6. April 2014

PH uneins über Schulschrift

Einig ist man sich grösstenteils, dass die heutige gebundene Schweizer Schulschrift, die Schnüerlischrift, abgelöst wird durch eine einfacher zu erlernende Schulschrift. Die Basisschrift, die im Kanton Luzern obligatorisch gelernt wird, gilt dabei als Favoritin. Doch die PH Zürich ist für eine freie Wahl der Schrift und die PH Thurgau möchte bei der Blockschrift bleiben. 
                             Die momentan (noch) gültige Schulschrift links und die wahrscheinliche Nachfolgerin rechts.
Die Schnüerlischrift verschwindet, NZZaS, 6.4. von René Donzé


Generationen von Schülern haben sich mehr oder weniger erfolgreich damit abgemüht. Und noch heute gilt die vor über 60 Jahren eingeführte Schweizer Schulschrift, auch Schnüerlischrift genannt, in 15 der 21 deutschsprachigen Kantone als Standardschrift in den Schulen. Zuerst lernen die Schüler eine Druckschrift, in der zweiten oder dritten Klasse kommt die Schnüerlischrift dazu.
Damit soll Schluss sein, wenn es nach der Mehrheit der Kantone und Pädagogischen Hochschulen (PH) geht. Sie wollen sich auf eine neue Schrift einigen, die sich schneller und einfacher erlernen lässt. Das ist das Resultat einer Umfrage, welche eine Arbeitsgruppe der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) durchgeführt hat. Sie klärt im Zusammenhang mit dem Lehrplan 21 ab, wie die Schriftenfrage geregelt werden soll.
Zwar ist die Umfrage noch nicht ausgewertet, doch die vorliegenden Eingaben weisen klar die Richtung: Weg von der voll verbundenen Schnüerlischrift, hin zu einer Schrift, in der nur noch ein Teil der Buchstaben verbunden wird.
Praktisch alle Kantone und PH sprechen sich für die Basisschrift aus, wie sie heute schon im Kanton Luzern obligatorisch gelehrt wird. Auch der Lehrerverband Schweiz ist für diese Variante. Dabei erlernen die Kinder zuerst einzelne Buchstaben, die sie ab der zweiten oder dritten Klasse zum Teil zusammenhängen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Schüler müssen nicht mehr zwei Schriften lernen und können aus der Basisschrift ihre individuelle Handschrift entwickeln. Eingeübt werden Bewegungen und Verbindungen, welche die Kinder übernehmen und nach eigenem Gutdünken anpassen können. Starre Regeln gibt es keine, oberstes Ziel ist die Lesbarkeit des Geschriebenen.
Untersuchungen in Luzern haben ergeben, dass Kinder mit der Basisschrift leserlicher, flüssiger und auch lieber schreiben als jene, die noch die Schweizer Schulschrift üben müssen. Für die Arbeitsgruppe ist klar, dass die herkömmliche Schweizer Schulschrift «mit ihren komplexen Formen überholt» ist, wie sie in ihrem Bericht schreibt.
Damit liegt sie auf derselben Linie wie D-EDK-Präsident Christian Amsler, der schon vor einem Jahr sagte: «Die Basisschrift ist eine gute Sache und wird wohl auch die Zukunft sein.» Auch der Verband Psychomotorik Schweiz unterstützt diese Stossrichtung: «Der Zeitaufwand für den Erwerb dieser Schrift wird erheblich verkürzt und steht in einem vernünftigen Verhältnis zum heutigen Schreibverhalten», schreibt er. Vor allem auch schwächeren Schülern würde es erleichtert, das Schreiben zu lernen, hält der Verband fest.
Die Einführung der Basisschrift ist nicht unumstritten. Die PH Zürich ist für eine freie Wahl der Schrift. Vorgaben würden das Lernen hemmen, teilt sie mit. Die PH Thurgau will bei der Blockschrift bleiben. Danach sollen die Schüler über Bewegungsübungen an eine teilverbundene Schrift herangeführt werden: «Das Ziel ist dasselbe wie mit der Basisschrift, der Weg ist einfach ein anderer», sagt der Thurgauer Schriftdidaktiker Bruno Mock. Der Kanton Zürich will keinen Schrifttyp favorisieren. «Es ist wichtig, dass sich die Kantone auf eine gemeinsame Schrift verständigen. Welche dies sein wird, ist aus unserer Sicht nicht so zentral», sagt Volksschulamtschef Martin Wendelspiess.

Als Nächstes wird die Arbeitsgruppe den Schlussbericht verfassen. Im Juni entscheiden die Erziehungsdirektoren über das weitere Vorgehen. Dass die Schrift im Lehrplan 21 festgeschrieben wird, ist eher unwahrscheinlich. Da haben sich die meisten Kantone und PH dagegen ausgesprochen. Die Schriftfrage dürfte separat geregelt werden.


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