29. Januar 2012

PH abschaffen?

Die Weltwoche veröffentlicht in ihrer jüngsten Ausgabe einen noch geheimen Vorschlag aus der SVP-Bildungsecke. Die Partei möchte die Pädagogischen Hochschulen abschaffen und die Lehrer - wie andere Berufe - in einer Lehre ausbilden. Das theoretische Rüstzeug würden die Lehrlinge an der Universität bekommen, die praktische Ausbildung erfolgte in Schulhäusern unter Leitung von erfahrenen Praktikern. Der brisante Vorschlag hat mich zu einer kurzen Stellungnahme bewogen.

Angesichts des verbreiteten Unbehagens über den Leistungsausweis der Pädagogischen Hochschulen (PH) ist eine Diskussion über die zukünftige Gestaltung der Lehrerausbildung legitim. Die PH sind aus den bestehenden Lehrerseminaren hervorgegangen. Vielfach wurde in denselben Gebäuden, mit demselben Personal jedoch unter neuem Namen weitergearbeitet. Den Anspruch einer qualitativ verbesserten Ausbildung blieb man weitgehend schuldig. Es wurde zwar munter verakademisiert, aus biederen Lizentiaten wurden über Nacht Dozenten. Doch der für die Ausbildung erhoffte Schub aus den  Forschungsabteilungen blieb aus. Zu stark waren diese damit beschäftigt, die vorgegebene Bildungspolitik durch Auftragsgutachten zu rechtfertigen.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Bezug zur Schulrealität, der vermittelt wird. Die tradierten Lerninhalte orientieren sich an den Bedürfnissen der Dozenten. Diese können sich weiterhin ohne erfolgreiche Praxiserfahrung in der Lehrerausbildung durchmogeln.
Trotz aller berechtigten Kritik ist der (geheime) Vorschlag der SVP zur Abschaffung der PH unausgegoren. Entscheidend für eine erfolgreiche Lehrerbildung ist die Verbindung von Theorie mit dem praktischen Schulhandwerk. Ob dabei unsere Universitäten besser abschneiden, muss bezweifelt werden. Die Zukunft der Ausbildung liegt in einer gestrafften Grundausbildung, die mit einer obligatorischen Weiterbildung während den ersten Schuljahren verknüpft ist.
Meister und Lehrling in der Ausbildung? Bild: atrena.ch
Quelle: Die Weltwoche, Nr. 4/2012 von Philipp Gut

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