31. Januar 2013

Stellenabbau verursacht Ängste

Die Reduktion der Oberstufe von vier auf drei Jahre sorgt für Ängste bei der betroffenen Lehrerschaft im Kanton Aargau. Die Lohnbesitzstandswahrung bei Stellenantritt an einer Primarschule sei eine Mogelpackung. Die Löhne würden einfach eingefroren und in sechs Jahren sei man auf dem Niveau einer 
Primarlehrkraft. Dies sagt die Präsidentin einer Kreisschulpflege aus dem Fricktal. 
Quelle: Basler Zeitung, 31.1.

Schaffhauser Sparpläne veröffentlicht

Der Kanton Schaffhausen muss pro Jahr 800'000 Franken im Bildungsbereich einsparen. Der Regierungsrat stellt dazu nun zwölf Massnahmen vor: Streichung von Halbklassenlektionen, weniger Freifachangebote, höhere Schülerzahlen pro Klasse. Aber auch die Administration soll sparen. Im März wird darüber voraussichtlich beraten werden.




In den Schaffhauser Klassenzimmern wird's enger, Bild: Keystone

Grössere Klassen, weniger Personal, SRF Regional, 31.1.

Schüler beklagen Sexismus: zu gute Zensuren für Mädchen


Bayerns Schüler bringen eine neue Sichtweise in die Sexismus-Debatte: Die Jugendlichen beklagen die Benachteiligung von Buben. «Sexismus ist in der Schule alltäglich geworden», kritisierten die Schülervertreter Melissa Büttner und Simon Schrauth am Mittwoch. Sexismus zeige sich nicht nur durch anzügliche Bemerkungen, sondern auch in Form von geschlechtsspezifischer und damit ungerechter Benotung. Renommierte Pädagogen und Pädagoginnen bestätigten, «dass Mädchen in der Schule häufig besser benotet werden als Jungen, und das trotz gleicher Leistung.»
Büttner und Schrauth gehören der LandeschülerInnenvereinigung (LSV) an. Gegen Sexismus in der Schule werde nichts unternommen - kritisierte Büttner und bezog weibliche Lehrkräfte mit ein: «Nur die wenigsten LehrerInnen werden wegen derartigen Vorfällen sanktioniert.» Das Bewusstsein für dieses Thema sei bei vielen PädagogInnen nicht so ausgebildet, wie die Schüler es erwarteten.

Kommentar Fritz Tschudi: 
Merkwürdig: Eine Studie der feministischen Dozentin und Gleichstellungsbeauftragten der PH Bern, Elisabeth Grünewald, kam im Jahre 2010 zu einem völlig anderen Ergebnis: Die Benotung von männlichen und weiblichen LP unterscheiden sich nicht.
Genügt der Befund, um diese Form des „Sexismus“ an Schweizer Schulen als nicht existent auszuschliessen? Oder sollten ideologisch „schwer belastete“ ForscherInnen wie Frau Grünewald doch besser auf derartige Studien verzichten? 

30. Januar 2013

Hysterische Angst im Kindergarten

Die Promotoren des Hochdeutschen im Kindergarten schüren Ängste, wonach die unbestreitbar vorhandenen Defizite in den Kenntnissen des Hochdeutschen nur im Kindergarten behoben werden könnten. In Luzern hat sich das Parlament gegen die Mundart-Initiative ausgesprochen. Man will die Sprachen "gleichwertig" fördern - was immer das auch heissen mag. Konkret übersetzt bedeutet Gleichwertigkeit, dass die Mundart zugunsten des Hochdeutschen aus dem Kindergarten gedrängt wird.
Interview mit Urs Kalberer zur Mundart im Kindergarten, Radio Central, 28.1.

Teures Harmos

Harmos ist eine teure Sache. Doch nicht in erster Linie pädagogische Gründe sind dafür verantwortlich. In Basel-Stadt sind wegen der Verlängerung der Primarstufe und der Verkürzung der Sekundarstufe I 60 Bauvorhaben geplant.




Vidualisierung des Erlenmattschulhauses, Bild: zvg

Schulreform wegen Bauprojekten unter Druck, SRF regional, 30.1.

Bald Zivildienstler an Berner Schulen?

Der Ansturm auf Zivildienstplätze ist gross. Deshalb wird geprüft, ob diese auch an Schulen zum Einsatz kommen könnten. Es gehe dabei nicht um den Ersatz von Lehrkräften, sondern nur um deren Entlastung.






Bald auch Zivis an der Schule? Bild: caritas-warendorf.de

Bald Zivildienstler an Berner Schulen im Einsatz? Berner Zeitung, 30.1.

29. Januar 2013

Luzerner Studie ruft Bern auf den Plan

Die Luzerner Studie, welche die haarsträubenden Kenntnisse der 6.-Klässler nach vier Jahren Englischunterricht aufzeigt, ist mittlerweile auch im Kanton Bern zum Thema geworden. Auch dort reagiert man mit einer Intensivierung der Lehrerweiterbildung. Entlarvender Kernsatz: "Es kann durchaus angenommen werden, dass die neue Generation Schulabgänger nicht unbedingt besser Französisch oder Englisch sprechen wird, dies aber mit mehr Freude.". Fazit: Man weiss nichts und baut darauf ein epochales nationales Sprachenkonzept. 






Die Kritik an den Frühfremdsprachen reisst nicht ab, Bild: Valérie Chételat

Eine teure Pseudoreform? Der Bund, 27.1. von Andrea Mantel

Unterschriften gegen Privatisierung der heilpädagogischen Schulen

Verschiedene Schulleiter im Aargau fürchten sich vor einer Privatisierung der Heilpädagogischen Schulen und einer damit verbundenen "Rosinenpickerei". Der ALV hat mit einer Unterschriftensammlung begonnen. Der Aargauische Verband der Unternehmen mit sozialem Auftrag entgegnet, dass ohne private Trägerschaften der Bedarf an Sonderschulplätzen gar nicht sichergestellt werden könne.



Die Stiftung Schürmatt hat neu die Trägerschaft für die HPS Aarau, Bild: Aargauer Zeitung

Grosse Diskussin um Privatisierung der Heilpädagogischen Schulen, Aargauer Zeitung, 29.1.

Musiklehrer kämpfen und gründen Verband

Der Baselbieter Lehrplan sieht das Fach Musik nur noch bis zur 1. Sekundarklasse vor. Deshalb schliessen sich die Musiklehrer zusammen und kämpfen für mehr Lektionen. 
Quelle: Basler Zeitung, 29.1.

Sexualaufklärung: Dunkle Seiten werden ausgeblendet

"Die Sexualpädagogik scheint zu glauben, dass die technisch-mechanistische, wissenschaftlich abgesicherte Darlegung der Sexualität zum Wohlbefinden aller führt. Einem solchen Machbarkeitsglauben fällt leicht das Reich der Phantasie zum Opfer, die Sphäre der Erotik, die nicht an körperliche Vollzüge gebunden ist".
Interview mit Susanna Burghartz, NZZ, 28.1. von Urs Hafner

28. Januar 2013

Lohnkampf im Aargau

Der Lohnkampf bei den Aargauer Kindergärtnerinnen und Primarlehrern geht in die nächste Runde. Nun ermuntert der Lehrerverband seine Mitglieder zu Lohnklagen. Man will einen Verstoss gegen das Gleichstellungsgesetz geltend machen.

Kindergartnerinnen verdienen weniger als kantonale Angestellte, Bild: Keystone

Aargauer Lehrer sollen Kanton vor Gericht zerren, SRF, 28.1.

Luzern will "sowohl als auch" im Kindergarten

Nicht überraschend spricht sich das Luzerner Parlament für den Gegenvorschlag zur Mundart-Initiative der SVP aus. Dieser will im Kindergarten sowohl den Dialekt als auch das Hochdeutsche 'gleichwertig' fördern. Mit dem einlullenden Begriff 'gleichwertig' will die Regierung verhindern, dass Hochdeutsch - gleich wie im Kanton Zürich - ganz aus dem Kindergarten gekippt wird.




"Nur ja nicht Mundart und Hochdeutsch gegeneinander ausspielen", Bild: reuss24.ch

Parlament will "Chindsgi" und "Kindergarten", Neue Luzerner Zeitung, 28.1.

Nidwalden prüft Ende des Frühfranzösisch

Die Nidwalder Bildungsdirektion hat einen Fragebogen an die Lehrerschaft verschickt mit Fragen wie: Soll auf der Unterstufe überhaupt noch Französisch unterrichtet werden. Als Nicht-Harmos-Kanton wäre Nidwalden nicht gebunden und könnte problemlos das Frühfranzösisch streichen. Im Landrat wird das Begehren zur Abschaffung von rund der Hälfte der Parlamentarier unterstützt. Auch in anderen Kantonen diskutieren die Lehrer über die Abschaffung von Französisch an der Primarschule. 




Umstrittene Wirksamkeit von Frühfranzösisch, Bild: Neue NZ)

Nidwalden prüft Ende des Frühfranzösisch, Neue Luzerner Zeitung, 28.1. 

27. Januar 2013

Wie viel heisse Luft steckt in Texten?

Wie gut ist ein Text? Diese Frage lässt sich nur schwer allgemein beantworten. Schliesslich muss berücksichtigt werden, ob der Text seinen Zweck erfüllt. In Schule und Politik haben wir es häufig mit viel warmer Luft zu tun, die als solche entlarvt werden soll. Dazu gibt es neu ein Online-Tool mit dem vielversprechenden Namen "Blabla-Meter". Der Tipp stammt aus der NZZaS vom 27.1. und ich konnte nicht widerstehen und habe ein paar Texte getestet :-). Dabei gelten folgende Eckwerte: 0 (hervorragend), 1 (Bullshit).
Die Medienmitteilung des Kantons Zürich zum Projekt "Starke Lernbeziehungen" erreicht beispielsweise den Wert 0.33. Der Blabla-Meter gibt dazu folgenden Kommentar ab: Ihr Text zeigt schon erste Anzeichen heißer Luft. Für Werbe oder PR-Sprache ist das noch ein guter Wert, bei höheren Ansprüchen sollten Sie vielleicht noch ein wenig daran feilen.
Der Text "Skifahren soll zum Schulsportfach werden" der Neuen Luzerner Zeitung erreicht den Wert 0.4 mit folgendem Kommentar: Ihr Test riecht schon deutlich nach heisser Luft - Sie wollen hier wohl offensichtlich etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken. Für wissenschaftliche Arbeiten wäre dies aber noch ein akzeptabler Wert (leider).  
Hier eine unvollständige Rangliste meiner eigenen Texte auf dem Blog.
1. Jokertage sind der falsche Weg: 0.1. Ihr Text zeigt nur geringe Hinweise auf 'Bullshit'-Deutsch.
2. Zürcher Reformturbos wieder gestoppt: 0.16
3. Darf Bildung alles? 0.19
4. Sorgt endlich für Methodenfreiheit: 0.25
5. Mea culpa: 0.3
Der Blabla-Meter prüft Texte auf unterschiedliche sprachliche Merkmale.

Auch Bern und Schaffhausen prüfen Zürcher Modell

Der Zürcher Vorstoss zur Konzentration und zum Abbau von Lehrkräften pro Klasse wirft hohe Wellen. Nun will auch Bern ein entsprechendes Vorgehen prüfen. Dort werden Primarschüler von bis zu sieben Lehrern unterrichtet. Auch der Schaffhauser Erziehungs- und D-EDK-Chef Amsler zeigt sich interessiert. "Heute sind zu viele Personen in einer Klasse involviert". Der Versuch werde auch auf nationaler Ebene informell diskutiert.
Quelle: NZZaS, 27.1. von René Donzé

26. Januar 2013

Für fachlich kompetente Schulleitungen

Zürcher Schulleiter sollen auch in Zukunft ein Lehrdiplom besitzen. Das wollen die Zürcher Lehrerverbände nun in einer Volksabstimmung festlegen. Anlass dazu war eine vom Kantonsrat beschlossene Änderung des Lehrer-Personalrechts. "Lieber kein Schulleiter als einer, der unqualifiziert ist", meint ein Mitglied des überparteilichen Komitees.
Hohe Anforderungen, Bild: Badische Zeitung


"Mea culpa"

Der jüngste Zürcher Schulversuch aus dem Hause Aeppli enthält viel Zündstoff. Da steht die Bildungsdirektorin hin und sagt, der Weg des Spezialistentums mit vielen verschiedenen Fachlehrkräften sei falsch gewesen.  Respekt für dieses mea culpa - eine späte Einsicht ist besser als keine. Schon seit Jahren weisen schulkritische Kreise, zum Beispiel das neutrale und offene Forum "Kindgerechte Schule", auf die Wichtigkeit der Beziehungsebene für erfolgreiches Lernen hin.
Gleichzeitig befallen einen Zweifel, wie die Reform die Lehrpersonen stärken soll. Der frühere Allrounder im Primarschulzimmer wird definitiv zum Anachronismus erklärt. Der Klassenlehrer als pädagogischer Alleinunternehmer mit voller Handlungsgewalt wird zu Grabe getragen. Die Zukunft liege voll beim Teamteaching. Wer da nicht mitmacht, ist weg vom Fenster.
Die Kommentatoren der NZZ und des Tages Anzeigers sind zwar betont zurückhaltend, was die Beurteilung dieses Projekts betrifft. Gleichzeitig geben sie der Bildungsverwaltung trotzdem immer wieder Kredit ("Ein mutiger Schritt", "Schulreform von unten"). Womit hat sich die schuldgeständige Aeppli mit ihrem pannenreichen Zickzackkurs (Mundart, Grundstufe, Lehrmittel, Fachlehrkräfte) dieses Wohlwollen nur verdient?
Eine Schulreform von unten, Tages Anzeiger, 25.1. von Daniel Schneebeli
Ein mutiger Schritt mit offenen Konsequenzen, NZZ, 25.1. von Walter Bernet

24. Januar 2013

Reform der Reformen

In der letzten Zeit hat sich die Zahl der Lehrkräfte, denen die Schüler ausgesetzt waren, stark erhöht: Fremdsprachen, IF, DAZ, Religion, Sport und natürlich die vielen Teilpensen. Damit soll nun Schluss sein. Die Zürcher Primarschüler sollen nur noch zwei Lehrerinnen haben, welche alle Fächer unterrichten. Das ist das Ziel eines 4,9 Millionen Franken teuren Schulversuchs, der im August beginnen soll. Ein grosser Teil des Unterrichts findet im Teamteaching oder in Halbklassen statt. Da bleibt nur eine Frage: Erhalten Lehrkräfte, die den Karren alleine ziehen, nun den doppelten Lohn?



Wieder eine Reform, doch diesmal geht's rückwärts, Bild: Tages Anzeiger

Weniger Lehrer pro Klasse soll Unterrichtende entlasten, Tages Anzeiger, 24.1.
Weniger Lehrer im Klassenzimmer, SRF, 24.1.

Uri will Langzeitgymnasium behalten

Die Urner Regierung will weiterhin ein Langzeitgymnasium. Trotz möglichen Einsparungen von jährlich über 1,1 Mio. Franken befürchtet die Regierung eine Einbusse der Wohnattraktivität. Ausserdem würden weit reichende Auswirkungen auf die zehn Oberstufenzentren des Kantons erwartet.



Trotz sinkender Schülerzahlen wird nicht am Langzeitgymnasium gerüttelt, Bild: Keystone

Uri spricht sich für zweisprachiges Gymnasium aus, Neue Luzerner Zeitung, 24.1.

Anfrage zu Schulevaluationen

Ab Sommer sollen in den Thurgauer Schulen standardisierte Selbstevaluationen des Schulbetriebs zum Einsatz kommen. Kantonsrat Josef Brägger (GP) wundert sich in einer Einfachen Anfrage, dass der budgetierte Aufwand für die Schulevaluationen trotzdem um 14,2 Prozent steigt. Er will vom Regierungsrat wissen, wie diese Steigerung zu erklären ist. Auch interessiert er sich zu Vergleichszahlen aus Nachbarkantonen, was die Häufigkeit von Schulevaluationen betrifft. Ausserdem fragt Brägger, ob jemals überprüft worden ist, ob solche Evaluationen eine Wirkung haben. Auf die Antwort darf man gespannt sein.
Quelle: St. Galler Tagblatt, 24.1.

23. Januar 2013

Schaffhauser Lehrer ratlos

Die Lehrer in der Stadt Schaffhausen müssen weiter auf eine Entlastung warten. Das Parlament hat gestern eine Mini-Reform an die Kommission zurückgewiesen. Diese hätte die Lehrer zum Bespiel bei der Administration oder bei Elterngesprächen entlastet. Der Kanton Schaffhausen ist der einzige Kanton, der auf flächendeckende Schulleitungen verzichtet.
Ratlosigkeit unter den Schaffhauser Lehrkräften, SRF Regional, 23.1.

Skifahren als Schulfach

Einverstanden, wir leben in einem Wintersportland. In den Kantonen tut sich einiges um die volkswirtschaftliche Bedeutung des Skisports zu stärken: Sei es in Graubünden oder in der Ostschweiz. Natürlich fehlt auch die massgeschneiderte und pädagogisch verbrämte Begründung für dieses Tun nicht: "Kinder, die sich regelmässig bewegen, lernen besser und effizienter". Mit diesem Freipass für munteres Tummeln im Schnee warten wir gespannt auf weitere originelle Projekte, die dieser Maxime nachleben. Alles zum Wohl der Kinder? Oder haben wir einfach zu lange Schulzeiten?




Tourismus und Skiverband unterstützen das Projekt, Bild: Urs Hanhart

Skifahren soll Schulsportfach werden, Neue Luzerner Zeitung, 23.1.

Mehr schnuppern!

Im Kanton Luzern häufen sich die Lehrabbrüche. Ein Grund dafür sei die ungenügende Kenntnis über die Berufslehre. "Es ist essenziell, dass die Jugendlichen in verschiedenen Berufen schnuppern, bevor sie sich für eine Ausbildung entscheiden", sagt ein Berufsbildner.
Lehrabbruch: Schüler schnuppern zu wenig, Neue Luzerner Zeitung, 23.1.

21. Januar 2013

Fatale Lektionskürzungen

St. Gallen kürzt an den Gymnasien eine Lektion Englisch aus Spargründen. Bereits zuvor hat man an der Oberstufe je eine Lektion Französisch und Englisch gestrichen. In beiden Fällen beruft man sich auf die vielen Lektionen an der Primarschule, welche die Schüler auf ein höheres Einstiegsniveau bringen sollten. Auch am Zürcher KV hat man Englisch gestrichen - auch hier mit der Begründung der vielen Lektionen an der Primarschule. 




Die Lektionen werden dort gestrichen, wo sie am meisten bringen würden, Bild: Coralie Wenger

Deutsch und Kunst bleiben erhalten, St. Galler Tagblatt, 21.1.

Sorge um Nachwuchs

Sogar in Graubünden sorgt man sich um den Ski-Nachwuchs. Deshalb unterstützt die Regierung nun ein Projekt, das eine Schneesportwoche für Kindergärtner beabsichtigt. In der Schweiz fahre nur noch die Hälfte der Kinder Ski oder Snowboard.



Schneesportwochen für Kindergärtner sollen ins Jahresprogramm aufgenommen werden, Bild: Keystone

Bündner Kinder sollen wieder mehr in den Schnee, SRF Regional, 21.1.

20. Januar 2013

Unser täglicher Schulwahnsinn

Die neue Kolumne von Lehrer Alain Pichard in der Berner Zeitung ist wieder ein Genuss. Pichard bringt in wenigen, klaren Sätzen das aufs Papier, was vielen Lehrern dumpf im Kopf herumschwirrt.
Quelle: Berner Zeitung, 19.1. Zum Lesen bitte auf den Text klicken.

Zu tiefe Einstufung an Aargauer Oberstufe

"Ein beträchtlicher Teil der Schülerinnen und Schüler der Real- beziehungsweise Sekundarschule könnte aufgrund der Leistungen im Lesen, in der Mathematik und in den Naturwissenschaften im nächsthöheren Schultyp mithalten." Diese Aussage aus dem PISA-Bericht 2009 über den Kanton Aargau sorgt nun für Gesprächsstoff. Eine Privatperson ärgert sich über diesen Befund und schliesst daraus, dass pro Jahrgang 8000 bis 10'000 Schüler betroffen sind. Diesen Schülern würden Chancen verbaut, die nur den Bezirksschülern offen stünden.




Fehlplatzierung von Schülern hat verschiedene Ursachen, Bild: Keystone

Bez statt Sek oder Real: Im Aargau sind 10000 Schüler zu tief eingestuft, Aargauer Zeitung, 20.1.

18. Januar 2013

Kommission gegen fixen Lohnaufstieg

Die Berner Lehrer sollen nur dann von einem Gehaltsaufstieg profitieren, wenn die entsprechenden Mittel im Budget verfügbar sind. Dies findet die zuständige Kommission des Grossen Rates. Der Verband LEBE zeigt sich "bestürzt". Schon heute verdienten Lehrer, die in den Kanton Freiburg wechseln, über 1000 Franken mehr pro Monat.




In Bern soll's keinen automatischen Lohnstufenanstieg geben, Bild: de.colourbox.com

Berner Grossratskommission gegen Verankerung des Lohnaufstiegs, Berner Zeitung, 18.1.

Späterer Schulbeginn soll bessere Leistungen bringen

Mit Beginn der sechsjährigen Primarschule fühlt sich das Basler Erziehungsdepartement gezwungen, den Schulbeginn für alle (Kindergarten, Primar und Sek) zu vereinheitlichen. Der neue Schulbeginn soll morgens um acht Uhr sein. SP-Grossrätin Franziska Reinhard bekräftigt ihren entsprechenden Vorstoss mit Studien, welche belegen würden, dass mit einem späteren Beginn die Leistungen besser würden. Die Regelung geht zu Lasten der Mittagszeit, die gekürzt wird. Die neue Zeitstruktur soll spätestens aufs Schuljahr 2015/16 eingeführt werden.





Auch Gymnasien könnten später beginnen, Bild: André Muelhaupt

Schule soll für alle um 8 Uhr beginnen, Basler Zeitung, 18.1.

Mehr Integration

In einer neuen Regelung für Sonderpädagogik bezweckt der Kanton St. Gallen mehr Kinder in den Regelklassen zu integrieren. Dies betrifft Kinder mit einer Sinnes- oder Körperbehinderung sowie vermehrt auch Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung. 





Neuordnung ist kostenneutral, Bild: Keystone

St. Gallen regelt Sonderpädagogik neu, St. Galler Tagblatt, 18.1. 

17. Januar 2013

Was ist guter Unterricht?

"Meinungen gibt es genug, was zählt ist messbare Evidenz", sagt der neuseeländische Bildungsforscher John Hattie. Und Hattie hat keine Mühen gescheut und die zentrale Frage gestellt: Was ist guter Unterricht?
Im deutschsprachigen Raum hat Hattie die Podien der Bildungsdiskussion erobert, seine Analysen werden den aktuellen Reformen gegenüber gestellt. Dabei zeigt sich, dass vieles nichts oder nur wenig zu einer Verbesserung der Unterrichtsqualität beiträgt. 
Der verlinkte Artikel ist absolut lesenswert - Hatties Folgerungen dürften die Bildungsdiskussion langfristig dominieren.




Hattie analysierte 50'000 Einzeluntersuchungen mit 250 Millionen beteiligten Schülern, Bild: vimeo.com

Ich bin superwichtig! Die Zeit, 3.1. von Martin Spiewak

Zeitreisen mit Swisstopo

Aus Anlass des 175-Jahr-Jubiläums der Landestopographie ermöglicht diese Reisen durch die Zeit anhand von historischen Karten. Dabei werden restaurierte und moderne Karten übereinandergelagert und dank einer neuen Web-Applikation einem breiten Publikum zugänglich gemacht. 



Bern im Jahr 1938, Bild: Swisstopo

Eine Berner Zeitreise, Berner Zeitung, 17.1.

Zeitreise ab beliebigem Ort in der Schweiz

16. Januar 2013

Später zur Schule dafür kürzere Mittagspause

Im Kanton Basel-Stadt wird beabsichtigt, den morgendlichen Schulbeginn zu vereinheitlichen. Das bedeutet, dass Sekundarschüler bald länger schlafen dürfen und wie die Primarschüler um 8.00 Uhr den Unterricht beginnen.
Keine solchen Pläne hegt man im Baselbiet - dort sollen die älteren Schüler um 7.40 Uhr beginnen.




Strategisches Ziel: Schulanfang um 8.30 Uhr für alle, Bild: Hans-Jörg Walter

Die Schule beginnt am Morgen bald später, Tageswoche, 16.1. von Michael Rockenbach

Kulturelle Unterschiede bei der Abgabe von Ritalin


Nicht einmal Kinderärzte können genau begründen, warum immer mehr Ritalin abgegeben wird. Der am Kinderspital Zürich tätige Arzt Oskar Jenni begrüsst deshalb den Kantonsratsbeschluss, weitere Daten sammeln zu lassen.
Eine Studie der Zürcher Hochschule für Wissenschaften stellt der Wirksamkeit von Ritalin bei Aufmerksamkeitsstörungen von Kindern und Jugendlichen ein gutes Zeugnis aus. Dennoch hat sich der Kantonsrat am Montag für vertiefende Erhebungen zur Ritalin-Abgabe ausgesprochen. Welchen Punkten müsste man sich dabei in erster Linie annehmen?
Es ist richtig, dass der Kantonsrat nochmals nachhakt und eine weitere Analyse verlangt, weil Ritalin nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesellschaftliche Dimension hat. Nach wie vor mangelt es an Daten zum Alter der behandelten Kinder, zur Diagnosepraxis von Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) und zum Behandlungszeitraum mit Ritalin.
Tatsache ist, dass die Abgabe von Ritalin stetig zunimmt. Müsste die Verschreibungspraxis nicht auf spezialisierte Fachleute beschränkt werden?
Dieser Schluss scheint mir zu voreilig, weil es generell zu wenig medizinische Fachleute gibt, die sich mit Verhaltens- und Entwicklungsstörungen von Kindern beschäftigen. Zuerst müssen wir der zentralen Frage auf den Grund gehen, weshalb heute mehr Ritalin verschrieben wird als früher.
Welches wären mögliche Erklärungen?
Eine Hypothese wäre, dass viele Ärztinnen und Ärzte kompetenter geworden sind, die Diagnose ADHS zu stellen, die auf subjektiver Verhaltenseinschätzung basiert. Gerade weil die Diagnose aber auf einer subjektiven Einschätzung ohne Biomarker oder zuverlässigen Test beruht, steht sie auch in einem Spannungsfeld gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. Und es stellt sich die Frage, ob sich die Erwartungen, was als normal und was als auffällig gilt, in den letzten Jahrzehnten nicht verändert haben.
Diesbezüglich gibt es ja auch kulturelle Prägungen, und die schlagen sich offenbar in der Diagnose-Häufigkeit nieder.
Vergleicht man die Zahlen, so sieht man tatsächlich Unterschiede. In den USA liegt die Prävalenzrate bei etwa 7 Prozent, in Europa und Asien bei 5 Prozent. Nur schon innerhalb der Schweiz gibt es grosse Unterschiede. Im Tessin wird bei weniger Kindern ADHS diagnostiziert als in der Deutschschweiz und weniger Ritalin verschrieben. Die Verschreibepraxis hängt unter anderem davon ab, wie viel Abweichung von der Norm eine Gesellschaft zulässt.
Gerade Lehrpersonen haben klare Vorstellungen davon, wie sich die Schüler im Unterricht zu verhalten haben. Kinder, denen es schwer fällt, sich zu konzentrieren, stören den Schulbetrieb. Haben sich diese Anforderungen verändert?
Wir stellen fest, dass ein zunehmender Bedarf an medizinischen Diagnosen besteht. Eine Diagnose kann Eltern und Lehrpersonen tatsächlich sehr entlasten und zu den notwendigen therapeutischen Massnahmen führen. Andererseits besteht eine gewisse Gefahr der Stigmatisierung und für einfache und schnelle therapeutische Lösungen, zum Beispiel mit Ritalin.
Sind Kinder generell unruhiger geworden? Die Möglichkeiten, sich auszutoben, sind kleiner geworden. Manche werden mit dem Auto zur Schule gefahren, andere verbringen die Freizeit vor dem Computer.
Dieser Zusammenhang scheint naheliegend zu sein. Kinder haben in der heutigen Zeit - im wahrsten Sinne des Wortes - weniger Freiraum. Wissenschaftlich ist ein Zusammenhang zwischen Hyperaktivität und geändertem Freizeitverhalten von früher und heute aber nicht bewiesen.
Welche ökonomischen Interessen stecken hinter dem Thema Ritalin?
Sowohl die Pharmaindustrie wie auch Fachpersonen haben ein gewisses Eigeninteresse, das reflektiert sein muss. Nur schon, dass das Thema ADHS in den letzten Tagen in den Medien war, gibt uns Fachpersonen eine Plattform für unsere Interessen. Die Interessen der Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien müssen aber im Vordergrund stehen, und in individuellen Fällen gibt es ein Dafür und Dagegen bei Ritalin.
Wie sollen Eltern reagieren, wenn sie kritisch angeschaut werden, weil sie ihren Kindern Ritalin verabreichen?
Ich möchte betonen, dass Familien nicht grundlos zum Ritalin greifen. Wenn einer medikamentösen Behandlung umfassende medizinische Abklärungen vorausgegangen sind, dann ist Ritalin eine mögliche therapeutische Option. Das Problem ist die polarisierende Diskussion, die Schwarz-Weiss-Malerei, mit der man der Störung eben gerade nicht gerecht wird, weil sie derart komplex und heterogen ist.
Was würde zu einer Entpolarisierung der Diskussion beitragen?
Die Gesellschaft darf nicht erwarten, dass die Kindermedizin sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie die abschliessenden Antworten zur Herkunft und zum Umgang mit ADHS liefern. Die Diskussion übersteigt die medizinische Dimension, denn letztlich geht es auch um die Frage, welche Erwartungen wir an unsere Kinder haben und welche Rahmenbedingungen wir für ihr Leben einrichten.
Quelle: NZZ, 16.1.

Weiterbildung für 2500 Lehrkräfte

Die diesjährigen Sommerkurse von "Schule und Weiterbildung" finden in Winterthur statt. Es werden rund 225 verschiedene Kurse angeboten.
Weitere Informationen 

15. Januar 2013

Zögerliche Rückkehr zum Kindergarten

Viele Zürcher Gemeinden mit Grundstufe lassen sich Zeit mit der Rückkehr zum klassischen Kindergarten. Gemäss dem kantonalen Volksschulamt werden die meisten Gemeinden erst 2014 umstellen; auch die Stadt Zürich führt den Kindergarten erst nächstes Jahr wieder ein.
Langsame Rückkehr zum Kindergarten, Regionaljournal SRF, 15.1.

Klassenfotos verbannen?

Sollen Klassen-Erinnerungsfotos aus der Schule verbannt werden? Dies fordert ein Zürcher Gemeinderat. Er findet es fragwürdig, wenn dadurch Eltern unter Kaufzwang geraten würden. Ausserdem sei es ökologisch fragwürdig, wenn ohne Bestellung auf Vorrat Bilder hergestellt würden.




"Hochgradiger ökologischer Unsinn", Bild: 5604.ch

Klassenfoto-Sets aus der Schule verbannen, Tages Anzeiger, 15.1.

14. Januar 2013

Wieviel Ritalin erhalten Kinder?

Der Zürcher Kantonsrat fordert Zahlen zu Kindern, die im Kanton Zürich vom Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom ADHS betroffen sind. 





Umstrittenes Medikament: Ritalin, Bild: Peter Lauth

Politik will wissen, wie viele Kinder Ritalin erhalten, Tages Anzeiger, 14.1. 

Vorstoss zur Abschaffung der Jokertage

Im Baselbiet können Schüler ohne Begründung bis zu fünf Tage pro Jahr freinehmen. Der Landrat Jürg Wiedemann (Grüne) fordert nun in einer Motion die Abschaffung der Jokertage. Die Lehrer im Landrat stellen sich unisono und ungeachtet der Parteicouleur hinter Wiedemanns Vorstoss. Die Gegner der Jokertage sind aber nicht generell gegen frei Tage ausserhalb der Ferien. So findet Wiedemann, es sei "sinnvoll, wenn die Erziehungsberechtigten grundsätzlich immer ein begründetes Urlaubsgesuch stellen, wenn ihre Kinder dem Unterricht fernbleiben wollen". 
Fragwürdige Absenzenregelung mit Jokertagen, Bild: loehningen.ch
Lehrer stören sich an Jokertagen, Basler Zeitung, 14.1.

Markendruck: Unbedingt mithalten

Es ist ein bekanntes Phänomen: Wer in der Schule keine Markenprodukte auf sich hat, ist schnell ein Aussenseiter. Teure Markenprodukte sind Teil des Wettbewerbes unter Jugendlichen. Besonders arme Kinder leiden darunter. Lehrer, Eltern und auch Sozialarbeiter sind gefordert. Doch diesen Ratschlag habe ich noch nie gelesen: Eltern und Sozialarbeiter könnten beispielsweise helfen, indem sie dem Kind einen Ferienjob schmackhaft machten. Damit wäre dann das nötige Kleingeld beisammen und besagte Kinder könnten markenmässig aufrüsten. Habe ich da etwas falsch mitbekommen?




Ein auf Luxusartikel fixiertes Umfeld kann einschüchtern, Bild: Nicolas Bischof

Markendruck in der Schule, Migros Magazin, 14.1.

13. Januar 2013

Ein Aufsteller

Der Artikel zur Überlegenheit des Frontalunterrichts gegenüber anderen Lernformen erhielt ein positives Echo in den Leserbriefspalten der NZZ. Als Beispiel greife ich den Brief von Oskar Meier heraus:
"Dieser Artikel ist für viele Lehrerinnen und Lehrer ein Aufsteller. Wer die Geschehnisse rund um sogenannte moderne Unterrichtsformen betrachtet, kann einfach nicht glauben, dass die Abkehr vom frontalen Unterrichten besser sein soll. Insbesondere in den unteren Klassen sind fast alle Kinder damit überfordert. Selbständiges Lernen mit partner oder in Gruppen und einem 'Coach' daneben funktioniert nicht oder bringt zumindest bedeutend schlechtere Resultate. Es ist erfreulich, dass nun diese Studie das bestätigt, was man im Vorzeigeland Finnland schon immer wusste.
Quelle: NZZaS, 13.1. 

12. Januar 2013

E-Book mit Wikipedia-Inhalten herstellen

Das könnte eine interessante Bereicherung für den Unterricht sein: Einfach bei Wikipedia ein paar Artikel zu einem bestimmten Fachbereich auswählen und auf Knopfdruck dazu ein E-Book (PDF, EPUB, ...) erstellen. Für ein paar Franken kann man sich das Buch auch gleich noch drucken lassen.
E-Books mit Wikipedia-Inhalten erstellen
Quelle: www.lehrerfreund.de

Keine bündnerisch-italienische Zusammenarbeit

Die geplante Kooperation zwischen dem Bergell und Chiavenna kommt nicht zustande. Dies obwohl das Projekt bereits vorgängig von italienischer Seite und vom Kanton Graubünden bewilligt worden war.Die Bergeller Stimmberechtigten lehnten den vierjährigen Schulversuch ab. Geplant war, dass italienische Oberstufenschüler die Bergeller Klassen auffüllen und im Gegenzug bereits Dreijährige den Kindergarten in Italien besuchen können. 
Quelle: Südostschweiz, 12.1.

10. Januar 2013

Hohe Schule des pädagogischen Blablas

In der jüngsten Ausgabe der Weltwoche setzt sich Lucien Scherrer mit dem Drang der PH nach akademischen Weihen und Forschung zur Selbstverwirklichung auseinander. Fazit: Weniger wäre mehr: weniger Abgehobenheit, weniger Pseudowissenschaft, weniger Einbildung.


Als die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) im letzten September ihren neuen Campus in der Grossüberbauung Europaallee nahe des Hauptbahnhofs einweihte, war die Befriedigung spürbar. Es sei der schönste Tag seiner Karriere, sagte Rektor Walter Bircher. Endlich hatte die PH den Platz, der ihr gebührt: gross, ­visionär, von internationaler Ausstrahlung. Doch die Freude währte nur kurz. Da das Gebäude nach strengsten Minergie-Standards gebaut ist, wird das Klima durch eine kontrollierte Lüftung geregelt, die Fenster lassen sich nicht öffnen. Wegen akuter Lufttrockenheit klagten Dozenten über Juckreiz und Schwindelanfälle. Aussen Glanz, innen Mief: Der Prestigebau wurde zur Lachnummer. Ein Bild mit Symbolcharakter?
Die pädagogischen Hochschulen (PH) – aktuell gibt es deren 15 – sind vor zehn Jahren angetreten, die rund 150 Lehrerseminare im Land zu ersetzen. Ihr Auftrag ist simpel: Studenten zu Lehrkräften ausbilden, die im Schulzimmer reüssieren.
Doch die PH sind heute viel mehr als kommune Lehrerschulen. Sie leisten sich Forschungsgruppen, lassen ihre Studenten Arbeiten über «Humor» oder «Gender» schreiben und verleihen ihnen Titel wie «Master» und «Bachelor». Dass die Ausbildung einen universitären Touch erhielt, entspricht dem ­Willen der Politik. So schreibt die eidgenössische Konferenz der Bildungsdirektoren (EDK) vor, dass auch noch die kleinste PH Forschung ­betreiben muss, um anerkannt zu werden. Ob das der Lehrerausbildung gut bekommt, ist seit den Anfängen des PH-Systems umstritten. Anhänger der alten Lehrerseminare warnen vor einer Akademisierung, die den praktischen Geist der Lehrerseminare ersticken ­werde. Die SVP forderte vor einem Jahr gar die Einführung einer «Lehrer-Lehre» ohne ­pädagogische Hochschulen, fand aber kaum Widerhall.
Die PH selbst versichern, dass sie die Bodenhaftung nicht verloren hätten. Es sei ein «Gerücht», dass die Ausbildung theoretischer geworden sei, schrieb der Tages-Anzeiger kürzlich über die PH Zürich, wo mittlerweile 3000 ­Studenten (80 Prozent davon sind Frauen) ­unterrichtet werden. «Unsere Studenten verbringen heute über einen Viertel ihrer Ausbildungszeit im Klassenzimmer», sagt Rektor Walter Bircher, «das ist mehr als doppelt so viel wie zu Lehrerseminar-Zeiten.» Gleichzeitig liefere die Ausbildung ein solides theoretisches Fundament, ohne das der Alltag nicht zu meistern sei, erklärt der gelernte Primar- und Gymna­siallehrer. «Wenn ein Maurer auf einem Untergrund mauern muss, den er nicht kennt, braucht er theoretisches Grundwissen.» Die grosse Frage ist, wie es um die Verknüpfung von wissenschaftlichem Überbau mit der Basis steht: Taugt das, was an theoretischer Bildung vermittelt wird, im Alltag? Kümmert sich der akademische Apparat um das, was an der Basis läuft? Auf derartige ­Fragen antworten viele «Ehemalige» mit ­einem klaren «Nein». «Das Motto lautet: ‹Je wissenschaftlicher, desto besser›», sagt eine Lehrerin aus dem Zürcher Unterland. «In den Vorlesungen gab es wahnsinnig viel theo­retisches Blabla, dessen Sinn mir bis heute ­schleierhaft ist.»
Rund 500 Dozenten unterrichten an der PH, wie viele davon das Prädikat «Praktiker» verdienen, ist umstritten. Gemäss Walter Bircher verfügen mehr als 80 Prozent über ein Lehrerdiplom und haben auch unterrichtet. Das gibt ­jedoch kaum Aufschluss darüber, wie lange diese Erfahrung dauerte und wie lange sie her ist. Die oben zitierte Lehrerin schätzt, dass «höchstens ein Drittel» die heutige Realität im Klassenzimmer wirklich kennt.
Sie ist nicht die Einzige, die sich an weltfremden Modulen und Dozenten stört. Ein 45-jähriger Lehrer, der als Quereinsteiger an die PH kam, erinnert sich an «schöngeistige Theorien» und «Gspürschmi-Module». Neben der Übung «Ertaste mit den Füssen Gegenstände in einem Sack» musste er ein «Gender-Modul» besuchen, von dem ihm einzig geblieben ist, dass es auf der Welt offenbar zwei Geschlechter gibt und dass eines davon weiblich ist. Wer in der Schlussarbeit nicht konsequent von «Schülerinnen und Schülern» sprach, musste die Arbeit wieder­holen. Die Vorbereitung auf den Alltag – etwa auf den Umgang mit schwierigen Schülern – sei dagegen «lachhaft» gewesen. «Man hat uns eingetrichtert, dass man die Schüler mit ‹Ich-­Botschaften› in den Griff bekäme, also mit ­Sätzen wie: ‹Du, ich finde es nicht gut, dass du immer dreinredest.›» Im Klassenzimmer habe er schnell gelernt, dass das nicht funktioniere. «Wenn ich so mit Schülern rede, lachen sie mich aus und sagen: ‹Ist der schwul oder was?›»
Ähnliche Erfahrungen machte ein 28-jähriger Lehrer, der 2010 abgeschlossen hat. «Es gibt unter den Dozenten ein paar Lichtfiguren, aber die meisten folgen einem Mainstream, der antiautoritäre Erziehungsideale hochhält», sagt er. «Aber kaum jemand wagt es, ihnen zu widersprechen.» Mathematikformeln oder Rechtschreibung und Grammatik zu pauken, sei in dieser Gilde verpönt und ­gelte als geistlos, alles müsse «kreativ» sein und «spielerisch» erlernt werden. «Dabei», meint der Junglehrer, «sind schwache Schüler mit solchen Konzepten überfordert.»
Gerade Lehrerinnen und Lehrer, die nach der PH im rauen Alltag von Sek-B- oder ­Sek-C- Schu­len landen, erleben zuweilen einen Schock. «Wir hatten Studenten, die nach zwei Tagen heulend aus dem Klassenzimmer kamen», sagt Hanspeter Amstutz, ein erfahrener Sek-B-Lehrer an der Sekundarschule Effretikon. «An der PH hatte man ihnen eingeschärft, dass sie auf keinen Fall Frontalunterricht geben sollen, aber mit ihrem ‹offenen› Unterricht sind sie kläglich aufgelaufen.» Amstutz wirft der PH vor, Dogmen zu verbreiten, statt über Erfahrungen aus der Praxis zu diskutieren, wie man das früher in den Lehrerseminaren getan habe. «Die Dozenten mauern sich ein und klammern sich an Theorien, die von motivierten, selbständigen und disziplinierten Schülern ausgehen.» Schülern, die selbst in Sek-A-Klassen zu einer raren Spezies ge­hörten.
Walter Bircher kann die Vorwürfe, dass an der PH weltfremde Theorien verbreitet würden, nicht nachvollziehen. «Viele Studenten bewerten die theoretischen Konzepte in der Ausbildung positiv», sagt er. Dass die PH ­einem idealisierten, weltfremden Schülerbild nachhängt, wie von Amstutz suggeriert, bestreitet er: «Wir gehen von der Annahme aus, dass im Grunde alle Schüler neugierig sind und etwas lernen wollen. Das ist doch nicht idealistisch.»
Sicher ist: Was die Didaktiker der PH an Konzepten entwickeln, kommt bei der Basis nicht immer gut an – und das hängt auch damit zusammen, dass die Fähigkeiten der Schüler unterschiedlich eingeschätzt werden. 2008 lancierte die PH, die sich als internationales Sprachkompetenz­zentrum etablieren wollte, mit grossem Tamtam eigene Englischlehrmittel, «Voices», «First Choice» und «Explorers». Die Fachwelt war über die «ultramodernen Lehrmittel» (Tages-Anzeiger) begeistert und überschüttete sie mit Preisen, denn sie entsprachen ganz dem Zeitgeist: Statt Grammatik zu büffeln, sollten die Schüler die Sprache «erleben» und «erforschen».
Im Alltag erlebte das zehn Millionen Franken teure Wunderwerk ein Fiasko. Die Lehrerschaft weigerte sich, damit zu arbeiten, weil es die Schüler überfordere. Der Bildungsrat strich die Bücher auf Druck von unten von der Liste der ­obligatorischen Lehrmittel. Hanspeter Amstutz schüttelt über die Geschichte den Kopf: «Man hat die Gestaltung Didaktikern überlassen und Ratschläge von uns Praktikern ignoriert.»
Unter «konservativen» Lehrern wie Am­stutz gilt die PH als Hort von Bildungsreformern, welche die Welt mit neuen Unterrichtsmodellen beglücken wollen, deren Nutzen fragwürdig ist. Tatsächlich dürfen Lehrer, die auf «individualisierten» oder «integrativen» Unterricht setzen, auf Applaus hoffen. Wer das nicht tut, gilt als rückständig. So liegt der Weltwoche der Evaluationsbericht einer Schule vor, die wegen mangelnden Engagements für «individualisierte» Lernformen kritisiert wurde. Die Sekundarschule Uetikon dagegen, die mit «selbstgesteuertem» Unterricht experimentiert, wurde 2009 von der PH mit einem Preis ausgezeichnet, obwohl das System viele Schüler überforderte und einen Aufstand in der ­Elternschaft provozierte.
Dabei kommen inzwischen selbst PH-Untersuchungen zum Schluss, dass neue Unterrichtsformen nicht nur das Gelbe vom Ei sind. Die Autorinnen einer Studie über die integrative Schulung von verhaltensauffälligen und behinderten Kindern stellten nach einer Auswertung von Interviews mit Lehrern und Heilpädagogen etwas betreten fest, dass das Modell mehr «Grenzen» als positive Seiten ­habe. Ganz anders als in der Literatur dargestellt. «An der PHZH», so schreiben sie, «wird unserer Meinung nach ebenfalls ein relativ einseitiges Bild über die schulische Integration vermittelt, welche in ein sehr positives Licht gerückt wird.»
Für die Forschung gab die PH Zürich 2011 10,5 Millionen Franken aus, bei einem Gesamtbudget von 99 Millionen. Geld, das angeblich gut investiert ist. «Wir betreiben Forschung, die Fragen der Basis aufnimmt und Antworten an die Basis zurückgibt», sagt Rektor Bircher. Dieses Prinzip ist jedoch nicht immer leicht zu erkennen, etwa im Fall des laufenden Projekts «Rumba», das den «Umgang mit Anforderungen und Ressourcen von Lehrpersonen in der Bewältigung der Berufsanforderungen und ihr Zusammenwirken mit wahrgenommener Schulqualität» untersucht. Was für einen Nutzen die Basis aus der Arbeit der Gruppe Bisug ziehen soll – sie ist «spezialisiert auf Analysen von Bildungsverläufen und Sozialisationsprozessen in formalen und non-formalen Bildungsräumen mit Blick auf deren Strukturierung durch soziale Ungleichheiten» –, ist ebenfalls schleierhaft. Vielmehr zeugt das intellektuelle Imponiergehabe dieser Grüppchen, die sich im Internet ihrer «internationalen Vernetzung» rühmen, vom Drang nach wissenschaftlicher Selbstverwirklichung. Was hat das mit dem Grundauftrag der PH zu tun?
Für Hanspeter Amstutz ist klar: Die PH brauchen wieder mehr Erdung, der akademische Apparat muss zurückgestutzt und «mit der Praxis verzahnt» werden. Der Kinder- und Jugendpsychologe Allan Guggenbühl, der mit dem System der Lehrerbildung vertraut ist, wünscht sich allgemein, dass in der Ausbildung eine neue «Bescheidenheit» einkehrt. «Grosse Institutionen laufen immer Gefahr, ihre Kernaufgabe aus den Augen zu verlieren. Es ist so, als würden sich die SBB in einem philosophischen Diskurs darüber ergehen, was Verkehr bedeutet. Dabei geht es doch vor allem darum, dass die Züge funktionieren und pünktlich fahren.»
Quelle: Weltwoche 2.13 von Lucien Scherrer

"Kindergerechte Apps für spielerischen Lernzugang"

Bevor wir uns im Klaren sind über die Auswirkungen von individualisiertem Lernen am Computer, sind bereits erste Produkte auf dem Schweizer Markt: Der St. Galler Lehrmittelverlag lanciert das Lern-App appolino, das von einem Lehrer in Zusammenarbeit mit der PHSG und dem Lehrmittelverlag entwickelt worden ist. Es gibt viele Möglichkeiten mit Heterogenität umzugehen. Eine davon ist, jedem Kind einen Tablet-Computer in die Hand zu drücken und es dann "auf spielerische Art" allein zu lassen.




Eine Lösung für alle, unabhängig ob hochbegabt, lernbehindert oder altersdurchmischt: Lern-Apps

Apps für die Schule, St. Galler Tagblatt, 10.1.

9. Januar 2013

Ein aussergewöhnlicher Lehrer blickt zurück

Der ehemalige Verdingbub Roland Begert hat sich dank grosser Disziplin und Willenskraft zum Gymnasiallehrer ausbilden lassen. "Der akademische Geist liess einen Lebenslauf wie den meinen nicht zu". Seine Lebensgeschichte hat er in zwei Romane gefasst, die den gesellschaftlichen Wandel und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Schule reflektieren.





Wie viel Moral und Disziplin erträgt die Schule? Bild: Iris Andermatt

Der etwas andere Lehrer, Berner Zeitung, 9.1. von Ursula Grütter

Kritik an Kindergärtnerinnen-Ausbildung

In einer einfachen Anfrage üben die Thurgauer SVP-Kantonsräte Verena Herzog, Hanspeter Gantenbein und Andrea Vonlanthen Kritik an der Ausbildung der Kindergärtnerinnen an der PHTG. Sie fragen nach Anpassungen an der Ausbildung, damit diese "den Namen wieder verdient". Die drei Kantonsräte möchten wissen, ob die PHTG die Basisstufen-Ausbildung noch anbietet, da eine Basisstufe eine Erlaubnis des Kantons benötigt. Der Bedarf an entsprechend ausgebildeten Kindergärtnerinnen sinke. Das Zürcher Nein zur Basisstufe sehen die drei Kantonsräte als Absage des Volks an die "Reformitis" im Bildungswesen.
Quelle: St. Galler Tagblatt, 9.1.

8. Januar 2013

Schulleiter ohne Lehrerdiplom?

Im Kanton Zürich steht eine interessante Abstimmung bevor. Das Lehrer-Personalrecht soll angepasst werden und dies birgt in diesem Fall Zündstoff. So soll die Bestimmung wegfallen, dass Schulleiter zwingend ein Lehrerpatent besitzen müssen. Dagegen wehren sich die Lehrervereine, sie befürchten eine "Managerisierung" der Schule. Walter Bernet von der NZZ hält dem entgegen, dass Schulleiter ohne Lehrpatent auch in Zukunft die grosse Ausnahme bilden würden. Alles also halb so schlimm?

Quelle: NZZ, 8.1. von Walter Bernet

6. Januar 2013

Sorgt endlich für Methodenfreiheit

Nach den interessanten Befunden aus der Wissenschaft zeichnet sich eine Rehabilitierung des Frontalunterrichts ab. Einmal mehr zeigt sich, dass die Distanz zwischen Unterrichtsrealität und den Lehrerbildungsanstalten gross sein kann. Es ist nicht einzusehen, weshalb eine mehrklassige Bergschule denselben methodischen Ansatz wie eine Schule in einem Industriequartier haben muss. Dennoch herrscht hie wie dort vorwiegend didaktische Monokultur. Der Entscheid des Zürcher Bildungsrats in Zukunft verschiedene Lehrmittel für den Englischunterricht zuzulassen, ist deshalb ein wichtiger Schritt in Richtung einer Didaktik, die sich den örtlichen Bedürfnissen anpasst. Diese Anpassung benötigt jedoch kompetente Lehrkräfte, die wissen, was für ihre Schule wichtig ist. Es braucht Lehrkräfte, die fähig sind, Entscheide betreffend der Lehrmittel zu fällen. Und es braucht Lehrkräfte, die bereit sind, die Unterrichtsziele konsequent zu verfolgen. Wenn die Schüler die Lehrziele erreichen, sollte die gewählte Unterrichtsform eigentlich eine Nebensache sein.
Nun wird es Leute geben, die sagen, der Frontalunterricht sei nie diskriminiert worden. Dazu habe ich eine neue Monatsumfrage gestartet.







Frontalunterricht als pädagogisches Schreckgespenst, Bild: http://www.arndt-sowi.de