30. Oktober 2012

Ohrfeige für Frühfremdsprachler

Man muss dem Kanton Luzern eines zu Gute halten: Mut. Nach vier Jahren Englischunterricht wollte man wissen, was die Schüler können. Das ist korrekt und gehört entsprechend gewürdigt. Das Bildungsdepartement hat also die Englischkompetenzen der Schüler am Ende der 6. Klasse mit den Lernzielen des Lehrplans verglichen. 
Die Resultate sind nicht wirklich überraschend: Im Bereich Hören schaffen 53,9 Prozent die Lehrplanziele nicht. Im Lesen sind es gar 65,3 Prozent, die unter den gesetzten Zielen liegen. Besser sieht es im Sprechen (3,2 Prozent unter den Lehrplanzielen) und im Schreiben aus (25,3 Prozent unter den Lehrplanzielen). Dabei handelt es sich wohlverstanden um Minimalanforderungen, die grundsätzlich von allen Schülern erreicht werden sollten. Ausserdem legt das Lehrmittel im Anfängerunterricht noch besonderes Gewicht auf die Rezeption (Hören und Lesen) gegenüber der Produktion (Sprechen und Schreiben). 
Konkret können die Schüler nach vier Jahren also sagen, in welchen Farben sie ihre Kleider am liebsten tragen oder aus wievielen Buben und Mädchen ihre Schulklasse besteht. Ausserdem können sie ihre Familie und Hobbys kurz schriftlich vorstellen.
Die Schlussfolgerungen, die Luzern nun aus dieser Evaluation zieht, sind alles andere als beruhigend. Anstatt sich die Frage über den Sinn eines offensichtlich verfehlten Fremdsprachenexperimentes zu stellen, wird munter weitergewurstelt. Dabei sucht man bezeichnenderweise die Mängel nicht im Konzept, sondern bei den Lehrkräften. Diese sollen noch mehr Weiterbildungen besuchen und systematisch Lernstandserhebungen in ihrer Klasse durchführen. Die Promotoren des frühen Fremdsprachenunterrichts haben die Lage noch im Griff: Sie schieben den Schwarzen Peter einfach den Lehrkräften zu!
Grosse Defizite im Hören und Lesen, Bild: NZZ
Englischkompetenzen am Ende der 6. Klasse: Überprüfung der Lernziele, von Christina Gnos, Kanton Luzern, September 2012

Ungereimtheiten beim ZLV


Im Abstimmungskampf um die Prima-Initiative und den Gegenvorschlag unterstützt der ZLV (Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband) offiziell den Gegenvorschlag, der es den Gemeinden überlässt, die Grundstufe einzuführen. Dieser Entscheid ist offensichtlich ohne Konsultation der direkt betroffenen Kindergärtnerinnen gefällt worden. Diese sind nämlich laut einer Umfrage klar gegen die Grundstufe.

Kindergärtnerinnen sind gegen die Grundstufe
Das Komitee «Grundstufe 2 × Nein» präsentiert die Ergebnisse einer Umfrage
wbt. · Die Gegenposition zu den beiden Grundstufen-Vorlagen, die am 25. November zur Abstimmung kommen, vertritt ein «Komitee Grundstufe 2 × Nein». Kindergärtnerinnen sowie Politikerinnen und Politiker aus SVP, GLP, EVP und EDU prägen sein Gesicht. Die vier genannten Kantonalparteien haben denn auch alle die doppelte Nein-Parole ausgegeben: Weder soll die Grundstufe im Kanton Zürich flächendeckend, wie es die Linke fordert, noch nach Wahl der Gemeinden beziehungsweise deren Schulbehörden, wie es Regierung, Kantonsratsmehrheit und FDP will, eingeführt werden.
Am Montag haben die beiden Kindergärtnerinnen Gabi Fink und Brigitte Fleuti, die frühere und die gegenwärtige Präsidentin des Vereins Kindergärtnerinnen Zürich (VKZ), zusammen mit den Kantonsrätinnen Anita Borer (svp.) und Ruth Kleiber (evp.) sowie mit dem Kinderarzt Hannes Geiges ihre Haltung begründet. Dabei gingen sie davon aus, dass der Kindergarten über kurz oder lang mit beiden Varianten der Grundstufen-Einführung verschwinden werde. Dies aber wäre für das Komitee eine grundlegende strukturelle Veränderung: Der Berufsstand der Kindergärtnerinnen würde abgeschafft - was jährlich 62 Millionen Franken kosten würde, wie Fink sagte.
Es erstaunt deshalb nicht, dass in einer VKZ-Umfrage vom Oktober 2012 77,1 Prozent der Verbandsmitglieder und 82,5 Prozent aller antwortenden Kindergärtnerinnen - anders als der Lehrerinnen- und Lehrerverband - beide Grundstufen-Vorlagen ablehnen, wie vor den Medien ausgeführt wurde. Befragt wurden über 800 der rund 1600 Zürcher Kindergärtnerinnen, rund die Hälfte schickte den Fragebogen zurück.
Für die Abschaffung des Kindergartens gebe es keine schlagkräftigen Argumente. Jedenfalls sei die Hypothese des schwierigen Übergangs vom Kindergarten in die Primarstufe nicht belegbar. Im Gegenteil: Für Fleuti sind die Kindergärtnerinnen die Spezialistinnen für Übergänge und die entsprechenden Rituale. Mit dem Wechsel in die Primarstufe endlich den Status des Schülers zu erlangen, sei auch motivierend. Umgekehrt könne die Grundstufe Vierjährige überfordern; die Alters- und Entwicklungsunterschiede seien zu gross.
Die geforderte Individualisierung praktiziere der Kindergarten schon lange. Er habe in den letzten Jahren zudem von der Grundstufe gelernt und sich entwickelt, aber seine kindgerechten, auf Geschichten und Erleben basierenden Unterrichtsmethoden beibehalten.
Quelle: NZZ, 30.10. von Walter Bernet

29. Oktober 2012

Reformwahn hilft den Schülern nicht

Auch Deutschland hat nach dem PISA-Schock den Reformturbo gezündet und mangelnden Reformeifer kann man den Deutschen nicht vorwerfen. Doch kaum eine dieser aufwendigen Massnahmen wurde daraufhin überprüft, ob sie auch wirkt. Die Ergebnisse eines bundesweiten Grundschulvergleichs zeigen, dass viele Neuerungen offensichtlich nicht wirken. Hier ein paar Erkenntnisse:
1. Es zeigt sich, dass die Schulstruktur nebensächlich ist. 
2. Das Fachwissen der Lehrer wird in der Bildungsdebatte unterschätzt. 
3. Die Sozialstruktur der Schüler erklärt nicht alles.
Welche Reformen bringen etwas? Bild: Radio Bremen
Reformwahn hilft den Schülern nicht, Die Zeit, von Thomas Kerstan

Kanti-Navigator

Der Kanti-Navigator ist eine Internetplattform, welche die Oberstufenschüler beim Entscheid unterstützt, ob ein Ausbildungsgang an der Mittelschule das Richtige für sie sei. Der Navigator zeigt die Angebote der einzelnen St. Galler Kantonsschulen auf und welche Berufsbereiche sich mit dieser Ausbildung eröffnen.
Zum St. Galler Kanti-Navigator, Quelle: St. Galler Tagblatt, 29.10.

28. Oktober 2012

Höhere Maturaquote = mehr Arbeitslosigkeit

Bundesrat Johann Schneider-Ammann warnt vor einer zu kopflastigen Bildungspolitik, denn so steige die Jugendarbeitslosigkeit. Der Wert der Berufsbildung müsse wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden.
Quelle: NZZaS, 28.10.

Schulen sollen HSK übernehmen

Wir haben darüber berichtet, dass der Unterricht in heimatlicher Sprache und Kultur (HSK) gefährdet ist. Dieser wird getragen von privaten Vereinen oder den ausländischen Botschaften. Wegen der Finanzkrise müssen insbesondere  Kurse in italienisch, griechisch oder portugiesisch gekürzt werden.
Walter Leimgruber, Präsident der Migrationskommission, fordert nun, dass die öffentliche Schule Migranten in ihrer Muttersprache unterrichtet.
Quelle: NZZaS, 28.10. 

27. Oktober 2012

St. Galler Lehrer wollen abbauen

Die St. Galler Lehrer pochen weiterhin darauf, dass sie entlastet werden. Der Kantonale Lehrerinnen- und Lehrerverband hat an seiner Delegiertenversammlung ein Positionspapier abgesegnet. Die Lehrer werden aufgefordert, sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren.
«Wir leisten sehr viel ausserhalb unseres Berufsauftrages und dies müssen wir unter den aktuellen Bedingungen einschränken», erklärt der Präsident Hansjörg Bauer. Er denke dabei zum Beispiel an Lager, Sportveranstaltungen oder schulische Spezialanlässe. Aber auch die Elternarbeit soll überdacht werden.
Dies sei kein Streik und auch kein Dienst nach Vorschrift, so Bauer weiter. Es handle sich um machbare Massnahmen. Am 12. Dezember sollen diese angedachten Massnahmen mit den Lehrerinnen und Lehrern konkretisiert werden. Ausserdem sollen die Schulleitungen und Schulbehörden in den Prozess mit einbezogen werden.
Der Kantonsrat ist bei der Diskussion des Volksschulgesetzes auf das Thema Lehrerentlastung nicht eingetreten. Es werden im Rat Vorstösse zum Thema erwartet.
 
Quelle: Regionaljournal DRS, 27.10.

26. Oktober 2012

Schwimmen für alle

Jedes Berner Kind soll schwimmen lernen. Dies ist das Ziel der Erziehungsdirektion. 
Baden und Schwimmen ist die zweitbeliebteste Sportart der Schweizer Kinder, Bild: Volksschule Hitzendorf
Flyer- Schwimmen für alle, jedes Kind soll schwimmen lernen! Kanton Bern. 

Pro und Contra Prima-Initiative und Gegenvorschlag

Am 25. November stimmt Zürich ab über die Prima-Initiative, welche eine flächendeckende Einführung der Grundstufe vorsieht. Der ebenfalls zur Abstimmung gelangende Gegenvorschlag sieht eine Einführung auf freiwilliger Basis durch die Gemeinden vor. Hier eine Übersicht über die Podiumsdiskussionen:
Montag, 29. Oktober, 19.30 Uhr. Dietikon, Restaurant Sommerau Ticino. 
Dienstag, 30. Oktober, 19.30 Uhr. Zürich, Schulhaus Gabler. 
Mittwoch, 31. Oktober, 20 Uhr. Wetzikon, Restaurant Drei Linden. 
Donnerstag, 1. November, 19.30 Uhr, Winterthur, Restaurant Wartmann. 
Dienstag, 6. November, 19.30 Uhr, Zürich, Aula Schulhaus Ämtler A 
Montag, 29. Oktober, 19.30 Uhr. Dietikon, Restaurant Sommerau Ticino. 
Dienstag, 30. Oktober, 19.30 Uhr. Zürich, Schulhaus Gabler. 
Mittwoch, 31. Oktober, 20 Uhr. Wetzikon, Restaurant Drei Linden. 
Donnerstag, 1. November, 19.30 Uhr, Winterthur, Restaurant Wartmann. 
Dienstag, 6. November, 19.30 Uhr, Zürich, Aula Schulhaus Ämtler A.

Neuer oder alter Kindergarten? Tages Anzeiger, 26.10. von Daniel Schneebeli

Grosse Unterschiede beim Übertritt in die Sekundarschule

Nach wie vor gibt es im Kanton Bern grosse Unterschiede zwischen den Gemeinden hinsichtlich der Übertrittsquoten an die Sekundarschulen. Spitzenreiter an deutschsprachigen Schulen ist Muri. In der Oberaargauer Gemeinde Thunstetten gehen nur 36 Prozent der Siebtklässler in die Sekundarschule. 
Vergleichszahlen des letzten Jahres.
Durchschnittlich 59% an die Sekundarschule, Bild: Keystone
Grosse Kluft beim Sek-Übertritt, Berner Zeitung, 26.10. von Urs Egli

Nullrunde in Bern

Wenn es nach dem Berner Regierungsrat geht, erhalten die Lehrer keine Lohnerhöhung. Der minimale Gehaltsaufstieg von 0,5 Prozent soll auf Null gesenkt werden. LEBE ist empört und spricht von einem Bildungsabbau für Kinder und Jugendliche. 
Mit einem Kantonswechsel lasse sich eine Lohnerhöhung von 1000 Franken realisieren. Der Berner Berufsverband der Lehrerinnen und Lehrer entscheidet im Dezember über gewerkschaftliche Massnahmen.
Scharfe Kritik am Sparpaket, Berner Zeitung, 26.10.
Medienmitteilung LEBE

25. Oktober 2012

Situation Mundart-Initiativen

Seit dem Erfolg der Mundart-Initiative im Kanton Zürich und der Annahme des Gegenvorschlags in Basel-Stadt kämpft sich der Dialekt wieder in den mittlerweile hochdeutschen Kindergarten zurück. Wir erinnern uns: Mithilfe eines verordneten Hochdeutschgebrauchs im Kindergarten möchte man die PISA-Resultate am Ende der Schulzeit verbessern. Diese bizarren sprachlichen Zwangsmassnahmen werden nun auch in anderen Kantonen kritisch hinterfragt. Hier eine Übersicht über die aktuellen politischen Bestrebungen.
  • Zürich: Initiative angenommen.
  • Basel-Stadt: Gegenvorschlag angenommen.
  • Glarus: Landsgemeinde entscheidet im Mai 2013
  • Luzern: Initiative eingereicht, Abstimmung Herbst 2013.
  • Solothurn: Unterschriftensammlung läuft.
  • Bern: Initiative angekündigt.

Nidwalden will 10. Schuljahr behalten

In der Budgetdebatte kam das Nidwalder Brückenangebot für Schulabgänger ohne Lehrstelle unter Druck. Der Bildungsdirektor Res Schmid versicherte, eine Streichung sei vertretbar, denn auch ohne schulisches Brückenangebot werde kein Jugendlicher auf der Strasse stehen. Der Landrat folgte aber der Bildungskommission, die nicht auf das Angebot des 10. Schuljahres verzichten wollte. 
Brückenangebot fällt nicht Rotstift zum Opfer, Neue Luzerner Zeitung, 25.10.

24. Oktober 2012

Lehrer bestraft wegen Rauchens

Zugegeben: Noch sind wir nicht so weit wie die untenstehende Geschichte aus Japan. 
Quelle: NZZ, 24.10.

Luzerner Regierung bekämpft Mundart-Initiative mit Gegenvorschlag

Wie zu erwarten war, stellt die Luzerner Regierung der Mundart-Initiative der JSVP einen Gegenvorschlag gegenüber. Dieser Vorschlag basiert auf einer gleichwertigen Förderung von Hochdeutsch und Mundart. Damit will man die Initiative als zu einseitig abstempeln. Die Tatsache, dass die Regierung einen Gegenvorschlag ausarbeitet, ist ja eigentlich bereits das Eingeständnis, dass man sich getäuscht hat. Im Jahr 2004 verlangte der Regierungsrat nämlich noch hauptsächlich Hochdeutsch im Kindergarten.
Luzerner Regierung versucht mit Gegenvorschlag Gesicht zu wahren, Bild: Roger Grütter / Neue LZ
Regierung will Mundart und Hochdeutsch, Neue Luzerner Zeitung, 24.10.

Wo sparen in der Volksschule?

In einer Umfrage wollte der Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverband LLV wissen, wo in der Volksschule gespart werden könnte. Hier die Ergebnisse:
1. Externe Evaluation
2. Tag der Volksschule
3. Drucksachen und Broschüren aus der DVS
4. Mitteilungsblatt
5. Anerkennungspreis
6. Schulzahnpflege
Der LLV bringt diese Vorschläge in die Diskussion zum Sparpaket 2013/14 ein.




















Die Kosten laufen aus dem Ruder, doch wo soll gespart werden? Bild: Postfinance
Mögliche Sparbereiche in der Volksschule - Umfrageergebnisse, LLV, 23.10.

23. Oktober 2012

Überarbeitung des Berufsauftrags

Der Kanton St. Gallen will die Berufsaufträge der Volksschullehrer und der Berufsschullehrer überarbeiten. Der Berufsauftrag der Mittelschullehrer soll evaluiert werden. Ziel ist eine Anpassung der Systematik der drei Lehrpersonen-Typen. Diese sind bis heute nur teilweise koordiniert und aufeinander abgestimmt. 
Wieviel arbeiten die verschiedenen Lehrerkategorien? Bild: EVP ZH

Wann beginnt der Ernst des Lebens?

Noch nie in der Geschichte unserer Kultur wurde den Kindern so viel Aufmerksamkeit zuteil wie heute. Wir leben im Zeitalter der Erziehung. Dies sagt der Jugendpsychologe Allan Guggenbühl. Umso erstaunter reagieren wir Erwachsenen, wenn die Kinder dann nicht so herauskommen wie geplant. Die Erwartungshaltung der Kinder ist sehr hoch, Hotel Mama und Papi als Zahlmeister sind für viele Jugendliche selbstverständlich geworden. Der Montagmorgen ist zum Ausschlafen da - das Leben ist eine Party. Man fragt sich: Wann werden diese Jugendlichen endlich erwachsen 
Einerseits weigern sich viele Jugendliche erwachsen zu werden. Das Leben muss Fun sein. Guggenbühl zeigt aber auch auf, wie die Gesellschaft mit dem Streben nach Selbstständigkeit umgeht. Anstatt die Jugend einzubinden, ihr echte Verantwortung zu übertragen, stellt man sie in einen Warteraum. Die Ausbildung wird immer länger und nimmt Züge einer Disziplinierung an. Während man früher auszog und auf die Lern- und Wanderjahre ging, bleibt man heute zu Hause und vertrödelt die Zeit mit Mutproben. 
Auf die Schule bezogen stellt Guggenbühl die Frage, ob selbstgesteuertes Lernen nicht eine Illusion sei. Die heute vorhandenen Optionen in der Berufswahl, wie auch in der Lebensgestaltung, verwirren und führen zu einer Ohnmacht. Definitive Entscheide werden hinausgezögert, um möglichst lange alle Optionen offen zu halten.  Der Übergang vom Kindergarten in die Primarschule beispielsweise wird als Bruchstelle empfunden, die man mit der Grundstufe entschärfen wolle. Guggenbühl jedoch fordert Gegenfiguren, die den Mut haben, auch unpopulär zu sein. An solchen Lehrern können sich Kinder und Jugendliche reiben, es entsteht eine Auseinandersetzung, die letztlich dem Kind hilft, sich zu finden. Das mühelose Treiben auf einem Ozean von Möglichkeiten bringt nichts als diffuse Beliebigkeit und Unsicherheit. Im Klartext also: Mehr Führung, weniger Auswahlsendungen, aber auch mehr echte Verantwortung und notwendige Rituale. 


Selbstgesteuertes Lernen als Illusion? Allan Guggenbühl, Bild: 24 heures
Fun, Party oder Buchhaltung, Benefizveranstaltung zugunsten traumatisierter Kinder und Jugendlicher in Georgien, Chur, 22.10. von Allan Guggenbühl, Bericht: Urs Kalberer

22. Oktober 2012

Privatschulen liegen in Luzern im Trend

Im Kanton Luzern wechselten im Schuljahr 2009/10 45 Schüler von der öffentlichen Schule in eine private, ein Jahr später waren es 86 und letztes Jahr bereits 96 Schüler. Gesamthaft besuchen 600 Luzerner Schüler eine Privatschule, dies bei einer totalen Schülerzahl von über 40'000.
Immer mehr eine Option für schwache Schüler: die Privatschule, Bild: Neue ZZ
Schwache immer öfter in Privatschulen, Neue Luzerner Zeitung, 22.10.

Mutter und gleichzeitig Lehrerin

Lernen ohne Schule ist möglich. In der Schweiz besuchen rund 500 Kinder keine Schule, sondern werden zu Hause von ihren Eltern unterrichtet. Häufig handelt es sich dabei um religiöse Gründe, die den Besuch einer Schule verunmöglichen. Die Behörden reagieren zunehmend restriktiv.
Wenn die Schule zu Hause stattfindet, Bild: homeschooling.com
Lernen ohne Schule, NZZ, 22.10. von Claudia Wirz

Jedes achte Kind schafft Übertritt in die Primarschule nicht

Der Kanton St. Gallen legt einen Bericht zur Situation der Einschulung in den Kindergarten und zum Stufenübertritt in die Primarschule vor. Er gibt aktuelle Hinweise zum Umgang mit dem Thema Einschulung in anderen Kantonen. Ausserdem werden bedeutende, neuere Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Lern- und Entwicklungsstand während der ersten Jahre der Schullaufbahn präsentiert.
Interessant ist der Befund, wonach der Eintritt in die erste Primarklasse eine grosse Hürde darstellt. Jedes achte Kind schafft diesen Übergang nicht. Allerdings herrscht, wie der Bericht zugibt, am Ende des Kindergartens "eine gewisse Orientierungslosigkeit". Es wird von einer "personellen und konzeptionellen Bruchstelle" gesprochen. Das tönt sehr alarmierend. Bekanntlich hat das Parlament nach der Evaluation der Basisstufe dieses Konzept vorläufig gestoppt. Der Bericht bedauert diesen Entscheid und streicht nochmals die positiven Aspekte der Basisstufe hervor. Ebenfalls kritiklos gibt man (die Verfasser des Berichts bleiben ungenannt) sich dem trendigen Teamteaching hin. "Teamteaching hat sich in den Schulversuchen als ein zukunftsweisendes Modell erwiesen". Wann sagt diesen Leuten mal endlich jemand, dass wir uns weder Basisstufe noch Teamteaching leisten können. Abgesehen davon ist Teamteaching zu wenig praxiserprobt und pädagogisch schlicht fragwürdig. 
Bericht zur Einschulung in den Kindergarten - Übertritt in die Primarschule, Kanton St. Gallen, Juni 2012

21. Oktober 2012

Umstrittener Umgang mit digitalen Medien

Die heutige NZZ am Sonntag widmet sich in einer Spezialbeilage dem Thema des digitalen Lernens. Dabei wird festgestellt, dass die Schweiz zwar eine gute Infrastruktur besitzt, diese jedoch nur ungenügend genutzt werde. Was die Schüler lernen, hängt weitgehend vom Interesse der Lehrer ab. Ausserdem fehlt eine einheitliche Bildungspolitik hinsichtlich des Einsatzes von digitalen Medien im Unterricht: Selbst Medien- und Informatikdidaktiker sind sich nicht einig.
Streitfrage: Sollen Schüler lernen, wie man programmiert? Bild: ETH Zürich
Was Schüler am Computer lernen, ist Glückssache, NZZaS, 21.10. von René Donzé

Umkämpftes Latein

Die Diskussion ums Lateinobligatorium an unseren Universitäten hat Auswirkungen auf die Volksschule. Deshalb verfolge ich gespannt, wie sich die Universität Zürich gegen die Aufhebung des Obligatoriums stemmt. Dass der Antrag auf Aufhebung ausgerechnet von den Anglisten kam, ist interessant und verdeutlicht, dass man auch ohne Latein zu einem guten Anglisten werden kann. Ich persönlich bin skeptisch gegenüber dem dieser Sprache angedichteten Verständnis unserer humanistischen und kulturellen Tradition: viele Nazis waren ausgezeichnete Lateiner. Sobald die Universität Zürich feststellt, wie viele Studenten ihr Anglistikstudium nicht mehr in Zürich absolvieren, wird man auf den Entscheid zurückkommen. Der Text von Pacal Hollenstein bekräftigt mich in meiner Haltung.
Quelle: NZZaS, 21.10. von Pascal Hollenstein. Bitte zum Lesen auf den Text klicken.

20. Oktober 2012

Auch das ist Integration

Ein Leser schickte mir einen Bericht, der zeigt, dass Integration - auch wenn sie glückt - nicht immer alle glücklich macht. Der Faktor Mensch bleibt in der Erziehung unberechenbar. 
So geht Integration, Der Postillon, 2010/10

Euro-Krise wirkt sich aus

Die Kurse in heimatlicher Sprache und Kultur sind beliebt. Doch wegen der Finanzkrise ist deren Durchführung gefährdet. Das Angebot wird nämlich von den Botschaften der Herkunftsländer oder von privaten Trägerschaften organisiert und finanziert. Im Zuge der Sparmassnahmen waren die Kurse für die italienischen, portugiesischen und griechischen Kinder in Bedrängnis geraten. 
Quelle: NZZ, 20.10. Text zum Lesen bitte anklicken.

19. Oktober 2012

Das Angebot fördert die Nachfrage

Der Kanton Baselland leistet sich ein Stütz- und Förderangebot, das von 50% der Kinder genutzt wird. Andererseits können Schwerstbehinderte nicht genügend gepflegt werden, weil die Ressourcen fehlen. Hier stimmt offensichtlich etwas nicht mehr. Zu viele Kinder nutzen Therapien. Das grosse Angebot kann auch als Luxus betrachtet werden. Dazu kommt, dass der Verbrauch an Ritalin stark angestiegen ist. 
Quelle: Basler Zeitung, 18.10. von Franziska Laur. Text zum Lesen anklicken.

18. Oktober 2012

Ferienverlängerung bestraft

Das Zürcher Obergericht bestraft einen Vater, dessen beide Kinder zwei Tage unbewilligt dem Unterricht ferngeblieben sind. Die Familie reiste stattdessen in die Ferien.
Quelle: NZZ, 18.10.

Weitere Hürde in der Lehrerausbildung fällt

Fachmittelschüler mit Fachmaturität Pädagogik treten neu prüfungsfrei in die PH Zürich ein. Bisher mussten sie einen 20-wöchigen Vorbereitungskurs absolvieren und eine Aufnahmeprüfung bestehen. Damit stellt sich erneut die Frage, weshalb überhaupt noch eine gymnasiale Matur machen, wenn's auch einfacher geht?
Der neue Campus der PH Zürich, Bild: Keystone

16. Oktober 2012

Basisstufe kann Strukturprobleme nicht lösen

Nik Ostertag macht sich Gedanken zur Nutzung der Basisstufe um sinkende Schülerzahlen auszugleichen. Die Mittel sollten dem Zweck folgen. 
Wein und Schläuche 3 - Basisstufe gegen sinkende Schülerzahlen, Ventil, 16.10. von Nik Ostertag

Sport-Internat in Zuchwil

Der Kanton Solothurn will in einem Internat junge Sportler fördern. Diese Schule soll in einem ehemaligen Behindertenheim in Zuchwil untergebracht werden. Als Fernziel soll das Internat eine offizielle Sportschule von Swiss Olympic werden. 
Platz für bis zu 60 Nachwuchssportler, Bild: hsg.citynetz.com

15. Oktober 2012

PH Schwyz entscheidet im Frühjahr

Nachdem die PH Zentralschweiz auseinandergebrochen ist, kooperieren die nun selbstständigen Schulen in Luzern und Zug bereits wieder miteinander. Die dritte Schule, die PH Schwyz in Goldau, lässt sich für diesen Entscheid noch ein wenig Zeit bis zum Frühjahr 2013. Die Schwyzer haben bereits die Fühler zur PH Zürich ausgestreckt, die Türen für die Innerschweiz seien damit aber noch nicht zugeschlagen. 
Die PH Luzern befindet sich im gleichen Gebäude wie die Universität Luzern, Bild Adrian Baer/NZZ

14. Oktober 2012

Trägerschaft für neues Kompetenzzentrum steht

Worauf niemand gewartet hat, wird jetzt endlich erfüllt. Wir erhalten ein nationales Kompetenzzentrum Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) mit Hauptsitz in Bern und regionalen Stellen in Lausanne, Zürich und im Tessin. Das Zentrum, das eigentlich ja gar keines ist, setzt sich zusammen aus den ehemaligen Stiftungen Bildung und Entwicklung (SBE) und Umweltbildung Schweiz (SUB). Die Aufgabe der neuen Organisation wird so beschrieben: systematische Beobachtung von Entwicklung und Entwicklungsbedarf im Bereich Nachhaltige Entwicklung, sowie Beratungsleistungen oder das Verfügbarmachen von Praxishilfen, Materialien und Projektfinanzierungsmitteln. Die rund 40 Mitarbeitenden nehmen ihre neue Aufgabe am 1. Januar 2013 auf.
Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung: Trägerschaft für neues Kompetenzzentrum steht, EDK, 9.10

12. Oktober 2012

Frankreich plant Bildungsreform

Wie die Schweiz arbeitet auch Frankreich an einer "Schule des 21. Jahrhunderts". Diese soll die Chancengleichheit wieder herstellen. Dazu sollen die Hausaufgaben abgeschafft werden, denn diese förderten die Ungleichheit. Weitere Kernpunkte sind die Begrenzung der täglichen Unterrichtsstunden, die Abschaffung des Wiederholens von Klassen und eine neue pädagogische Haltung gegenüber Sanktionen. Ausserdem sollen die Ferien um ein bis zwei Wochen verkürzt werden. Nicht angetastet wird das Notensystem, es bestehe darüber "kein Konsens".
Der französische Bildungsminister Peillon will eine Schule, die allen die gleichen Chancen bietet. Bild: afp
Schule ohne Hausaufgaben, Tages Anzeiger, 11.10.

Was muss ein Kind können, das in den Kindergarten will?

Es gibt Merkblätter, die den Eltern sagen, welche Fähigkeiten ihre Kinder bei Eintritt in den Kindergarten haben sollten. Hier ein entsprechendes Beispiel aus der Stadt Zürich. Die Zürcher unterscheiden zwischen körperlichen, sozialen und intellektuellen Fähigkeiten.
Ist mein Kind bereit für den Kindergarten? Stadt Zürich, Schulgesundheitsdienste

Es gibt Kindergärtler, die ihr Füdli nicht putzen können

Wir leben in einer Zeit, in der vorverlegt wird: die Fremdsprachen, das Hochdeutsch, aber auch der Kindergarten. Dies geschieht mit der Hoffnung, das Kind würde davon profitieren. Im Kanton Thurgau liegt es im Ermessen der Eltern, ihr Kind in den Kindergarten zu schicken, d.h. die Eltern können ihr Kind ohne grosse Bürokratie später in den Kindergarten schicken. Die Präsidentin der Thurgauer Kindergartenkonferenz Tanja Kroha findet dies eine gute Sache. Die Eltern spürten, ob ihr Kind reif genug sei. Eine zu frühe Einschulung könne sich vor allem in der Oberstufe oder in der Lehre auswirken. Mit 15 eine Lehre anzutreten, sei schon sehr früh. 
Tanja Kroha: Die heutigen Kinder können sich nicht mehr eine halbe Stunde lang konzentrieren. Bild: Reto Martin
"Das traue ich den Eltern zu", St. Galler Tagblatt, 12.10. von Christof Widmer

"Menschlich und pädagogisch nicht vertretbar"

Deutsche mit Wohnsitz in der Schweiz schicken ihre Kinder nach Deutschland in die Schule. Ein Grund dafür ist die strenge Aufnahmeprüfung der Kantonsschule. Sogar Schweizer Eltern fragen manchmal bei deutschen Gymnasien an. Eine deutsche Schulleiterin eines Gymnasiums findet das Schweizer System mit Aufnahmeprüfung und Probezeit menschlich und pädagogisch nicht vertretbar.
Gymnasium in Konstanz: Hier gehen Deutsche mit Schweizer Wohnsitz zur Schule, Bild: Donato Caspari
Über die Grenze zum Abi-Abschluss, St. Galler Tagblatt, 12.10. von Erika Pal

11. Oktober 2012

Basisstufe als Allerheilmittel

Auch der Kanton Uri hat ein Allerheilmittel gegen sinkende Schülerzahlen gefunden: die Basisstufe. Damit können kleine Schulen am Leben gehalten werden. Wie sinnvoll diese Art von Problemlösung ist, interessiert niemanden: Die anderen Kantone machen's ja auch so!
Basisstufe soll im Kanton Uri geprüft werden, Regionaljournal DRS, 11.10.

PH wollen weiter zusammenarbeiten

Die beiden Pädagogischen Hochschulen Luzern und Zug wollen auch nach Auflösung des PHZ-Konkordats im Sommer 2013 eng zusammenarbeiten. Durch eine solche Zusammenarbeit könne das Synergiepotential genutzt und eine Koordination der Angebote vereinfacht werden. Wie so häufig sagen einem die Zeitungsartikel aber sehr wenig über die wirklichen Beweggründe dieser seltsamen Vorgehensweise. Weshalb sind die Schulen ihren eigenen Weg aus der PHZ gegangen, wenn sie weiterhin zusammenarbeiten wollen? Und wieso will man mit dem Standort Goldau SZ nicht zusammenarbeiten? Vielleicht gibt es in der Leserschaft jemanden, der mehr dazu weiss ...
PH Luzern braucht weiterhin Zusammenarbeit, Bild: Dominik Wunderli/NLZ
PH Luzern und Zug sollen Synergien nutzen, Neue Luzerner Zeitung, 11.10.

10. Oktober 2012

Keine deutschen Schüler mehr im Aargau

Während Graubünden zum Auffüllen der Klassenzimmer nach Italien blickt, endet ein ähnliches Projekt zwischen dem Kanton Aargau und Deutschland. Seit 2003 gingen jedes Jahr deutsche Jugendliche in Kaiserstuhl oder Bad Zurzach zur Schule. Nun endet diese internationale Zusammenarbeit. Es gibt auch in Deutschland Schulen, die mit zu tiefen Schülerzahlen kämpfen.
Ende eines deutsch-aargauischen Schulprojekts, Regionaljournal DRS, 10.10.
Deutsch-aargauisches Schulprojekt ist am Ende, Aargauer Zeitung, 10.10.

9. Oktober 2012

Graubünden kooperiert mit Italien

Ein Schulprojekt sieht vor, dass italienische Schüler die Schulklassen im Bergell auffüllen. Im Gegenzug sollen Bergeller Kinder nach Italien in die Spielgruppe. Erziehungschef Martin Jäger (SP) unterstützt dieses Schulprojekt. 
Schülermangel führt zu kreativen Lösungen, Bild: trading-house.net

Forum Kindgerechte Schule mit neuem Auftritt

Das Forum 'Kindgerechte Schule' verfolgt und diskutiert die Schulpolitik seit vielen Jahren. Nun ist die Webseite überarbeitet worden. Momentaner Schwerpunkt ist die Diskussion um die Abstimmung zur Grundstufe im Kanton Zürich. Ein Besuch der sehr umfassenden Seite mit vielen Hintergrundinformationen lohnt sich auf jeden Fall.

Thema Grundstufe, Bild: Forum Kindgerechte Schule
Forum Kindgerechte Schule

Ist mehr besser?

Bringen mehr Lektionen auch bessere Leistungen? Am Beispiel des Kantons Schaffhausen, der die Schülerlektionen um eine Lektion pro Woche kürzt, entzündet sich eine interessante Diskussion. Einerseits fehlen wissenschaftliche Daten, die Hinweise geben könnten über die Effizienz des Unterrichts. Andererseits ist unbestritten, dass eine bestimmte Unterschwelle an Lektionen nicht ohne Leistungsabfall unterschritten werden darf. Hier öffnet sich eine neue, vielversprechende Perspektive auf die Qualität des Unterrichts. Aus Immersionsstudien aus dem Fremdsprachenunterricht ist beispielsweise bekannt, dass die Leistung nicht von der reinen Lektionszahl abhängig ist. Hier gibt es beträchtliche Unterschiede, die neben dem Alter der Kinder (jüngere brauchen mehr Zeit) auch auf die Effizienz des Unterrichts (time on task) zurückzuführen sind.
Führen weniger Schulstunden zu schlechteren Leistungen? Tages Anzeiger, 8.10. von Simone Rau

8. Oktober 2012

Baselbieter Computerprobleme

Das Baselbiet steckt in tiefen finanziellen Schwierigkeiten. Dazu kommen die Probleme bei der Umsetzung der verschiedenen Schulreformen. Schliesslich hapert es auch noch beim Einsatz von Computern an den Schulen. Der Ärger bei Lehrern, Schülern und Eltern ist gross, doch Hilfe ist noch längst nicht in Sicht.
Im Baselbiet besteht der Unterricht mit Computer vor allem aus warten, warten, warten... Bild: Nils Fisch
Der Lehrer als Depp, Tageswoche, 21.9. von Michael Rockenbach

PH Thurgau erhöht Studiengebühren

Die PH Thurgau erhöht die Studiengebühren massiv. Nach Angaben der PH Thurgau handle es sich dabei um einen Beitrag ans Sparpaket des Kantons. Konkret betroffen sind Studierende des allgemeinbildenden Studienjahres (berufsbegleitende Vorbereitung für Kandidaten ohne Matura). Der Regierungsrat hat die dazu notwendige Änderung des Gebührenreglements genehmigt. 
Pädagogische Hochschule trägt zum Sparpaket bei, St. Galler Tagblatt, 8.10.

Späterer Kindergarten

Thurgauer Eltern haben das Recht, ihr Kind später in den Kindergarten zu schicken. Dies ist ohne formelles Gesuch oder Begründung möglich. 11 Prozent der Eltern haben davon für das laufende Schuljahr Gebrauch gemacht.
330 Thurgauer Kinder starten später in den Kindergarten, Bild: Nana do Carmo
Nur leicht mehr Rückstellungen, St. Galler Tagblatt, 8.10. von Mathias Frei

7. Oktober 2012

Tessiner kämpfen gegen Lohnkürzung

Die Tessiner Staatsangestellten - das sind auch die Lehrer - kämpfen gegen eine Lohnkürzung von 2 Prozent. Am vergangenen Mittwoch haben mehrere Hundert dagegen protestiert. Die Kürzung sei inakzeptabel. Sollte der Kanton nicht einlenken, werde am 21. November gestreikt.
Tessiner Staatsangestellte protestieren gegen Lohnkürzungen, Der Arbeitsmarkt, 4.10.

Verschärfte Absenzenregelung

Im Bereich der Absenzen existieren kantonal verschiedene Regelungen. In meinem Kanton Graubünden findet sich im Zeugnis überhaupt kein entsprechender Eintrag, weder für entschuldigte noch für unentschuldigte Absenzen. Die Arbeitgeberverbände fordern nun eine grössere Transparenz hinsichtlich der Abwesenheit vom Unterricht. Doch bezweifelt Beat Zemp vom LCH, ob durch eine Verschärfung der Absenzenregelung das Problem des Absentismus wirklich gelöst werden könne. 
Arbeitgeber wollen wissen, wer zuviel fehlt, Bild: Imago
Zeugnisse sollen Schwänzer entlarven, NZZaS, 7.10. von René Donzé

5. Oktober 2012

24 Prozent ins Gymnasium

Im Kanton Aargau besuchen 24 Prozent der Schüler nach den neun Volksschuljahren ein Gymnasium. 57 Prozent starten eine Lehre und 13 Prozent ein Brückenangebot. Dies ist das Ergebnis der seit 2008 stattfindenden Schülerumfrage.
Aargau: Mehr Schüler wissen wie weiter nach Schule, Regionaljournal DRS, 4.10.

Integration mit Tiefgang

Viel wurde und wird zum Thema Integration geschrieben. Hier mal etwas mit mehr Tiefgang als der Durchschnitt. Unter dem Titel "Neuer Wein in alten Schläuchen" findet Nik Ostertag, dass Integration nur klappen kann, wenn die alten, auf Separation ausgerichteten Strukturen, angepasst werden können. "Wir können nicht weiter so tun, als könnten grundlegende Systemwechsel innerhalb der bestehenden Strukturen bewältigt werden". 
Neuer Wein in alten Schläuchen, von Nik Ostertag, Blogbeitrag auf ventil-jugend.ch

3. Oktober 2012

Braucht es einen Schulpreis?

Der neu geschaffene Schweizer Schulpreis stösst auf massive Kritik. Wer wie Hans-Peter Köhli hinter die Kulissen dieses scheinbar harmlosen Instruments zur Qualitätsförderung blickt, entdeckt die Winkelzüge, um die Schule der demokratischen Kontrolle zu entziehen. Dass dieser Text in keiner Schweizer Zeitung publiziert werden konnte, lässt die Empfindlichkeit der Drahtzieher im Hintergrund erahnen.

Wenn Deutschland etwas schon seit längerem kennt, ist das kein Grund, die Sache auch bei uns einzuführen. Es geht um die Meldung, dass in der Schweiz neu ein alle zwei Jahre auszurichtender „Schulpreis“ lanciert wird. Innovative Schulen mit aussergewöhnlichen Leistungen von der Frühförderung bis zum Berufsbildungssektor sollen Preise erhalten, wobei 225'000 Franken zur Verfügung stehen und der stolze Hauptpreis 80'000 Fr. beträgt.
Allerdings trifft das „neu“ nicht ganz zu; schon in den vergangenen Jahren wurden Preise ausgerichtet, nur unter dem Namen der deutschen „Mercator“-Stiftung aus dem Umfeld von Bertelsmann. Jetzt hat man einfach die Einrichtung umgetauft; „Schweizer Schulpreis“ tönt besser, obwohl trotz einigen weiteren Sponsoren als Hauptförderpartner nach wie vor Mercator fungiert.
Solche Schulpreise erachte ich als völlig fehl am Platz. Es geht doch nicht an, dass irgendeine Stiftung mit irgendeinem Gremium in kleinem, nicht demokratisch vom Volk bestimmten Kreise nach ihrem Gusto beschliesst, was an unserer Volksschule besonders gut sein soll und was nicht. Die Wahl einer preiswürdigen Schule ist genau so unmöglich und kann genau so wenig gerecht und ausgewogen vorgenommen werden wie wenn beispielsweise in einem Schulhaus die beste Lehrerin oder der beste Lehrer gekürt und für seine Superleistung mit barem Geld belohnt werden müsste.
Was meist bei derartigen Vorhaben herauskommt ist das Fördern von Show-Effekten, das heisst, wer sich möglichst gut mit grossem Trara in Szene setzen kann, wird beachtet, gelobt und prämiert, während andere, die tagtäglich mit ebenso viel Leistung und oft in sehr schwierigen Verhältnissen zuverlässig und nachhaltig ihre Arbeit verrichten, viel zu wenig Beachtung finden. Diese Preise, von denen ein paar wenige Leute oder Schulen profitieren, sind eben gerade nicht dazu angebracht, Klima und Effizienz im Schulsektor allgemein zu verbessern, obwohl sich das Unterfangen „Förderprojekt“ nennt. Im Gegenteil, es wird nach der jeweiligen Preisverleihung ein kleines Grüppchen lachender Empfänger geben und daneben eine Unmenge Frustrierter, die sich als die Dummen vorkommen müssen und die durch die Wahl der Superschulen bestimmt nicht zu noch höheren Leistungen angespornt werden. Politiker und Erziehungsdirektorenkonferenz sollten diese unerwünschte Preisverleiherei kurzerhand verbieten. 
Hans-Peter Köhli

2. Oktober 2012

Schülerzahlen steigen wieder

Ab 2013 sollen die Schülerzahlen an der Primarschule wieder ansteigen. Das ist die Prognose des Bundesamts für Statistik in den Szenarien 2012-2021. Ein weiteres Hauptergebnis sind die grossen kantonalen Unterschiede bei den Pensionierungen.
Szenarien für das Bildungssystem, Bundesamt für Statistik

1. Oktober 2012

Oelkers verteidigt Latein

Für den Zürcher Professor Jürgen Oelkers hat Latein einen eigenen Bildungswert "wie die Musik". Für ihn gehören Lateinschüler zu den besten Schülern, weil sie bereit sind sich durchzubeissen. Den Befund, dass Latein das Lernen gar nicht positiv beeinflusst, verwedelt Oelkers mit der Bemerkung: "Es ist müssig, darüber nachzudenken, welche Bildungseffekte der Lateinunterricht auf andere Fächer und den Erwerb anderer Kompetenzen hat".
Oelkers: "Anstrengungsbereitschaft", Bild: Christoph Ruckstuhl/NZZ
"Latein ist ein Zugang zu Bildung", NZZ, 1.10. Interview mit Jürgen Oelkers von Claudia Wirz

Erosion des Lateins

Nach Informationen des Altphilologenverbands und neueren Informationen aus den Universitäten ist die Erosion des Lateinobligatoriums schon weit vorangeschritten. Nun wackelt auch in Zürich das Obligatorium. Es liegen Anträge des Philosophischen und des Englischen Seminars sowie der Mittelalter-Archäologen vor, in diesen Bereichen auf das Latein-Erfordernis zu verzichten.
Zeigt sich noch resistent gegen die Abstufung des Lateins: Universität Zürich, Bild: Simon Tanner/NZZ
Latein wird zur Spezialität, NZZ, 1.10. von Christoph Wehrli

Gründung von Auslandschweizerschulen geplant

Die Schweizer Schulen im Ausland sollen als Teil der Schweizer Präsenz gestärkt werden. Der Bundesrat will deshalb die gesetzlichen Auflagen für diese Schulen lockern. Er will den Schulen eine grössere betriebliche Flexibilität und eine höhere Eigenfinanzierung ermöglichen. So soll den Schulen kein Minimalanteil an Schweizer Schülern mehr vorgeschrieben werden. Die Subventionen sollen sich vielmehr nach der Gesamtschülerzahl richten. Davon verspricht sich der Bund Einsparungen zugunsten neuer Fördermöglichkeiten. Vorgesehen sind zum Beispiel Finanzhilfen für die Gründung neuer Schulen an Standorten, die für die schweizerische Aussenpolitik wichtig sind.

Dass die aussenpolitische Bedeutung der Schweizer Schulen erhöht werden soll, wird in der dieser Tage zu Ende gehenden Vernehmlassung zur Revision des Auslandschweizer-Ausbildungsgesetzes mehrheitlich begrüsst. Der Paradigmenwechsel äussert sich auch im geplanten neuen Titel des Gesetzes: Bundesgesetz über die Präsenz schweizerischer Bildung im Ausland. Die Auslandschweizer-Organisation (ASO) begrüsst es «lebhaft», dass der Bund künftig Schulgründungen an aussenpolitisch bedeutsamen Standorten finanziell unterstützen könnte. Die Schulen leisteten einen substanziellen Beitrag zur Imagepflege der Schweiz. Sie seien ein Schaufenster des Bildungsplatzes Schweiz. Die ASO begrüsst auch den Einbezug der schweizerischen dualen Berufsbildung sowie eine verstärkte internationale Zusammenarbeit im Bildungsbereich. Die Schulen seien ideale Plattformen der schweizerischen Präsenz im Ausland. In weitgehend ähnlichem Sinn äussert sich der Verein Educationsuisse, der die Interessen der Schweizer Schulen im Ausland vertritt. Die Akzentuierung der aussenpolitischen Bedeutung der Schulen hält er für zwingend.
Unter den Parteien wird die Gesetzesrevision mehrheitlich begrüsst. Nur die SVP lehnt den Revisionsentwurf ab. Sie stösst sich daran, dass der Fokus neu auf die Präsenz der Schweiz im Ausland gelegt wird. Sie möchte, dass die Förderung der Ausbildung junger Auslandschweizer Zentrum bleibt. Heute unterstützt der Bund weltweit 18 Schweizerschulen im Ausland mit einem jährlichen Kredit von 20 Millionen Franken; neu steht ein Vierjahresrhythmus zur Diskussion. Die Schweizerschulen sind private Bildungseinrichtungen, die von Schweizer Schulvereinen mit einem ehrenamtlichen Vorstand getragen werden. Mit der Revision setzt der Bundesrat eine Motion der nationalrätlichen Bildungskommission um.
Substanzieller Beitrag zur Imagepflege: Schweizerschule in Sao Paulo, Bild: Blick
Quelle: sda, 1.10.

Bildung auf einen Blick

Die OECD versucht, die Entwicklung im Bereich der Bildung durch Ländervergleiche zu fördern. Es bleibe mal dahingestellt, ob sie diesen Anspruch auch wirklich erfüllen kann. Dennoch ist das Material von "Bildung auf einen Blick" für Bildungsplaner und -interessierte äusserst interessant. 

Bildungslandschaft Schweiz

Das Bildungssystem der Schweiz ist gekennzeichnet durch einen ausgeprägten Föderalismus. die Bildungssysteme der Kantone unterscheiden sich zum Teil beträchtlich. Sie werden in "Bildungslandschaft Schweiz" präsentiert. Darin sind Angaben erhältlich zur Zahl der Lernenden in den einzelnen Schulstufen der Schweiz. Mit einer Suchfunktion lassen sich die Zahlen für jeden Kanton finden. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2010/2011.
Bildungslandschaft Schweiz, Bundesamt für Statistik

Feuer und Flamme

Die diesjährige Schweizer Erzählnacht findet am 9. November statt und steht unter dem Motto "Feuer und Flamme". Die Partnerorganisationen des Projekts laden die alle Schulen ein, sich an der Erzählnacht 2012 zu beteiligen.
Mehr Informationen, sowie Gestaltungstipps und Werbematerial sind hier abrufbar.
Impressionen aus der Erzählnacht 2011, Bild: Schweizerisches Institut für Kinder- und Jugendmedien sikjm.ch