volksschule herausgegeben.
Leitfaden Disziplinarmassnahmen Volksschule. Umgang mit schwierigen Schulsituationen, Kanton Solothurn, Volksschulamt

Umstrittene Schulkommissionen

Eine Umfrage bei 270 Schulleitungen in der ganzen Schweiz kommt zu interessanten Befunden bezüglich der Schulkommissionen. 45 Prozent der Befragten ist der Ansicht, dass diese überflüssig seien, 60 Prozent halten es für eher oder ganz falsch, dass die Schulkommissionen Personalentscheide treffen.
Die Aargauer Regierung möchte ab 2018 die Schulkommissionen abschaffen und deren Kompetenzen an den Gemeinderat übertragen.
Fast jeder zweite Schulleiter findet Schulkommissionen überflüssig, Aargauer Zeitung, 27.3. 

27. März 2014

Durchzogene Bilanz nach vier Jahren Frühenglisch im Thurgau

Seit August 2009 wird im Kanton Thurgau ab der 3. Primarklasse Englisch als erste Fremdsprache unterrichtet. Stichproben zeigen nun: Die Lernziele können mehrheitlich erreicht werden und die Schüler nehmen gerne am Englischunterricht teil. Allerdings: Es gibt in den Klassen grosse Unterschiede. 
Durchzogene Bilanz nach vier Jahren Frühenglisch im Thurgau, SRF Regional, 27.3.

Lohnpfusch im Aargau

Das Aargauer Verwaltungsgericht stellt in seinem Urteil im Fall der Berechnung Kindergartenlöhne gleich mehrere Fehler fest. Der Kanton lässt offen, ob er nach seiner Niederlage das Urteil ans Bundesgericht weiterziehen wird.


Bei der Berechnung des Lohns gleich mehrmals unsauber gearbeitet, Bild: Keystone

Kindergartenlohn: Kanton machte bei Berechnung gleich mehrere Fehler, Aargauer Zeitung, 27.3. von Elia Diehl

26. März 2014

Die Austausch-Täuschung

Nun fordern die Schulleiter also Austauschprogramme in die Westschweiz. Es gibt solche Programme seit Jahrzehnten. Neu ist die Idee also nicht, aber ist sie wenigstens praktikabel? Unbestritten lernen die Kinder in einer Gastfamilie umgeben von der neuen Sprache viel schneller und mehr Französisch als in der Deutschschweizer Schule. Doch wo sollen denn die vielen Deutschschweizer Klassen Unterschlupf in der Romandie finden? Rein zahlenmässig kann es sich hier nur um ein Programm für einzelne Schüler handeln. Die Forderung von Bernard Gertsch, Präsident der Schweizer Schulleiter ("Alle Deutschschweizer Schüler sollten die Möglichkeit haben, während ihrer Schulzeit ein paar Wochen oder Monate im Welschland zu verbringen und umgekehrt"), ist also kaum realisierbar. Ausserdem ist unsicher, wie viele Familien bereit sind, ihr Kind wochen- oder monatelang im Welschland zu platzieren. Alles in allem ist die nette Austausch-Idee also nicht viel mehr als ein wenig durchdachter Profilierungsversuch der Schulleiter. (uk)

In kurzer Zeit massive Fortschritte, Bild: SRF Screenshot


Deutschschweizer Schüler sollen für Austausch in die Romandie, SRF 10 vor 10, 25.3. von Urs Schnellmann

25. März 2014

Lohnklage von Kindergärtnerinnen gutgeheissen

Das Aargauer Verwaltungsgericht hat eine Beschwerde von Kindergärtnerinnen wegen Lohndiskriminierung teilweise gutgeheissen. 


Aargau muss die Grundlagen für den Lohn der Kindergärtnerinnen überarbeiten, Bild: Andreas Maurer

Gericht heisst Lohnklage von Kindergärtnerinnen gut - Kanton muss über Bücher, Aargauer Zeitung, 25.3.

Die Beschwerdeführerinnen rügten in beiden Fällen, sie würden im Vergleich zu Verwaltungsangestellten zu tief entlöhnt. Der Grund sei einzig, dass sie typische Frauenberufe ausüben würden. Somit liege eine Lohndiskriminierung vor.
Bei der Behandlung der Beschwerde der Kindergärtnerinnen befand das Verwaltungsgericht, dass die Grundlagen der Lohneinstufung mangelhaft seien. Es beanstandete vor allem den Lohnvergleich mit anderen Kantonen.

"Initianten haben sich verrannt"

Viktor Abt, Leiter der Sekundarlehrer-Ausbildung an der PHNW, nimmt Stellung zur Ausbildungs-Initiative.




Abt: "Es gelten gesamtschweizerische Regeln"

"Die Initianten haben sich verrannt", Basler Zeitung, 25.3. von Thomas Dähler


Zielkonflikt Föderalismus vs. Harmonisierung

Der Westschweizer Korrespondent der NZZ, Christophe Büchi versteht sich als Vermittler zwischen dem deutsch- und dem französischsprachigen Kulturraum. Natürlich macht auch er sich Gedanken zu Bundesrat Berset und dessen Drohungen in der Frage der Primarfremdsprachen.


"Französisch erst ab Oberstufe ist zwar bedauerlich, aber man muss es akzeptieren"

Schulföderalismus, ade? NZZ, 25.3. von Christophe Büchi

Luzern bestimmt Mathematiklehrmittel

Das "mathbuch 1-3" ist alleiniges, obligatorisches Lehrmittel für den Mathematikunterricht der Sekundarschule Luzern. Das hat der Bildungsdirektor auf Antrag der Lehrmittelkommission beschlossen. Das Obligatorium beginnt ab Schuljahr 2015/16 an den 1. Sekundarklassen. Ein vorzeitiger Wechsel ist bereits auf das Schuljahr 2014/15 möglich. 
Quelle: Dienststelle Volksschulbildung Luzern

24. März 2014

Sonntags predigen, montags handeln

In seinem Kommentar erhebt Michael Schoenenberg das Problem, mit welcher Fremdsprache in der Primarschule begonnen wird, in den Rang einer staatspolitischen Frage. Angesichts der Tatsache, dass das Lerntempo mit zunehmendem Alter steigt, verliert der Beginn des Fremdsprachenunterrichts an Bedeutung. Sehr schön ist, wie Schoenenberger den Ertrag des frühen Beginns in Frage stellt. (uk)

Man darf die Debatte über den Fremdsprachenunterricht an Schweizer Volksschulen nicht als Streit oder gar Sprachenstreit bezeichnen. Dafür ist es zu früh – immerhin laufen die Anstrengungen zur Konsensfindung noch. Aber man soll die Dinge beim Namen nennen. Dabei ist es wichtig, die diversen Ebenen, auf denen sich die Auseinandersetzung abspielt, auseinanderzuhalten. Die Sprache, daran sei erinnert, ist eine delikate Sache. Sie berührt innerste Gefühle, Verletzungen können irreparabel sein. Ein analytischer Blick ist also zu wahren.
Sonntags predigen, montags handeln, NZZ, 13.3. von Michael Schoenenberger

Sprachenfragen nicht Politikern überlassen

Die Politik interessiert sich nicht dafür, ob die Fremdsprachen gut oder schlecht gelernt werden. Ihr geht es einzig darum, welche der beiden Fremdsprachen zuerst begonnen wird. Ist es Französisch, dann sind wir Brückenbauer über die Sprachgrenzen hinweg. Ist es Englisch, dann impfen wir unsere Kinder mit dem kalten Hauch der internationalen Finanzströme. Welch ein Blödsinn! Entscheidend ist doch, was die Jugendlichen am Ende der Schulzeit können. 
An dieser Stelle eine Bitte an die Journalisten. Fragen Sie doch nach an der Berufsschule St. Gallen. Dort teilen sich Schüler aus Appenzell Innerrhoden (kein Primarfranzösisch) mit Schülern aus St. Gallen (mit Primarfranzösisch) das Klassenzimmer. Was stellt man dort hinsichtlich der Kenntnisse fest?
Urs Kalberer

Mehr Zentralismus oder Föderalismus?

Ob Lehrplan 21 oder Fremdsprachen: Die Schule wird 2015 ein zentrales Wahlkampfthema. Die Lehrer und Nationalräte Matthias Aebischer (SP) und Peter Keller (SVP) bringen ihre Parteien in Position.



Aebischer und Keller streiten sich um die Fremdsprachen an der Primarschule, Bild: Béatrice Devènes

"Haben Sie eigentlich Latein gelernt, Herr Aebischer?", Tages Anzeiger, 24.3. von Anja Burri

Politik hat sich in Fremdsprachenfrage verrannt

Wie lange sollen die Kinder den bildungspolitischen Fehlentscheid mit der Einführung einer zweiten Fremdsprache auf der Primarschule noch ausbaden? Die tollen Versprechungen mit dem leichten Lernen zweier Fremdsprachen haben sich für die meisten Primarschüler nicht erfüllt. Zu Recht halten die Lehrer fest, dass die zwei wöchentlichen Lektionen pro Fremdsprache nicht ausreichen, um in beiden Sprachen wirklich vorwärtszukommen. Manche Lehrerpersonen benützen Realienstunden und andere wertvolle Fächer, um den  sprachenlastigen Lehrplan einigermassen einhalten zu können. Dabei würden die meisten Kinder lieber mehr aus der lebendigen Vielfalt der Realienfächer wie Geschichte oder Naturkunde erfahren. Doch die Lehrpersonen werden laufend mit neuen didaktischen Rezepten für den Fremdsprachenunterricht auf Trab gehalten und haben kaum Zeit, sich in Themen weiterzubilden, welche einen nachhaltigeren Lernerfolg bringen.

Die Politik hat sich in der Fremdsprachenfrage verrannt. Zwei Fremdsprachen für die Primarschule bringen im Verhältnis zum Aufwand für die meisten Schüler deutlich zu wenig und gehen auf Kosten anderer wichtiger Lerninhalte. Die Kantone sollen sich beim Lehrplan 21 zusammenraufen und endlich eine mutige Entscheidung treffen, die keine frustrierten Schüler und Lehrpersonen hinterlässt. 






Hanspeter Amstutz kämpft für eine vernünftige Lösung in der Sprachenfrage, Bild: Winterthurer Zeitung

Quelle: Hanspeter Amstutz

23. März 2014

Weniger Lohn für Heilpädagogen

Die Besoldungsrevision des Kantons Thurgau sieht vor, dass Schulische Heilpädagogen in der Primarschule lohnmässig zurückgestuft werden. Der Einstiegslohn fällt dadurch um 6000 Franken jährlich niedriger aus.
Weniger Lohn für Heilpädagogen, St. Galler Tagblatt, 23.3. von Barbara Hettich

Kommentare zu Michael Furger

Der Artikel von Michael Furger zu den Fremdsprachen an der Primarschule hat ein grosses Echo ausgelöst. Hier zwei Stimmen dazu.
Quelle: NZZaS, 23.3.


Vieles käme besser heraus auf der Welt, wenn man mehr auf die Praktiker als auf die Theoretiker hören würde. So ist es auch bei den Frühfremdsprachen in der Primarschule. Bundesrat Berset sollte sich einmal umhören in ein paar Deutschschweizer 6. Klassen und schauen, was den Kindern vom rudimentären Französischunterricht geblieben ist. Seine Illusionen wären schnell dahin, und er würde Michael Furger recht geben, dass der Zusammenhalt unseres Landes nicht von einigen kläglichen Brocken Französisch abhängt, welche die Kinder eventuell noch im Gedächtnis haben. Praktiker sind hier die Lehrpersonen, und diese wenden sich klar gegen zwei Fremdsprachen an der Primarschule, weil ein durchschnittlich begabtes Kind damit überfordert ist. Die Theoretiker in der Politik sollten das endlich einsehen und auf Vernunft statt auf Prestige setzen!
Oskar Meier, Bazenheid (SG)

Der Beitrag von Michael Furger zum Frühfranzösisch lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Der richtige Zeitpunkt für den Einstieg ins Frühfranzösisch ist in erster Linie eine pädagogische Angelegenheit und keine eidgenössische Schicksalsfrage. Sicher hat der dramatische Einbruch des Englischen in unseren Alltag durch Musik und Marketing zu einer teilweisen Verdrängung der französischen Kommunikation geführt. Dies mag man ehrlich bedauern, aber letztlich kann diese Entwicklung kaum durch einen bildungspolitischen Eingriff korrigiert werden. In der Primarschule hat sich das vielgepriesene frühe Lernen von zwei Fremdsprachen nebeneinander nicht bewährt. Mit dem Kurzfutter-Konzept mit nur zwei Wochenstunden pro Fremdsprache hat rund die Hälfte der Primarschüler keine Chance, ohne stützende Massnahmen in beiden Sprachen auf einen grünen Zweig zu kommen. Diese erhebliche Belastung der Primarschule durch die Fremdsprachen geht auf Kosten anderer zentraler Fächer, die den Kindern weit mehr bedeuten und nachhaltigeren Lernerfolg versprechen.

Hanspeter Amstutz, Fehraltorf (ZH)

Das Reform-Fuder ist überladen

Statt einfach der Mobilität der Bevölkerung gerecht zu werden, ist Harmos zu einem Symbol für Schulreformen verkommen. Ein Kommentar zum angedrohten Austritt aus dem Konkordat.
Das Reform-Fuder ist überladen, Basler Zeitung, 22.3. von Thomas Dähler

Wenn Politiker sich einmischen

Alain Berset hat die Frage der Frühfremdsprachen zu einem eidgenössischen Politikum gemacht. Nun haben wir den Salat: Von links bis rechts mischen sich Politiker ein und machen Stimmung. Doch letztlich geht es um die Kinder, es geht um eine pädagogische Frage. (uk)
Französisch wird zum Politikum, St. Galler Tagblatt, 22.3. von Denise Lachat

Schulfunktionäre an die Front

Ein einfaches Rezept um die verkrusteten Fronten zwischen Schule und Administration aufzuweichen wäre, die Theoretiker und Administratoren regelmässig in die Schulstuben und die Lehrer entsprechend in die Büros zu schicken. 




Überwindung von Grenzen, Bild: bz

So könnten Regierung und Harmos-Gegner ihre Uneinigkeit überwinden, Basellandschaftliche Zeitung, 23.3. von Bojan Stula

21. März 2014

Die beiden Basel als Pionierkantone

Die beiden Basel halten daran fest, den Lehrplan 21 im August 2015 einzuführen. Derweil kritisieren die Lehrpersonen die Fächerkombinationen, wie z.B. Ökonomie und Kochen. Dafür gebe es keine ausgebildeten Lehrpersonen.




Das neue Fach "Wirtschaft, Arbeit, Haushalt" reicht von Kochen bis zu ökonomischen Wertschöpfungsprozessen, Bild: Keystone

Fusioniert: Ökonomie und Kochen, Basler Zeitung, 21.3. von Thomas Dähler

Zurück auf Feld 1

Ein Leserbriefschreiber fordert die Rückkehr zu alten System: 1. Fremdsprache ab der 5. Primarklasse.

Es ist verdienstvoll, dass die NZZ die Debatte über das Sprachkonzept der Schweizer Volksschule führt (NZZ 13. 3. 14). Ein gründliches Nachdenken ist dringend erforderlich, und zwar nicht nur über die Fremdsprachen. Wenn Kinder nach neun Volksschuljahren nicht einmal ihre Muttersprache einigermassen sicher beherrschen, wirft das grundlegende Fragen nach der Tauglichkeit des Sprachunterrichts auf. Das sogenannte «kreative Schreiben», ohne Korrektur und Grammatikkenntnisse, hat versagt. Gewerbeschulen, Gymnasien und Universitäten beklagen die mangelnden Deutschkenntnisse der Lehrlinge, Schüler und Studierenden.
Wer unter diesem Aspekt beobachtet, wie Schüler in der dritten Klasse mit einer Fremdsprache beginnen, zumeist ohne Grundkenntnisse der eigenen Sprache, dem blutet das Herz ob eines solchen Unfugs. Michael Schoenenberger wirft zu Recht die Frage auf, «ob der frühe Fremdsprachenunterricht ab der dritten Klasse tatsächlich dazu führt, dass die Jugendlichen am Ende der obligatorischen Schulzeit das Erlernte besser beherrschen».
Ich schlage vor, dass wir den Kindern wieder ab der ersten Klasse einen fundierten Sprachunterricht in ihrer Muttersprache zukommen lassen, so dass sie dann in der fünften Klasse gut vorbereitet damit beginnen können, eine zweite Landessprache zu erlernen. Das würde Sinn machen.

Dieter Sprock, Wilen bei Wil
Quelle: NZZ, 21.3.

20. März 2014

Der erste Stein

In der Schweiz ist es nicht üblich, dass Mitarbeiter einer PH eine andere PH kritisieren. Sie sitzen ja auf dem selben Ast, denkt man. Nun ist dieses Tabu gebrochen von einem Mitarbeiter der PHZH, welcher über die PHNW sagt, diese "habe die Entwicklung verschlafen".




Dr. rer. nat. David Golay ist Dozent an der PH Zürich und Mitglied der Starken Schule Baselland und der Bildungsgruppe der Grünen Baselland

Die Pädagogische Hochschule hat die Entwicklung verschlafen, Basler Zeitung, 20.3. von David Golay

Pädagogische Überlegungen stärker gewichten

Eine Stellungnahme von Hanspeter Amstutz zum Streit um die Fremdsprachen in der Primarschule.

Beim Sprachenstreit um das Frühfranzösisch in der Primarschule kommt kaum zur Sprache, dass es sich dabei primär um eine pädagogische und nicht um eine politische Frage handelt. Primarschüler sollen eine Fremdsprachen richtig lernen, aber nicht zwei aufgesplittert nebeneinander. Das vielgepriesene frühe Lernen von zwei Fremdsprachen hat sich auf der Mittelstufe nicht bewährt. Mit dem Kurzfutter-Konzept mit nur zwei Wochenstunden pro Fremdsprache hat rund die Hälfte der Primarschüler keine Chance, ohne stützende Massnahmen in beiden Sprachen auf einen grünen Zweig zu kommen. Diese erhebliche Belastung der Primarschule durch die Fremdsprachen geht auf Kosten anderer zentraler Fächer, die den Kindern weit mehr bedeuten und nachhaltigeren Lernerfolg versprechen. Mittelstufenschüler interessieren sich brennend für Realienthemen aus Geschichte,  Naturwissenschaften  oder Geografie. In diesem Alter sind Kinder besonders offen für diese für ihr Weltverständnis so wichtigen Fächer. Sie erschliessen sich mit einer gewissen Leichtigkeit neue Wissensgebiete und lernen so sich richtig auf Deutsch auszudrücken. Diese entwicklungspsychologischen Tatsachen scheinen vor lauter Angst, man komme beim Fremdsprachenlernen zu spät, weitgehend ausgeblendet zu werden.

Unterschiedliche Unterrichtsmethoden

Gemäss einer verbreiteten Überzeugung ist ein die Schülerschaft aktivierend einbeziehender Unterricht wirksamer als einer, den der Lehrer von der Wandtafel aus einer passiv in den Bänken sitzenden Klasse erteilt. Im Rahmen eines Versuchs wurden Klassen zufällig verschiedenen Unterrichtsmethoden ausgesetzt oder einer Kontrollgruppe zugewisen, die aus Klassen bestand, welchen zu diesem Thema gar kein Unterricht erteilt wurde.

Keine generelle Überlegenheit des spielerisch aktivierenden Unterrichts, Bild: joveniden.blogspot.ch

Förderung des Verständnisses für wirtschaftliche Vorgänge in der Schule: ein Vergleich von Unterrichtsmethoden, Universität Konstanz und Thurgauer Wirtschaftsinstitut, 2013

19. März 2014

Kritik allein genügt nicht

Kommentar von Thomas Dähler zur Kritik des Baselbieter Lehrervereins an Harmos und an der Lehrerausbildung.
Dass es Veränderungen bei Lehrerinnen und Lehrern nicht einfach haben, erstaunt nicht. Dass aber das Misstrauen gegenüber den von der Bildungsdirektion aufgegleisten Schulreformen derart breit ist, lässt aufhorchen. Das Fuder ist überladen. Die Veränderungen, die die Bildungsdirektion in kürzester Zeit und teilweise mit überbordendem Reformeifer umsetzen will, sind zum Scheitern verurteilt, wenn sie von den betroffenen Lehrerinnen und Lehrern nahezu einhellig abgelehnt werden. 
Die zahlreichen Reformen werden meist mit dem Volks-Ja zu Harmos gerechtfertigt. Doch dies greift zu kurz. Das Volk hat zwar den Beitritt zum Harmos-Konkordat beschlossen. Doch ein grosser Teil der Reformen, Projekte und Neuorganisationen läuft zwar unter dem Etikett Harmos, ist aber nicht vom Konkordat vorgegeben. Das gilt insbesondere auch für den viel kritisierten Lehrplan 21, den die Deutschschweizer Kantone 2017 einführen wollen und den das Baselbiet 2015 gar vorzeitig umzusetzen plant, wenn er denn noch rechtzeitig korrigiert und verabschiedet wird. 
Noch können die Reformen ge­bremst werden. Dazu braucht es aber nicht zwingend den Harmos-Aus­tritt. Dazu genügt es, die nötigen politischen Prozesse anzustossen. Die Kritik des Lehrerverbands ist gut und recht. Doch nötig wäre es auch, die Forderungen auf das politische Parkett zu tragen – auch im Hinblick auf den absehbaren Wechsel an der Spitze der Bildungsdirektion.
Quelle: Basler Zeitung, 19.3.

Harmos-Notbremse?

Der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland stellt sich zwar nicht explizit hinter die beiden Volksinitiativen der Starken Schule Baselland. Dennoch übt der Verband Kritik an der Bildungspolitik von SP-Bildungsdirektor Urs Wüthrich: Es gebe "keinerlei Gesprächsbereitschaft" beim Departement.




Nach nur drei Jahren ist in Sachen Harmos Ernüchterung eingekehrt, Bild: Keystone

Es droht die Harmos-Notbremse, Basler Zeitung, 19.3. von Thomas Dähler

Aebischer, Amsler und Laetsch

Diskussionsrunde mit dem Berner SP-Nationalrat Matthias Aebischer, D-EDK-Präsident Christian Amsler und der Präsidentin des Zürcher Lehrerverbands Lilo Laetsch. 
Schüler mit Fremdsprachen überfordert? Tele Züri talk täglich, 18.3.

Lehrer fordern bessere Ausbildung

Die Ausbildung der Pädagogischen Hochschule sei ungenügend. Der Baselbieter Lehrerverband fordert eine Verbesserung der Ausbildung der Sekundarlehrer: Die Lohnunterschiede und die Dauer der Ausbildung an der Universität und Fachhochschule sollen eliminiert werden.




Kritik an der Ausbildung kommt von Studierenden und Mitarbeitenden, Bild: Martin Töngi

Lehrer fordern bessere Ausbildung statt "Schnellbleiche", Basellandschaftliche Zeitung, 19.3. von Leif Simonsen

Harmos auf der Kippe

Der Lehrerverein Baselland (LVB) mischt sich in die Diskussion rund um die beiden lancierten Initiativen (Austritt aus Harmos; Fachausbildung der Sekundarlehrer stärken) ein. Harmos verliert an Goodwill bei der Lehrerschaft, gleichzeitig fordern über 1100 Lehrkräfte eine verbesserte Lehrerausbildung an der PH FHNW.





Harmos ist noch nicht ganz begraben, Bild: Nils Fisch

Das Reformprojekt Harmos steht auf der Kippe, Tageswoche, 18.3. von Mara Wirthlin

Postulat zum Fremdsprachenkonzept auf der Primarschule

Der St. Galler Kantonsrat nahm ein Postulat entgegen, das Auskunft betreffend des Fremdsprachenkonzepts an der Primarschulstufe verlangt. Insbesondere soll darin die Möglichkeit einer Verlagerung des Französischunterrichts an die Oberstufe abgeklärt werden.
Postulat "Fremdsprachenkonzept auf der Primarstufe - Überforderung für die Schülerinnen und Schüler?", Kantonsrat St. Gallen, 24.2.

Interpellation SVP-SG zur Fremdsprachenfrage

Die St. Galler SVP hat eine Interpellation eingereicht, worin sie die Regierung um die Beantwortung von sechs Fragen bittet.
Interpellation SVP-Fraktion: "Eine obligatorische Fremdsprache auf der Primarstufe, Kantonsrat St. Gallen, 25.2.

Wüthrich beantwortet Fragen zum Lehrplan 21

Der Baselbieter Erziehungsdirektor Urs Wüthrich beantwortet Fragen im Zusammenhang mit der Einführung des Lehrplans 21.
Protokoll der Landratssitzung vom 13. Februar, Kanton Baselland

Berner Parlament will beim Lehrplan 21 mitreden

Im Berner Grossen Rat ist eine EVP-Motion eingereicht worden, welche die Einführung der Lehrplans 21, den Zeitpunkt der Einführung und die Kosten zur Einführung dem Grossen Rat vorlegen will.
Lehrplan 21: Der Grosse Rat muss entscheiden können, Kanton Bern, 6.2.

18. März 2014

Fremdsprachen-Initiative Luzern

Zwei Fremdsprachen für Primarschüler sei zu viel, sagen mehrere Deutschschweizer Kantone. In diversen Vorstössen wird gefordert, dass entweder Englisch- oder Französischunterricht erst in der Sekundarschule folgt. Dies kommt in der Romandie schlecht an.
Streit um Fremdsprachen, 10 vor 10, 17.3.

Harmos: Bedenken endlich ernst nehmen

Der Baselbieter Lehrerverband lvb macht bezüglich der Harmos-Ausstiegsinitiative eine Auslegeordnung. Klar ersichtlich sind dabei die Möglichkeiten, welche ein Ausstieg bieten würde. Doch man will die Türe zu Harmos noch nicht zuschlagen. Gleichzeitig erwartet man vom Kanton und der EDK, dass die anhaltende und fundierte Kritik endlich ernst genommen wird. 


















2006: In BL sagen 91% der Stimmberechtigten Ja zum Harmonisierungs-Verfassungsartikel.
2010: In BL sagen noch 56% der Stimmberechtigen Ja zum HarmoS-Konkordat.
2014: Nur noch 22% der sich an unserer Umfrage beteiligenden LVB-Mitglieder votieren für einen HarmoS-Verbleib. Grafik: lvb

Haltung der LVB-Mitglieder zur angekündigten Harmos-Austrittsinitiative, lvb, 18.3.

1100 Baselbieter Lehrkräfte fordern Neuausrichtung der Sekundarlehrerausbildung

Sehr viele Baselbieter Lehrkräfte sind unzufrieden mit der Ausbildung der Sekundarlehrkräfte. Die fachliche Ausbildung der angehenden Sekundarlehrpersonen an der PH FHNW ist bescheiden (nur gerade 23 ECTS-Punkte pro Fach). Durch die Schaffung der im Lehrplan 21 vorgesehenen Kombifächer wie z.B. "Natur und Technik" (mit Biologie, Chemie und Physik) droht ein weiterer Abbau auf gerade noch 7-8 ECTS-Punkte für diese Teilfächer. Eine entsprechende Initiative zur Festigung der Fachausbildung ist kürzlich lanciert worden.  
Der LVB macht nun brisante Vorschläge bezüglich der Lehrerausbildung. Er weist auf die beiden möglichen Ausbildungsarten (ganz an der PH oder zuerst Universität und dann PH) hin und fordert eine Angleichung der beiden Ausbildungsgänge punkto Lohn und Dauer. 



Der Vorstand des lvb anlässlich der Medienkonferenz vom 18. März, Bild: lvb

Medienkonferenz vom 18.3., lvb
Gesamter Text der Medienkonferenz

Sinnloser Drill an Aufnahmeprüfung

Ein Vater schildert in einem Leserbrief die Erfahrung der Prüfungsvorbereitung ans Zürcher Gymnasium.
Mein Sohn hat die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium bestanden. Rückblickend kann ich sagen, dass ich im Familienleben keine Zeit erlebt habe, die so unerfreulich war wie die Monate davor. Es dauerte, bis meine Frau und ich - an gute Leistungen unseres Sohnes gewöhnt - überhaupt bemerkten, dass es sich nicht etwa um den normalen obligatorischen Schulstoff der 6. Klasse handelte, sondern um einen zusätzlichen, schwierigeren Lernstoff. In meinen Augen skandalös und rechtlich höchst fragwürdig! Sämtliche Eltern im Umkreis waren ein halbes Jahr mit ihren Kindern oft Abend für Abend, Wochenende für Wochenende am Pauken. In anderen Kreisen Zürichs wurden die Kids in teuren, Jahre dauernden Privatkursen für den Tag X trainiert. Erzählte man Leuten jenseits der Kantons- und Landesgrenzen davon, war ungläubiges Kopfschütteln die Reaktion. Eine Prüfung dieser Dimension und Tragweite ist für 13-Jährige in keiner Weise adäquat. Bei vielen bewirkt der Psycho-Stress angesichts der Wichtigkeit dieser Prüfung schon im Vorfeld absinkende Noten. Viele begabte Kinder bestehen die Prüfung nicht, weil sie mit diesem Prüfungsdruck (noch) nicht umgehen können. Sensible Kinder bleiben oft auf der Strecke. Ein Mädchen hatte letztes Jahr um ein Zehntel verfehlt. Soll sie deswegen nicht geeignet sein? Wie viele kommen nicht zur Prüfung, weil den Eltern Zeit, Geld oder Bildungsniveau fehlen? Von Chancengleichheit kann nicht die Rede sein, schon gar nicht im Vergleich zu anderen Kantonen. Was mit der Gymi-Prüfung gefördert wird, sind vor allem die Privatschul-Industrie und das Bewusstsein, sich das Nötige erkaufen zu können. Leistung ist notwendig, aber warum dieser absurde Drill? Wozu dieses antiquierte Elitedenken? Um schliesslich die Ideengeber, Wirtschaftslenker und Ärzte aus dem Ausland zu importieren, dessen Bildungssystem man hierzulande so gerne belächelt?
Der SVP-Politiker Rochus Burtscher «befürchtet ein weiteres Absinken des Niveaus an Mittelschulen» und will die Prüfung verschärfen. Wenn man das intellektuelle Niveau und das Auftreten seiner Partei betrachtet, scheint es, als brauche es vor allem eine verschärfte Aufnahmeprüfung in der Politik.
Gert Rappenecker, Zürich

Quelle: NZZ, 18.3.

Grüsse aus Wolkenkuckucksheim

Wenn es die Basler Bildungsexperten nach Inspiration dürstet, dann drängt es sie nicht an biedere Schweizer Schulen. Es muss dann schon etwas Besonderes sein. Seit bekannt ist, dass in Finnland auch nicht alles Gold ist, was glänzt, wäre da noch die Multikulti-Stadt Berlin. Dorthin pilgern sie, die Experten, und schwärmen begeistert: "Das ganze Schulhaus wird dort zu einem Lebensraum für die Schülerinnen und Schüler!"
Wie wäre es, wenn sie die Realitäten der Basler Schulen als Ansporn für Verbesserungen sähen? (uk)





Die Erika-Mann-Grundschule in Berlin, Bild: Jeremias Schulthess

Die Schule von morgen, Tageswoche, 13.3. von Jeremias Schulthess

17. März 2014

Luzerner Volksinitiative für eine Fremdsprache an der Primarschule

Politiker von links bis rechts fordern mittels einer kantonalen Volksinitiative nur noch eine Fremdsprache an der Primarschule. Die Initianten müssen bis im Herbst insgesamt 4000 gültige Unterschriften sammeln.




Die Unterschriftensammlung läuft, Bild: apimedia

Bürkli: "Fordern ist gut, überfordern nicht, Neue Luzerner Zeitung, 17.3. 

Reaktionen auf Berset

Die Reaktionen auf Alain Bersets Drohungen bleiben nicht aus. Hier zwei Leserbriefe aus der NZZ.


Der Bundesrat möchte die zweite Fremdsprache in der Primarschule allen Kantonen aufzwingen. Die Begründung gemäss Bundesrat Berset ist die Kohäsion der Schweiz (NZZ 11. 3. 14). Einmal mehr wird also zulasten der Primarschüler Politik betrieben. Primarschüler sind nicht nur für Integration, sondern nun auch für Kohäsion verantwortlich. Ist es nicht fahrlässig, die Verantwortung für den Zusammenhalt der Schweiz auf Primarschüler abzuschieben?
Ich war früher auch für Fremdsprachen in der Primarschule - bis ich dies an den eigenen Kindern erlebte. Es ist in keinem Verhältnis, mit welchem Aufwand Primarschüler zwei Fremdsprachen lernen. Die Fähigkeiten nach mehreren Jahren Unterricht sind dürftig. Das ist aber auch nicht weiter erstaunlich: Sie müssen Grammatik in Fremdsprachen lernen, bevor sie diese in der Muttersprache wirklich verstehen. Gleichzeitig mangelt es auch an entsprechend ausgebildeten Lehrpersonen.
Mit einem Sprachaufenthalt oder ein paar Austauschwochen in höherem Alter würde innert kürzester Zeit das bessere Resultat erzielt. Das Kennenlernen der Sprachregion würde zudem den Zusammenhalt wirklich fördern und die Freude an der Sprache wecken. Dies diente der Kohäsion weit mehr als eine gehasste Fremdsprache in frühen Jahren. Mit weniger Fremdsprachen bliebe in der Primarschule wieder etwas mehr Raum für die wesentlichen Grundlagen: Mathematik (Kopfrechnen!) und Muttersprache. Es wäre an der Zeit, dass in der Bildungspolitik wieder an die Interessen und Ziele der Kinder gedacht wird. Weniger ist oft mehr - was auch für den Lehrplan 21 gilt.
Reto Fehr, Oberrieden

Alain Berset will die Kantone dazu verpflichten, an der Primarschule zwingend zwei Fremdsprachen zu unterrichten. Französisch dürfe nicht aus der Primarschule gekippt werden, weil sonst der nationale Zusammenhalt gefährdet sei. Davon kann aber keine Rede sein, da Französisch ja weiterhin unbestritten zum Grundangebot jeder Schule gehören wird. Die Fixierung Bersets auf die Primarschule ist unangebracht, denn Primarschüler lernen weniger schnell als Oberstufenschüler. Es ist unsinning, wenn haltlose staatspolitische Begründungen bemüht werden, um pädagogische Argumente zu verdrängen. Der Fremdsprachenunterricht ist für die Kinder und nicht für den Staat.
Die Drohungen des Kulturministers sollen angesichts der Angriffe auf zwei Primarfremdsprachen die Reihen im Harmos-Konkordat schliessen. Doch es handelt sich um leere Drohungen: Die Mehrheit der Deutschschweizer Kantone macht bei Harmos gar nicht mit. Und dies mit gutem Grund: Was uns Harmos mit seinem Sprachenchaos vorlegt und woran Berset unbedingt festhalten will, ist alles andere als die Umsetzung des Volkswillens.

Urs Kalberer, Malans
Quelle: NZZ, 17.3.

Berset und der Aargau

Hans Fahrländer kommentiert das Vorpreschen Alain Bersets in der Frage der Frühfremdsprachen. Er diagnostiziert dabei die Vermengung von drei Problemkreisen: Die Kompetenzfrage, die Sprachenfrage und drittens die Harmonisierungsfrage. Hinsichtlich der fehlenden Harmonisierung findet Fahrländer klare Worte.



Hans Fahrländer: Alain Berset weckt alte Widerstände gegen den eidgenössischen Schulvogt, Bild: Aargauer Zeitung

Wird der Aargau Alain Berset ärgern? Aargauer Zeitung, 17.3. von Hans Fahrländer

Harmos ist für den Aargau nicht verbindlich

Das Schweizer- und auch das Aargauervolk haben 2006 mit einem überwältigenden Mehr von über 80 Prozent neue Bildungsartikel in der Bundesverfassung gutgeheissen. Darunter auch einen Artikel 62.4, welcher dem Bund eine Eingreifkompetenz zubilligt, falls sich die Kantone in den wichtigsten Fragen der Schulharmonisierung, zum Beispiel in den «Zielen der Bildungsstufen», nicht einigen. Ob Anzahl und Reihenfolge der Primarschulfremdsprachen zu den «Zielen der Bildungsstufen» gehören, ist umstritten.
Die Kantone haben zur Umsetzung des Verfassungsauftrages das Konkordat «Harmos» (Harmonisierung der obligatorischen Schule) gegründet. Dort drin steht in Sachen Primarschulfremdsprachen indessen etwas nicht eben Harmonisierungsförderliches: Die erste Fremdsprache müsse in der 3. Klasse eingeführt werden, die zweite in der 5. Klasse - Reihenfolge egal.
Der Aargau ist dem Harmos-Konkordat nie beigetreten. Er hat es auch nie abgelehnt. Nach der Abwahl von Bildungsdirektor Rainer Huber, der den Beitritt angestrebt hatte, beschloss die Nachfolgeadministration unter dem neuen Bildungsdirektor Alex Hürzeler, Harmos gar nicht aufzutischen. So gesehen ist der Aargau auch in der Fremdsprachenfrage «frei».

Der Bundesrat hat indes in Aussicht gestellt, dass er seine Eingreifkompetenz ab 2015 aktivieren könnte. Statt einer harmonisierten Schullandschaft ist die Schweiz nämlich zurzeit noch ein Flickenteppich: 15 Kantone sind dem Konkordat beigetreten, 7 haben einen Beitritt abgelehnt, 4 Kantone haben sich der Debatte verweigert.
Quelle: Aargauer Zeitung, 16.3. von Hans Fahrländer

Unsicheres Frühfranzösisch im Aargau

Im Aargau soll Frühfranzösisch zusammen mit dem Lehrplan 21 eingeführt werden. Angesichts der Verzögerungen, die zu erwarten sind, ist dies frühestens 2017. Doch angesichts des Sparprogramms könnte die Einführung noch weiter verzögert werden. "Bevor man daran geht, das bestehende Angebot der Volksschule zu kürzen, soll man zuerst auf zusätzliche teure Reformen verzichten", findet ALV-Präsident Stöckli.





Niklaus Stöckli vom ALV will in erster Priorität das bestehende Angebot an der Volksschule erhalten, Bild: alv

Müssen die Primarschüler ab 2017 Französisch büffeln oder erst viel später? Aargauer Zeitung, 16.3. von Hans Fahrländer

16. März 2014

Der Mythos der nationalen Kohäsion

Mit Michael Furger blickt jemand hinter die fadenscheinige Argumentation von Bundesrat Alain Berset, der sich "aus Gründen des nationalen Zusammenhalts" für die Landessprachen an der Primarschule einsetzt. Der Text braucht keine weiteren Erläuterungen.
Schulfranzösisch wird überschätzt, NZZaS, 16.3. von Michael Furger

15. März 2014

Experte Berset gibt sich die Ehre

Französisch erst ab der Oberstufe würde für Bundesrat Berset bedeuten, "dass wir schon heute akzeptieren würden in der Zukunft uns nicht mehr im Land in einer Landessprache verstehen zu können." Das ist die Logik hinter Alain Bersets Eintreten für die Landessprachen. Zum wissenschaftlich breit abgestützten Befund, dass ein späterer Beginn mit mehr Lektionen effizienter wäre, meint Berset forsch: "Das kann man schlicht nicht so behaupten". Es bleibt also noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, begonnen beim Bundesrat.
Samstagsrundschau Radio SRF, 15.3. mit Alain Berset, von Rafael von Matt

Metaanalyse zur Legasthenie: Viele unwirksame Methoden

Welche Therapie hilft bei Legasthenie? Viele populäre Methoden sind nicht wirksam. das zeigt jetzt eine Metaanalyse der Forschungsgruppe um Prof. Schulte-Körne an der Universität München.





Die erste publizierte Metaanalyse dieser Art ist Grundlage für dringend notwendige Förderempfehlungen, Bild: Lernstubb Odenwald



Legasthenie: Viele populäre Methoden sind nicht wirksam, Bildungsklick.de, 27.2.

13. März 2014

Sprachendebatte: Amsler lanciert neue Idee

Das Schaffhauser Parlament will an der Primarschule nur noch eine Fremdsprache. Dies bringt Erziehungsdirektor Christian Amsler in Verlegenheit: Als Präsident der D-EDK ist er für den Lehrplan 21 verantwortlich, der an zwei Fremdsprachen festhalten will. Nun bringt Amsler eine neue Idee zur Diskussion. Es sollen weiterhin zwei Fremdsprachen unterrichten werden, jedoch soll neu nur noch eine davon benotet werden.
Die Schaffhauser Sprachdebatte: Gibt es ein neues Modell? Schweiz aktuell, 12.3.

Junge Lehrer im Wallis sollen weniger verdienen

Der Walliser Grosse Rat hat ein Sparpaket angenommen und auch umstrittene Sparmassnahmen bei der Bildung gutgeheissen. Nun droht ein Referendum.
Junge Lehrer im Wallis sollen weniger verdienen, SRF Regional, 12.3.

Grosses Interesse für Lesementoring

In Littau (LU) startet im März die zweite Gruppe von Lesementoren: Acht Frauen und Männer der Generation 60+ lesen einmal wöchentlich mit Primarschülern, um ihnen Lust und Freude an der Sprache zu vermitteln.
Grosses Interesse für Lesementoring, Neue Luzerner Zeitung, 13.3.

"Achtung ansteckend!"

In den Schlössern Lenzburg, Wildegg, Hallwyl und Habsburg, dem Kloster Königsfelder und dem Legionärspfad heisst es von April bis Oktober 2014 "Achtung ansteckend! Geschichten aus 2000 Jahren Heilkunst".





Geschichten rund um die Heilkunst an sechs Aargauer Standorten, Bild: Kanton Aargau




Achtung ansteckend, Museum Aargau

Motivation für Fremdsprachen

"Coole Schule" - das Schweizer Erfolgsprojekt mit einer einzigartigen, spannenden und kostenlosen Fremdsprachen-Lektion (ab Oberstufe) geht im Mai wieder auf Tour. Der Besuch erfolgt im Klassenzimmer, in der Aula oder in der Turnhalle.
Coole Schule

Kinder-Cash

Pro Juventute kann kostenlos für 25 Mittelstufenklassen ein komplettes Kinder-Cash-Set mit einem Sparschwein für alle Schüler abgeben. Mit dem Lehrmittel "Pro Juventute Kinder-Cash" wird das Thema "Umgang mit Geld und Konsum" flexibel in den Unterricht integriert. Kinder lernen in der Schule und zu Hause einen bewussten Umgang mit Geld und Konsum und entwickeln eine Finanzkompetenz.





Kinder-Cash richtet sich an Jugendliche zwischen 10 und 13 Jahren, Bild: Pro Juventute

Kinder-Cash, Pro Juventute

Solothurner Kantonsrat will über Lehrplan 21 entscheiden

Das Solothurner Parlament möchte in Sachen Lehrplan 21 die Zügel in die Hand nehmen und entscheiden, ob und wann der neue Lehrplan eingeführt wird. Damit nicht einverstanden ist die Regierung, sie macht aber den Vorschlag, den LP 21 frühestens im Schuljahr 2017/18 umzusetzen. Für die Weiterbildung der Lehrpersonen sind in den Jahren 2016 - 2018 pro Jahr 300'000 Franken vorgesehen.





Regierung will den Lehrplan 21 nicht dem Willen des Kantonsrats überlassen, Bild: niz

Regierung will selbst über die Einführung des Lehrplans 21 entscheiden, Grenchner Tagblatt, 12.3. von Christian von Arx

Lesen auf der Sekundarstufe

Das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM hat die Handreichung "Zur Sache: Lesen!" für Lehrpersonen der Sekundarstufe I akualisiert. Die Verweise auf gängige Lehrmittel sind den aktuellen Ausgaben angepasst worden. 



Liste von Sachmedien für wenig geübte Leser, Bild: SIKJM

Zur Sache: Lesen! SIKJM, 2013

12. März 2014

Mehr Transparenz bei Schulschliessungen

Bildungsdirektor Bernhard Pulver legt einen umsichtigen Plan zur Reduzierung der Anzahl der Schulklassen vor. Es mangelt jedoch an Transparenz.
Kommentar von Mireille Guggenbühler: Mehr Transparenz vermindert Unruhe, Der Bund, 12.3.

Zurückhaltung ist angesagt

In den Kantonen baut sich Druck auf, dass Bundesbern ein Machtwort zum Fremdsprachenunterricht auf Primarschulstufe spricht. Berset hat sich dem angeschlossen. Die Bundeskompetenz ist aber subsidiär und nur mit Zurückhaltung auszuspielen.




Als Chef des Departements des Innern kümmert sich Berset nicht nur um das Gesundheitswesen, sondern auch um den Erhalt der Sprachenvielfalt, Bild: NZZ

Berset will in kantonale Hochburg eindringen, NZZ, 12.3. von Claudia Schoch