28. Dezember 2012

Lehrermangel: Werbung bereits an Primarschule

Eine Studie der PHZH kommt zur Erkenntnis, dass der Entscheid der Knaben gegen den Lehrerberuf bereits früh fällt. Um den Männeranteil zu erhöhen sei es ratsam, bereits an der Primarschule Schüler "pädagogische Erfahrungen" sammeln zu lassen.




Der Anteil der Primarlehrer ist in den letzten 50 Jahren von 60 auf 20 Prozent zurückgegangen, Bild: Gerd Altmann / Pixelio

Lehrermangel: Mehr Werbung bei Primarschülern, Regionaljournal SRF, 28.12.


Kling Glöcklein klingeling ...

Mit Glockenklängen erinnern die Zürcher Lehrerverbände an die Forderung zur Entlastung der Lehrpersonen. Die "Aktion Glockenläuten" sei als Weckruf für Bildungsdirektorin Regine Aeppli und den Kantonsrat gedacht. Die Situation sei "untragbar".







Bildungsdirektorin Aeppli erhielt 2100 Glöckchen, Bild: Keystone
Der Weckruf der Lehrer, Tages Anzeiger, 28.12. 

Keine Schranken fürs Lernen

Wenn wir über die Probleme der Schule in der Schweiz lesen, dann vergessen wir schnell, wie einfach wir es hier haben. Die Kinder in anderen Teilen der Welt haben ganz andere Voraussetzungen zum Lernen. Das muss man sich ansehenDanke an Larry Ferlazzo!

27. Dezember 2012

Motivation schlägt IQ

Ist dies die wichtigste Studie des Jahres 2012? Vielleicht. Was viele Lehrer bereits selbst erlebten ist nun auch wissenschaftlich belegt: Der Schlüssel zum erfolgreichen Lernen liegt bei der Motivation und nicht beim IQ. Es ist nicht entscheidend, wie intelligent wir sind. Was zählt ist, wie motiviert wir sind und wie wir lernen. Die Studie untersuchte die mathematischen Leistungen von ca. 3500 Schülern aus Bayern vom 5. bis zum 10. Schuljahr. Die Forscher stellten fest, dass ein hoher IQ nichts aussagen kann über den Lernzuwachs in Mathematik. Der IQ bestimmt lediglich den Startpunkt.




Arbeit und Fleiss zahlen sich aus, Bild: Jamie Grill / Getty Images
Motivation, Not IQ, Matters Most for Learning New Math Skills, Time Magazine, 26.12. von Laura Blue
Nähere Informationen zur Studie
Mit bestem Dank an Larry Ferlazzo

Warnzeichen erkennen

Wie gut sind wir auf Amokläufe an unseren Schulen vorbereitet? Im Kanton St. Gallen stützt man sich in erster Linie auf die Beobachtungen der Klassenlehrer. Hermann Blöchlinger, Leiter des Schulpsychologischen Dienstes des Kantons St. Gallen: "Soche Taten sind in der Regel vorbereitet, und es gibt viele Warnzeichen. Der Schüler spricht mit seinen Kollegen darüber oder er äussert seine Gedanken im Internet". Pro Jahr kommt es im Kanton zu drei bis fünf Fällen, wo ein Risikoreport erstellt wird.








Es kann überall passieren, Bild: Badische Zeitung
Ein Frühwarnsystem, das funktioniert, St. Galler Tagblatt, 27.12. von Regula Kaspar-Fisler

21. Dezember 2012

Amsler zurückgepfiffen

Der Schaffhauser Erziehungschef Christian Amsler wird von der Regierung zurückgepfiffen. Amsler hatte Spar-Alternativen wie z.B. eine generelle Senkung der Lehrerlöhne aufgezeigt. Solche Massnahmen seien aber rechtlich nicht zulässig. Amsler wollte hingegen bloss die Lehrer für die finanziell schwierige Lage des Kantons sensibilisieren.





Schaffhauser Lehrern droht keine generelle Lohnkürzung, Bild: Keystone
Schaffhauser Lehrern droht keine generelle Lohnkürzung, Regionaljournal SRF, 21.12.

Zug will Langzeitgymnasien ausbauen

Noch im Januar 2012 stand ein Vorschlag der CVP und FDP zur Abschaffung des Langzeitgymnasiums auf der Traktandenliste des Zuger Kantonsrats. Das Parlament lehnte ab. Nun soll sogar ein zusätzliches Langzeitgymnasium in Cham gebaut werden. Dadurch soll die Kantonsschule in Zug entlastet werden. Eine Abschaffung des Langzeitgymnasiums hätte dasselbe Ziel kostengünstiger erreicht und erst noch die Sekundarschulen gestärkt. In Zeiten von Sparbudgets stellt sich die Existenzberechtigung von Langzeitgymnasien immer dringlicher. Zug kann sich offenbar zwei parallele Ausbildungen leisten.



Zusätzliches Langzeitgymnasium soll Kantonsschule entlasten, Bild: Stefan Kaiser / Neue ZZ
In Cham soll neues Langzeitgymi entstehen, Neue Luzerner Zeitung, 21.12.
Neues Gymnasium am Standort Cham geplant, Regionaljournal SRF, 21.12.

Parteien gegen Lehrerentlastung

Der St. Galler Lehrerverband (KLV) hat gegen die Sparpolitik des Kantons ein sogenanntes Entlastungsprogramm beschlossen. Dies stösst bei SVP, CVP und FDP auf Unverständnis. Leidtragende seien die Schulkinder. 






"Destruktive Massnahmen", Bild: Keystone
Kritik an "Dienst nach Vorschrift" der St. Galler Lehrer, St. Galler Tagblatt, 21.12.

19. Dezember 2012

Zu frühe Berufswahl

Gemäss einer Studie brechen in der Schweiz 20 Prozent der Lehrlinge ihre Ausbildung ab. Diese erschreckende Zahl hat verschiedene Gründe. Ein Grossteil der Jugendlichen erfüllten die Anforderungen der Schule nicht. Ausserdem müssten sie sich zu früh für einen Beruf entscheiden. Am meisten Lehrabbrüche gibt es bei den Servicefach- und Büroangestellten (je 42 Prozent!).





Die schulischen Anforderungen sind gestiegen, Bild: Keystone
Jeder fünfte Lehrling gibt auf, Neue Luzerner Zeitung, 19.12. 

Lohnerhöhung zerzaust

Die Pläne des Thurgauer Regierungsrats, die Lehrerlöhne zu erhöhen, stossen bei den meisten Parteien auf wenig Verständnis. Die grosse Revision dürfte damit vom Tisch sein. Höchstens eine kleine Reform der Besoldung auf der Primarstufe könnte eine Mehrheit finden.






Fehlende politische Unterstützung für Lohnerhöhung, Bild: personalradar.ch
Lohnerhöhung für Lehrer zerzaust, St. Galler Tagblatt, 19.12. von Christof Widmer

Neue Lehrmittel-Politik


Sie heissen «First Choice», «Explorers» und «Voices» und haben trotz ihren exotischen Namen Eingang in die Stammtischgespräche gefunden: Die in den letzten Jahren im Kanton Zürich obligatorisch eingeführten Lehrmittel des kantonalen Lehrmittelverlags für den Englischunterricht sind berühmt geworden, weil sich viele Lehrer an ihnen die Zähne ausbissen. Das Urteil der Schulsynode vom Frühsommer 2011 über sie fiel auch nach Überarbeitungen vernichtend aus.
Im Kantonsrat wurde darauf die Aufhebung des Obligatoriums gefordert, das der Bildungsrat zuvor abgelehnt hatte. Jetzt, eineinhalb Jahre später, hat der Bildungsrat beschlossen, an den drei Lehrmitteln für die Unter- und Mittelstufe sowie die Sekundarstufe I festzuhalten, aber ab dem Sommer 2013 weitere Lehrmittel zuzulassen. Auf der Unter- und Mittelstufe kann neu auch das Lehrmittel «Young World» aus dem Verlag Klett und Balmer in Zug eingesetzt werden, auf der Sekundarstufe I «New Inspiration» von Macmillan Education in London/Oxford oder «English Plus» der Oxford University Press in Oxford. Alle erwähnten Lehrmittel erhalten den Status «alternativ-obligatorisch». Welche Lehrmittel in ihren Gemeinden eingeführt werden, müssen die Schulpflegen beschliessen.
Die Kritik an den Lehrmitteln ging am Bildungsrat nicht vorbei. Er entschied sich aber für ein sorgfältiges, wenn auch zeitraubendes Vorgehen. Im September 2011 definierte er zunächst eine neue Politik der Lehrmittelbeschaffung für alle Fächer, die den Schulgemeinden mehr Wahlfreiheit lässt und die Lehrkräfte früher in die Beschaffung einbindet. Vor genau einem Jahr beauftragte er eine Projektgruppe unter Bildungsrat und Pädagogikprofessor Lucien Criblez, eine Auslegeordnung aller vorhandenen Englisch-Lehrmittel zu machen und unter Einbezug der Lehrerschaft die Ablösung der kritisierten Unterrichtswerke vorzubereiten.
Criblez' Gruppe erarbeitete zunächst ein Anforderungsprofil und evaluierte nach vielen Kriterien in zwei Durchgängen 37 Englisch-Lehrmittel, von denen 8 als geeignet beurteilt wurden. Die Projektgruppe verabschiedete schliesslich vier gut abgestützte Empfehlungen, bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie in der Lehrerschaft Akzeptanz finden.
Die drei ersten hat der Bildungsrat jetzt übernommen. Erstens verzichtet er vorerst auf eine Neubeschaffung. Erst nach dem Vorliegen des Lehrplans 21 soll 2015/2016 eine neue Beurteilung der Lehrmittel-Situation vorgenommen werden. Zweitens wird an den gegenwärtigen Unterrichtswerken aus dem Lehrmittelverlag Zürich festgehalten. Sie haben in der Evaluation durchaus gut abgeschnitten, sind weiter ergänzt und verbessert worden; viele Lehrkräfte wollen nicht auf sie verzichten.
Drittens werden weitere Lehrmittel zugelassen, aber befristet bis 2021/2022. Das schafft die gewünschte Rechtssicherheit, lässt aber später - nach dem geplanten Ersatz der Französisch-Lehrmittel ab 2017/2018 - Handlungsspielraum offen. Die in Frage kommende Auswahl definiert der Bildungsrat aber - viertens - enger als die Projektgruppe. Diese wollte alle acht tauglichen Lehrmittel zulassen. Der Bildungsrat entschied sich für die engere Auswahl, um Klassenwechsel und die Übertritte in die nächsthöhere Schulstufe nicht zu komplizieren. Reibungslose Übergänge sollen auch Minimalstandards gewährleisten, die für Mitte des sechsten und achten Schuljahrs noch zu definieren sind.
Quelle: NZZ, 19.12. von Walter Bernet

Unterirdisch unterwegs

Welche Tiere leben im Boden? Welche Bedeutung hat der Boden für die Pflanzen? Was geschieht mit dem Wasser im Boden? Das webbasierte Lernangebot "Bodenreise - unterirdisch unterwegs" bietet Schülern der Unter- und Mittelstufe die Möglichkeit, die Facetten rund ums Thema 'Boden' auf spielerische Weise zu entdecken. 
 Bodenreise, Bundesamt für Umwelt

18. Dezember 2012

Zürich erlaubt alternative Lehrmittel

Der Zürcher Bildungsrat erlaubt ab nächstem Schuljahr Alternativen zu den bisher obligatorischen Lehrmitteln für den Englischunterricht. Damit reagiert er auf die andauernde Kritik von Lehrerseite. Damit ist der didaktische Herrschaftsanspruch von CLIL und task-based learning vorerst einmal gebrochen. Das sind gute Nachrichten für alle, die sich für eine Schule einsetzen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen von Schülern und Schulen gerecht werden soll. 
An der Unter- und Mittelstufe wird neu auch 'Young World', an der Oberstufe 'New Inspiration' oder 'English Plus' zugelassen.
Hier geht's zur Medienmitteilung des Zürcher Bildungsrates vom 18.12.

Stellenpool für Lehrkräfte

Mit dem Wechsel zum System 6 Jahre Primar und 3 Jahre Sek werden im Kanton Baselland viele Lehrer umverteilt. Es braucht mehr Primar- und weniger Sekundarlehrer. Damit möglichst Kündigungen vermieden werden können, bietet der Kanton frühzeitig einen Stellenpool an, wo Lehrkräfte, die von der Umstellung betroffen sind, bevorzugt behandelt werden.







Quelle: Basler Zeitung, 18.12. Zum Lesen Text anklicken.

CVP: Frauen vernachlässigen Naturwissenschaften

Die CVP fordert eine Stärkung der Naturwissenschaften. Dies soll durch eine bessere Lehrerausbildung erreicht werden. Ausserdem sollen neue, attraktive Lehrmittel für den naturwissenschaftlichen Unterricht geschaffen werden. Die Baselbieter CVP-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter sagt in einem Interview mit der Basel Zeitung: "Die Verweiblichung in der Bildung vorab in der Unterstufe führt dazu, dass naturwissenschaftliche Fächer weniger interessieren". 












CVP-Bildungspolitik: Weniger Nähen und Stricken, dafür mehr Naturwissenschaften, Bild: Keystone
Quelle: Basler Zeitung, 18.12.

Frontalunterricht macht klug

Zwar stammt die Untersuchung aus Deutschland, der Befund lässt sich jedoch auf die Schweiz übertragen: Moderner Frontalunterricht ist noch immer die beste Lehrmethode. Für viele erfahrene Pädagogen ist diese Erkenntnis nichts Überraschendes. Die moderne Didaktik mit ihrem Anspruch, Chancengleichheit zu bringen, schadet denen am meisten, die Hilfe brauchen. 
Der Autor der Studie, Guido Schwerdt: "Wenn Lehrer 10 Prozent mehr Zeit auf frontales Unterrichten verwenden, dann zeigen Schüler einen Leistungsvorsprung, der ungefähr dem Wissenszuwachs von ein bis zwei Monaten Schulbildung entspricht". 




Ein Bömbchen aus Deutschland für unsere 'Experten' in den Ausbildungstempeln, Bild: DAPD
Frontalunterricht macht klug, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.12. von Inge Kloepfer

17. Dezember 2012

Repetieren mit Youtube

Youtube eignet sich auch als Mittel zur Nachhilfe und Vertiefung des Schulstoffs. Was viele Schüler schon längst entdeckt haben, ist auch für Lehrer eine Quelle neuer Ideen und Lerninhalte. 





Nicht nur Unterhaltung, sondern auch viel Schulstoff, Bild: Handelszeitung.ch
Repetieren mit Youtube, NZZ, 17.12. von Alois Feusi

Überwachung der Schulhäuser zahlt sich aus

In der Stadt Bern haben sich die Kosten für die Beseitigung von Vandalenschäden innert dreier Jahre halbiert. Seit 2010 läuft ein Pilotversuch mit einer privaten Sicherheitsfirma. Die geringeren Reinigungskosten wiegen die Kosten für die Überwachung auf.





Nächtlicher Kontrollgang, Bild: Beat Mathys
Durch Schulüberwachung weniger Vandalenschäden, Berner Zeitung, 17.12. von Wolf Röcken

16. Dezember 2012

Vorsicht vor der Zentralisierung der Schulbildung

Die kritischen Stimmen gegenüber dem Lehrplan 21 mehren sich. Nun mahnt auch Gottlieb Höpli vor den Auswüchsen einer zu stark reglementierenden Administration.
In einer Buchhandlung der Pariser Rive gauche bin ich vor einiger Zeit auf einen interessanten Band gestossen, 543 Seiten stark: «Direction d'école», ein Handbuch für den Leiter einer französischen Grundschule. Anschauungsunterricht für eine detailversessene, ausschliesslich von oben nach unten ausgerichtete Organisation. Wie es im Staate Frankreich eben üblich ist.
Von Brest bis Ajaccio hat der französische Schuldirektor laut diesem «Bordbuch» beispielsweise dreimal jährlich zum landesweit exakt gleichen Zeitpunkt eine Brandschutzübung durchzuführen. Er wird angeleitet, wie die Traktandenlisten von Lehrerkonferenzen und Elternversammlungen auszusehen haben, wie der Weihnachtsbaum im Schulhof aufgestellt und dekoriert werden und wie man sich gegenüber von Eltern mitgebrachten Kuchen verhalten soll: Die seien nur zu akzeptieren, wenn sie gleichentags gebacken wurden und auf keinen Fall Crème Chantilly enthielten.
In der Schweiz sind wir von solchen Verhältnissen noch weit entfernt. Aber: Nähern wir uns ihnen seit geraumer Zeit nicht allmählich, auf leisen Sohlen? Nicht nur, aber auch in der Schule: Von Harmos bis Bologna, von der Installierung professioneller Schulleiter bis zum Fremdsprachenunterricht bewegt sich das helvetische Bildungswesen unter dem Titel «Harmonisierung» auf eine Vereinheitlichung zu.
Harmonisierung von 21 Deutschschweizer Schulsystemen ist gewiss nicht von vornherein von Übel. Nur darf sie nicht zum getarnten Vehikel einer nicht deklarierten, viel tiefgreifenderen Schulreform werden. Einer Reform, in den Augen vieler Kritiker oft bloss blinde Reformitis, die in
den letzten zwei Jahrzehnten für viel böses Blut gesorgt hat - bei den Lehrkräften ebenso wie beim Stimmvolk, das gegenüber Bildungsreformen zurzeit eine geradezu störrische Verweigerungshaltung an den Tag legt. Jüngstes Beispiel: das massive Zürcher Volksnein (über 71 Prozent) vom vergangenen 25. November zur Grundstufe, gegen die Parolen von Regierung, Parlament, staatstragenden Parteien (mit Ausnahme der SVP) und Medien. Auch ein Kompromissvorschlag, der vieles beim Alten belassen hätte, fand keine Gnade.
Haben unsere Bildungsbürokraten und -politiker aus dieser Skepsis gelernt? Halten sie sich zurück mit allzu forschen Reformvorschlägen? Es macht nicht den Anschein, ganz im Gegenteil. Der grosse Schritt in eine lichte, zentralisierte Bildungszukunft steht uns erst noch bevor. Er heisst «Lehrplan 21» und soll im kommenden Jahr in eine grosse Konsultation geschickt werden.
Beim Lehrplan 21 handelt es sich nicht nur, wie es offiziell heisst, um eine Harmonisierung von 21 kantonalen Lehrplänen. Sondern um eine Reform aller Lehrinhalte, die an Zentralisierung und Detaillierungsgrad alles Bisherige in den Schatten stellt. Die den Lehrkräften nicht mehr, sondern weniger Bewegungsspielraum zugesteht - Frankreich lässt grüssen.
Das beginnt bei der Einführung eines neuen zentralen Oberbegriffs: den Kompetenzen. Er wird den bisherigen Begriffen wie Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten übergestülpt. Das ist nicht einfach eine neue Terminologie. Kompetenzen müssen laut deutschen Bildungsexperten unter einen «handlungszentrierten Betrachtungsfocus» gestellt werden (Erpenbeck und Rosenstiel). Dadurch werden sie schwieriger messbar - die Folgen sind wohl klar: Auf Schulnoten wird man verzichten müssen. Auch darum, weil klassische Fächer - von Hauswirtschaft über Geschichte bis zur Religion - in einem schwammigen Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» aufgehen sollen. Hinzu kommen überfachliche Themen, in denen viel Zündstoff enthalten ist: Gender und Gleichstellung, globale Entwicklung und Frieden, kulturelle Identitäten und interkulturelle Verständigung.
Man muss nicht Hellseher zu sein, um für 2013 einen gewaltigen Streit um diese Schulreform unter dem Mantel der Harmonisierung vorauszusehen.
 Höpli: "Geradezu störrische Verweigerungshaltung"
Quelle: NZZaS, 16.12.

15. Dezember 2012

Mundart statt Frühchinesisch

Auch einem Leserbriefschreiber ist der Artikel über den Privatkindergarten, an dem die Kinder Chinesisch lernen, aufgefallen.
Man mag das Frühchinesisch, das Kindern im Vorschulalter in der privaten LIP-Schule beigebracht wird, als lustigen oder sinnlosen Gag oder als abgehobene Profilierungsübung von Expats und gutbetuchten Mehrbesseren abtun: Bemerkenswert ist aber die Tatsache, dass in diesem Privatkindergarten die gemeinsame Umgangssprache der Kleinen, die zu Hause Bulgarisch, Englisch oder Hochdeutsch sprechen, Schweizerdeutsch ist. Dieses Bekenntnis zur hiesigen Beziehungssprache unterscheidet sich wohltuend von der Haltung gewisser Exponenten unseres Bildungsestablishments, die den eindeutigen Volksentscheid für die Unterrichtssprache Mundart im Kindergarten nach wie vor nur sehr schleppend, lustlos und widerwillig vollziehen. Dabei muss Schweizerdeutsch auch für alle jene hier aufwachsenden Kinder, die zu Hause Türkisch, Portugiesisch oder Serbokroatisch sprechen, die gemeinsame Beziehungs- und Alltagssprache sein, wenn wir diese Kinder richtig integrieren wollen.
Thomas Ziegler, Elgg in: NZZ, 15.12.

14. Dezember 2012

EDK anerkennt Walliser Ausbildung

Die EDK anerkennt vier Lehrdiplome der PH-VS. Damit können im Wallis ausgebildete Lehrpersonen auf Stufe Sekudarschule und schulische Heilpädagogik auf dem gesamten Schweizer Territorium arbeiten.
EDK anerkennt Sekundar- und Heilpädagogikdiplome, 1815.ch

13. Dezember 2012

Immer mehr Sonderschüler: Was ist los an unseren Schulen?

Die Zahl der Sonderschüler nimmt rasant zu. Laut Schätzungen von Experten stieg der Anteil von Schülern mit Status "Sonderschüler" in gewissen Kantonen um das Doppelte.
Diskussionssendung mit Remo Largo, Peter Lienhard-Tuggener, Beatrice Zbinden


Gemeinsames Lernen behinderter und nichtbehinderter Kinder, Bild: taz.de
Forum, Radio DRS, 13.12. Der Link erlaubt das Abhören der gesamten Sendung.

"Keine Nachteile"

Bildungsevaluator Urs Moser schliesst aus den Erfahrungen einer Privatschule, es wäre besser, wenn man statt Chinesisch im Kindergarten Englisch oder Französisch anbieten würde. Diese Aussage ist irreführend. Soll der Kindergarten nun plötzlich das erfüllen müssen, was die Primarschule nicht schafft? Will Moser gar eine Ausdehnung der Fremdsprachen auf die Kindergartenstufe und damit Druck ausüben auf die noch fremdsprachenfreie 1. Primarklasse? Der Kindergarten hat andere Ziele und Prioritäten als die Primarschule. Die Misserfolge im Fremdsprachen-Unterricht dürfen nun nicht auch noch in den Kindergarten hineingezogen werden.





Frühchinesisch im Kindergarten, Bild: Christoph Ruckstuhl / NZZ
Chinesisch als Kinderspiel, NZZ, 13.12. von Andreas Schmid

Reformgaukler weiterhin am Drücker

Die Zeit der "Bildungsturbos" sei vorbei, heisst es. Die Weltwoche bringt einen Artikel, der zeigt, wie schwer es ist, die Volksschule demokratisch zu kontrollieren.

Hanspeter Amstutz runzelt die Stirn. «Aha, der Weihnachtsstress macht sich bei den Schülern bemerkbar», murmelt er und zückt den Rotstift. Der Sekundarlehrer aus Effretikon sitzt im Zürcher Café «Mandarin» und korrigiert Französischprüfungen. Obwohl seine Schüler diesmal nur mässig abgeschnitten haben, ist seine Stimmung glänzend. «Endlich hat der Wind gedreht», sagt er bei einem Kaffee, «der Glanz der Reformen ist weg.»
Amstutz ist ein politisch engagierter Lehrer, der von «progressiven» Bildungspolitikern lange als Fossil belächelt wurde. Er hält den ­gemeinsamen Klassenunterricht – heute abschätzig «Frontalunterricht» genannt – für ein probates Mittel, um die «Generation Facebook» bei Laune zu halten. Und er kämpft seit Jahren gegen praxisferne Reformen, mit denen pädagogische Hochschulen und Bildungsdirektionen die Schulen beglücken: zwei Fremdsprachen an der Primarschule, grenzenlose integrative Förderung, Lernprogramme für Lehrer, die zu «Coaches» degradiert werden. Am 25.November gelang ihm und anderen ­Reformkritikern der grosse Coup. Die Zürcher Stimmbürger lehnten die Einführung der Grundstufe ab, welche die Schulen gezwungen hätte, Kindergärtler und Erstklässler gemeinsam zu unterrichten. Ein Modell, das Lehrer Amstutz für eine typische Kopfgeburt hält: Es hätte teure Investitionen in neue Strukturen verursacht, ohne dass irgendein Mehrwert erkennbar gewesen wäre.
Die Befürworter – darunter die Bildungs­direktion – behaupteten, dass die Grundstufe die Kinder zu sozialeren Wesen machen ­werde. Dahinter steckte der alte Glaube der Bildungsreformer, dass der Mensch durch neue Systeme geformt und verbessert werden kann. «Man versucht, die Schule von oben umzukrempeln», sagt Amstutz, «aber das funktioniert nicht.» Das Nein der Stimmbürger zur Grundstufe hat in der Presse bereits einen Abgesang auf die «Bildungsturbos» ausgelöst. Ihre Zeit sei vorbei, titelte der Sonntag. Bricht jetzt die Ära der Realisten an? Ein etwas gewagter Schluss, wie drei aktuelle Beispiele zeigen.
1 – An den Schulen gilt seit einigen Jahren das Prinzip der Integrativen Förderung (IF). Es verlangt, dass möglichst alle Kinder, vom Behinderten bis zum Genie, in einer Klasse unterrichtet werden. Die Lehrpersonen werden dabei von Heilpädagogen unterstützt. Kleinklassen für auffällige oder behinderte Kinder sind in den Augen der IF-Vordenker untauglich, weil sie Separation und Diskriminierung förderten. Die Integration, so die Theorie, ­erzieht alle Schüler zu toleranteren und sozialeren Menschen. Doch im Alltag zeigen sich ganz andere Phänomene. «Die verhaltensauffälligen und lernschwachen Schüler beanspruchen derart viel Aufmerksamkeit, dass wir uns kaum noch um die anderen kümmern können», sagt eine Lehrerin aus dem Raum Zürich, «es herrscht eine permanente Unruhe.»
Auch das Hauptziel der IF-Übung, die Zahl der gesondert unterrichteten Schüler zu senken, ist verfehlt worden. Wie die NZZ am Sonntag in ihrer letzten Ausgabe berichtete, bleibt ihre Zahl auf hohem Niveau konstant. Denn viele Integrationsversuche scheitern. «Wir hatten behinderte Schüler, die von ihren vermeintlichen Gschpänli derart fertiggemacht wurden, dass sie in private Sonderschulen flüchteten», erzählt eine Lehrerin aus dem Aargau, «dort sind sie wenigstens unter sich.» Eine Oberstufenlehrerin aus dem Zürcher Oberland berichtet von einem «extrem verhaltensauffälligen» Schüler, der in die Oberstufe integriert werden sollte, obwohl er bereits in der Primarschule mehrere Kinder spitalreif geschlagen hatte. Der Versuch endete damit, dass der Schüler in eine private Sonderschule gesteckt wurde. Die Kosten, rund 40000 Franken im Jahr, trägt die Gemeinde. «Integration ist ja gut und recht», sagt die Lehrerin, «aber wo liegt die Schmerzgrenze? Darüber redet niemand.»
Die Grenze des Erträglichen ist vielerorts ­erreicht, wie politische Vorstösse zeigen. In der Stadt Luzern wollen zwei CVP-Gemeinde­rätinnen in einer Anfrage an den Stadtrat ­wissen, ob das Experiment IF rückgängig gemacht werden könne. In Uster verlangen zwei SVP-Gemeinderätinnen, dass die Kosten des Modells evaluiert werden. Beide Anfragen sind hängig. «Falls die IF keinen Nutzen bringt, sollte sich die Schulgemeinde eine Rückkehr zu den Kleinklassen überlegen», sagt Claudia Bekier, SVP-Gemeinderätin in Uster. Einfach, das ist ihr bewusst, wird das nicht sein: Ein Teil der Heilpädagogen, die heute in Regelklassen arbeiten, müsste entlassen werden. Gerade in dieser Gilde steht das Modell aber aus nahe­liegenden Gründen hoch im Kurs. «Die Zukunft», verkündete der Verband der Bündner Heilpädagogen im letzten März, «gehört der integrierten Förderung.»
2 – Das altersdurchmischte Lernen (AdL) ist der jüngste Versuch der Bildungstheoretiker, neue Strukturen und damit bessere Schüler zu schaffen. Kinder verschiedener Altersklassen sollen auf allen Stufen gemeinsam unterrichtet werden. Nutzen soll das in der Theorie sowohl den Kindern (sie profitieren voneinander und werden sozialer) als auch den Lehrern (sie haben mehr Zeit für individuelle Förderung). In mehreren Kantonen können die Gemeinden das AdL freiwillig einführen, wobei die Kompetenz nicht beim Souverän, sondern bei den Schulbehörden liegt. Glaubt man den pädagogischen Hochschulen, ist AdL das Modell der Zukunft. Und glaubt man offiziellen Verlautbarungen, ist es in der Praxis ein voller ­Erfolg. Im zürcherischen Wetzikon, wo das AdL im Sommer eingeführt wurde, wusste man bereits nach wenigen Wochen Bescheid: «Es herrscht ein lernfreudiges Klima», verkündete die Schulpflege, «die Kinder sind ­einerseits stolz, wenn sie den Jüngeren Unterstützung bieten können, und geniessen es andererseits, sich auch mal von einem Älteren etwas erklären zu lassen.» Es hat wohl selten Versuchskaninchen gegeben, die eine Theorie schneller und exakter «bewiesen» haben. Denn genau diese Sätze stehen im Lehrbuch.
Die Realität, man ahnt es, sieht auch in ­Sachen AdL etwas anders aus. «Wir haben, auf Deutsch gesagt, einen verdammten Salat», sagt ein Schulpfleger aus einer Gemeinde in der Zentralschweiz, die seit zwei Jahren auf Mehrjahrgangsklassen setzt. Da Erst- und Zweitklässler, Dritt- und Viertklässler sowie Fünft- und Sechstklässler gemeinsam unterrichtet werden, müssen jedes Jahr neue Klassen gebildet werden. Mit der Folge, dass die Kinder kaum Freundschaften schliessen, die über die gesamte Schulzeit halten. So etwas wie «Klassengeist» entstehe schon gar nicht mehr. «Man will die Kinder dazu zwingen, dass sie es mit allen lustig haben», sagt der Schulpfleger, ­«dabei wollen sich die jüngeren und älteren voneinander abgrenzen, und das sorgt für ­Un­ruhe.» Am Ende würden die Kinder nicht sozialer, sondern asozialer. Obwohl es auch in der Elternschaft brodelt, hält eine Mehrheit der Schulbehörde eisern an ihrem Experiment fest, der kritische Schulpfleger wird regelmäs­sig überstimmt. Für ihn ist das Ganze absurd: «Wir stimmen an der Gemeindeversammlung über jede Abwasserleitung ab, aber nicht über das Schulsystem.»
3 – Der «Lehrplan 21» ist ein nationales Prestigeprojekt, das ab 2014 den Unterricht in den 21 Deutschschweizer Kantonen normieren soll. Seit zwei Jahren wird daran gearbeitet. Die Federführung liegt bei der Deutsch­schweizer Erziehungsdirektoren-Konferenz (D-EDK); in Steuer- und Begleitgruppen arbeiten rund siebzig Bildungspolitiker, Fach­didaktiker der pädagogischen Hochschulen und Lehrer mit. Über den Gang der Dinge wird nur spärlich informiert. Erst im Sommer 2013 sollen Schulen, Parteien, Verbände konsultiert werden. Danach wird das Papier allenfalls überarbeitet und von der Plenarversammlung der EDK verabschiedet. Weder die Stimm­bürger noch die kantonalen Parlamente – diese können sich einzig über Finanzfragen ein­mischen – werden etwas zu sagen haben. Dabei ist der Sinn eines harmonisierten Lehrplans höchst umstritten. Der Bieler Lehrer Alain Pichard hält ihn für «Chabis»: «Man will die Mentalitäten vereinheitlichen, aber das hat in der Schweiz noch nie geklappt.» Wenn heute 16 bis 20 Prozent der Schulabgänger nicht mehr richtig lesen könnten, sollte man eigentlich andere Sorgen haben, als Geld für einen «Papiertiger» zu verschwenden, das man woanders dringend benötige.
Hinter den Mauern der D-EDK ist ein Seilziehen zwischen Theoretikern und Praktikern im Gang. Zu Letzteren gehört Armin Stutz, ­einer der wenigen Lehrer in der Begleitgruppe. «Wir fordern einen klar lesbaren Lehrplan», sagt er, «und eine angemessene Vorbereitung der Schüler auf das Berufsleben.» Dass sich Lehrer wie Stutz in der EDK einbringen dürfen, ist als positives Signal zu werten. Noch vor wenigen Jahren hätten sich Wissenschaftler und PH-Didaktiker wohl gar nicht dreinreden lassen. Den Ton geben sie allerdings noch heute an, wie sich bei der Gewichtung der Themen zeigt. Für die Berufs- und Studienwahlvorbereitung sind in einem ersten Entwurf gerade mal 39 Stunden pro Jahr vorgesehen, wie die NZZ kürzlich ­berichtete – «viel zu wenig», wie Lehrer kritisieren.
Dafür sollen die Schüler eine ordentliche Portion «nachhaltige Entwicklung» verabreicht bekommen. Unter diesen Begriff fallen fächerübergreifende Themen, die an den ­pädagogischen Hochschulen gerade im Trend liegen: Umwelt, Migration, interkulturelle Verständigung, Gender und Gleichstellung, Diskriminierung, soziale Gerechtigkeit. Vor 25 Jahren wäre wohl auch das Waldsterben dabei gewesen. Auch die Sprache des Lehrplans ist nicht unbedingt geeignet, die Angst der Lehrerschaft vor einem bürokratischen Machwerk zu zerstreuen. So heisst es über den Schwimmunterricht: «Die Schülerinnen und Schüler erwerben die wasserspezifischen Kern­elemente.» «Ich hoffe nur, dass die Lehrer nicht so reden werden», spottet ein pensionierter Lehrer, «sonst versteht sie kein Mensch.»
Das Problem scheint erkannt. Laut D-EDK-Geschäftsleiter Christoph ­Mylaeus wird der Lehrplanentwurf derzeit überarbeitet. Ziel sei unter anderem eine «bessere Verständlichkeit». Über Inhalte will er erst reden, wenn die überarbeiteten Entwürfe vorliegen, also 2013. Die Verschwiegenheit der EDK sorgt in der Lehrerschaft für Unmut. «Offensichtlich hat man hat Angst vor einer öffentlichen Debatte», sagt Hanspeter Amstutz. «Dabei sollte gerade jetzt über die Volksschule diskutiert werden.» Die Taktik der Bildungstheoretiker ist verständlich: Je weniger das Volk mitredet, desto weniger sind ihre ­Pläne gefährdet.
Aus: Weltwoche, 13.12. von Lucien Scherrer

Stadt Bern erhält 3300 zusätzliche Schulstunden

Schulkreise in der Stadt Bern mit starker sozialer Belastung erhalten vom Kanton zusätzliche Lektionen. Mit den neuen zusätzlichen 3300 Lektionen sollen Schüler mit besonderen Bedürfnissen in den Regelklassen integriert werden.







Zusätzliche Mittel für die Integration, Bild: Berner Zeitung
Stadt Bern erhält 3300 zusätzliche Schulstunden, Berner Zeitung, 13.12.

Ist "Selbstentlastung" legal?

Die St. Galler Lehrkräfte haben Massnahmen zur "Selbstentlastung" beschlossen. Darunter versteht man weniger Hausaufgaben, weniger Korrekturen, Beschränkung der Elterngespräche, weniger Prüfungen usw. Doch ist dieses Vorgehen legal? Lehrervereinspräsident Hansjörg Bauer: "Wir bewegen uns mit den vorgeschlagenen Massnahmen innerhalb des Volksschulgesetzes und des Berufsauftrages - und damit nicht in der Illegalität". 





Prüfungen sind nicht nur für die Schüler anstrengend, Bild: mittelbayerische.de
Wie viel Selbstentlastung der Lehrer ist rechtens? St. Galler Tagblatt, 13.12. von Regula Weik
St. Galler Volksschullehrer: Feingefühl ist gefragt, Regionaljournal DRS, 13.12.

12. Dezember 2012

Berner Lehrer planen Grosskundgebung

Im März 2013 soll auf dem Bundesplatz eine Grosskundgebung von LEBE stattfinden. Dabei sollen auch Lohnforderungen gestellt werden. 








Letztmals 2010 eine grosse Kundgebung, Bild: Keystone
Berner Lehrer wollen gegen Sparmassnahmen demonstrieren, Berner Zeitung, 12.12.

St. Galler Lehrer kreieren eigenes "Entlastungsprogramm"

An einer Versammlung des kantonalen Lehrerverbands KLV wurde vor 1500 anwesenden Lehrer das Sparprogramm der Lehrerschaft präsentiert. So wollen die Lehrkräfte weniger Hausaufgaben erteilen, weniger korrigieren und kontrollieren oder kürzere Elterngespräche führen. Administrative Arbeiten sollen während des Unterrichts erledigt werden. Daneben gibt es noch weitere Massnahmen, die vom Lehrerteam umgesetzt werden können. Betroffen wären Informationsveranstaltungen, Lager, Projekte oder die Schulzahnpflege. 
Mit diesen Aktionen protestieren die St. Galler Lehrer gegen die Streichung des geplanten Stundenabbaus.






St. Galler Volksschullehrer fordern Entlastung, St. Galler Tagblatt, 12.12.
St. Galler Lehrkräfte fordern bessere Bedingungen, Regionaljournal DRS, 12.12.

11. Dezember 2012

Romanisches Koexistenzmodell soll Gemüter beruhigen

Der Streit um die in der Schule gelernte Form des Romanischen soll mit einem Kompromiss beigelegt werden. Sowohl die Standardsprache Rumantsch Grischun (RG) als auch die regionalen Idiome sollen ihren Platz in der Schule haben.  Der Vorschlag stammt von der RG-freundlichen Lia Rumantscha. Er ist rein politisch und nicht pädagogisch abgestützt. Das gleichzeitige Lernen, Sprechen und Schreiben in RG und im Idiom verwirrt die Kinder mehr, als sie es im Romanischen stützt. Eine kürzlich veröffentlichte Studie hat ergeben, dass die Kinder im Unterengadin und im Münstertal erhebliche Schwächen in der Rechtschreibung aufweisen. Der vorgeschlagene Kompromiss wird die lockere Handhabung von Sprachregeln im Romanischen noch weiter aufweichen.
Rumantsch Grischun und Idiome - Koexistenz, Regionaljournal DRS, 11.12.

Aargau baut Schulhäuser

Als Folge von Harmos und der damit notwendigen Verlängerung der Primarschule auf sechs Jahre wird im Aargau nun an den Schulhäusern gebaut. Gegen eine Milliarde Franken wird in die Infrastruktur gebuttert.
Aargau erlebt Boom von Schulhausneubauten, Regionaljournal DRS, 11.12.

Kurzzeitgymnasium: Schlappe für Luzerner Regierung

Die Luzerner Jugendlichen können auch weiterhin nach der 3. Sekundarklasse ans Kurzzeitgymnasium übertreten. Die Sparmassnahme der Regierung wurde vom Kantonsrat mit sehr grossem Mehr abgelehnt. 






"Nicht durchdachte Massnahme", Bild: Pius Amrein/Neue LZ
Kurzzeitgymnasium: Regierung fällt durch, Neue Luzerner Zeitung, 11.12.

Jokertage sind der falsche Weg

Nun will auch der Thurgau die Jokertage einführen. Besser gesagt, der Wunsch kommt von Seiten der Schulgemeinden und Elternvereine. Jokertage sind eine bestimmte Anzahl von Halbtagen pro Semester, an denen man ohne Begründung abwesend sein darf. In der Praxis führt dies dazu, dass sich gegen Ende des Schuljahrs die Klassen leeren. Alle Schüler, die bis dann nämlich noch keinen Grund gefunden haben offiziell bewilligt zu schwänzen, holen dies dann nach. Dies ist ein völlig verkehrtes Signal an die Schüler. Ich kenne keinen Lehrer, der für begründete Fälle kein Verständnis hätte. Die von den Schulbehörden grosszügig verteilten Lizenzen zum Schwänzen sind und bleiben pädagogischer Unsinn. Dazu kommt, dass die auf diese Weise erschwindelte Gesetzeskonformität die Arbeit der Lehrkräfte dauerhaft untergräbt. Ein selbstbewusster Berufsstand würde sich dies nicht bieten lassen. Und bald werden wir uns über den zunehmenden Absentismus wundern.



Wieso nicht mal während der Schulzeit Ski fahren gehen? Bild: Hanspeter Schiess
Ein Joker für Schüler und Eltern, St. Galler Tagblatt, 11.12. von Christof Widmer

Immer mehr Baselbieter Schüler verhaltensgestört

Schweizweit gibt es mehr und mehr Sonderschüler. Auch Baselland ist keine Ausnahme. Die Zahl integrativer Sonderschulungen hat seit 2007 um mehr als 37 Prozent zugenommen, von 157 auf 216 Schüler. Die Zahl separativer Sonderschulung sank gleichzeitig nur leicht. Das heisst: Die Zahl der Sonderschüler stieg insgesamt während den letzten fünf Jahren um acht Prozent. Dies trotz sinkender Gesamtzahl an Schülern. Dazu kommt noch, dass Baselland seine separierten Kleinklassen behalten hat. Würden, wie in anderen Kantonen, die Kleinklässler in die Sonderschulung überführt, dann wären die Zahlen noch pointierter. Marianne Stöckli, Leiterin Abteilung Sonderpädagogik im Amt für Volksschulen BL, meint, die starke Zunahme der Sonderschüler sei auf die steigende Anzahl von Kindern mit einer Verhaltensstörung zurückzuführen.















Quelle: Basler Zeitung, 11.12. von Boris Gygax

Cybermobbing boomt

Walter Grossenbacher von der Kantonspolizei Bern: "Vor fünf Jahren hatten wir vielleicht zehn Fälle von Cybermobbing pro Jahr, nun sind es pro Monat 10 bis 15." "Für Kinder und Jugendliche ist die virtuelle Welt ein selbstverständlicher Teil ihrer Realität - daher tragen sie auch ihre Streitereien dort aus", sagt der Leiter der Fachstelle für Gewaltprävention der Stadt Zürich.





Was einmal im Internet steht, verschwindet nicht mehr, Bild: Thinkstock Kollektion
Das digitale Mobbing, Beobachter 25/12 von Alexandra Bröhm

10. Dezember 2012

Computerecke im Kindergarten

Die neue Schwyzer ICT-Strategie empfiehlt, eine Computerecke bereits im Kindergarten einzurichten. Weiter soll in der Primar- und Sekundarschule mindestens pro vier Schüler ein Computer zur Verfügung stehen. Mittelfristig sollen alle Schüler der Sekundarstufe I mit einem Notebook ausgerüstet werden. 
Die Kommission, welche die neue Strategie ausarbeitete, hat sich so richtig ins Zeug gelegt. Im Bereich ICT scheint derzeit alles möglich zu sein. Wir haben zwar noch kein Konzept, wie man mit Computern sinnvoll im Unterricht umgehen soll. Die Lehrmittel sind noch ausgerichtet auf Klassenunterricht und es fehlen grundlegende Einsichten, wann sich der Einsatz eines Computers lohnt und wie am besten damit umzugehen ist. Trotzdem ist davon auszugehen, dass das Schwyzer Konzept eifrige Nachahmer in anderen Kantonen finden wird. Einen Schritt weiter scheinen hier die Zürcher zu sein. Deren Konzept gründet stark auf der lokalen Schulkultur und wirkt abgeklärter. 




Wen kümmert's, ob die Kinder lesen oder schreiben können? Mit dem Computer sieht alles einfach viel moderner aus, Bild: Keystone
Früher und mehr Computer in den Schulen, Neue Luzerner Zeitung, 10.12.

9. Dezember 2012

Starke Zunahme der Sonderschüler

Trotz - oder gerade wegen - der integrativen Förderung steigt die Zahl der als Sonderschüler deklarierten Kinder stetig an. Gemäss Schätzungen ist der Anteil der Sonderschüler landesweit von 1,7 auf 3,2 Prozent gestiegen. Obwohl es immer mehr integrierte Sonderschüler gibt, nimmt die Zahl der separierten aber nicht ab. Ein Grund dafür könnte mit dem finanziellen Anreizsystem zusammen hängen: Sonderschüler werden vom Kanton teilfinanziert. So hat sich die Zahl verhaltensbehinderter Kinder im Kanton Luzern innert zehn Jahren mehr als verdoppelt. Solche Diagnosen sind schwer objektivierbar. Allerdings ist festzustellen, dass dort, wo entsprechende Betreuungs-Angebote vorhanden sind, die Zahl der Sonderschüler höher liegt. Das Angebot an Fördermassnahmen lässt eine entsprechende Nachfrage entstehen. Dabei sind es oft nicht rein heilpädagogische Kriterien, die zur Aussonderung von Kindern angewendet werden. Forschungsarbeiten legen die Vermutung nahe, dass es sich dabei auch um soziale und geschlechtertypische Diskriminierung handelt. 












So viele Sonderschüler wie nie, NZZaS, 9.12. von René Donzé

8. Dezember 2012

Viele gute Massnahmen, aber auch Problemkreise

Der Übergang von der Sekundarschule ins Berufsleben bedeutet nicht nur für die Schule eine besondere Herausforderung. Wir haben es mit schlecht integrierten, schulisch schwachen und nicht motivierten Jugendlichen zu tun. Es ist kein Schleck, diese Schüler zu einer Lehre hinzuführen, die sie mit Erfolg durchstehen. Es gibt in diesem Bereich mittlerweile eine Vielzahl von Angeboten: Motivationssemester, Brückenangebote, Casemanagement Berufsbildung, LIFT, Vorlehre, spezielle Integrationsangebote etc. 
Allerdings gibt es auch problematische Bereiche, z.B. die Koordination der verschiedenen Anspruchsgruppen. Entsprechende Massnahmen sind eingeleitet, wie die Reorganisation der Brückenangebote in verschiedenen Kantonen. Ein weiterer Problemkreis betrifft das Know-how in der Arbeit mit hoch integrationsgefährdeten Jugendlichen mit einer Mehrfachproblematik. 





Beziehungsarbeit und Flexibilität sind am Übergang Schule-Lehre gefordert , Bild: Südostschweiz
Rückblick, Abschied und Dank, Blog Ventil, von Nik Ostertag, 7.12.

Tessiner Lehrer streikten

Die Tessiner Regierung muss sparen. Deshalb plant sie eine Lohnreduktion, genannt Solidaritätsbeitrag, von zwei Prozent von allen Kantonsmitarbeitern. Aus Protest gegen diese Massnahme ist in vielen Tessiner Schulen deshalb der Unterricht teilweise ausgefallen. Schüler und Eltern waren im Vorfeld schriftlich informiert worden. An einer Schule in Bellinzona wurden vn insgesamt 360 Schülern nur 22 erwartet. Den anwesenden Jugendlichen wurde zum Teil ein Alternativprogramm mit Filmen und Musik angeboten.






Ersatzlehrerin und zwei Schülerinnen im Einsatz, Bild: Keystone
Tessiner Lehrer streiken, Tages Anzeiger, 5.12.

7. Dezember 2012

Aargau bald ohne Schulpflegen?

Ab 2018 soll der Gemeinderat die Führung der örtlichen Volksschulen übernehmen. Die Schulpflege soll abgeschafft werden. So will es die Aargauer Regierung. Sie will damit die Schule schlanker machen. 
Im Nachbarkanton Solothurn wurden die kommunalen Schulbehörden schon 2006 abgeschafft.
Der Aargau will die Schulpflege abschaffen, Regionaljournal DRS, 7.12.
Schulpflegen haben ausgedient, Schulpolitik wird Sache der Gemeinderäte, Aargauer Zeitung, 7.12.

Klassengrössen-Initiative kommt zustande

In Zürich kommt die Volksinitiative "Mehr Qualität im Unterricht dank kleinerer Klassen" zustande. Hinter dem Volksbegehren steht die EVP. Die Initiative verlangt, dass künftig maximal 20 Schüler pro Klasse eingeteilt sind. Momentan liegt die Obergrenze bei 25 Kindern pro Klasse - vorübergehend dürfen aber bis zu 28 Kinder in einem Schulzimmer sitzen, ohne dass Massnahmen ergriffen werden müssen.







Bald weniger volle Klassenzimmer in Zürich? Bild: Keystone
Klassengrössen-Initiative ist zustande gekommen, Tages Anzeiger, 7.12.

Angriff aufs Langzeitgymnasium

Das Kurzzeit- und das Langzeitgymnasium seien eine "Doppelspurigkeit" - das sagen die Primar- und Seklehrer aus Willisau. In einem offenen Brief an den Luzerner Bildungsdirektor Reto Wyss fordern sie diesen auf, das Langzeitgymnasium abzuschaffen. Reto Wyss verweist auf Abklärungen aus dem Jahr 2004, welche zum Schluss kamen, das Langzeitgymnasium beizubehalten. 
Die Diskussion um die Gymnasien ist im Zuge der Sparmassnahmen des Kantons ins Rollen gekommen.






Langzeitgymnasium als Luxuslösung? Bild: Neue LZ
Angriff aufs Langzeitgymnasium, Neue Luzerner Zeitung, 7.12.

Obwalden sagt knapp ja zu Französisch

Oberflächlich gesehen geht es um Banales: Soll der Fremdsprachenunterricht an der Obwaldner Primarschule evaluiert werden? Dies forderte ein von bürgerlicher Seite eingereichtes Postulat. Der Bericht soll aufzeigen, ob der obligatorische Französischunterricht an der Primarstufe aufgehoben werden soll. 
Die Regierung will keine Evaluation, sie fürchtet sich vor den Kosten. Ausserdem werde damit Unruhe und Verunsicherung geschürt. Das Postulat wurde nach einer längeren Grundsatzdiskussion mit 26 zu 21 Stimmen abgelehnt. 






In Obwalden bleibt Französisch an der Primarstufe, Bild: Fabienne Arnet
Französischunterricht auf Primarstufe bleibt, Neue Luzerner Zeitung, 6.12.

Elternarbeit belastet Urner Lehrer

Es sind nicht so sehr die Sitzungen und der Papierkram, der die Urner Lehrer belastet. Am meisten ins Gewicht fällt die Elternarbeit. Belastet fühlen sich die Lehrer vor allem bei Eltern mit schwierigen Kindern. Hier sollen nun konkrete Vorschläge zur Entlastung ausgearbeitet werden.






Uri will Lehrer bei Elternkontakten entlasten, Bild: br.de
Elternarbeit belastet Urner Lehrer, Neue Luzerner Zeitung, 7.12.

6. Dezember 2012

Netz 2 verlängert

Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat beschlossen, das Projekt Netz 2 um zwei Jahre zu verlängern. Mit dem Projekt unterstützt der Kanton Jugendliche, die aufgrund einer besonders belasteten Situation Mühe haben, eine Lehrstelle zu finden. 





Seit Projektstart haben über 300 Jugendliche am Case-Management-Projekt teilgenommen, Bild: Limmattaler Zeitung
Der Kanton Zürich verlängert das Projekt Case Management Berufsbildung, Kanton Zürich, 6.12.

St. Gallen prüft HSK

Der St. Galler Stadtrat soll aufzeigen, welchen Platz heimatliche Sprache und Kultur (HSK) in der Schule hat. Ein SP-Politiker reichte dazu ein Postulat ein, das der Stadtrat nun prüft. Die Stadt Zürich kenne ein solches Schulfach, welches jeweils am Mittwochnachmittag durchgeführt werde, heisst es im Postulat.






Von der Förderung der Erstsprache profitiert auch der Deutschunterricht, Bild: NZZ.
Quelle: Regionaljournal DRS, 6.12.

Wenn sich Schulbehörden aufdrängen

Zugegeben: Der Fall hat nicht direkt mit Schule zu tun, wohl eher mit dem Schweizer Demokratieverständnis. Trotzdem kommt es regelmässig vor, dass Schulbehörden ihre Macht missbrauchen um bestimmte Anliegen durchzudrücken. Im vorliegenden Beispiel aus dem Kanton Zürich beorderte der Schulpflegepräsident alle Lehrkräfte an die Gemeindeversammlung. Obwohl Vereine und auch Firmen dieselbe Praxis anwenden, ist hier Vorsicht geboten. Eine öffentliche Behörde soll hinstehen und die Leute mit Argumenten überzeugen und dann das tun, was die Mehrheit will.
Heikel für Arbeitnehmer: Gemeindeversammlung, Bild: Aargauer Zeitung
 Quelle: NZZ, 6.12.