30. Dezember 2014

Aargauer Initiative gegen Lehrplan 21 steht

Die Aargauer Stimmbevölkerung wird über den Lehrplan 21 befinden. Die Volksinitiative "Ja zu einer guten Bildung - Nein zum Lehrplan 21" hat die 3000 Unterschriften, die für eine Abstimmung nötig sind, noch vor Jahresende zusammen.


Initiantin Elfy Roca: "Der Lehrplan 21 zerhackt den Lernstoff in Tausende von Kompetenzen", Bild: Aargauer Zeitung

3000 Unterschriften zusammen: Initiative gegen Lehrplan 21 steht, Aargauer Zeitung, 29.12. von Rolf Cavalli


Die Aargauer Gegner des Lehrplans 21 machen sich nachträglich ein Weihnachtsgeschenk. Das Komitee hat die erforderlichen 3000 Unterschriften für die Volksinitiative auf Ende Jahr zusammengebracht, wie Elfy Roca vom Initiativkomitee auf Anfrage bestätigt.

«Wir haben aber beschlossen, im neuen Jahr noch weiterzusammeln», sagt die Heilpädagogin aus Oberrohrdorf. Die Initianten möchten ihre Vorlage «Ja zu einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21» mit einer möglichst breiten Unterschriften-Basis einreichen und dann vors Aargauer Stimmvolk bringen.
Die Initiative wurde Ende August lanciert, bereits nach vier Monaten steht sie nun also. Dieser Zwischenerfolg überrascht nicht. Der Widerstand gegen den Lehrplan 21 formierte sich, noch bevor dieser überhaupt verabschiedet worden ist. Das 470-seitige Papier, im November bereinigt und in die Vernehmlassung geschickt, ist vor allem wegen seiner Neuausrichtung auf die sogenannte Kompetenzorientierung umstritten. Der neue Lehrplan besteht aus einem Gerüst von 363 Kompetenz-Gruppen, die ein Schüler erlernen soll.
Die Lehrplan-Gegner befürchten einen Abbau in den schulischen Grundfertigkeiten. Der gesamte Lernstoff werde in «Tausende von Kompetenzen zerhackt», kritisieren Elfy Roca und ihre Mitstreiter. Den Erziehungsdirektoren werfen sie vor, «heimlich ein völlig neues Schulsystem einführen» zu wollen.
Die Aargauer Volksinitiative verlangt nun, dass der Lehrplan sich auf den Fächerkanon statt auf Kompetenzen abstützt. Um den Lehrplan 21 auszuhebeln, sollen konkrete Pflichtfächer für die Primarschule und die Oberstufe ins aargauische Schulgesetz geschrieben werden.
Schulstoff nichts für Stimmvolk?
Der Nährboden für Volksbegehren gegen offizielle Schulpläne ist zurzeit gut. Das zeigte schon das Ja der Aargauer zur Mundart-Initiative – und das weiss auch Thomas Leitch, SP-Grossrat und Präsident der Kommission Bildung, Kultur und Sport. Er bedaure, dass nach der Mundart-Vorlage schon wieder eine Volksabstimmung über schulische Inhalte bevorstehe.
Das sei sehr komplex. «Details zur Umsetzung des Schulstoffs sollten Experten und den Leuten aus der Schulpraxis überlassen werden», findet er. Politisch solle nur über Strategisches abgestimmt werden, etwa über die Anzahl Schuljahre oder die Oberstufen-Regelung. «Sonst», so Leitch, «stimmen wir am Schluss auch noch über Schulnoten ab.»
In einem Punkt kritisiert aber auch SP-Politiker Leitch die Schulreform. Jeder Kanton könne mit dem vorliegenden Lehrplan anfangen, was er wolle. «Dieser Kantönligeist bringt die Schule nicht weiter. Vielmehr bräuchte es endlich eine eidgenössische Harmonisierung.»

Davon ist die Politik jedoch weit entfernt: Die Gefechte um den neuen Lehrplan werden definitiv in den Regionen ausgetragen. Neben dem Aargau steht unter anderen in Schwyz und Baselland eine kantonale Abstimmung an. Und Anfang Jahr wird auch im Nachbarkanton Solothurn eine Volksinitiative gegen den Lehrplan lanciert.

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