31. August 2012

Stärkere Integration in Freiburg

Freiburg will behinderte Kinder vermehrt in normale Schulklassen integrieren. Der Kanton hat ein Konzept in die Vernehmlassung geschickt.
Behinderte Kinder vermehrt in regulären Schulen, Regionaljournal DRS, 31.8. 

Nachgefragt: Remo Largo

Mit der Forderung "Hausaufgaben abschaffen" hat Remo Largo z.T. gereizte Reaktionen provoziert. Wie ist seine Forderung zu verstehen?

UK: Ist Ihr Nein zu Hausaufgaben generell oder müsste man da differenzieren zwischen Primar- und Sekundarstufe?
RL: Ja, kann man. Nur, das Problem ist ein allgemeines. Hausaufgaben sind uns Erwachsenen als eigene Schulerfahrung eingebrannt. Sie müssen einfach sein. Bringen sie aber auch etwas? Ich kenne keine Studie, die dies überzeugend nachgewiesen hätte. Die Nachteile jedoch sind offensichtlich.
UK: Es gibt Lehrer, die schätzen Hausaufgaben, weil sie individuelles Arbeiten ermöglichen.  Was im Klassenzimmer oft schwierig ist, ist zu Hause einfacher: Lernen im eigenen Tempo, eigene Lösungen kreieren, Einsatz von digitalen Hilfsmitteln etc.. 
RL: Diese Haltung bedeutet: Individuelles Arbeiten ist in der Schule nicht möglich, sowie digitale Hilfsmittel werden in der Schule nicht gebraucht und die Schüler darin nicht unterrichtet. Sie stellt den Lehrern, die so argumentieren, ein schlechtes Zeugnis aus. Ich bin der Ansicht, es ist die Aufgabe der Schule, die Kinder mit den digitalen Hilfsmitteln vertraut zu machten. Jeder Schüler sollte am Ende der Schulzeit mit dem 10-Fingersystem und den häufig verwendeten Computerprogrammen vertraut sein. Die relevante Frage lautet also: Wie kompetent sind diese Lehrer bezüglich individualisiertem Unterricht und Benutzung der Medien?
UK: Gegen die Hausaufgaben spricht, dass sie dafür sorgen, dass die Kluft zwischen bildungsnahen und –fernen Kindern wächst. Doch verhindert ein Verbot von Hausaufgaben wirklich, dass bildungsnahe Eltern  ihren Sprösslingen bessere Chancen auf dem Bildungsmarkt schaffen können?
RL: Hausaufgaben bestehen vor allem auch darin, dass zuhause für Prüfungen auswendig gelernt wird. Die Chancenungerechtigkeit entsteht, weil ein Teil der Schüler darin massiv von ihren Eltern unterstützt wird, ihre Noten daher besser ausfallen, während mindestens 30 % der Schüler diese Hilfe nicht erhalten und deshalb schlechtere Noten erhalten. Kommt hinzu: Die Schule betreibt immer häufiger, vor allem in der Oberstufe, ein eigentliches Outsourcing: Vorträge und Projektarbeiten werden immer mehr nach Hause delegiert. Wer hilft oder macht sie häufig gleich selber: die Eltern.

Largo: Lehrer müssen lernen, ihren Unterricht zu individualisieren, Bild: Migrosmagazin

30. August 2012

Berger entschuldigt sich

Der Thurgauer Volksschul-Chef Walter Berger entschuldigt sich für seine Aussage, dass sich Frauen für den Lehrerberuf besser eigneten. "Aus Distanz betrachtet erachte ich diese Einschätzung als falsch und nehme Abstand davon". Will er damit seinen Kopf aus der Schlinge ziehen?
Berger entschuldigt sich bei den Lehrern, St. Galler Tagblatt, 29.8.

Luzerner Lehrer kritisieren Integration

Rund die Hälfte der Integrative Förderung (IF) Lehrkräfte in Luzern haben keine Ausbildung. Die Ausbildung selber wird ebenfalls kritisiert. Sie dauert 28 Tage und kostet zwischen 6600 und 7200 Franken. 
Integrative Förderung wird überall gefordert, ist aber zu teuer.
IF ist teuer, Bild: Neue Luzerner Zeitung
Zu teure Ausbildung: Lehrer kritisieren Kanton, Neue Luzerner Zeitung, 30.8. 

29. August 2012

Französisch als Staatsaufgabe

Die Angst vor einem Verlust der schweizerischen Grundwerte wird von der Waadtländer SP-Nationalrätin Josiane Aubert in gefährlicher Art und Weise geschürt. "Für die Schweiz wird bald die letzte Stunde schlagen, wenn wir uns nicht unverzüglich dafür einsetzen, dass dem Unterricht unserer Landessprachen die kulturelle Bedeutung wiedergegeben wird, mit der wir gross geworden sind." Was ist geschehen? Einige Kantone denken laut darüber nach, schwache Schüler vom Französischunterricht zu dispensieren. Als ob der nationale Zusammenhalt vom Beherrschen der anderen Landessprachen abhängen würde! Die französische Sprachkompetenz der Deutschschweizer war wohl noch nie so hoch wie heute. Trotzdem wittert Aubert eine Ostschweizer Verschwörung. Was sie gar nicht schätzt sind pägagogische Argumente, die ins Feld geführt werden. "Sich hinter pädagogischen Argumenten zu verstecken, um den Französischunterricht in die letzten obligatorischen Schuljahre zu verbannen, ist hingegen gefährlich."
Wovor Frau Aubert selbst Angst haben dürfte ist eine sachliche Untersuchung über die Wirksamkeit des Fremdsprachunterrichts, von einer Prüfung der Deutschkenntnisse der jungen Romands einmal abgesehen. Aus dieser Perspektive betrachtet ist ihr Einstehen für die französische Sprache nichts als ein Ablenkungsmanöver.

Eine Schweiz ohne Herz und Seele: Josiane Aubert, Bild: ps-vd.ch
Kampf um Französisch in der Schule, Politblog, Der Bund, 27.8. von Josiane Aubert

28. August 2012

Kein Witz: Er meint es ernst

Walter Berger, Chef des Thurgauer Amts für Volksschule, ehemaliger Lehrer und Schulinspektor sorgt für eine Provokation. Er findet, Frauen eigneten sich eindeutig besser für den Lehrberuf als Männer.

Macht gewagte Aussagen in Zeiten des Lehrermangels: Walter Berger, Bild: schweizmagazin.ch
Ab 48:45 wird es auf dem Clip spannend.
Im Gespräch mit dem Regionaljournal konkretisiert und relativiert Berger seine Aussagen. 

27. August 2012

Zürcher Schulkapitel werden abgeschafft

Der Zürcher Kantonsrat hat heute beschlossen, die traditionellen Schulkapitel, die Vollversammlung der Lehrerschaft, abzuschaffen. Ersetzt werden sie durch eine Delegiertenversammlung. Unter anderem nominieren die Delegierten die Vertreter der Lehrerschaft im Bildungsrat. 

Weniger frei für die Kinder, Bild: Schulkapitel Dietikon Nord
Kantonsrat will das Schulkapitel abschaffen, Tages Anzeiger, 27.8.

Amtsleiter für Volksschule empört Lehrer

Ist es mehr als ein Missverständnis? Der Amtsleiter der Thurgauer Volksschule, Walter Berger, soll in einer Diskussion gesagt haben, Frauen würden sich besser für den Lehrberuf eignen als Männer. Sie seien pflichtbewusster, anpassungsfähiger, kommunikativer und sozial intelligenter als Männer. 

Walter Berger hat wahrscheinlich recht, Bild: partner-fuer-schule.nrw.de
Amtsleiter für Volksschule empört Thurgauer Lehrer, Regionaljournal DRS, 27.8.

Entlastung für Zürcher Lehrer

Klasserlehrer der Zürcher Volksschule sollen entlastet werden. Der Zürcher Kantonsrat unterstützte einen entsprechenden Vorstoss. Das normale Pensum beträgt 28 Lektionen pro Woche. Klassenlehrer sollen zwei Lektionen weniger unterrichten müssen.
Unbestritten hohe Belastung für Klassenlehrer, Bild: Keystone
Weniger Lektionen für Zürcher Lehrpersonen, Tages Anzeiger, 27.8.

Schulbeurteilungen nur noch alle fünf Jahre

In Zürich finden die externen Schulbeurteilungen nicht mehr alle vier, sondern nur noch alle fünf Jahre statt. Damit ergibt sich ein Sparpotential von 600 Stellenprozenten.

SVP will sie abschaffen - die Fachstelle für Schulevaluation, Bild: Fachstelle für Schulbeurteilung ZH
Schulen werden nur noch alle fünf Jahre beurteilt, Tages Anzeiger, 27.8. 

Längere Probezeit wirkt sich auf Sek aus

Die Zürcher Gymnasien haben die Probezeit auf ein Semester ausgedehnt. Das hat auch Auswirkungen auf die Sekundarschule, denn Erfahrungswerte zeigen, dass ca. 15% der Schüler die Probezeit nicht schaffen. Wie können nun die Schüler an der Sekundarschule integriert werden? Keine einfache Aufgabe, denn die Stoffpläne sind unterschiedlich. Deshalb wurden nun "Treffpunkte" vereinbart, an denen sich die Sekundarschulen orientieren können.
Der Preis des entspannteren Einstiegs ins Gymnasium, NZZ, 27.8., von Walter Bernet

26. August 2012

Darf Bildung alles?

Unter dem geschützten Deckmäntelchen "Bildung" verbergen sich oft auch seltsame Dinge. Worum geht es? Der Kanton Basel-Stadt steht mit seinem Schulmodell in der Schweiz als Exot da. Wegen Harmos muss daher die Zählweise und Benennung der Klassenzüge angepasst werden. Neu werden die Basler Kinder also sechs Jahre Primar- und drei Jahre Sekundarschule besuchen. Das Gymnasium dauert vier Jahre. Die Mehrheit der Schüler wird gleich lang zur Schule gehen, einzig Gymnasiasten sind ein Jahr schneller am Ziel.  
Wer gedacht hätte, die Basler würden es bei einer simplen Neuzuteilung auf die Schulhäuser belassen, sieht sich getäuscht. Es handelt sich hier um ein "Grossprojekt", das eine achtzehnköpfige Projektleitung beschäftigt. Von diesen Personen stehen dreizehn mit Anstellungsprozenten zwischen 10 und 90 Prozent auf der Lohnliste. Im Jahre 2011 waren zudem 15 Arbeitsgruppen mit knapp 200 Personen an der Planung beteiligt. 
Nur die Projektkosten allein belaufen sich auf rund 40 Millionen Franken. Für bauliche Massnahmen sind 712 Millionen budgetiert (auf mehrere Jahre verteilt). Die ganze Übung wird die Basler also rund 800 Millionen kosten. Dies ohne dass ein einziges Schulhaus abgebrannt wäre oder dass sich die Schülerzahl veränderte (das Gymnasium wird sogar um ein Jahr gekürzt). Das Geld für die Schulharmonisierung würde reichen, um 80 neue Schulhäuser à 10 Millionen Franken zu bauen. Darin hätten alle 21'000 Basler Kindergärtler, Schüler und Gymnasiasten - falls es nötig würde - locker Platz. 
Natürlich ist meine Zusammenstellung tendenziös, die Schulrealität ist komplexer, das ist mir bewusst. Trotzdem: Was in Basel im Zusammenhang mit Harmos abläuft, übersteigt meine kühnsten Befürchtungen von Bildungsbürokratie. Wir reden ja nicht von schulischen Inhalten und deren Vermittlung. Was tun denn die Basler bloss, wenn der Lehrplan umgesetzt werden soll, wenn sie bereits bei Harmos dermassen überborden?
 
Was tun sie, wenn es anspruchsvoll wird? Bild: ap
Quellen: Statistik Basel und Schulharmonisierung Basel.

Auswendiglernen ist nötig

Mit Gottlieb F. Höpli meldet sich ein Anhänger des Auswendiglernens zu Wort. Er kommentiert die Aussagen von Pulver und Largo und bezweifelt, ob heute noch viele Lehrkräfte fähig sind, auswendig zu lernen. 
Quelle: NZZaS, 26.8. Text zum Lesen anklicken.

25. August 2012

Genfer Schüler lernen Schweizerdeutsch

Mit Beginn des neuen Schuljahres werden 900 Genfer Schüler Schweizerdeutsch lernen. Dabei steht nicht ein Dialekt im Vordergrund, sondern viele verschiedene. Im Fokus stehen z.B. die allgemein verwendeten Verkleinerungsformen sowie Helvetismen wie Velo oder Trottoir.

Ohne Kenntnisse der lokalen Sprache bleibt die Deutschschweiz vielen ein Rätsel, Bild: swissworld.org
"Wie goots?" Basler Zeitung, 25.8. von Philippe Reichen

24. August 2012

Kölliker einigt sich mit Lehrern

Der Streit des St. Galler Erziehungschefs Stefan Kölliker mit seinen Lehrern endet in einem Kompromiss. Ab nächstem Schuljahr beträgt die wöchentliche Lehrerlektionszahl noch 27 statt bisher 28 Lektionen. Neu soll diese Entlastung auch für Teilzeitpensen ab 50 Prozent gelten.
 
Auch Teilzeit-Lehrer sollen entlastet werden, Bild: Keystone
St. Gallen will auch Teilzeit-Lehrer entlasten, St. Galler Tagblatt, 24.8.
Bildungsdepartement und Lehrer einigen sich, Regionaljournal DRS, 24.8.
St. Gallen entlastet auch Lehrer mit Teilzeit-Pensum, NZZ, 24.8.

23. August 2012

Statt Hausaufgaben länger Schule

Die Zuger Bildungsdirektion will das 9. Schuljahr neu gestalten. Zentrales Element dieser Neugestaltung ist, dass die Schüler pro Woche fünf Stunden länger in die Schule sollen. In dieser zusätzlichen Zeit erledigen sie ihre Hausaufgaben im festen schulischen Rahmen.

Hausaufgaben direkt in der Schule erledigen, Bild: de.123rf.com
Statt Hausaufgaben länger in der Schule sitzen, Neue Luzerner Zeitung, 23.8.

Zürcher Quereinsteiger ziehen in den Aargau

Die Ausgangslage ist paradox: Wer im Kanton Zürich als Quereinsteiger die Ausbildung zur Lehrperson absolviert, sucht sich Arbeit im Kanton Aargau. Wer im Aargau auf dem üblichen Weg ausgebildet wurde, wandert in den Kanton Zürich ab. Der Grund dafür liegt in den unterschiedlichen Anstellungsbedingungen der beiden Kantone: Während in Zürich die Entlöhnung aufgrund der Berufserfahrung erfolgt, geschieht sie im Aargau aufgrund des Alters.
Die Quereinsteiger legen sich quer. Bild: Felix Schaad/Tages Anzeiger
Aargau als "Auffangbecken" für Zürcher Quereinsteiger? Aargauer Zeitung, 23.8. von Martina Leser
Quereinsteiger wandern in den Aargau ab, Tages Anzeiger, 23.8. von Daniel Schneebeli

Nachgefragt: Verena Herzog

Das Projekt Frühfranzösisch ist stark unter Druck: Nach der grundsätzlichen Kritik am Lehrmittel und einer vernichtenden Evaluation der Basler Schulsynode machen auch die Lehrerverbände wieder Druck. Die Mittelstufenkonferenzen aus sechs Kantonen (ZH, TG, SG, AI, GL, SZ) fordern die Abschaffung des Frühfranzösischen. Meine Fragen gehen an Verena Herzog, SVP-Kantonsrätin aus dem Kanton Thurgau. Herzog war Co-Präsidentin der Volksinitiative "Nur eine Fremdsprache an der Primarschule".

Verena Herzog: Zweite Fremdsprache kann gekippt werden, Bild: vimentis.ch
UK: Primarschulfranzösisch gerät unter zunehmenden Druck. Dies, obwohl der Beschluss für zwei Fremdsprachen schon lange gefasst wurde. Wie erklären Sie sich diese verzögerte Reaktion?
VH: Im Thurgau werden erst ab letztem Schuljahr alle 5.Klässler in zwei Fremdsprachen unterrichtet. Insofern ist die Reaktion sehr schnell. Leider ist eingetroffen, was die Initianten für "nur eine Fremdsprache in der Primarschule" befürchtet hatten. Noch mehr Kinder genügen den Anforderung der Schule nicht und müssen nun auch noch in den Fremdsprachen (gesondert) gefördert werden!
UK: Wie sieht die politische Konstellation im Thurgau bezüglich des frühen Fremdsprachenunterrichts aus? Kann Ihr Kanton überhaupt am Fremdsprachenkonzept rütteln?
VH: 2006 wurde die Volksinitiative "nur eine Fremdsprache in der Primarschule" mit 51,9% abgelehnt. Deshalb wurde 2009 Frühenglisch in allen dritten Klassen eingeführt. Sehr viel Geld wurde in die Ausbildung der Englischlehrkräfte und in Englischlehrmittel gesteckt, ebenso ins Frühfanzösisch. Trotzdem sollen in erster Linie Schülerinnen und Schüler vom Mehraufwand profitieren und das ist wie Erfahrungen mit Frühfranzösisch und ganz aktuell mit dem Lernen von zwei Fremdsprachen zeigen, nicht der Fall. In einer Interpellation zum Gesamtsprachenkonzept des Kantons Thurgau wurde die Problematik diesen Mai  im Grossrat diskutiert. Mit einem Vorstoss könnte das Parlament und allenfalls der Souverän die zweite Fremdsprache wieder aus der Primarschule kippen.
UK: Wie sieht das weitere Vorgehen auf politischer Ebene aus? Spannen Sie evt. mit weiteren Kantonen zusammen?
VH: Mit einer Motion, die ich in Planung habe, könnte mindestens eine Fremdsprache, vorzugsweise das Frühfranzösisch, wieder auf  die  Sekundarstufe befördert werden. Nachdem sich im Juli sechs Mittelstufenkonferenzen der Ostschweiz gegen zwei Fremdsprachen in der Primarschule ausgesprochen haben, stehen die Chancen für eine interkantonale Zusammenarbeit, wie wir sie schon 2006 hatten, sehr gut.

22. August 2012

Eymann widerspricht Pulver

Der Basler Erziehungsdirektor Christoph Eymann widerspricht seinem Berner Kollegen Pulver, der eine pauschale Lohnerhöhung für Lehrer gefordert hatte. Er könne dies so nicht unterstützen, "gewisse Löhne müssen rauf, aber pauschal darf man das nicht verlangen", so Eymann.
Wegen Harmos muss Basel gross in die Schulinfrastruktur investieren. Für 800 Millionen werden neue Schulhäuser gebaut und bestehende saniert. Probleme sieht Eymann beim Projekt integrative Schule. Behinderte Kinder können problemlos integriert werden. Hingegen setzte er ein Fragezeichen bei der Eingliederung von verhaltensauffälligen Kindern. "Es darf nicht sein, dass wegen diesen Kindern eine Nivellierung nach unten stattfindet". 

Will keine pauschale Lohnerhöhung - Eymann, Bild: vaterland.li
Quelle: Basler Zeitung, 22.8.

21. August 2012

Wenn alle steuern, rudert keiner mehr

Die Kolumne von Alain Pichard in der Berner Zeitung ist auch diesmal wieder ein Leckerbissen.

Zu meiner Zeit an einem Bieler Oberstufenzentrum gab es immer wieder Lehrkräfte, die wegen Burnouts kurzfristig aussteigen mussten. Die daraufhin einspringenden Stellvertreter hatten jeweils keine leichte Aufgabe. Einer aber – nennen wir ihn Remo E. (Name geändert) – blieb mir derart in Erinnerung, dass ich heute noch Kontakt mit ihm pflege. Es handelte sich um einen 32-jährigen Ruder-Athlethen und Trainer, der dem einen Drittel ausgebildeter Lehrkräfte angehört, die Ihre Stelle jeweils nach zwei Jahren quittieren.
Er erwies sich als  Glückstreffer, kam mit unseren Migrantenkids gut aus, führte sie ordentlich zum Ende der offiziellen Schulpflicht und organisierte eine prima Abschlussreise. Kurzum, er überzeugte uns. Wir versuchten ihn zu überreden, bei uns als Klassenlehrkraft einzusteigen.
Seine Reaktion war bezaubernd: "Das, lieber Alain, ist für mich nun wirklich keine Option. Dieser Aufwand, diese Belastung, diese Arbeitszeit zu diesem Lohn, nein, das kommt für mich nicht in Frage." Der Mann brachte es auf den Punkt und fasste in einem Satz das ganze Dilemma der Praxis zusammen. Und das Schlimmste: Ich verstand ihn.
Ich schätze direkte und ehrliche Leute und so blieben wir in Kontakt. Ein Jahr später erhielt ich eine Mail von ihm. Darin gestand er mir verschämt: "Lieber Alain, ich hoffe, dass unsere freundschaftlichen Beziehungen jetzt nicht in die Brüche gehen. Ich trete nächste Woche den Job in der Bieler Schuldirektion an."
Seitdem höre ich wieder mehr von ihm, nicht direkt, sondern über meine Ex-Kollegen, welche die Papiere, Vorstösse, Evaluationen, Strategiekonzepte des Remo E. empfangen. Sei es die Zentralisation der Schulapotheken, die Neuordnung der Kulturveranstaltungen, die Informatik in den Schulbibliotheken, die Entwicklung der Rückmeldungskultur, alles signiert von Remo E. Remo rudert nicht mehr, er steuert.
Remo liegt im Trend. Eine tertiäre Ausbildung stösst massenweise gut ausgebildete Bildungsmänätscher, Entwicklungspsychologen oder Kommunikationsspezialisten aus und die Arbeitsbedingungen an der Volksschule sorgen weiterhin für einen ungebrochenen Ansturm auf die Stellen in der Bildungsbürokratie. Sie alle wollen steuern und nicht rudern.
Als ich 2010 meine Stelle in Biel kündigte, meldete sich bei der ersten Ausschreibung niemand, der meinen Job weiterführen wollte. Auf die etwas vorher ausgeschriebene Stelle eines Casemanagers der Berufsberatung in Biel trudelten 50 Bewerbungen ein, viele davon Lehrkräfte.

Sein Chef, der sozialdemokratische Bildungsdirektor Moeschler, ist ein wahrer Steuerungsfan. Zahlreiche Stellen hat er geschaffen. Für die 6 Schulsozialarbeiter (alle mit einer 50%-Stelle) schuf er zum Entsetzen der Bieler Schulleiter eine Leitungsfunktion von 40%, eine Kindergärtnerin wurde Integrationsfachfrau für die Unterstufe, eine Lehrerin Integrationsfachfrau für die Oberstufe. Kommunikationskonzept, Integrationskonzept, Früherziehungskonzept, Peacekonzept, Bildungsstrategie, der gute Sozialdemokrat kniete sich dermassen in Steuerungsfragen hinein, dass er darob seine eigentliche Aufgabe, die Schulraumplanung völlig  vergass. Die Folge: In einer Feuerwehrübung müssen heute Container aufgestellt und Schulraumnotbauten errichtet werden.

Aber der gute Herr Moeschler ist nicht der einzige, der steuern und nicht rudern will. ERZ, Schulinspektorat, Schulkommissionen, regionale (städtische) Bildungsverwaltungen und die PH’s – sie alle wollen natürlich auch steuern. Die Folge: Von Volksschule bis Fachhochschule und Universität laufen unendliche Reformrunden für Pensen, Bewertungen, Evaluationen, Mediationen, für Förderung und Einebnung gleichzeitig. Das Bildungswesen des Kantons Bern ist übersteuert
Übersteuerung führt zu Machtkämpfen, Konfusionen und Pfründen, kurz, zu einem gigantischen Ressourcenklau. Im Kanton Luzern - zum Beispiel - wurden die Schulinspektoren bereits vor 10 Jahren abgeschafft und niemand vermisst sie.

Wenn all die Mediatoren, Evaluatoren, Sonderförderer und Lehrplanflicker wieder unterrichten würden, wäre der Lehrermangel zu Ende. Und wenn es Remo E. täte, wäre auch die Qualität gut, was man nicht bei allen sagen kann.
Vorgestern erhielt ich übrigens eine hoffnungsfrohe Nachricht: Remo hat seine Stelle gekündigt. Er will wieder rudern, leider nicht in der Schule sondern auf dem Bielersee. 

Nachhilfe ist stark verbreitet

30 Prozent der Schüler nehmen Nachhilfeunterricht. Diese erstaunlich hohe Zahl wird im Gespräch mit Stefan Wolter näher beleuchtet. Ein wichtiger Grund dafür ist laut Wolter der konstant hohe Andrang auf die Gymnasien.
Ein Gespräch zum Thema Nachhilfe mit Stefan Wolter, Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF) in Aarau. (Bild: zVg.)
Stefan Wolter: "Nachhilfe ist ein städtisches Phänomen", Bild: Migros Magazin
"Sogar die allerbesten Schüler nehmen Nachhilfestunden", Migros Magazin, 20.8.

20. August 2012

Schulendumfrage Nidwalden

Die Umfrage bezieht sich auf das Schuljahr 2011/12 und gibt Auskunft über die Ausbildungswege der Schüler nach der obligatorischen Schule. Da mit einem Rückgang der Schülerzahl gerechnet wird, zeigt sich die Lehrstellensituation entspannt. 
Schulendumfrage 2011/12, Kanton Nidwalden

Schaffhauser Lehrer werden weiterhin beurteilt

Die SVP wollte die Beurteilung der Lehrkräfte mit einem Vorstoss abschaffen. Der Schreibaufwand sei unverhältnismässig, die Beurteilung zu bürokratisch und das System zu kompliziert. Der Vorstoss wurde aber abgelehnt. Das bedeutet, dass alle vier Jahre ein Mitarbeitergespräch stattfindet.

Alle vier Jahre ein Beurteilungsgespräch, Bild: dignico.de
Schaffhauser Lehrer werden weiterhin beurteilt, Regionaljournal DRS, 20.8.

Informatischer Analphabetismus in der Schweiz

Ist er ein bildungspolitischer Wadenbeisser? ETH-Professor Juraj Hromkovic nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn er über den Informatikunterricht, den Lehrplan 21 und den "lächerlichen" Medienunterricht schreibt.

Informationstechnisches Entwicklungsland Schweiz? Bild: ETH Zürich
"Ich staune über den informatischen Analphabetismus in der Schweiz", Sonntagszeitung, 19.8. von Simone Luchetta

19. August 2012

Abschaffung der Bezirksabschlussprüfung gefordert

Aargauer Bezirksschulleiter und auch Kantonsschulrektoren sehen in der Bezirksschulabschlussprüfung (BAP) keine Zukunft mehr und wollen sie abschaffen. Die Prüfung wird nur in drei Fächern durchgeführt: Deutsch, Mathematik und Französisch. Für das Abschlussattest zählt die BAP deshalb gerade noch zu 3/11. Der Rest stammt aus der Langzeit-Beurteilung. 
Soll die Bezirksschulabschlussprüfung 2016 abgeschafft werden? Aargauer Zeitung, 19.8. von Hans Fahrländer

Pulver verpulvert

Der Berner Erziehungschef Bernhard Pulver ("der beste Erziehungschef seit langem") kommt zu erstaunlichen Ansichten bezüglich der Frühfremdsprachen. Auf die Frage, warum er vor einem Jahr Frühfranzösisch eingeführt habe, antwortet Pulver: "Das wurde schon vor meiner Zeit als Bildungsdirektor aufgegleist. Ich weiss nicht, ob ich es sonst gemacht hätte. Aber es ist nun mal so." Selten hat sich ein Bildungspolitiker dermassen offensichtlich aus seiner Verantwortung gestohlen! Es sieht so aus, als ob mit dem Projekt Frühfranzösisch ohne sichtbaren Nutzen vor allem viel Pulver verpulvert wird
"Wohlfühlschulen sind etwas Gutes", NZZaS, 19.8. von René Donzé

Realitätscheck für Frühfremdsprachler

Ein Realitätscheck ist ein Test, der die aktuell wahrgenommene Umgebung dahingehend überprüft, ob sie real ist oder geträumt. "Träume ich oder wache ich", das dürfte sich jeder Anhänger von Frühfremdsprachen gefragt haben, der die heutige Ausgabe der Sonntagszeitung gelesen hat. Ein Auswertungsbericht der Basler Schulsynode zeigt nämlich, dass der Unterricht bei weitem nicht das hält, was er verspricht. Sowohl Kinder, Lehrer und Eltern sind überfordert. Die Politiker machen auf Schadensbegrenzung und künden auf 2015 Wirkungsstudien an, die natürlich viel zu spät erfolgen. So lange wird sich das umstrittene Lehrmittel "Mille feuilles" nicht mehr halten können. 
Frühfranzösisch: Kinder und Lehrer sind überfordert, Sonntagszeitung, 19.8. von Lea Hartmann

18. August 2012

Spicken mit dem Smartphone

Ein neues Schuljahr beginnt und auf die Schüler warten wieder Prüfungen. Doch mit ihrem Smartphone haben sie einen diskreten Helfer. Die Lehrer sind meist völlig ahnungslos. 
Ein Gerät für alles – auch für die externe Unterstützung bei Aufgaben, die eigentlich ohne solche gelöst werden sollten: Smartphone im Schulzimmer eines Gymnasiums.
Ein Gerät für alles, das Smartphone als wichtige Unterstützung bei Tests, Bild: Christoph Ruckstuhl
Schöner spicken mit dem Smartphone, NZZ, 18.8. von Matthias Böhni

Neues Schulmaterial in Zürich

In der Stadt Zürich kommt ein schweizweit einzigartiges neues Schulmobiliar zum Einsatz. Sogar Matratzen gehören neu zum Inventar. Tische und Stühle lassen sich rasch und unkompliziert in der Höhe verstellen. Die Tischplatten sind neigbar.

Auch Regale können zum Lernen genutzt werden, Bild: Immobilien-Bewertschaftung Stadt Zürich
Wie Zürichs Schüler künftig sitzen, stehen - und liegen, Tages Anzeiger, 18.8. von Tina Fassbind

17. August 2012

Schulleiter-Misere im Kanton Zürich?

Viele Schulen im Kanton Zürich stünden am nächsten Montag ohne Leitung da, sagt der Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter. Ein Grund dafür sei die unbefriedigende Arbeitssituation. Viele Schulleiter seien überlastet. Das Zürcher Volksschulamt hat einen anderen Eindruck. 
Schulleiter-Misere im Kanton Zürich, Regionaljournal DRS, 16.8. von Vera Deragisch

Ausbildung für Stellvertretungen

Der Kanton Freiburg verlässt sich bei Stellvertretungen und bei Stellen an der Sekundarstufe I auf Leute ohne Lehrdiplom. Neu bietet er eine Ausbildung an, die es erlaubt, kürzere Stellvertretungen zu übernehmen. Dies ist eine neue Variante im bunten Flickenteppich der schweizerischen Lehrerausbildung. 

Neu gibt's die Ausbildung zur Stellvertreter-Lehrkraft, Bild: Uli Stein
Der Kanton Freiburg stellt Lehrer ohne Diplom an, Regionaljournal DRS, 16.8.

"Von Kaderleuten kann man mehr erwarten"

Die Zürcher Schulleiter fühlen sich überlastet. Volksschulamtschef Martin Wendelspiess kontert die Kritik und nennt Zahlen zur angeblich so hohen Personalfluktuation bei den Schulleitern.
Stellt klar, dass die Arbeitssituation der Schulleiter bereits mehrmals verbessert wurde: Martin Wendelspiess.
Arbeitssituation wurde schon mehrmals verbessert: Wendelspiess, Bild: Dominique Meienberg
Von Kaderleuten kann man mehr erwarten, Tages Anzeiger, 16.8. von Pascal Unternährer
Nach den Lehrern klagen jetzt die Schulleiter wegen Überlastung, Tages Anzeiger, 16.8. von Pascal Unternährer

Missbrauch der Basisstufe

Die Basisstufe ist eine pädagogische Massnahme, um den Schülern den Einstieg in die Schulkarriere zu vereinfachen. Insbesondere soll der Übergang vom Kindergarten zur Primarschule erleichtert werden. Ausserdem erlaubt die Basisstufe eine angepasste Einschulung für schnellere oder langsamere Kinder. Darum geht es. In der politischen Debatte wird jedoch die Basisstufe zunehmend zum Vehikel für den Schutz von bedrohten Schuleinheiten missbraucht. So geschehen im Kanton Bern. Nun hat auch der Thurgau die Basisstufe als Heilmittelchen für vom Kindermangel gefährdete Schulen entdeckt. Unter dem Deckmantel einer "fortschrittlichen" Bildungspolitik kämpft man hemmungslos um regionale Interessen. Das ist unredlich und alles andere als kluge Politik. 
Grosser Rat 
Erziehungschefin Monika Knill will freiwillige Basisstufe, Bild: Nana do Carmo
Basisstufe soll Dorfschule retten, St. Galler Tagblatt, 16.8. von Christof Widmer

15. August 2012

Auch der Thurgau ermöglicht die Basisstufe

Der Thurgauer Grosse Rat folgt dem Willen der Regierung und ermöglicht die Einführung der Basisstufe. Gegen die Basisstufe war die SVP-Fraktion. Sie zweifelte am pädagogischen Sinn der Übung. Der Kanton erlaubt sowohl die drei- als auch die vierjährige Basisstufe.

Die Basisstufe mischt Kindergärtler und Primarschüler, Bild: Schulen Bümpliz
Bald Basisstufe im Thurgau, Regionaljournal DRS, 15.8.

Ethikunterricht in Graubünden

Ab diesem Schuljahr wird neu an der Bündner Oberstufe das Fach "Ethik" unterrichtet. Statt den bisherigen zwei Lektionen Religionsunterricht, wird neu nun also eine Lektion Ethik (obligatorisch) und eine Lektion Religion (mit Dispensationsmöglichkeit) unterrichtet. Dieser faule Kompromiss ist das Resultat eines politischen Spielchens und dürfte niemanden zufrieden stellen. In der Realität dürfte der Ethikunterricht bald die Rolle der gestrichenen Klassenstunde einnehmen. 
Ethik-Unterricht an Bündner Oberstufe, Regionaljournal DRS, 15.8.

Keine Sklaven der Modepädagogik

Franziska Laur schreibt einen erfrischenden Kommentar für den Nonkonformismus im Schulzimmer.


                            Zum Lesen bitte anklicken.
Quelle: Basler Zeitung, 15.8.

Remo Largo: Hausaufgaben abschaffen!

Hausaufgaben geraten immer stärker in Kritik. Verschiedene Studien zweifeln am Sinn der Hausaufgaben. Jetzt nimmt auch der bekannte Autor und Kinderpädagoge Remo Largo Stellung. Er fordert, dass die Hausaufgaben abgeschafft werden. 

Remo Largo: Nicht alle Eltern können helfen. Bild: Lindenschule
Über Sinn und Unsinn von Hausaufgaben, Schweizer Fernsehen, 14.8. 

Nachgefragt: Hans-Ulrich Bigler

Hans-Ulrich Bigler ist Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (sgv) und er nimmt Stellung zur Verwendung von Leistungstests wie Basic Check oder Multicheck. Damit klären Lehrbetriebe die Berufseignung von Bewerbern ab. Eine Studie kritisiert die Aussagekraft dieser Tests.

UK: Aus welchen Gründen verwenden Ihre Mitglieder die beiden Leistungstests Basic Check, respektive Multicheck?
HUB: Die Verwendung von Multi/Basiccheck geht einige Jahre zurück und ist auf die Einschätzung der Lehrmeister zurückzuführen, wonach die Zeugnisnoten zu wenig aussagekräftig waren. Problematisch war vor dem Hintergrund der hohen Nachfrage insbesondere der Quervergleich. Von Beginn weg war indessen klar, dass diese Tests bloss ein Kriterium unter mehreren ist. Ebenso wichtig sind persönliches Gespräch und Motivation der Kandidaten, Schnupperlehre, Referenzen etc.
UK: Wie zufrieden sind Ihre Mitglieder mit den Selektionstests? Haben Sie Rückmeldungen?
HUB: Die Zufriedenheit ist unterschiedlich, es gab und gibt Branchen, die mit Blick auf die Branchenanforderungen eigeene Tests entwickelt haben wie beispielsweise die Druckindustrie. Die Tests führen nie für sich alleine zu einem Entscheid hinsichtlich Lehrstellenvergabe.
UK: Sind Ihnen die Schwächen der Leistungstests bekannt? Wenn ja, was tun Sie dagegen?
HUB: Wir sind uns einerseits der Schwächen bewusst und stellen andererseits ebenso fest, dass in vielen Kantonen die Aussagekraft der Zeugnisse verbessert worden ist. Auch versprechen wir uns im Rahmen von Harmos - das vom sgv immer unterstützt wurde - eine weitere Verbesserung durch den Lehrplan 21 und die Definition beziehungsweise Einführung von Bildungsstandards. Liegen diese Elemente einmal definitiv vor, werden wir darauf hinarbeiten, dass auf weitere Tests in den Betrieben verzichtet wird. Dies umso mehr als wir zusammen mit der EDK ein Projekt "Anforderungsprofile" lanciert haben. Damit soll in der achten Schulklasse für die Schüler im Rahmen des Berufsinformationsprozesses eine Standortbestimmung möglich werden, der den Lehrstellenentscheid der Jugendlichen qualitativ unterstützt und in der neunten Klasse hilft, bestehende Lücken im Hinblick auf den gewählten Lehrberuf zu reduzieren.

Hans-Ulrich Bigler: Tests sind nur ein Kriterium unter vielen. Bild: sgv

Zu dumm für die Lehre?

20% der Schulabgänger finden keinen Berufsanschluss. Viele können kaum lesen und rechnen, haben schlechte Umgangsformen und stammen oft aus prekären Familienverhältnissen. Gleichzeitig sachsen die Leistungsanforderungen der Wirtschaft und viele Lehrstellen bleiben unbesetzt.
Diskussionssendung mit folgenden Teilnehmern: Marinko Jurendic, Dorothee Schaffner, Beat Zemp, Peter Schilliger, Jürg Peter. Leitung: Mona Vetsch.

Viele Jugendliche schaffen keine Lehre mehr, Bild: Universität Zürich
Zu dumm für die Lehre? Schweizer Fernsehen, 14.8.

Kurze Kulturgeschichte des Schulsacks

In diesen Tagen präsentieren die Schulanfänger mit Stolz ihren neuen Schulsack. Eine kleine Geschichte zu einem Ding, welches ein Leben lang in Erinnerung bleibt. 

Schulsack, Schulranzen, Schulthek: drei Namen für das gleiche Ding, Bild: Ricardo
Der Schulranzen - heute und gestern, Radio DRS, 10.8. von Karoline Arn

14. August 2012

Glarus will Basisstufe

Der Glarner Regierungsrat will den Schulgemeinden ermöglichen, an der Volksschule die Basisstufe einzuführen. Die Basisstufe ist ein Schulmodell, welches den Kindergarten und die ersten beiden Primarschuljahre verbindet. In der Basisstufe sei ein fliessender Übergang zwischen Lernen im Spiel und aufgabenorientiertem Lernen besser möglich. Auch die Gemeinden erachteten den Bedarf nach einer Basisstufe als ausgewiesen. Diese führe zudem für den Kanton zu keinen Mehrkosten.
Quelle: Regionaljournal DRS, 14.8.

Ausländer bezahlen für Sprachförderung im Kindergarten

Eine besondere Regelung zur Sprachförderung herrscht offenbar in Kreuzlingen/TG. Dort gibt es ein Angebot für fremdsprachige Kindergärtler zum Erlernen von Deutsch. Dieses kostet die Eltern allerdings 50 Franken pro Monat. Dieses Geld fehlt dann vielleicht für den Besuch eines musischen oder sportlichen Kurses. 
Nach Angaben des Schulpräsidenten würden 80% der fremdsprachigen Kindergärtler zusätzlichen Deutschunterricht benötigen. "Nach dem Kindergarten ist Schluss mit der zusätzlichen Unterstützung für die Ausländerkinder", betont der Schulpräsident. 

In Kreuzlingen bezahlen Eltern für die vorschulische Sprachförderung, Bild: autour-dun-livre.de
Mit Murat und Serkan im Chindi, St. Galler Tagblatt, 14.8. von Martina Eggenberger Lenz

13. August 2012

Spardruck im Baselbiet

Das neue Schuljahr wartet im Kanton Baselland mit verschiedenen Sparübungen auf. So hat der Kanton seine Beiträge an Lager und Exkursionen gekürzt. In Zukunft gibt es also keine Sommer- und Skilager mehr im gleichen Jahr. Mit der Einführung von Harmos wird die Sekundarschule um ein Jahr verkürzt. Die davon betroffenen Lehrer bangen nun um ihre Stelle, denn freiwillig in die Primarschule will trotz Lohn-Besitzstandswahrung kaum einer.
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Quelle: Basler Zeitung, 13.8.

Zürich wirbt Thurgauer ab

Auch im Thurgau mangelt es an schulischen Heilpädagogen. Ein Grund dafür liegt an Zürcher Schulen, die Thurgauer Heilpädagogen abwerben. Dort ist der Mangel an Heilpädagogen noch grösser.

Eine SHP-Lehrkraft verdient so viel wie ein Seklehrer, Bild: PHZ
Zürich wirbt Thurgauer ab, St. Galler Tagblatt, 13.8. von Mathias Frei

12. August 2012

Chancen für Migranten auf dem Lehrlingsmarkt

Wenn man Hassan, Blerim oder Fitnete heisst, hat mans schwer, eine Lehrstelle zu finden - so hiess es jedenfalls mal. Jetzt herrscht Lehrlingsmangel - viele Branchen klagen, dass sie nur mit Schwierigkeiten Auszubildende finden. 

Welche Rolle spielt die Herkunft bei der Lehrstellensuche, Bild: Südostschweiz
Bessere Aussichten auf Lehrstellen für Migrantenkinder, DRS 4 News, 8.8.

11. August 2012

"Habe guten Draht zu den Lehrern"

Der Schaffhauser Erziehungschef Christian Amsler (FDP) steht im Wahlkampf. Er findet, die Frage der geleiteten Schulen sei momentan vom Tisch. Lehrer finden, er sei eher ein Finanz- als ein Bildungspolitiker. Die Bildung leidet besonders unter dem geplanten Sparpaket. Am 26. August ist Wahltag.

Eher Finanz- als Bildungspolitiker? Bild: bockonline.ch
Interview mit Christian Amsler, Regionaljournal DRS, 10.8. 

Sind Hausaufgaben ein alter Zopf?

Gabriel Romano, Dozent an der PH Bern, findet, dass Hausaufgaben nichts brächten. Im Gegenteil, sie verschärften die Klassenunterschiede. Mit seiner Haltung ist Romano nicht alleine. Es handelt sich hier um ein altes Thema, das in regelmässigen Abständen wieder zur Diskussion gestellt wird. Es kommt halt immer darauf an, welche Art von Hausaufgaben gestellt werden. Hausaufgaben können  ein Mittel zur Individualisierung sein, auf das ich im Fremdsprachenunterricht nicht verzichten mag. Interessant finde ich in diesem Zusammenhang die verschiedenen Richtlinien, welche festlegen, wie viele Minuten pro Woche und Klasse gearbeitet werden darf.

Hausausgaben sollten selbständiges Lernen fördern, Bild: Elternrat Geeren
Schafft die Hausaufgaben ab! Berner Zeitung, 10.8. von Stefan von Bergen

Berner Schule bleibt Baustelle

Nach den Neuerungen und Reformen der letzten Jahre verspricht der Berner Erziehungsdirektor Pulver nun weniger Druck. Aber bald schon stehen neue Herausforderungen an: zweijähriger Kindergarten, Basisstufe, Umbau der Sek I.
Weiter gibt Pulver bekannt, dass der neue Lehrplan 21 in Bern erst ab 2017 gelten soll. Auch Lohnerhöhungen sollen wieder drin liegen ...

"Politik in den letzten sechs Jahren war wirklich gut", der Berner Erziehungschef Bernhard Pulver, Bild: Kanton Bern
Berner Volksschule bleibt eine Baustelle, Regionaljournal DRS, 10.8.

10. August 2012

Drei, vier Schüler mit Schwierigkeiten sind normal

In einem Interview gibt die Lernforscherin Elsbeth Stern Auskunft über sinnvolle und unsinnige Reformen. Manche Schulen gehen ihrer Meinung nach mit Volldampf in die falsche Richtung.
Illustration: Domo Löw: Wie soll all das Wissen vermittelt werden?
Wie vermittelt man Wissen am besten? Bild: Domo Löw
"Lehrer haben mehr Freiheiten, als sie denken", Tageswoche, 10.8. von Monika Zech

Ode an die Wandtafel

Die Sommerferien sind vorbei. In den meisten Kantonen beginnt nächste Woche das neue Schuljahr. Viele Schüler werden ein Smartphone oder einen Tablet-Computer dabei haben. Aber in den Schulzimmern sieht es noch fast so aus wie zu Gotthelfs Zeiten: Reihen von Schulbänken stehen vor einem Lehrerpult. Dahinter hängt eine Wandtafel.

Lehrer wehren sich für den Erhalt der Wandtafeln, Bild: 20 Minuten
Ode an die Wandtafel, DRS 4 News, 10.8. von Rafael von Matt

9. August 2012

Förderung der Naturwissenschaften

In einem 3-jährigen Versuch will das Zürcher Volksschulamt Konzepte für den naturwissenschaftlich-technischen Unterricht proben. Es meldeten sich deutlich mehr Schulen als erwartet. Die Schulen werden fachlich und finanziell unterstützt. Der Lehrplan werde dadurch aber nicht vernachlässigt.
Zürcher Schulen wollen forschen, Regionaljournal DRS, 6.8.

Jeder sechste Erstklässler zu schwer

Das Problem der Fettleibigkeit hat sich bei den Erstklässlern in Zürich zwar nicht akzentuiert, es wiegt aber weiterhin schwer. Besonders auffallend sind die Unterschiede zwischen den Quartieren.

Grafik: NZZ
Jeder sechste Zürcher Erstklässler zu schwer, NZZ, 7.8. von Andreas Schmid

"Es wird sehr viel Talent verschwendet"

Peter Mott, der langjährige Direktor der Zurich International School (ZIS), findet, dass sich die öffentliche Schule zu stark an einem Fabrikmodell der Schule orientiere. "Alles, was hinten rauskommt, muss gleich aussehen. Unterwegs wird die schlechte Ware von der guten getrennt, aber die Prozesse sind für alle gleich". Grosse Hoffnung setzt Mott in die neuen Technologien. Diese ermöglichen ein viel indivuduelleres Lernen und Lehren. "Wenn die Schulen diese Entwicklung nicht mitmachen, könnte es sein, dass sie früher oder später irrelevant werden". 

Das heute praktizierte Schulmodell ist ein Fabrikmodell, Bild: NZZ
"Das Fabrikmodell der Schule gehört abgelöst", Interview von Walter Bernet mit Peter Moll, NZZ, 6.8.

1. August 2012

Der Sprachen-Taliban

In regelmässigen Abständen erhalten gefährliche Sprach-Provokateure eine Plattform in Deutschschweizer Zeitungen. Dort drohen sie mit der Verblödung, der Provinzialisierung oder mit einem Sprachenkrieg, wenn wir nicht augenblicklich aufhören, unsere Dialekte zu sprechen. 
In der NZZ schreibt José Ribeaud - Lehrer, Gewerkschaftssekretär und Journalist - über die viersprachige Schweiz im Umbruch. Ribeaud hat die Hauptfeinde des Schweizer Sprachfriedens identifiziert: das Englische und die Deutschschweizer Mundarten! Wenn er uns nun aufruft, den Einfluss des Englischen zurückzudrängen, dann überschätzt er unseren Einfluss auf die Welt massiv. Hätten seine Vorfahren mit gleicher Verbissenheit den Einfluss der Römer bekämpft, dann hätten wir heute keine lateinische Schweiz.
Ribeaud provoziert und warnt: Mehr Beamtenstellen für die lateinischen Schweizer und einen permanenten Bundesratssitz für die italienische Schweiz. Sonst drohe ein Sprachenkrieg nach belgischem Muster. Ist Ribeaud mehr als ein marktschreierischer sprachlicher Lobbyist?
Der Tag, an dem Schweizer anderen Schweizern vorschreiben, wie sie zu sprechen haben, ist der Tag, an dem dieses Land zerfällt. Was wir für ein friedliches Miteinander nicht brauchen, sind interessengesteuerte Sprachen-Taliban à la Ribeaud.

Droht mit belgischen Zuständen, José Ribeaud, Bild: swissinfo.ch
Viersprachige Schweiz im Umbruch, NZZ, 31.7. von José Ribeaud
Weitere Informationen zu José Ribeaud aus: Klartext